12. Warning
Es wurde offensichtlich nicht einfach für Wooyoung mit Jackson und seinen Kindheitsängsten zu jonglieren. Jackson hatte quengelnd darauf bestanden bei Wooyoung mit im Zimmer zu schlafen und es war viel zu verstörend zu wissen, dass San unter dem Bett lag und Jackson beobachtete, während der andere Mann ahnungslos schlief. Jackson hatte sich auch am nächsten Morgen köstlich darüber amüsiert, wie die Holzpuppe im Kühlschrank gelandet war, nein, wie passierte denn so etwas? Wooyoung war überfordert und sein Geburtstag war noch eine gesamte Woche hin.
Wooyoung fand seine wenigen freien Minuten ohne einen wie ein Wasserfall quasselnden Jackson am Arm in den Stunden, die der Mann sich täglich der Badewanne hingab. Mit gelber Quietscheente, Badebomben und Musik - er brauchte stets die perfekte Atmosphäre und ließ sich dabei auch von niemandem stören.
Wooyoung nutzte diese kurzen Momente des Aufatmens, um nach seinen Jungs zu sehen. Seonghwa belauschte sie jede mögliche Sekunde und auch Hongjoong schien entspannter als zuvor, die vielen dämlichen Kindheitserinnerungen, die Jackson über den kleinen und naiven Wooyoung aufgeworfen hatte, schienen geholfen zu haben. Während San gekränkt war, schien der Rest ziemlich unberührt, sie vertrieben sich die Zeit eben miteinander und Jonghos Kopf wurde inzwischen von einem glitschigen Haufen Flüssigkleber auf seinen Schultern gehalten.
Jackson war zwei Tage bei Wooyoung und gerade mal wieder in der Badewanne, als es an der Tür klingelte.
Wooyoung hob noch halb schlafend und mit Sand in den Augen den Kopf, suchte taub eine Uhr. Er saß Schulter an Schulter mit San in der Küche, San mit seinem Kopf weich in Wooyoungs Halsgrube gebettet und Shiber im Arm, Wooyoung selbst mit einer Tasse heißer Schokolade und dickem Rollkragenpullover.
Das Klingeln schreckte San auf - 7:25 übrigens - und mit großen Augen sah der Mann sich um, suchte betäubt nach der Lärmquelle. Süß.
Jemand räusperte sich zusätzlich leise von der Tür aus und beide Männer sahen konfus zu Seonghwa - ebenfalls im kuscheligen Pulli -, der bloß knapp zur Tür hin nickte.
"Es ist Yongguk."
Yongguk? Das war überraschend.
Perplex erhob Wooyoung sich von seinem Platz und begann Richtung Tür zu schlurfen, San fand beruhigt an Seonghwas Schulter Platz.
Der Vorraum war kühl und oben war Jacksons fröhliches Planschen zu hören, als Wooyoung neugierig die Tür öffnete, Hongjoongs stabile Präsenz an seiner Seite in dem Moment wahr nahm, als ein kalter WInd bereits buntes Laub in seine Wohnung wirbelte.
Draußen hing der Nebel zwischen den Bäumen, kalter Tau benetzte noch schillernd die Spinnennetze an der Veranda und Yongguks Locken fielen ihm weich in die Stirn, als er für den Bruchteil einer Sekunde Blickkontakt mit Hongjoong machte.
Wooyoung blinzelte, sah konfus zwischen ihnen beiden umher.
"Guten Morgen, Wooyoung-ah.", drang seine tiefe Stimme dann allerdings rau durch den Verfall des Herbstes und als Wooyoung die Augen zu Yongguk wandte, erbebte er in der eisigen Brise, nickte dem Mann eilig einzutreten.
"Morgen, hyung. Wie kann ich dir helfen? Tee? Kaffee?"
"Ich muss mit dir reden."
Yongguk war nicht eingetreten. Er stand noch immer draußen, der Wind zerrte boshaft an seinem langen Mantel und wirbelte Blätter um seine epische Gestalt.
Wooyoung sah für einen Moment zweifelnd die Treppe hinauf, hin zu der Tür, hinter der Jacksons sanftes Summen zu hören war und wägte es ab, ob er ihn mit seinen eigenartigen Freunden allein lassen wollte.
Eine plötzliche Berührung an seinem Rücken riss ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn schier aus seiner Haut fahren. Er glaubte Yongguks Blick abermals zu Hongjoong wandern zu sehen, dann stieß bereits wieder Hongjoongs warmer Atem an sein Ohr, als er flüsterte, wie als könnte jemand ihn hören.
"Es ist in Ordnung. Wir passen auf Jackson auf.", murmelte er selbst durchaus beunruhigt klingend und konfus wandte Wooyoung sich um, aber er war bereits fort. Schulterzuckend griff Wooyoung seinen eigenen Mantel und eine Mütze, trat dann zu Yongguk hinaus.
"Ich habe momentan Besuch, tut mir leid, sollte ich bald schon wieder gehen müssen.", fing Wooyoung locker an, doch Yongguks Augen glitten bloß unstet durch die Baumkronen, suchend, misstrauisch.
"Wir haben ein Problem, Wooyoung-ah."
Yongguk ging mit festen Schritten voraus, weiter weg von seinem eigenen Zuhause und dem See, tiefer in die Wälder hinein, während er sich weiter aufmerksam umsah, nicht für eine Sekunde seine Schultern fallen ließ.
"Was ist los?"
Wooyoung folgte nur konfus, sah sich ebenfalls nach dem unbekannten Übel um, wenn auch weniger gejagt als Yongguk.
