Monster

Es war eine Katastrophe. Die ganze Party war eine Katastrophe. Die Getränke waren nicht kalt, die Musik zu leise, und die Deko zu langweilig. Das hier war die wohl furchtbarste Halloween-Party, die jemals in Mystic Falls veranstaltet worden war. Wobei genau das das Problem war: Sie war alles andere als furchtbar oder wenigstens ein bisschen gruselig. Sie war einfach nur gähnend langweilig. Und das auch noch, obwohl ausgerechnet ich sie organisiert hatte. So etwas Peinliches hatte ich noch nie erlebt. Ich, Caroline Forbes, die beste Partyplanerin der Stadt, war verantwortlich für diese Blamage. Das war auch der Grund, wieso ich jetzt nicht drinnen in der Mikaelson-Villa war, sondern mitten in der Nacht im Garten auf einer Bank saß, das Gesicht in meinen Händen vergraben. Ich hatte gedacht, dass es eine gute Idee wäre, die Party im Mikaelson-Anwesen zu feiern. Es gab genügend Platz hier, sie stand seit Jahren leer und es gab genug Menschen, die hier schon den Tod gefunden hatten. Wie ein verlassenes Geisterhaus. Nur war es anscheinend über die Jahre von irgendwelchen manipulierten Angestellten sauber gehalten worden, sodass es nichts von seinem protzigen Glanz verloren hatte. Wir feierten also eine Halloweenparty mitten in einem Märchenschloss. Ich bereute diese Entscheidung zutiefst. Hätte ich mich nur für den Friedhof entschieden, oder wenigstens für eine Scheune. Aber nein, ich war ja so voller Optimismus gewesen, dass ich gedacht hatte, dass das schon nicht so schlimm werden würde. Ich war so dumm gewesen. Als ob ein paar Kürbisse vor der Eingangstür irgendetwas gruselig erscheinen lassen könnten. Das Anwesen schien mich mit seinen einladend leuchtenden Fenstern und seiner hellen, wunderschönen Fassade beinahe zu verspotten. Außerdem konnten wir die Getränke hier nicht richtig kühlen, weil seit Jahren niemand mehr die Stromrechnung für dieses Haus bezahlt hatte und laute Musik hallte durch die hohen Decken so dröhnend laut, dass es nur noch erträglich war, sie leise zu hören, um das Echo zu ignorieren. Dieses Anwesen war ein einziger Fluch für meine Party. Dabei war das doch das erste Jahr, in dem ich eine Party ohne all meine Freunde veranstalten würde. Sie alle hatten irgendwie ihren Frieden gefunden und ich war alleine zurückgeblieben. Ich wollte, dass es perfekt wird. Für sie. Dass sie, wo auch immer sie gerade waren, spüren würden, dass ich das alles für sie organisiert hatte. Und jetzt? Jetzt war diese Party eine einzige Katastrophe. Vielleicht wurde ich einfach zu alt für diesen Scheiß. Wieso war ich überhaupt noch hier? Nur weil ich nicht loslassen konnte? Ich wäre schon vor Monaten bereit für einen Umzug gewesen, aber irgendetwas hielt mich immer noch in Mystic Falls. Aber das hätte sich bald sicherlich auch erledigt, denn nach so einer Blamage würde ich die Stadt wohl eh verlassen müssen, um meinen Ruf irgendwo anders wiederherzustellen.

„Wieso so betrübt, Liebes?", fragte plötzlich eine tiefe Stimme neben mir und ich drehte mich mit einem leisen Aufschrei um. Ich hatte gedacht, dass ich alleine sei. Wie konnte sich jemand so unbemerkt an mich heranschleichen? Das war unmöglich! Irgendwie kam mir seine Stimme sogar bekannt vor, aber im Dunkeln konnte ich nur die Umrisse des Mannes erkennen, der wie selbstverständlich neben mir saß.

