14. Sweet Dreams

Jackson war gerade damit beschäftigt am Laptop einen Film für sie beide auszusuchen, als Wooyoung gewagt beschloss in der Küche noch ein paar Getränke aufzutreiben, sich somit aus ihrem kuscheligen Kreis löste. Mingi war müde vom Toben mit Yunho gewesen und mit dem Kopf auf dem Rücken seines größeren Freundes eingeschlafen, schnarchte leise. Auch Jongho hatte sich bereits zusammengerollt wie ein Baby - in der Tat hatte Wooyoung irgendwann am Abend aufgeschnappt, dass der Mann immer im Sitzen schlief, während er ihm nachts Angst einjagte, sehr charmant.

San fielen ständig die Augen zu, während er versuchte Wooyoung pausenlos zu beobachten, sein Kopf auf Mingis Beine gebettet, während Yeosang gedankenverloren mit den Fingern auf seinem Bauch trommelte. Hongjoong hingegen lag an Seonghwas Seite gekuschelt, der Blonde war noch wach und strich dem anderen zuneigungsvoll durchs Haar. Wooyoung hatte sie lange sehnsüchtig beobachtet, glaubte nicht Hongjoong jemals wieder so entspannt und verletzlich zu sehen.

Jackson selbst war ebenfalls noch ziemlich wach aber immerhin leise genug geworden, dass die anderen ihre Ruhe hatten und Wooyoung bereute es in der Minute, in der seine nackten Füße kaltes Holz berührten, sich aus ihrem warmen Nest lösen zu müssen. Mit brennenden Augen tapste er in die Küche und begann den Kühlschrank zu durchsuchen, zuckte kaum noch zusammen, als Seonghwa elegant neben ihm gegen die Theke sank, wartend die Arme vor der Brust verschränkte.

"Hm? Brauchst du etwas?"

"Du hast es immernoch nicht verstanden, richtig? Selbst jetzt... du bist weiter, aber noch nicht am Ziel. Heute hast du allerdings alles richtig gemacht."

Wooyoung blinzelte konfus, als Seonghwas Hand seine Haare fand, brüderlich wuschelte. Der Mann lächelte sanft, nickte dann zur Tür hin.

"Willst du, dass ich dir San schicke?"

"Uhm, vermutlich nicht, nachdem Yunho im Detail erzählt hat, wie meine Duschroutine aussieht."

Seonghwa lachte auf, aber Wooyoung konnte es nicht leugnen, wie bei der Idee sein Herz etwas schneller schlug, er traute sich derzeit nicht, wusste nicht, wohin es führen würde, wenn er mit San allein wäre.

"Ihr solltet morgen in Ruhe reden. Während Jackson in der Badewanne sitzt.", schlug der Ältere diplomatisch vor und Wooyoung nickte bloß verzögert, war gedanklich bereits dabei San zu umarmen, um zu testen, ob er tatsächlich gerade dabei war sich in den Mann zu vergucken.

"...und von Yunho beobachtet wird.", hängte Seonghwa dann allerdings noch mit gerunzelter Stirn an und Wooyoung verzog das Gesicht, versuchte das zu überhören.

"Was, du wusstest, dass wir alles wissen und gesehen haben." Die Art und Weise, wie er suggestiv mit den Augenbrauen wackelte sprach dafür, dass er eindeutig zu viel Zeit mit Hongjoong verbrachte und Wooyoung vergrub sein glühendes Gesicht in seinen Händen.

"Aber warum erinnert ihr euch an so viel?! Ich weiß ja, ihr habt sonst nichts zu tun, aber trotzdem... Warum weiß Yeosang noch, wie ich mit acht das letzte Mal mein Bett genässt habe? Und Oma die gute Bettwäsche konfisziert hatte, bis sie sicher sein konnte, dass ich herausgewachsen war?"

Seonghwa hob nur lächelnd die Schultern und wandte sich dann zum gehen um.

"Ich bringe dann mal Hongjoong hoch. Pass du auf deinen Rücken auf, wenn du hier unten schlafen willst."

