School (4)


Die Kälte in seinem Körper ließ ihn hochfahren und er rammte sich kurzerhand den Kopf an dem Tisch. Er hatte das Bett als zu weich empfunden und war daraufhin unter den Tisch gezogen. Desorientiert blickte er durch den Raum. Er war in seinem Krankenzimmer. Einzig der kleine Spalt unter der Tür zum Flur brachte ein wenig Licht. Er stieg aus dem Bett. Nachdem Chanyeol und Baekhyun mit ihm zusammen Kuchen gegessen hatten, welchen Jimin nach wenigen Minuten wieder erbrochen hatte, da er es nicht gewohnt war zu essen, hatten sie ihn mit der netten Ärztin allein gelassen. Seine Wunden waren nicht wieder aufgegangen und der Blondhaarige fragte sich, was es für Verletzungen waren. Er konnte sich nicht erinnern. Und je mehr er darüber nachdachte, desto öfter bekam er Kopfschmerzen. Danach döste er durch die neu verabreichten Schmerzmittel ein.
Und nun war er wieder aufgewacht. Mit einer schnellen Bewegung erhob er sich und stellte sich an das Fenster. Die Dunkelheit begrüßte ihn. Der Himmel war wolkenlos und er starrte in die sternenklare Nacht.
Wie gern er jetzt hinausgehen würde.
Den nächsten Tag verschlief er völlig.

"Guten Morgen!", kam ein gutgelaunter Baekhyun in das Zimmer, während Jimin Zähne putzte.
"Wir machen heute einen Spaziergang!", trällerte der Blondhaarige und legte ein paar Anziehsachen auf das Bett.
"Du müsstest meine Größe haben, also habe ich dir mal eine Jogginghose und ein Shirt mitgebracht."
Jimin derweil spuckte seinen Schaum aus und schlenderte zum Bett, um die Klamotten zu begutachten. Nickend nahm er sie und verschwand im Bad.
Als sie sich gerade losmachen wollten, kam Dr. Song rein.
"Bevor irgendwer den Raum verlässt, wird gegessen!"
Daraufhin setzte sich Jimin eher widerwillig an den Tisch in seinem Zimmer. Er hatte keinen Appetit und wollte raus. Es juckte ihn in den Fingern an die frische, klare Luft zu kommen. Die Vögel zu hören. Die grünen Bäume zu sehen.
"Wir haben uns für Haferflockensuppe mit Obst entschieden, da du feste Nahrung noch nicht verträgst. Und Haferflocken sättigen und liefern Energie. Außerdem müssen wir deinen Vitamin-D Vorrat wieder auffrischen", erklärte der Doktor und Baekhyun nickte eifrig.
"Gut so, gut so. Das wird er brauchen, wenn er den Haufen von meinen Freunden kennenlernen wird."
Dr. Song lachte herzlich und verschwand aus dem Raum. Jimin aß in der Zwischenzeit seine Suppe und er musste sagen, es schmeckte unglaublich lecker.
Sowas hatte er noch nie gegessen.