„Wer sind Sie?", fragte ich skeptisch, ließ mir aber nicht anmerken, dass mir mein Herz bis zum Hals schlug. Zumindest hoffte ich, dass er es nicht bemerkte. Aber es war schon gruselig, dass wer auch immer das war, einfach so mitten in der Nacht hier auftauchte, ausgerechnet an Halloween. Aber ich war ein Vampir, mir würde ja wohl kaum irgendjemand etwas antun können.

„Erkennst du mich etwa gar nicht wieder, Liebes?", fragte die Stimme und ich hörte deutlich, wie enttäuscht sie klang. Darauf konnte ich aber im Moment keine Rücksicht nehmen, denn als ich nun endlich darauf achten konnte, blieben mir keine Zweifel mehr, zu welchem Mann diese Stimme gehörte. Es gab nur einen, der das Wort „Liebes" mit dieser Betonung aussprach. Ich hatte seine Stimme zwar schon seit etlichen Jahren nicht mehr gehört, aber sie zählte zu den Dingen, die ich wohl nie in meinem Leben wieder vergessen könnte.

„Klaus?", fragte ich also überrascht. „Was machen Sie denn hier?" Er lebte doch in New Orleans, was hatte er also plötzlich hier in Mystic Falls zu suchen? Das musste irgendeinen Grund haben. Bestimmt suchte er nach irgendetwas, ansonsten gäbe es doch keinen Grund für ihn, hierher zurückzukommen. Ich hatte gehört, dass er in New Orleans glücklich mit seiner Familie lebte. Nichts zog ihn nach Mystic Falls. Es sei denn, er wollte irgendetwas haben, was er nur hier finden konnte. Ich wusste zwar nicht, was das war, aber ich war mir sicher, dass das nur Ärger geben würde. Überall, wo er war, war der Ärger nicht weit. Es war, als ob ihm Gefahr, Drama und Leid überall hin folgen würden. Ein ziemlich furchtbares Leben.

„Was ich hier mache? Nun, falls es dir noch nicht aufgefallen sollte, liebe Caroline, ist das hier mein Haus. Die eigentliche Frage ist doch also wohl eher, was du hier machst", stellte er fest, und auch wenn ich sein Gesicht nicht erkennen konnte, wusste ich, dass er lächelte. Er machte sich über mich lustig. Na klar. Das war das, was jeder hier am besten konnte.

„Und du bist den ganzen Weg hierhergekommen, um mich das zu fragen? Dir scheint ja viel an deinem Anwesen zu liegen", antwortete ich nur spöttisch und drehte mich wieder von ihm weg, damit ich mir die hell erleuchtete Villa ansehen konnte. Vielleicht würde er ja wieder weggehen, wenn ich ihn ignorierte. Ich erwartete eine sarkastische Antwort von ihm, oder einen weiteren, dummen Kommentar darüber, dass ich mich hiermit des Einbruchs schuldig machte, doch stattdessen bekam ich eine erstaunlich ernste Feststellung von ihm:

„Du hast dich verändert."

Eigentlich hatte ich ja vor, ihn zu ignorieren, aber dieser Satz von ihm überraschte mich nun doch so, dass ich mich wieder zu ihm umdrehte. „Ich habe mich verändert?", wiederhole ich empört. „Wie kannst du einfach so hier auftauchen und das behaupten? Du kennst mich doch gar nicht. Du kanntest mich früher nicht und heute hast du doch kaum mit mir geredet. Was fällt dir also ein, einfach so ein Urteil über mich zu fällen? Wie kommst du darauf, dass ich mich verändert hätte?"

„Also, zum einen habe ich das nicht negativ gemeint. Es war nur eine Feststellung. Du bist erwachsener geworden, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben", korrigierte er sich und ich hasste es, dass seine Stimme so unglaublich sanft klang. Ich war doch kein Hund, den man mit einer sanften Stimme beruhigen konnte. „Und zum anderen kann ich dir genau sagen, wieso ich denke, dass du dich verändert hast. Es fängt ja schon damit an, dass du nach all den Jahren endlich „Du" zu mir sagst. Wie oft habe ich dich wohl schon gebeten, mich zu duzen? Aber heute hast du es zum ersten Mal getan. Dann dein Tonfall. Früher hättest du dich wohl einfach nur aufgeregt dafür entschuldigst, dass du einfach so mein Haus für eine Party verwendest, ohne es zu dürfen. Heute nicht. Du bist selbstbewusster geworden, Caroline. Außerdem...", erklärte er, brach dann aber seine Ausführungen ab. Ich war sprachlos. Ich wusste gar nicht, dass er auf so viele Kleinigkeiten achtete. Und ich musste zugeben, dass er mit seinen Beobachtungen recht hatte. Ich hatte mich wirklich verändert.

