27. Namjoon
Erschrocken zuckte ich zusammen, als wir plötzlich wieder bei uns zuhause standen. Mit großen Augen sah ich zu unserem Chef, der uns Sieben einfach so teleportiert hat. Dieser sah allerdings ziemlich entspannt aus und ging erst einmal in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen. Erst jetzt sah ich meine Freunde an.
"A... alles in Ordnung bei euch?", wollte ich vorsichtig und besorgt wissen. Jeder Einzelne von ihnen war leichenblass.
"Ach stimmt... Du hast das ja nicht mitbekommen...", murmelte Jin mit belegter Stimme.
Hoseok schüttelte sich.
"Bitte sag nichts mehr darüber. Das war schlimmer als ein Horrorfilm...", seine Stimme bebte und die anderen nickten zustimmend.
"Was. Ist. Passiert?" Ich wollte wissen, was meine Freunde so verstört hat.
"Ach... Jimin hatte nur die Mutter des Halbdämons vor ihren Augen flambiert. Fanden sie wohl nicht ganz so witzig."
Unser Chef trat wieder aus der Küche und nippte an seinem Glas Wasser.
"Was?!" Ich starrte entsetzt die anderen da, die nur stumm auf den Boden sahen und ihren Gedanken nachhingen. Ich schluckte. Wie sehr muss das sie verstört haben, wenn wirklich alle still waren?
"Wie auch immer...", unterbrach unser Chef die bedrückte Stimmung.
"Ich wollte euch ja nicht umsonst treffen. Also. Ich wollte mit euch über eure Aufgaben reden. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ihr meine besten Assassinen seid und ich euch keine unnötigen Aufgaben mehr geben werde, wie besorgt ein Sixpack Alkohol und stellt es da und da hin."
Überrascht weitete ich meine Augen. Ich hatte bisher angenommen solche Aufgaben würden einen tieferen Sinn haben. Aber scheinbar hatte Agust recht gehabt und in dieser Hinsicht hatte unser Chef uns tatsächlich nur zu seinem Wohl ausgenutzt.
Er sah uns der Reihe nach an.
"Da ihr jetzt eh wisst, was ich mache, kann ich euch eigentlich ganz erklären für was ich alles verantwortlich bin. Also..."
Er lehnte sich gemütlich an die nächste Wand und sah zu uns.
"Wo fange ich am Besten an... Wie gesagt, ich bin der Herrscher über die Toten. Ich darf also das ganze mit den verstorbenen Seelen managen. In welches Gebiet die Seele in meinem Reich kommt und so weiter. Mein Sohn Jimin dagegen gibt auf die Seelen, die noch leben, acht. So weit so gut.
Nun wird aber von einer weiteren Gestalt: dem Tod, festgelegt, wann welche Seele stirbt. Das legt er schon fest an dem Zeitpunkt wo die Seele geboren wird. Dort ist er mal mehr kreativ, meistens aber eher weniger. Wie er das macht ist ja auch egal. Wichtig ist nur, dass er das macht. Ansonsten wäre die Welt überbevölkert. Außerdem ist er der Gefängniswärter für einige spezielle Wesen. Das nur am Rande.
Diese Todesdaten bekommen sowohl ich, als auch Jimin zugetragen. So sehen wir, woran wir sind, wenn uns ein Wesen gegenübersteht, wenn das von Bedeutung ist.
Nun ist es aber so, dass sich nicht alle an den gegebenen Zeitpunkt an dem sie eigentlich sterben sollen, sterben. Wenn das passiert und das ist ziemlich häufig der Fall, brauchen wir jemanden weiteren, der die Seele jagt und dann zur Strecke bringt.
Dafür habe ich Gruppen wie euch engagiert, die diese Wesen jagen und dann zu ihren eigentlichen Platz schicken. Zwar gibt es auch die Reaper, aber die müssen auch die Seelen der Menschen sammeln, die sie bekommen können und können sich auch nicht 100 prozentig auf diese Sache konzentrieren.
Wie ihr seht, die Sache ist etwas komplizierter als man zuerst annimmt und deshalb brauche ich so jemanden wie euch: junge, engagierte Leute, die die Monster jagen, die eigentlich schon tot sein sollten. Ihr seid übrigens meine Lieblingsassassinen.", zwinkerte er uns zu.
Dieses Kompliment machte unsere Situation nicht gerade besser. Vor allem war das viel Information auf einmal. Ich fuhr mir durch die Haare.
"Also sind die Aufträge, die wir von dir bekommen, Aufträge, in denen wir schon tote Seele jagen.", hakte ich nach.
