10. Game of murder

Twister war Wooyoung selten so spannend vorgekommen. So spannend und so gemeingefährlich.

Hongjoongs Augen hätten Löcher in die Wand schmelzen können, wenn er noch viel intensiver gestarrt hätte und dennoch schien er absolut determiniert dieses Spiel zu gewinnen. Sie befanden sich bereits einige Runden im Spiel und bisher hatte Jongho nur harmlose Fragen gestellt wie ihre Hobbys oder Lieblingstiere (Hongjoong mochte Musik, Minions - die seiner Meinung nach als Tiere zählten -, Hühnchen und die Farbe rot).

Ihre Position derzeit war nur halb unangenehm, Hongjoong hockte wie ein Hase neben Wooyoung und hatte einen Arm über seinen Körper gelegt, um an grün zu kommen, Wooyoung war rückwärts quer über das Spielbrett ausgestreckt und hielt sich auf bebenden Armen aufrecht.

"Und nächste Frage - Wooyoung: single oder in einer Beziehung?" Jongho erwiderte flach den verdatterten Blick, den Wooyoung ihm zuwarf. "Oder verheiratet?", hängte er dann noch versöhnlich an und Wooyoung ließ jammernd seinen Kopf zurückrollen.

"Was hat das mit kennen lernen zu tun? Nichts ändert sich dadurch!", protestierte er mit brechender Stimme und Hongjoong grub ihm seinen Ellenbogen in den Bauch, brachte ihn schier zu Fall.

"Das ist sowas von egal, antworte, bevor meine Beine einschlafen."

"Ist ja gut! Nein, keine Beziehung!"

Irgendwo zwischen den Schaulustigen war ein 'Aww' zu hören, als Wooyoung geschlagen den Kopf hängen ließ, Jongho hingegen starrte konfus.

"Wie du datest Suji nicht mehr? Ihr wart ja wohl das absolute Traumpaar!"

Yunho warf seinen emotionalen Zuspruch ein, während Wooyoung nur tief seufzte.

"Es kam einfach so, okay? Wir sind unterschiedliche Wege gegangen und jetzt musst du Hongjoong auch zwei Fragen stellen!"

Jongho schüttelte nur enttäuscht den Kopf und drehte die Scheibe, beobachtete genausestens wo sie landete.

"Linker Fuß auf Grün. Okay, dann erzähl mal, Hongjoong. Single oder in einer Beziehung?"

Hongjoong warf ein Bein über Wooyoungs Hüften, stand auf Händen und Füßen über ihm. Wooyoung mied es seine delikaten Züge zu genau zu analysieren, wandte den Kopf höflich zur Seite hin weg. Er traf unvorhergesehen Sans Blick, der Mann war inzwischen ganz wach und musterte von Yeosangs Schoß aus die Szene. Als sich ihre Augen trafen, grinste er nicht, viel eher betrachtete er nur aufmerksam den Abstand zwischen Wooyoung und dem kleineren Körper über ihm.

"Ich führe eine offene Beziehung mit dem Tod, weiter.", murrte Hongjoong noch unwilliger zu einer Antwort als Wooyoung und dieses Mal konnte auch er selbst nicht widerstehen und ließ die Augen zu Seonghwa schweifen.

Der hatte sich gegen die Wand gelehnt und beobachtete alles aus wohlwollenden Augen, jedoch verzog er bei Hongjoongs Antwort das Gesicht (vielleicht lächelte er auch, wer wusste das auf die Entfernung schon).

"Uh, kinky. So genau wollten wir es gar nicht wissen.", erwiderte Jongho mit einem ebenso abschätzenden Blick auf Seonghwa und Wooyoung war gerade dabei loszukichern, als ein schweres Gewicht seinen Körper traf, ihn erfolgreich zu Boden presste. Hongjoong sprang sofort wieder auf und Jongho an den Kragen und Köpfe rollten, während die beiden miteinander rangelten, von Mingi waren nur enttäuschte Proteste zu hören.