„Außerdem?", fragte ich irgendwann neugierig nach, als er auch nach einigen Sekunden noch nicht weitergesprochen hatte.

„Außerdem muss ich dir sagen, dass ich schon ein wenig länger hier bin", gab er dann leise zu und sah dabei zu seinem Haus, sodass ein wenig Licht auf sein Gesicht fiel und ich seinen nachdenklichen Ausdruck erkennen konnte. „Ich habe dich beobachtet, wie du hier ganz alleine gesessen und dich nicht bewegt hast. Und ich muss sagen, dass ich dich noch niemals so lange still sitzen gesehen habe. Es ist früher selten vorgekommen, dass du überhaupt mal ruhig warst. Nicht böse gemeint."

„Ich verstehe schon. Ich bin langweilig geworden", seufzte ich und wandte meinen Blick dann wieder von ihm ab, als er seinen Kopf zu mir umdrehte.

„Langweilig? Nein, definitiv nicht. Du hast dich vielleicht verändert, aber langweilig bist du bestimmt nicht geworden. Wenn du es wärest, würde ich schon lange nicht mehr hier mit dir sitzen und mich mit dir unterhalten", stellte er mit einem leichten Grinsen fest und ohne es verhindern zu können, musste ich auch ein wenig schmunzeln. Was für eine Ehre.

„Apropos, wieso tust du es überhaupt? Lebst du nicht eigentlich in New Orleans mit deiner Familie? Wieso bist du hier?", wollte ich wissen, doch ich bekam nur ein leises Lachen als Antwort. „Hey! Lachst du mich etwa aus?", fragte ich beleidigt und sah, wie er immer noch grinsend den Kopf schüttelte.

„Nein, ich lache dich nicht aus, Liebes. Das würde ich niemals wagen. Ich habe nur gerade festgestellt, dass du dich zwar verändert hast, sich einige Dinge aber niemals ändern werden. Wie zum Beispiel deine Neugier. Das fand ich amüsant."

„Na, du hast aber eine komische Vorstellung von Humor", schnaubte ich und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Aber jetzt lenk nicht vom Thema ab. Wieso bist du hier?", wiederholte ich meine Frage und sah ihn dabei auffordernd an.

„Ich habe dich hier gesehen und beschlossen, dass es eine Schande wäre, eine so schöne Frau alleine hier sitzen zu lassen", lautete seine Antwort, die mich sofort gegen meinen Willen erröten ließ. Gut, dass es immer noch ziemlich dunkel hier war und er das hoffentlich nicht erkennen konnte. Das war zwar noch immer nicht das, was ich meinte, aber ich gab mich mit dieser Antwort zufrieden. Vorher zumindest. Ich würde schon noch erfahren, was er hier in Mystic Falls wollte. Außerdem stellte er mir eh schnell eine Gegenfrage, damit ich nicht mehr nachhaken konnte: „Und was ist mit dir? Wieso sitzt du alleine hier draußen statt bei deiner Party zu sein?"

„Wieso gehst du davon aus, dass es meine Party ist?", fragte ich nur ausweichend. Ich wollte ihm nicht wirklich von meiner peinlichen Aktion erzählen.