"Jain. Die Seelen leben ja zu dem Zeitpunkt noch, aber das Prinzip hast du so ungefähr verstanden.", nickte er mir zu.
"Aber warum müssen es dann spezielle Gruppen sein? Kann das Ministerium sich nicht darum kümmern?"
Unser Chef seufzte.
"Nicht wirklich. Das Ministerium, das du meinst, ist nicht sonderlich gut auf uns zu sprechen. Außerdem müssen die Seelen, die ihre Zeit überschritten haben, besonders behandelt werden. Ihnen muss direkt die Seele abgeschnitten werden. Deshalb war es auch gut, dass Yoongi in der letzten Zeit unterwegs war."
"Wer ist Yoongi?", hakte Tae verwirrt nach.
"Ach stimmt ja. Er hat sich euch als Agust vorgestellt. Euer kleiner Reaper halt. Der hatte jedes Mal nach dem Auftrag dem entsprechenden Monster die Seele genommen."
Verwirrt sahen wir ihn an. Dann hatte Agust das die ganze Zeit gemacht? Der Mann winkte ab.
"Ist ja auch egal. Ich wollte euch ja eigentlich nur sagen, dass ihr ab jetzt größere Aufträge bekommt. Aber keine Sorge. Es werden keine Halbdämonen wieder dabei sein.", grinste er.
Gerade als ich darauf etwas antworten wollte, erfüllte plötzlich ein Zischen die Luft. Erschrocken sprang ich zur Seite, als neben mir aus dem Nichts Nebel erschien und sich zu einer Art Wolke formte. Der weiße Nebel ballte sich zusammen und verwirrt betrachtete ich, wie sich ein menschlicher Schatten darin entwickelte. Mit einem Mal stob der Nebel auseinander und offenbarte Agust, der mit seiner Sense nun dastand und uns alle nach einander ansah.
Mit offenem Mund starrte ich ihn an. Ich hatte eigentlich gedacht, er wäre mit uns teleportiert worden. Was ist gerade da passiert?!
Er seufzte, wedelte mit seiner Hand vor seinem Gesicht, um die letzten Nebelschwaden zu beseitigen, fuhr dann wieder seine Scythe ein und steckte sie zurück an den Gürtel.
"Klappe zu Herz wird kalt.", brummte er und verschwand in die Küche um sich ebenfalls etwas zu trinken zu holen.
"Bleibst du noch lange, oder verschwindest du gleich wieder?", wandte er sich an unseren Chef, als er mit einem Glas in der Hand zurück kam.
Der Ältere trank sein Glas leer und reichte es Agust.
"Ich wollte gleich wieder gehen. Hab noch genug zu tun. Außerdem kannst du ja auch die Fragen beantworten, falls welche kommen."
Agust stöhnte genervt, nickte aber.
"Werde ich eh nicht drum kommen, aber gut, dass du gleich gehst. Ich hätte nämlich keine Lust, dir extra was zuzubereiten.", brummte er.
Jin sog erschrocken Luft ein. So respektlos, hatte Agust noch nie mit einem Älteren geredet. Doch der Mann lachte nur.
"Nein, nein. Das kommt wann anders und du wirst vorgewarnt. Aber habt ihr nicht bald Jahrestag?"
Mit einem schrägen hinterhätigen Grinsen, sah er den Kleineren an. Dieser zog nur seine Augenbrauen zusammen und zog sein Handy hervor.
"Das ist erst in knapp vier Monaten.", gab er kurz darauf von sich. Der Ältere begann zu schmollen.
"Das ist ja noch mega lange!", beschwerte er sich. Agust zuckte nur seine Schultern.
"Nicht mein Problem, aber wenn es dich glücklich macht, dann kann ich schauen, dass ich ein Essen mache und wir euch einladen."
Sofort begann der Rothaarige zu strahlen.
"Dann machen wir das so. Wir sehen uns dann im Dezember!"
Er drehte sich wieder zu uns.
"Ich verschwinde dann wieder. Wenn ihr irgendwelche Fragen habt, fragt einfach euren lieben Reaper. Der weiß auf die meisten eurer Fragen auch die Antwort. Also dann, man sieht sich."
Er winkte uns noch kurz zu, bevor er wieder in die Hände klatschte und sich in Nichts auflöste. Wir starrten auf die Stelle, auf der er eben noch stand. Agust trug derweilen die Gläser zurück in die Küche. Als er wieder das Wohnzimmer betrat, wandten sich sofort ihm alle Köpfe zu. Er verdrehte nur die Augen.
"Na los, fragt schon."
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