#2 Menschen
Ich trat durch die Tür und folgte den Treppen nach unten. Wohin würde mich dieser Weg wohl führen? »Moon sie werden böse sein. Meinst du wirklich wir sollten weiter gehen?« Ich war stets ein artiges Kind gewesen, folgte den Regeln und beachtete alles, was mir aufgetragen wurde. Als Mondprinzessin hatte ich die Verantwortung, gut für den Mond zu sorgen. Es erstaunte mich, dass er einfach durch die Tür geschwebt war - das war für ihn ganz untypisch.
Moon setzte seinen Weg ungerührt fort, während ich mit gemischten Gefühlen hinterherging - sowohl aufgeregt als auch verwundert. Mit jedem Schritt, den ich machte, empfand ich ein wachsendes Gefühl der Freiheit, und meine Sorgen begannen zu schwinden. Von diesem Aussichtspunkt aus hatte ich einen Blick auf den Ballsaal, in dem meine Eltern und Stern Sabik verweilten. Es schien jedoch, als könnten sie mich nicht wahrnehmen.
Selbstverständlich kleidete sich der Stern in weiß. Auch wenn seine Krawatte in einem zarten Rosaton schimmerte - so rosig wie meine Haare und beinahe das gesamte Reich. Nur uns war es gestattet, reinweiße Kleidung zu tragen. Die wenigen anderen mussten sich durch ein besonderes Detail abheben. Warum das so war? Nun, das ist eine Tradition, die schon immer bestand.
Ich setzte meine Verfolgung von Moon fort und bemerkte plötzlich eine Veränderung der Treppen. Nicht nur das, sie führten auch steil nach unten. Moon wartete bereits am Ende der letzten Stufe vor einer Wolkenwand, die alles dahinter verbarg. Als ich schließlich auf der letzten sichtbaren Stufe anlangte, verwandelte sich Moon und schwebte sanft in meine Arme.
»Du weißt wahrscheinlich, dass ich ein bisschen Angst habe. Oder? Bist du dir wirklich sicher, dass es eine gute Idee ist, dort runterzugehen?« Moon strahlte für einen Augenblick intensiver auf, und ich nickte zur Bestätigung. »Na gut, wenn das deine Meinung ist. Ich weiß, dass du mich niemals in eine gefährliche Situation bringen würdest.« Ich hatte die Absicht, die nächste Treppenstufe zu erreichen, die ich im Verborgenen hinter dem Wolkenboden erhoffte.
Doch dort war nichts, und mein Fuß schwebte in der Luft. Entschlossen zog ich Moon dichter an mich und sprang vom letzten Absatz in die Wolken. Nachdem ich die Wolkendecke durchbrochen hatte, präsentierte sich die Szenerie nicht mehr in sanften Rosa- und Weißtönen. Vielmehr erstrahlte alles in lebhaftem Blau, intensivem Grün und einer Vielzahl weiterer Farben. Ich war zudem erleichtert, dass ich keinen harten Aufprall erleben musste.
»Moon, siehst du das? Einfach beeindruckend, oder? Es ist so schön!« Mein Fall gestaltete sich anders als erwartet. Ich schwebte sanft nach unten, während mich ein Licht umhüllte. In diesem Moment verspürte ich ein Gefühl der Freiheit. Doch je näher ich der Wasseroberfläche kam, desto stärker überkam mich die Angst. »Ich werde ertrinken!«
Doch schließlich fand ich mich sanft auf einem kleinen Boot mitten im Meer, das durch eine Welle von Moon sanft vom Ufer dorthin bewegt wurde. Dafür danke ich ihm. Erneut strahlte Moon intensiver. Mit einer einzigen mächtigen Welle näherten wir uns dem Festland, und als wir dort ankamen, stieg ich aus dem Boot. Ohne Schuhe spürte ich den kühlen, feuchten Sand unter meinen Füßen. Nach ein paar Schritten ließ ich mich im Sand nieder.
»Wir sind auf der Erde angekommen. Richtig? Ich benötige lediglich eine kurze Verschnaufpause, danach setzen wir unseren Weg fort. Die Reise war recht anstrengend, und wir haben dabei eine Menge Energie verbraucht. Geht es dir gut?« Moon erstrahlte erneut und ein Gefühl der Erleichterung durchströmte mich. Gerade als ich im Begriff war, aufzustehen, näherte sich etwas. Ich war wie gelähmt.
Es handelte sich um einen Körper mit Armen, Beinen und einem Kopf. Allerdings entsprach meine Vorstellung von dem, was kommen könnte, nicht dem, was ich tatsächlich sah. Dennoch hatte ich eine ganz andere Vorstellung im Kopf. Es nahm immer mehr an Geschwindigkeit zu, und als es schließlich bei uns eintraf, geschah es. »wuff«
»Oh, ich verstehe dich nicht. Mein Name ist Luna. Kannst du meine Sprache sprechen, wenn du doch schon deutlich anders aussiehst, als ich es mir vorgestellt habe?« Aber wieder bekam ich nur ein »wuff« Nun schnüffelte der Körper auch noch an meinen Füßen und kitzelte mich dadurch, was mich zum Lachen brachte. »Ich hatte eine völlig andere Vorstellung von den Menschen, Moon! Warum stand das nicht in den Büchern? Sie haben überall Haare und sind sehr klein!«
Daraufhin sprang die Person vor mir hin und her, da sie zu Moon gelangen wollte. Ich erhob mich, um sicherzustellen, dass nichts geschieht. »So klein! Aber du bist auch recht niedlich! Es scheint, als könntest du tatsächlich nicht sprechen. Moon, aber wer hat dann diese Bücher verfasst, wenn nicht die Menschen? Das ergibt doch alles keinen Sinn!«
»Ich bitte um Entschuldigung. Happy ist so schnell unterwegs, wenn er etwas Neues entdeckt, dass ich kaum mithalten kann.« Ich wandte mich der Stimme zu, die mit mir sprach. Mit mir! Einfach so! Und das in einem äußerst ungezwungenen Tonfall, als wäre es das Selbstverständlichste auf dem Mond. Das hatte noch nie jemand getan, aber immerhin war das auch die Erde.
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