„Auch wenn du gerade noch etwas anderes behauptet hast, kenne ich dich besser als du denkst. Seien wir ehrlich: Würdest du zu alleine zu irgendeiner Party gehen, die du nicht selbst organisiert hättest? Und wer sonst hätte den Mut, in meinem Haus heimlich zu feiern?", fragte er und ich seufzte leise auf. Er hatte ja recht. Anscheinend kannte er mich wirklich besser als ich gedacht hatte. Bevor ich etwas antworten konnte, redete er allerdings schon weiter: „Außerdem bist im Moment ja wohl du es, die vom Thema ablenken will. Also, wieso sitzt du ganz alleine hier draußen in der Kälte?"

„Die Party ist eine Katastrophe", murmelte ich nach einigen Sekunden des Schweigens leise. Ich wusste nicht, wie ich es anders beschreiben sollte. Er würde dann schon den Grund verstehen, warum ich hier saß und nicht dort drinnen. Und wenn er es nicht verstand, war das auch nicht mein Problem. Er hatte mir ja schließlich auch nicht die Antwort gegeben, die ich eigentlich hören wollte.

„Eine Katastrophe?", wiederholte er. „Das glaube ich kaum. Ich kann deine Gäste doch bis hierhin hören, ohne mich anstrengen zu müssen. Sie scheinen Spaß zu haben", widersprach er mir und ich verdrehte leicht die Augen. Dieser Mann hatte ja überhaupt keine Ahnung von Halloween.

„Ich wollte aber nicht, dass sie Spaß haben. Ich wollte, dass sie sich gruseln. Und dabei dann Spaß haben. Aber was das angeht, habe ich wohl ganz eindeutig versagt", seufzte ich leise und starrte deprimiert wieder auf das Haus. Ja, die Gäste hatten mit der Situation nicht so ein Problem wie ich, aber trotzdem war ich enttäuscht. Ich hatte mir so viel Mühe gegeben, um eine unheimliche Atmosphäre zu erzeugen, aber ich hatte versagt. Jetzt war es eine Party wie jede andere, bei der die Gäste nur zufällig als sexy Ungeheuer verkleidet waren. Ganz toll. Das war nicht der Sinn von Halloween, zumindest nicht für mich.

Eine Weile lang sah Klaus mich nur nachdenklich von der Seite an, während ich ins Nichts starrte, bis er plötzlich aufstand und mir die Hand reichte. „Weißt du was? Wir werden deine Party jetzt so gruselig machen, dass alle Personen in diesem Gebäude nur noch über die schaurigste Halloween-Party ihres Lebens sprechen werden, wenn sie von diesem Abend erzählen."

„So einfach ist das aber nicht", seufzte ich und sah skeptisch auf seine ausgestreckte Hand vor mir. „Wie willst du das schaffen?"

„Lass dich einfach überraschen. Wenn es um Unheimliches und Übernatürliches geht, dann bin ich der richtige Ansprechpartner für dich. Vertrau mir einfach." Auffordernd sah er mich an, bis ich dann endlich nach seiner Hand griff und auch aufstand. Was hatte ich auch schon zu verlieren?

„Du hast gar kein Kostüm, du wirst den Leuten auffallen", stellte ich fest, während wir immer noch Händchen haltend den Weg zurück zum Haus gingen. Ich wollte seine Hand eigentlich wieder loslassen, aber irgendetwas in mir sorgte dafür, dass ich es nicht tat. Irgendwie fühlte es sich schön an. Ein wenig körperliche Nähe.

„Oh, das ist nicht so schlimm. Ich muss mich nicht als Monster verkleiden, ich bin ja auch schon so eines", antwortete er mir schwach grinsend und ich musterte ihn aus den Augenwinkeln. Er sagte das mit so einem bitteren Unterton. Als ob es ihm leidtäte, so viel Schlimmes in seinem Leben getan zu haben. Vielleicht bildete ich mir das alles ja auch nur ein, aber ich hatte trotzdem Mitleid mit ihm. Wie oft hatte er wohl schon zu hören bekommen, dass er nur ein Monster war? Selbst ich hatte das schon zu ihm gesagt. Dabei wusste ich genau, wie verletzend es war, so etwas zu hören. Kurz überlegte ich, ob ich irgendetwas zu ihm sagen sollte, das ihn aufmunterte, auch wenn ich wusste, wie absurd dieser Gedanke war, doch dann standen wir schon vor der Eingangstür des Hauses. Ich wollte sie gerade mit meiner freien Hand öffnen, da hielt Klaus mich zurück und schob mich vorsichtig wieder hinter sich.

