Knochen • Suga ~ Vergangenheit ~ Teil 1
Seufzend schloss ich die Tür hinter mir. Ich war wieder wie so oft in letzter Zeit auf unserem Anwesen. Die Aufträge, die ich bekam waren alle in der Umgebung, weshalb es doch für mich ausnahmsweise doch echt entspannt war, von einem zum nächsten Auftrag zu springen und eigentlich jedesmal ein sehr gemütliches Nachtlager zu haben.
Allerdings waren die Aufträge doch so anspruchsvoll, dass ich eigentlich am Tagesende zu nichts mehr anderem fähig war, als tot ins Bett zu fallen. Auch wenn ich das eigentlich jedesmal machte... Untot sein, for the win.
Doch dieses Mal war der Auftrag dankbarer Weise echt entspannt gewesen und ich war nur ein wenig müde von dem langen Ritt zurück hier her. Ich lief zu der kleinen Quelle und wusch mich.
Als ich damit fertig war, zog ich mir frische Gewänder an und setzte mich auf mein Bett. Ich überlegte. Eigentlich hätte ich endlich Mal wieder Zeit und vor allem auch Energie zu Jimin zu gehen.
Sobald ich an ihn dachte begann mein Herz schneller zu schlagen und ein etwas dümmliches Grinsen schlich sich auf mein Gesicht.
Es waren ein paar Monate vergangen seit dem ich seine Mutter in den tiefsten Winkel der Hölle geschickt hatte. Und vor allem nach meinem Geständnis. Ich hätte zwar nie gedacht, dass er darauf eingehen würde, aber seit dem hatten wir tatsächlich nicht nur ein Date gehabt und was soll ich sagen. Je öfter ich ihn sah, desto mehr wurde mir klar, dass ich mich wirklich Hals über Kopf in diesen Typen verschossen hatte. Er war in meinen Augen einfach perfekt.
Mein Gedankengang beantwortete mir meine Frage und ich schnappte mir meine Scythe, um mich keine Sekunde später in den Thronsaal zu teleportieren. Ich hatte ihn wegen den dummen Aufträgen eh schon viel zu lange nicht mehr gesehen. Auch wenn ich nicht ganz verstand, warum er dann nicht mich zwischendrin besucht hatte, vor allem weil er eigentlich wusste, dass ich jedesmal auf dem Anwesen übernachtete. Aber vermutlich hatte er einfach selber auch zu viel zu tun gehabt.
Genüsslich sog ich die Luft ein, die mir schon durch das verschlossene Tor entgegen strömte. Es roch einfach nach Zuhause. Ich hörte ein leises Quietschen von dem Tor. Doch ich war zu gut gelaunt, als das mich das Kichern gestört hätte.
"Ist Jimin da?", wollte ich stattdessen grinsend wissen.
"Aber natürlich, immer hereinspaziert in die gute Stube.", antwortete es immer noch quietschend kichernd, bevor es mir den Weg frei gab.
Lächelnd schulterte ich meine Scythe und lief federnd in mein Paradies herein. Es war sowas wie Frühling hier und die Gärtner hatten ganze Arbeit geleistet und über all wo es nur ging schön duftende Blumen gepflanzt. Ich liebte das Blüten- und Duftparadies einfach. Ich musste mich echt zusammen reißen, um nicht direkt zum Thron zu rennen, als ich Jimin darauf sitzen sah.
"Ein wunderschönen Tag meine Augenweide.", grinste ich ihn an, als ich endlich vor ihm stand.
Sein Blick zuckte von dem Pergament, in das er vertieft war, hoch zu mir und er wurde leicht rot. Süß.
Er erwiderte leicht mein Lächeln.
"Hej, ich hab dich gerade echt nicht gehört...", grinste er verlegen und etwas peinlich berührt.
Ich stockte und mein Lächeln verschwand. Irgendetwas passte an seinem Lächeln nicht... Ich hockte mich vor seine Füße und hielt mich an seinem Bein fest.
"Alles in Ordnung, Jimin? Du wirkst irgendwie so... Komisch...", stellte ich vorsichtig fest.
Er wandte wieder seinen Blick ab und sah stumm zurück auf sein Pergament.
"Hab ich irgendetwas falsch gemacht?", fragte ich ihn leise.
"War ich zu lange weg? Hätte ich eher wieder kommen sollen? Wenn du mich gebraucht hättest, hättest du doch auch zu mir kommen können...", fing ich an zu brabbeln, unterbrach mich allerdings sofort selber als ich sah wie Jimin den Kopf schüttelte und ihm Tränen in die Augen stiegen.
"Jimin, was ist los?" Etwas überfordert stand ich auf und zog ihn ebenfalls hoch in meine Arme, wo er jetzt wirklich zu weinen begann.
Verständnislos konnte ich ihn einfach nur festhalten. Ich hoffte er würde mir sagen, was ihn so verzweifeln ließ.
Ich hatte keine Ahnung wie lange wir so dastanden. Und wäre nicht der Grund, dass sich mein Engel weinend an mich klammern würde, wäre ich auch gerne noch länger so dagestanden. Doch irgendwann versiegten zum Glück seine Tränen und er beruhigte sich wieder.