"Lasst uns vielleicht etwas spielen, das weniger körperlich wird.", machte Yeosang einen leisen Vorschlag, während Wooyoung noch immer am Boden lag und um Atem rang.

"Intim.", flüsterte Jonghos Kopf neben ihnen, während sein Körper irgendwo mit Hongjoong rangelte und Wooyoung rollte sich unauffällig davon, hatte immerhin Hoffnungen noch bis in die Küche zu kommen, bevor ihn jemand erwischte.

"Monopoly?"

"Das letzte Mal, als wir Monopoly gespielt haben, haben sich Mom und Dad fast scheiden gelassen und Jongho schier das Haus abgefackelt, lieber nicht."

"Mensch ärgere dich nicht in Zweierteams. Wir könnten- Hey, Wooyoung, wohin so eilig?", war es ausgerechnet Seonghwas süffisante Stimme, die ihn letzten Endes von seiner Flucht abhielt und Wooyoung erstarrte, wo er gerade wie ein schleimiger Wurm über den Boden gekrochen war.

Eine Hand griff ihn resolut am Fuß und zerrte ihn wieder zu ihnen zurück, ignorierte seine schwachen Proteste.

"Alles klar, welche Teams?"

Wooyoung löste sich seufzend aus Yeosangs Griff, um sich wieder aufzusetzen, der Rest scharrte sich um ihn und begann das Spielbrett aufzubauen. Bei der Frage kam er nicht umhin einen suchenden Blick auf San zu werfen, fand dessen Gesellschaft bereits am vertrautesten. Der Weißblonde war allerdings bereits nahe an Yunhos Seite gerückt und hatte sich besitzergreifend einen seiner Arme geschnappt, um ihn zu umarmen. Süß redete er auf den anderen ein, der ihm aufmerksam nickend leuchte, das Gesicht erhellt.

Na schön.

"Ich will mit Seonghwa in ein Team.", machte Wooyoung daher leise seinen Vorschlag und der Rest zuckte nur einverstanden die Achseln, die betroffene Puppe ließ sich lächelnd neben Wooyoung nieder. Er vergaß es nicht dem Jüngeren brüderlich durch die Haare zu wuscheln, während er nach den roten Spielfiguren griff und für einen Moment schwelgte Wooyoung in dem längst vergessenen Gefühl.

Mingi und Yeosang spielten gelb und Hongjoong mit Jongho schwarz und obwohl sie viel zu viele Leute um das Spielbrett gescharrt waren und überall spitze Ellenbogen an Rippen und Knie an andere Knie stießen, war es kuschelig. Es war, als würde Wooyoung mit Jackson und den anderen spielen.

Hier und da brachen immer mal wieder Diskussionen und hitzige Pieksgefechte aus, aber ansonsten verlief dieses Spiel flüssig, letzten Endes gewannen zwar San und Yunho, aber Wooyoung und Seonghwa waren immerhin noch zweite, während Mingi noch immer mit Yeosang über seine selbsterstellten Spielregeln stritt.

Seonghwa beugte sich nach dem Spiel irgendwann unvermittelt zu Wooyoung herüber und der zuckte zuerst zusammen, als eine schwere Hand plötzlich seine Schulter fand, entspannte sich dann aber schnell wieder. Die Stimme des Blonden war tief und kratzig so nah an seinem Ohr und Wooyoungs Augen fanden den Boden, als er sich aufmerksam auf die Worte des Anderen konzentrierte.

"Du riechst wirklich gut, weißt du das?" Seonghwa verschwendete keine Sekunde, um seine Nase in das weiche Haar hinter Wooyoungs Ohr zu pressen, tief einzuatmen. Der arme Junge zuckte unter der plötzlichen Nähe des anderen merklich zusammen, spürte eine tiefe Röte über sein Gesicht kreuzen, als Seonghwa besänftigend mit einer Hand seinen Oberschenkel fand.