Leider war Wooyoung nicht Jongho und hatte keinen verwegenen Spruch auf Lager, also nickte er nur stumm und griff den Saft, um Seonghwa zu folgen (sie hatten sich außer bei Wooyoung und im Bad für kollektiv offene Türen im Haus entschieden).

Jackson war Gesicht voraus auf die Laptoptastatur gefallen und schnarchte laut auf die Tasten, immer mal wieder zuckte die Maus zittrig über den Bildschirm. Wooyoung stellte schnaubend den Saft auf der Kommode ab und rieb sich müde die Augen, während Seonghwa Hongjoong aufhob, es dem Mann gestattete sich murmelnd an seine Brust zu kuscheln.

Kaum waren die beiden weg, tauschte Wooyoung behutsam den Laptop mit einem Kissen aus und löschte die Lichter, tapste im Dunkeln zu seinem Lager hin. San war verschwunden, vermutlich unter Wooyoungs Bett gewandert und seufzend machte Wooyoung es sich an Jacksons Seite bequem. Umgeben von dem vertrauten Duft des anderen Mannes schlief er ein.

-

Er fand keinen Schlaf.

Es vergingen ungefähr zwei Stunden, in denen er nur an Jacksons Seite herum rollte und versuchte Schlaf zu finden, immer mal wieder in klammernde Umarmungen des anderen Mannes geriet. Der Rest des Raumes schlief in ruhigem Vertrauen und nach einer viel zu langen Zeit gab Wooyoung es endlich auf und schnappte sich seine Decke und ein Kissen, um damit die Treppen hinauf zu schleichen.

Im Zimmer seiner Großeltern waren leise Stimmen zu hören, Hongjoongs kehliges Murmeln sanft und Seonghwas tiefere Stimme schwer mit seinem Akzent. Wooyoung passierte sie auf leisen Sohlen, Decke und Kissen beinahe zu viel für seinen ungeschickten Griff und drückte mit dem Ellenbogen behutsam die Klinke zu seinem Zimmer herab.

Das zarte Licht von Sans Lichterkette schien warm von unter dem Bett heraus und das Bild hätte harmonisch gewirkt, wenn da nicht ein schweres Atmen und willkürliches Klopfen an Holz zu hören wäre.

Oh.

Für einen langen Moment stand Wooyoung erstarrt, der Kopf blank, malte sich zu viele unangebrachte Szenarien im Kopf aus, die seine Ohren glühen ließen und ihn dazu aufforderten schleunigst den Raum zu verlassen.

Nicht darüber nachdenken, bloß nicht in diese Richtung gehen, Wooyoung, nicht.

Ein hohes Wimmern unterbrach jeden Gedankengang und unsicher sah Wooyoung zwischen dem Bett und dem Gang hin und her, wägte ab, was er tun sollte. Ratlos biss er seine Lippe.

Ein weiteres Geräusch drang süßlich unter dem Bett hervor und Wooyoung entschied sich spontan zu bleiben, lieber zu checken, bevor er einen potenziell verletzten San hier allein ließ, bloß, weil sein einsamer Kopf gerne übertrieb.

Vorsichtig kam Wooyoung näher, um seine Sachen auf dem Bett abzulegen, stellte sicher, dass San seine Füße sehen musste und dennoch stoppte sein unregelmäßiges Keuchen nicht, etwas, das sich verdächtig anhörte wie ein Kopf schlug an Holz an.

Wooyoung hielt die Luft an, als er vorsichtig auf die Knie sank, den Kopf neigte, um unter sein Bett zu spähen.

San war... atemberaubend genug, dass Wooyoung das Atmen vorerst gänzlich auf die Seite legte.

Er trug nichts auf dem Torso - wenn auch sein weißes Oberteil achtlos in einer Ecke zusammengeknautscht war - und eine dünne Schicht Schweiß glänzte auf seinem Oberkörper. Knochen und Muskeln zogen feine Kurven und Linien in seine Haut, glatte Hügel und Täler, die Wooyoung mit neugierigen Fingern erkunden wollte.