"Geht es wieder?", fragte ich sanft, bekam allerdings nur ein kraftloses Schulterzucken zurück.
Seufzend drehte ich uns um und setzte mich auf seinen Thron und zog ihn mit auf meine Knie.
"Was ist los, mein Herz?"
Still knetete er seine Hände und biss sich auf seine Lippe...
"Kann ich dir irgendwie helfen?", flüsterte ich vorsichtig.
Ich hatte Angst, dass er mir schon gar nicht mehr antworten würde, bis es schier aus ihm rausplatzte.
"Ich kann dich nicht mehr besuchen kommen...", flüsterte er bitter und presste die Lippen zusammen.
Irritiert sah ich ihn an.
"Warum solltest du das nicht mehr können. Du hast doch nicht immer so viel zu tun, als dass du es hier nie herausschaffen würdest... Oder hat Hades es dir verboten?", fragte ich irritiert nach.
Doch er schüttelte wieder nur den Kopf. "Ich kann nicht..."
"Wieso solltest du..."
"Mensch Yoongi, ich weiß es doch auch nicht..", platzte es aus ihm raus.
"Ich kann nicht mehr auf der Welt herum laufen! Sobald ich da bin schwinden meine Kräfte und keine Ahnung. Ich bin froh, dass ich es jedesmal zurück geschafft habe, bevor ich zusammen gebrochen bin!"
Geschockt sah ich ihn an. "Du... Kannst nicht mehr da sein, ohne umzuklappen?"
Verzweifelt schüttelte er seinen Kopf.
"Nein. Deswegen konnte ich dich auch so lange nicht mehr besuchen...", schimpfte er und es stiegen ihm wieder Tränen in die Augen.
Ich wusste nicht was ich mit dieser Aussage anfangen sollte. Ich verstand nicht , warum er auf einmal dazu nicht mehr in der Lage sein sollte, wenn es Jahrhunderte lang davor doch geklappt hatte. Ich zog ihn weiter in meine Arme und strich ihm beruhigend über den Rücken.
"Wir bekommen das zusammen hin.", versprach ich ihm. "Und bis dahin, werde ich schauen, dass ich so oft wie es nur geht und einmal mehr zu dir komme."
"Wie geht es denn eigentlich deinen Flügeln?", fragte ich ihn nach einer Weile, als er sich soweit beruhigt hatte und weiter sein Pergament von meinem Schoß aus bearbeiten konnte.
Sofort merkte ich, wie er sich verspannte. Offenbar hatte ich heute das Glück von einem unangenehmen Thema ins nächste zu stolpern. Ich seufzte leise.
"Sind sie immer noch nicht verheilt?"
Nach dem Vorfall mit seiner... Erzeugerin, hatte er echt lange Probleme mit seinen edlen weißen Schwingen gehabt. Und vor allem auch ewig Schmerzen.
"Tun sie immer noch weh?", fragte ich mitfühlend.
Aber überraschender Weise schüttelte Jimin den Kopf.
"Das nicht mehr...", murmelte er leise.
"Was denn dann?", hakte ich vorsichtig nach.
Es dauerte kurz, bis er noch mehr in sich zusammen sackte und ihm wieder Tränen in die Augen stiegen.
"Sie... Sie sehen so hässlich aus...", schluchzte er verzweifelt.
Ich schlang meine Arme noch stärker um seinen Bauch und presste ihn so lange an mich, bis er wieder ruhiger wurde.
"Willst du sie mir zeigen?", fragte ich leise.
Ich wusste, was sein Erscheinungsbild betraf, war er teilweise doch sehr eitel und ich hoffte, dass ich ihn beruhigen konnte, weil Feder von heute auf morgen auch nicht einfach nachwachsen. Vor allem nicht, wenn sie so gewaltsam ausgerissen wurden.
Diese Situation jetzt hatten wir auch schon nicht nur einmal hinter uns, als er damals über seine verkrusteten Wunden geheult hatte. Wobei ich ihn dabei auch echt irgendwo verstehen konnte, als er nur damit rumgelaufen war, dass sie an der Luft heilen konnten.
Verzweifelt senkte Jimin sein Kopf. "Du würdest es eh irgendwann sehen... Aber sag nicht ich hätte dich gewarnt..."
Er stand von meinem Schoß auf und ließ seine Flügel erscheinen. Sprachlos sah ich seine Flügel an, auf denen sich wieder Flaum gebildet hatte. Heilen und wachsen taten seine Feder vom Prinzip her eigentlich gut, aber...
"Warum sind die bitte schwarz?!", fasste ich mein leichtes Entsetzen in Worte.
Sofort wirbelte er herum und starrte mich mit verheulten Augen an.
"Ich sagte doch, die sind hässlich!", weinte er verzweifelt.
Sofort stand ich wieder auf und zog ihn in meine Arme.
"Jimin... Ich weiß sie haben jetzt eine andere Farbe, aber deswegen machen sie dich nicht hässlich!", stellte ich klar. Ich löste mich etwas von ihm und strich sanft über seine Wange.
"Wir finden raus, woher das kommt und auch wie du wieder auf der Erde wandeln kannst!", versprach ich ihm.
Ich hatte schon eine gewisse Vorahnung, dass die zwei Sachen irgendwie zusammenhängen könnten.
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