"Also, du musst wissen, dass das Internat in vier Gebäude geteilt ist. Das große Gebäude auf das wir gerade zu steuern, ist das Schul- und Hauptgebäude, in dem der Unterricht abläuft. Der Krankenflügel hängt mit dran. Die Sporthalle ist neben dem Schulgebäude, aber separat angelegt. Hinter dem Schulgebäude befinden sich die Schlafsäle der Schüler. Und rechts neben dem Schlafabteil in einem extra Gebäude wohnen die Lehrer und die Direktorin", erläuterte Baekhyun, wobei Jimin nur mit halben Ohr zu hörte, da so viele Eindrücke von seiner Umgebung auf ihn niederprasselten, dass er gar nicht wusste, wo er zuerst hinschauen sollte. Überall herrschte rege Betriebsamkeit. Schüler tummelten sich auf den Wiesen, am Waldrand und im Gebäude. Jimin hatte das Verlangen sich in das saftig grüne Gras fallen zu lassen und nie wieder aufzustehen.
Doch Baekhyun unterhielt sich mit ihm und es fühlte sich gut an. Sehr gut sogar. Die Leere und Kälte, welche er vor einem Tag in der Nacht verspürt hatte, war gelindert wurden. Nicht ganz weg, aber weniger.
"Und das ist die Cafeteria! Hier gibt es, neben dem Kuchen im Krankenhaus, das leckerste Essen der Welt", schwärmte der Blondhaarige.
Sie viele Menschen, staunte Jimin. Er sah sie lachen und herumalbern. Und mit einem Mal fühlte er sich fehl am Platz. Sie alle kannten einander, kannten wahrscheinlich ihre Vergangenheiten und er, er kannte seinen Namen und mehr nicht. Es wunderte ihn, dass noch niemand etwas von ihm wissen wollte.
"Jimin, kommst du?", fragend sah Baekhyun ihn an.
"Du brauchst keine Angst haben. Sie alle werden dich mögen."
Und wenn er sich selbst nicht mochte? Weil er keine Ahnung hatte, wo er herkam? Wo er diese Verletzungen her hatte? Was er war?
Du bist Jimin!
Und du gibst nicht auf!
Er atmete tief durch und dann folgte er dem blondhaarigen Jungen.
Sie gesellten sich zu einer gemischten Gruppe von Jungen und Mädchen.
"Na, wer ist denn dieser Schönling?", fragte eine Blondine. Und Jimin wurde automatisch rot. Sie war schön.
"Lisa! Benimm dich! Er ist noch nicht lange hier, um deine schrecklichen Anmachen zu ertragen", lachte ein Anderer.
"Freut mich, ich bin Bambam. Der Hotteste unter all diesen Junggesellen."
Das Ego des Weißhaarigen kannte anscheinend kein Ende.
"Bambam fahr deine Arroganz runter. Ist ja nicht auszuhalten. Ignorier ihn einfach, Kleiner. Ich bin Jin, wenn du willst, kannst du dich neben mich setzen."
Jimin nickte kaum merklich und nahm Platz.
"Ich muss nochmal kurz Chanyeol aufsuchen. Passt du auf ihn auf? Und lasst seinen Rücken in Ruhe, sonst köpft mich Dr. Seong."
Damit drehte er sich um und ging zum Ausgang.
"Lass dich nicht zu doll von ihm durchnehmen!", schrie Bambam quer durch die Cafeteria.
"Fick dich, Bambam!"
Alle verfielen in Gelächter.
"Also Kleiner, erzähl mal was von dir", forderte Jin ihn auf. Jimin überlegte. Er grub tief in seinem Inneren. Drehte jedes Körnchen um, dass ihm eine Information über sein früheres Ich eröffnen konnte. Doch er fand nichts. Sein Kopf war wie leergefegt.
"Mir fällt nichts ein", murmelte er.
Er spürte die Blicke von allen Seiten. Nervös kaute er auf seiner Lippe herum.
Stille senkte sich über die Gruppe.
Hätte er doch seinen Mund gehalten.
Sie dachten bestimmt er war ein Freak.
Er richtete seinen Blick zum Boden.
"Yugyeom, wie sieht es mit deinem Tanz aus, den du schon so lange probst?", fragte ein Junge mit weißen zurückgegelten Haaren. Er war froh über den Themenwechsel. Noch länger hätte er die mitleidigen Blicke nicht ertragen können.
"Komm mit. Ich zeige dir noch ein bisschen die Schule", sagte Jin und Jimin war ihm unglaublich dankbar dafür.
Er war ein Parasit, der sich in diese Idylle einnistete. Er sollte besser verschwinden.
"Du bist kein Parasit."
Erschrocken blickte er in Jins Gesicht.
"Dein Blick hat Bände gesprochen. Weißt du, ich kenne einen perfekten Ort zum entspannen."
Sie schlängelten sich durch das treppenartige Labyrinth des Gebäudes und Jimin staunte nicht schlecht über all den Prunk. An jeder Wand hing das Bild eines berühmten Künstlers. Goldener Stuk war an den Türrahmen angebracht.
Draußen erwartete ihn die klare Luft und er sog sie tief ein. Jin lachte.
Fünf Minuten später erreichten sie einen Bachlauf und vier weitere Jungen kamen in ihr Blickfeld.
"Jini! Da bist du ja! Und du hast jemandem mitgebracht", sprach ein blondhaariger großgewachsener Junge mit Brille.
"Jungs, darf ich vorstellen, das ist Jimin. Jimin, das sind Yoongi, Hoseok, Taehyung und der Blondhaarige hier ist mein Freund Namjoon", erläuterte Jin, während er auf jeden Einzelnen zeigte und setzte sich neben Namjoon.
Bevor Jimin jedoch reagieren konnte, kam der Rothaarige namens Taehyung auf ihn zu und zog ihn am Arm mit auf das Gras.
"Endlich mal wieder jemand der frischen Wind in unsere Schule bringt", lächelte Hoseok. Fragend sah Jimin ihn an.
"Ach weißt du, hier kommt nie jemand Neues", winkte er ab.
Und dann begannen sie über belanglose Dinge zu sprechen. Und Jimin war glücklich, dass es nicht um ihn ging. Sie ihn nicht ausfragten, sondern ihn normal behandelten. Sie erzählten viel über sich und die Schule. Über ihre Freundschaft.
"Eine Frage habe ich trotzdem an dich", Yoongi hatte sich ihm zu gewandt.
"Was bist du?"
Nicht fähig etwas zu sagen, starrte er auf seine Hände, die er schon immer gehasst hatte, weil sie so klein waren. Sie sahen aus wie die Hände eines Fünfjährigen.
Was bin ich?
Du bist Jimin.
Und du gibst nicht auf!
"Ich glaube, ich bin ein Werwolf, genau wie ihr."

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Guten Abend, liebe Leser!
Ein neuer Tag, ein neues Kapitel.
Feel free to comment!

Lg Erin

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