✦Chapter 2✦

»Jocelyn Ferres, abgetrennter Fuß. Ihr Bein kam unter einen Lastwagen, als sie gerade die Straße überqueren wollte.« liest Holly laut die Krankenakte der vor ihr im Bett liegende Frau vor. Maggie, die neben ihr steht weitet langsam ihre Augen, als sie die Wunde der Verletzten sieht. »Fuck.« flüstert sie so leise, dass nur Holly es hört.

Jocelyn's Fuß war ein einziger roher Fleischklops. Nicht gerade der schönste Anblick nach der Mittagspause. Einmal schluckt Holly noch bevor sie anfängt das Bein, oder das was davon noch übrig ist, zu untersuchen. Nach ein paar Minuten beschließt sie mit diesen Ergebnissen zu Dr. Foster zugehen.

Dr. Foster ist ein sehr angesehener Chirurg. Wegen ihm hat das Seattle Grace circa die Hälfte seiner Kunden. Dieser Typ ist eine Goldgrube schlechthin.

»Doctor Foster. Wir haben da ein kleines Problem in Zimmer 109. Können Sie vielleicht kurz helfen kommen?« fragt Holly in ihrem Liebsten Tonfall. Foster ist ein netter Mann, dass weiß Holly. Es war ihr klar, dass er sofort zu der Verwundeten Frau eilen wird und sich um sie kümmert.

Ein Schwindelgefühl breitet sich in Hollys Körper aus und sie begibt sich ein wenig schwankend zur nächsten Sitzmöglichkeit. Langsam legt sie sich eine Hand auf die Stirn und bemerkt, dass sie ein bisschen überhitzt ist. Warscheinlich war es nur der Anblick der Frau von eben. Wenn Holly schlimme Verletzungen sieht wird ihr ab und zu ein wenig übel. Trotzdem war es schon immer ihr Traum Chirurgin zu werden. Die Chirurgie hat sie schon als kleines Kind fasziniert.

Als sie mit zehn Jahren wegen einer Blinddarmentzündung im Krankenhaus lag, hat sie sich doch tatsächlich in eine Operation geschmuggelt, ohne das es irgendwem aufgefallen ist. Erst nach einer viertel Stunde hat jemand sie bemerkt, und das nur weil sie dieses doofe Tablett angefasst hat und es ihr schließlich hingefallen ist. Ein paar Krankenschwestern haben sie wieder auf ihr Zimmer gebracht, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich ankommt. Danach haben sie sie eingeschlossen und die Tür wurde nur zum Essen geöffnet.

»Kann ich dir irgendwie helfen?« hört sie eine Stimme über ihr sagen, und als sie aufblickt sieht sie in das fragende Gesicht von Ashton. »Nein. Alles gut. Ich brauche keine Hilfe.« lehnt Holly hastig ab, während sie sich langsam aufrichtet. »Vielen Dank.« sie lächelt zum Abschied noch einmal freundlich. Ashton starrt Holly noch kurz hinterher, bis er schulterzuckend beschließt zu seinem neuen Patienten zugehen.

Holly eilt wieder zurück zu dem Zimmer 109, wo Ms. Ferres sich noch kein einziges Stück bewegt hat. Wie soll sie auch, wenn ihr Bein kaum noch vorhanden ist. »Es besteht leider keine Chance auf Heilung. Wir werden ihr Bein heute noch amputieren. Es tut mir wirklich leid. Sollen wir irgendwelche Familienmitglieder benachrichtigen?« spricht Dr. Foster und die Frau überlegt eine Weile.

»Nein. Ich möchte nicht das mich so jemand sieht.« erklärt sie schließlich und schüttelt den Kopf, in der Hoffnung das niemand ihre Tränen sieht. »Sicher nicht? Ich glaube es wä-« beginnt Dr. Foster, doch er wird von der Frau unterbrochen.»Ich bin eine starke Frau und ich brauche niemanden der mir bei steht.« beschließt sie entschieden und Dr. Foster nickt nur einmal, bevor er das Zimmer verlässt.

Maggie und Holly legen der Frau noch schnell einen Druckverband an und verlassen dann ebenfalls den Raum. »Vielleicht dürfen wir ja assistieren.« grinst Maggie fröhlich und auch auf Hollys Gesicht breitet sich ein kleines Lächeln aus. »Das wäre mal etwas anderes, als die ganzen Blinddarmentzündungen.«

Um 23:00 Uhr ist Hollys Schicht vorbei. Dr. Foster hatte entschieden, dass Maggie bei der Operation assistieren darf. Erst hatte Maggie Angst, dass Holly sauer auf sie sei. Doch Holly hatte sie beruhigt und meinte nur:»Alles okay. Viel Spaß.«

Langsam öffnet Holly die Tür des Krankenhaus und geht durch diese in die kalte Nacht von Seattle. An ihr fahren immer wieder Autos vorbei. Bei manchen hat sie echt das Gefühlt, sie morgen im Krankenhaus zusehen, da diese so Rasen.

Eine der wenigen Sachen die Holly nicht versteht. Wieso setzt man sein Leben so hart aufs Spiel. Man fährt schnell, raucht in grenzenlosen Mengen und betrinkt sich, bevor man dann noch ein weiteres Mal ans Steuer geht. So sind die Menschen einfach. Seltsam. Es gibt kein Wort, dass den Menschen besser beschreibt.

Nachdem sie in ihrem Auto sitzt, schaltet Holly erstmal das Radio auf volle Lautstärke. Sie kann die Stille nicht abhaben. Dann bildet sie sich Geräusche ein und hat Angst im nächsten Moment von irgendwem getötet zu werden. Im Radio läuft momentan ein 70-Jahre Musik-Mix.

Bei ihrer Wohnung angekommen, zieht Holly sich nur noch schnell um und putzt ihre Zähne, um sich dann in ihr Bett zu legen. Natürlich hat sie Angst vor dem einschlafen, doch was bringt es die ganze Nacht wach zulegen, nur aufgrund ein paar dummen Albträumen.

»Entscheide dich jetzt, Holly.« sagt die Frau ihr und Holly fängt an zu zittern. In ihrer Hand hält sie eine schwarze Pistole. »Du hast nur noch eine Minute.« drängt die Blonde weiter.

Holly muss sich entscheiden. Sie oder er.

Entweder Holly tötet Michael, oder die Frau tötet Holly. Diese Entscheidung ist unmöglich. Wie soll man entscheiden, ob man das Leben eines anderen oder sein eigenes beendet.

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