„Was soll das werden?", fragte ich ihn leise. Wieso sollte ich die Tür nicht öffnen? Wie hatte er denn vor, ins Haus zu kommen, durch das Fenster klettern? Statt zu antworten lächelte er allerdings nur geheimnisvoll und nahm sich dann einen der schweren Blumenkübel, die neben der Tür als Deko standen. Verwirrt sah ich ihm zu, wie er ihn direkt vor die Eingangstür trug und ihn so davor stellte, dass niemand mehr hinauskommen konnte.

„Du weißt aber schon, dass die Leute sich nur gruseln sollen? Sie sollten den Abend schon überleben", erinnerte ich ihn und er grinste nur.

„Natürlich weiß ich das. Ich versperre ja auch nicht alle Fluchtwege. Aber glaub mir, es wird besser, wenn sie denken, dass sie hier eingeschlossen sind. Sie müssen es ja nicht wirklich sein, sie müssen es nur denken", grinste er leicht und ich seufzte nur. „Und wie sollen wir jetzt ins Haus kommen?"

Wortlos nahm er wieder meine Hand und ich ließ mich von ihm wieder zurück in den Garten führen. Ich wollte gerade fragen, was er jetzt vorhatte, als er endlich stehen blieb und auf eine Tür zeigte. „Der Hintereingang", flüsterte ich leise und musste leicht grinsen. Vielleicht war es ja doch gut, dass ich wie durch Zufall den Besitzer des Hauses getroffen hatte. Wenn einer die Menschen auf meiner Party in Angst versetzen konnte, dann war das Klaus Mikaelson.

Lächelnd öffnete er die Tür und zog mich dann schnell mit ins Haus. „Hör zu. Du gehst jetzt zur Musik und wenn ich dir ein Zeichen gebe, dann machst du sie auf der Stelle aus, ja?", forderte er mich auf und ich nickte leicht, bevor ich ihn fragend ansah.

„Was für ein Zeichen?", wollte ich wissen, doch er meinte nur: „Das wirst du dann schon bemerken." Ich rief ihm noch leise hinterher, dass er nicht so geheimnisvoll sein sollte, doch er war bereits verschwunden. Also machte ich mich den Kopf schüttelnd auf den Weg zur Musikanlage. Ich musste nicht lange warten, da bekam ich das Zeichen von Klaus. Er hatte mal wieder recht gehabt, ich bemerkte das Zeichen sofort, als auf einmal alle Lichter im gesamten Anwesen ausgingen. Sofort reagierte ich und stellte auch die Musik aus. Sofort wurde es still im Raum und für einen kurzen Moment verstummten alle Gespräche, bevor wie auf ein unsichtbares Kommando hin alle anfangen, leise mit ihrem Gegenüber zu murmeln. Plötzlich spürte ich einen warmen Atem in meinem Nacken und zuckte zusammen, entspannte mich jedoch schnell wieder, als ich die leise Stimme von Klaus hörte.