"U-Uh, danke? Denke ich?" Seine Stimme war kaum mehr als ein verschrecktes Quieken, ging in der Diskussion der anderen schier unter. Seonghwa brummte bloß kehlig an seiner Haut, neigte den Kopf mehr in Wooyoungs Richtung und wie als würde er gerade eine Schandtat begehen, konnte Wooyoung gar nicht anders als sich nervös im Raum umzusehen.

Mingi und Yeosang diskutierten angeregt mit San und dem Schiedsrichter. Yunho hingegen saß nur laut lachend unter San und amüsierte sich köstlich. Hongjoong saß noch immer relativ nahe bei ihnen und traf auch sofort Wooyoungs leicht überforderten Blick. Mit fragenden Augen musterte er die Szene, dann grinste er mit einem mal wie ein Wolf. Wooyoungs Magen fiel.

Auf Händen und Knien kam der Rothaarige zu ihnen herüber gekrabbelt und fand auf Wooyoungs anderer Seite Platz, legte in einer Spiegelgeste ebenfalls eine wesentlich kleinere Hand auf seinen freien Oberschenkel.

Hongjoong summte wohlwollend, als er ebenfalls viel zu nahe an Wooyoungs Hals schnupperte, Seonghwa lehnte noch immer schwer an seiner freien Schulter.

Wooyoung brach schier der Schweiß aus, als sich Hongjoong nun ebenfalls ohne den Willen zu gehen an seine Seite schmiegte, war viel zu eingeschüchtert und überwältigt, um viel auszurichten.

"Du bist hier empfindlich, oder?", flüstere Hongjoong kratzig gegen Wooyoungs Hals, lachte dunkel, als der Mann in Antwort bloß erschauderte.

"Was wollt ihr?"

"Spielen, Wooyoung. Immer nur spielen."

Unruhig versuchte Wooyoung sich etwas aus der Affäre zu winden, fühlte sich noch nicht wohl mit dieser Art von Nähe. Mit eher weniger Erfolg von beiden Seiten fühlte er sich wieder direkt in die warme und nicht übel aussehende Mangel genommen, schickte ein Stoßgebet gen Himmel.

Hongjoongs Hand griff etwas fester zu, als er seine Nase kalt an Wooyoungs Hals entlang gleiten ließ und Wooyoung biss sich unsicher auf die Lippe, scheute vor dem kitzeligen Gefühl zurück. Würde es sie verärgern, wenn er floh?

"Hongjoong..."

"Wir kennen uns inzwischen gut genug, Wooyoungie, nenn mich doch Hyung."

Wooyoungs ungläubiges Keuchen fiel auf taube Ohren.

"Ihr seid von mir geformt, ich bin ja wohl eindeutig älter als ihr!"

"Falsch, wir existieren schon seit Jahrtausenden, nur in diesem Leben erst mit dir. Hyung also." Hongjoong klang sehr zufrieden und zog sich etwas zurück. Wooyoung wusste nicht, was er schlimmer fand, kalten Hongjoong, oder diesen hier.

"Dann bitte, Seonghwa-hyung!" Als Wooyoung vorm warmen Atem des anderen davon scheute, landete er mehr oder weniger in Hongjoongs Brust, stemmte sich jammernd von beiden ab.

"Wie süß.", war alles, was Hongjoong wenig hilfreich hinter ihm kicherte, während Seonghwa wieder näher kam, inzwischen regelrecht über dem hoch jammernden Wooyoung lag.

"Nu-uh. Nicht hyung."

Aus weiten, panischen Augen starrte Wooyoung ihn an, sein gutaussehendes Gesicht so ruhig und selbstgefällig nahe seinem eigenen.

"Was dann?"

Seonghwa grinste nur breit und öffnete gerade den Mund, um zu antworten, dann wurde er allerdings von Yunho zu Boden geworfen, als der große Mann sich gleich eines übergroßen Hündchens auf ihn warf.

Wooyoung schoss sofort von seinem Platz hoch und ergriff die Flucht, hatte abwesend noch den Kopf dazu Yeosang mit sich zu schleifen.

Er musste eindeutig mit Yongguk sprechen.


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top