Sans sonst so sanfte Hände waren unruhig in die weiche Decke unter ihm verkrampft, der Kopf zurück geworfen, um seine prominente Kieferlinie und den Adamsapfel mehr zu akzentuieren. Wooyoungs große Augen glitten über seine geöffneten Lippen und das nach hinten fallende Haar, fütterten sein Gehirn erneut mit qualitätsreichen Bildern, die alles andere als angebracht waren.

Die Augen des Anderen waren eng zusammengekniffen und es brauchte noch ein paar Augenblicke des gebannten Starrens, dann kam Wooyoung bereits die Idee, dass sein Freund einen Albtraum haben könnte.

Okay, Hilfe.

"San?", flüsterte er viel zu leise, um generell hörbar zu sein und scheute davor seine Hand nach der hitzigen Haut des anderen auszustrecken zurück.

Ein gequältes Weinen drang durch den Raum und innerlich kickte Wooyoung sich selbst, bevor er sich auf den Bauch herunter ließ und wieder begann zu atmen, näher zu dem anderen robbte.

"Hey, wach auf, Sanie. Komm schon.", sagte er fester und schüttelte den Blonden behutsam an der Schulter, vorsichtig ihn nicht irgendwo gegen das Holz zu schlagen.

"San."

Wooyoung schreckte zusammen, als San mit einem Mal seine Hand mit einem groben Griff packte, schier seine Knochen zerquetschte. Bodenlose Augen flogen auf, um kurz nichtssehend in seine Richtung zu starren und Wooyoung schlug sich immerhin nur etwas den Kopf am Bett an, als er überrascht versuchte sich zurück zu ziehen.

Sans Lippen bewegten sich zuerst, flüsterten wirr, dann blinzelte er mehrfach und fokussierte Wooyoung endlich, während der sich noch jammernd den Kopf rieb, seine Entscheidungen bereute.

"Woo." Die Stimme des Mannes war tief und kratzig, im nächsten Moment lockerte sich auch seine Hand.

"Oh, oh nein. Bist du okay? Es tut mir so leid!"

Es war viel zu einfach sich Sans sanft tastenden Händen zu überlassen. Er untersuchte Wooyoungs Haupt und seine Finger, pustete diese sogar sanft, wo seine eigenen Nägel sich zu tief in Wooyoungs Fleisch gegraben hatten.

"Du hattest einen Albtraum.", stieß Wooyoung unnötigerweise hervor, als er sich plötzlich der Länge nach an Sans Seite ausgestreckt fand, kaum Platz zwischen ihren Körpern. Wooyoungs Augen glitten über die Rundung von Sans knochiger Schulter, als San sich mehr in seine Richtung drehte, fast alles Licht blockierte. Hier war nicht einmal genug Platz für Sans Schultern, um auf der Seite zu liegen.

"Ja... Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe. Ich... schlafe nicht gut... allein."

Wooyoung notierte aus den Augenwinkeln Shiber, der als Sans Kissen gedient hatte.

"Es muss dir nicht leid tun. Ich bin sicher, dass-" Seonghwa das exakt gewusst hatte, als er mit Hongjoong ins andere Zimmer gegangen war. Welches Spiel spielten die beiden? Wooyoung verstummte, zu müde, um viel nachzudenken.

"Egal. Willst... Willst du vielleicht zu mir auf's Bett? Wenigstens, bis es dir besser geht! Ich hasse es alleine im Bett zu schlafen nach Albträumen...", schlug er dann mit einer ganz kleinen Stimme vor und San lächelte nachsichtig, wusste schließlich genau bescheid.

"Ich kann da oben wirklich nicht schlafen. Genausowenig, wie du hier unten."

Wooyoung griff seufzend auf das kalte Bett hinauf und zog sein Kissen zu sich herunter, um seinen Kopf darauf zu betten, den Arm darunter.

"Gut, auch okay. Ich leiste dir Gesellschaft, bis du wieder schläfst. Erzähl mir was, Sanie."

Sans liebevolles Lächeln, das zwar Grübchen in seine Wangen bohrte, aber seine Augen forschend offen ließ, war das letzte, was er sah, bevor ihm die Lider zu fielen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top