„Universal-Lichtschalter in der Küche. Für Notfälle", erklärte er leise und ich musste grinsen. Ja, es gab nur eine Familie, die einen Notfall-Lichtschalter hatte, und das waren die Mikaelsons. Wofür auch immer sie so etwas brauchte. „So, und jetzt lehn dich zurück und genieße die Show." Ich wollte noch fragen, was er jetzt damit meinte, aber er war bereits verschwunden und hatte mich im Dunkeln zurückgelassen. Ich hörte, wie einige betrunkene Mädchen anfingen zu kichern und fürchtete schon, dass niemand diese kleine Überraschung ernst nehmen würde, bis sie plötzlich verstummten, als ein lauter Schrei aus der einen Ecke des Raumes kam. Sofort fragte ich mich, was dort nur passiert war und ob Klaus vielleicht doch jemanden angefallen hatte. Allerdings konnte ich auch kein Blut riechen, sodass ich mich schnell wieder beruhigte. Wahrscheinlich hatte er sie nur manipuliert, damit sie im richtigen Augenblick schrie. Sobald sich fast alle in die Richtung gedreht hatten, aus der der Schrei gekommen war, schrie ein junger Mann am anderen Ende des Raumes. Durch das spärliche Licht vom Mond, das durch die Fenster schien, konnte ich erkennen, wie sich alle im Raum überfordert um ihre eigene Achse drehten. Auf einmal war es totenstill und niemand hatte mehr die geringste Lust, sich mit seinem Nachbarn zu unterhalten. Es war perfekt. Genau in diesem Moment breitete sich ein Flüstern im Raum aus. Man konnte nicht verstehen, was es sagte, man hörte nur ein leises Murmeln, von dem man nicht einmal bestimmen konnte, aus welcher Richtung es kam. Der Grund dafür war Klaus, der sich unbemerkte von den Menschen in seiner Vampirgeschwindigkeit durch den Raum bewegte, während er leise etwas flüsterte. Ich musste zugeben, dieser Einfall von ihm war absolut genial. Dann fing er an, immer mal wieder sein Hybridengesicht zu zeigen. Alle Menschen, die das erblickten, konnten nur leuchtend gelbe Augen in der Dunkelheit erkennen, die das wenige Licht reflektierten. Sie sahen keinen Menschen dahinter, nur die Augen, die sie von überall aus dem Dunkeln anzustarren schienen. „Die Türen sind verschlossen! Wir sind hier eingesperrt!", rief plötzlich jemand aus dem Eingangsbereich und sofort wurden alle unruhig.

„War das genug oder soll ich noch weitermachen?", fragte plötzlich eine Stimme hinter mir und ich drehte mich strahlend zu Klaus um, auch wenn ich ihn in diesem Teil des Raumes kaum erkennen konnte.

„Nein, das war genug", lächelte ich. „Noch mehr und die ersten kriegen einen Herzinfarkt. Könntest du das Licht wieder anmachen?"

„Gib mir ein paar Sekunden", hörte ich nur noch und spürte dann einen kalten Luftzug, der mir zeigte, dass er verschwunden war. Es dauerte tatsächlich nur ein paar Sekunden, bis das Licht wieder anging und sich alle blinzelnd umsahen, was passiert war. Einige der Gesichter, in die ich sah, sahen ziemlich verängstigt aus, aber ich erblickte auch noch andere, die schon anscheinend schon verstanden hatten, dass das alles nicht echt gewesen war.

„Happy Halloween!", rief ich leicht grinsend in die Menge und sah glücklich dabei zu, wie sich alle wieder entspannten, lachten, und ihre Gespräche wieder aufnahmen. Nur wenige Augenblicke später sah ich Klaus, der nun wieder in normaler Geschwindigkeit zu mir lief.

„Das war wirklich eine gute Idee von dir", gab ich leicht grinsend zu, als er vor mir stand und mich anlächelte. Die Menschen hier hatten sich wirklich gefürchtet und auch wenn ich wusste, dass das ein wenig gemein von mir war, freute ich mich unglaublich darüber. Genau so sollte eine Halloween-Party in meinen Augen ablaufen.

„Ich habe nur gute Ideen", antwortete Klaus mir gespielt eingebildet, bevor das Licht anfing, zu flackern.

„Das warst du aber jetzt nicht", stellte ich fest und sah nach oben an die Decke, wo der große Kronleuchter immer wieder an- und ausging.

„Nein, nicht direkt", grinste Klaus leicht und sah mich dann neugierig von der Seite an. „Wieso? Fürchtest du dich jetzt auch?", neckte er mich und ich schüttelte schnaubend den Kopf.

„Sicher nicht. Als ob ich mich vor ein wenig Licht fürchten würde. Solange es nicht gerade das Sonnenlicht ist, habe ich kein Problem damit", lautete meine Antwort, während ich weiter zur Decke sah. „Ich frage mich nur, was es dann ist. Es sorgt auf jeden Fall für die richtige Atmosphäre, aber das kann doch kein Zufall sein."