"Deine Freunde, haben sie sich in letzter Zeit eigenartig verhalten?", fragte Yongguk dann gedämpft, ging nahe genug bei Wooyoung, dass ihre Schultern mit jedem Schritt aneinender glitten. Dunkle Augen suchten den herbstlichen Wald ruhelos ab.
"Ich meine, ich kenne sie noch nicht besonders lange, oder gut... Aber ich hätte nichts übermäßig seltsames bemerkt. Naja, außer vielleicht..." Wooyoung errötete bei der Erinnerung tief, suchte nach richtigen Worten.
"Aber das war nur Spielerei. Nichts von Bedeutung. Warum fragst du?"
"Ich habe selbst nicht viel Zeit, ich muss so schnell wie möglich wieder heim, aber hör mir zu, Wooyoung-ah. Sollten sie... sich eigenartig verhalten, musst du gehen. Ohne wenn und aber. Wenn es auch nur einer ist, dann... geh einfach, in Ordnung?" Yongguk hatte Halt gemacht, sehr ernst Wooyoungs Augen gesucht und Wooyoung fröstelte, als er selbst anhielt. Yongguks Augen waren wie ein finsterer See, die Oberfläche glatt und mit brodelnden Strömungen darunter, eine kalte Determination schien durch.
"Was bedeutet eigenartig?", flüsterte Wooyoung zurück, kein Vogel sang und er wollte die Ruhe des Waldes nicht stören, die Stimmung so unheilvoll mit Yongguks Worten.
"Alles. Alles, was nicht in ihren Charakter passt, alles, was bei dir Alarmglocken läuten lässt. Ich weiß, du kennst sie nicht gut, aber du könntest in Gefahr sein."
Wooyoung hob gerade konfus zu einer Frage an, als mit einem Mal Yongguks Kopf herum peitschte, wie als habe er etwas gehört, was anderen verborgen geblieben war.
"Ich muss gehen. Wooyoung, bitte... Du schaffst das. Hör auf deinen Kopf."
Damit war er mit einem abrupten Drehen verschwunden, rannte mehr oder weniger zu seinem Haus zurück. Mit einem unangenehmen Knoten im Bauch sah Wooyoung ihm nach, spielte noch mit dem Gedanken zu folgen, doch Jackson ging ihm vor. Jackson und alles, was in seinem Haus los war.
Die Schritte zurück schienen schwerer und entscheidender als die fort vom Haus und verwundert streifte Wooyoung zurück drinnen seine Schuhe ab, horchte für einen Moment auf Jacksons glückliches Singen.
San saß auf der untersten Treppenstufe und als Wooyoung eintrat, leuchtete sein Gesicht auf und er sprang glücklich auf den anderen zu, um ihm aus seinem Mantel zu helfen.
"Komm schon, Woo, lass uns etwas spielen, während dein Freund weg ist!", rief er ihm mit seiner süßen Stimme freudig entgegen, aber Wooyoung war zu abgelenkt von Yongguks gehetztem Ausdruck und ohne weiter darauf zu achten, schüttelte er San abwesend von seinem Arm ab.
"Im Moment nicht. Ich muss mit Hongjoong sprechen."
San verstummte, als Wooyoung determiniert davon ging, den betroffenen Mann gemeinsam mit Seonghwa in der Küche auffand. Die beiden schienen gerade mitten in einem wichtigen Gespräch gewesen zu sein und ihre Hände waren auf dem Tisch locker miteinander verschränkt. Als Wooyoung eintrat, zogen sie sich schüchtern zurück, jedoch überging Wooyoung diese Entdeckung.
"Yongguk sagte mir gerade, dass ich das Haus verlassen muss, wenn ihr eigenartig werdet. Erklärt euch. Ihr wart vor einigen Abenden ganz schön anhänglich."
Die beiden tauschten einen Blick, bevor sich Seonghwa seufzend zurück lehnte und die Arme hinter dem Kopf faltete. Abwartend starrte er Hongjoong an, der bloß geschlagen seufzte und sich reserviert Wooyoung zuwandte.
"Von einem ganz offensichtlichen Interesse an dir mal abgesehen - du bist sowas wie unser Gott was hast du erwartet - bist du noch nicht darauf gekommen?"
Er hatte nicht einmal den ersten Teil erwartet.
"Wartet, was?"
Seonghwa rollte gutmütig die Augen, Hongjoong hingegen sah schon etwas genervter aus.
"Also bitte. Müsste es nicht Sinn geben, dass wir uns alle zu unserer Bezugsperson hingezogen fühlen? Guten Morgen, Wooyoung." Ein sarkastisches Lächeln spielte um seine Mundwinkel, ließ ihn mit seinen roten Haaren nur noch mehr wie einen kleinen Teufel aussehen. Wooyoung verdaute noch den Gedanken, dass selbst Hongjoong zu ihm hingezogen war, das so eine hübsche Person wie Seonghwa etwas an ihm fand.
"Mal ganz davon abgesehen gibt es noch einen anderen Grund, aber das sagen wir dir sicherlich nicht, wenn du es bisher so offensichtlich übersehen hast. Geh los. Lerne endlich mal alle besser kennen. Wir sagen dir Bescheid, wenn wir etwas eigenartiges beieinander feststellen."
Er ließ keinen Raum für Diskussionen und etwas verdattert stand Wooyoung in der Küche, fand hilflos Seonghwas Blick.
Zu viel auf einmal.
Seonghwas Lächeln war sanft, geduldig.
"Komm schon, lad Jackson zu einer Pyjamaparty im Wohnzimmer ein. Wir kuscheln uns dazu und lernen voneinander."
Klang super. Toll. Wurde gemacht.
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