„Vielleicht ist es das aber. Vielleicht ist es aber auch nur einer deiner Gäste, den ich manipuliert habe, damit er immer mal wieder zwischendurch das Licht ausmacht", gab er grinsend zu und bevor ich darüber nachdenken konnte, legte ich meine Arme um ihn. „Danke", flüsterte ich leise, während er meine spontane Umarmung überrascht erwiderte.

„Ich würde alles tun, damit du glücklich bist, Caroline", murmelte er leise, doch ich war mir nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden hatte, also antwortete ich nichts darauf. Meinte er das wirklich ernst? Er würde alles für mich tun? Mein Herz schlug bei diesem Gedanken schneller, ohne dass ich es verhindern konnte. Es stimmte schließlich schon, dass das hier nicht jeder für mich getan hätte. Wenn ich darüber nachdachte, hätte kein einziger meiner Exfreunde mir hierbei geholfen. Ja klar, sie hätten mich getröstet und mir gesagt, dass das doch alles gar nicht so schlimm sei, aber niemand hätte wirklich etwas unternommen, um die Party zu retten. Wer von ihnen hätte auch schon gesehen, wie fertig mich so eine Kleinigkeit macht? Das tat nur Klaus. Auch wenn er eigentlich ein Monster war. Aber ich hatte ihn ja auch seit Jahren nicht mehr gesehen und ich hatte das Gefühl, dass ich nicht die einzige war, die sich verändert hatte.

„Weißt du, als ich dich gerade im Garten das erste Mal gesehen habe, dachte ich, dass du mir meine Party ruinieren würdest", gab ich dann irgendwann leise zu und löste mich wieder von ihm, wobei ich mir verlegen durch meine Haare fuhr und auf den Boden sah. „Ich wusste nicht, wieso du hier warst, aber ich war mir sicher, dass du alles kaputt machen würdest. Entweder weil du wütend wirst, weil wir einfach so in dein Haus eingebrochen sind oder weil du einfach nur Hunger kriegst. Aber ich hätte nie gedacht, dass du so ruhig bleiben würdest. Dass du mir sogar noch helfen würdest. Danke. Ich bin irgendwie sogar froh, dass du hier aufgetaucht bist." Ich weiß, was ich ansonsten den Rest des Abends getan hätte: Ich wäre noch eine Weile deprimiert im Garten sitzen geblieben, bis irgendein betrunkenes Teenager-Pärchen gekommen wäre, dann wäre ich zurück ins Haus geflohen und hätte mich da betrunken, bis ich alles andere um mich herum vergaß. Und das wäre wirklich ziemlich traurig gewesen.

„Du hast mich gefragt, wieso ich hier bin", fing Klaus plötzlich an und ich sah neugierig wieder zu ihm auf, jedoch ohne etwas zu sagen. „Ich habe dir gesagt, warum ich in meinem Garten war, aber noch nicht, warum ich wieder in Mystic Falls bin und ich glaube, das ist es, was du eigentlich wissen wolltest." Er brach ab, doch ich sagte immer noch nichts. Ich wollte es wirklich gerne wissen, und ich hatte Angst, dass er es mir jetzt doch nicht sagen würde, wenn ich etwas Falsches sagte. Gleichzeitig fürchtete ich mich aber auch ein wenig vor seiner Antwort. Das erste Mal, als er hier plötzlich aufgetaucht war, hat er nach Opfern für ein Ritual gesucht. Was war, wenn es jetzt wieder so etwas Schlimmes war? Wenn er irgendetwas plante und mir das erzählte, dann konnte ich das nicht wieder rückgängig machen. Ich wusste dann davon und wenn ich Pech hatte, müsste ich ihn aufhalten. Ich müsste gegen ihn kämpfen, ganz alleine, ohne Hilfe oder Unterstützung. Und das wollte ich nicht. Nicht nur, weil die Chancen auf Erfolg dabei aussichtslos wären, sondern auch, weil ich einfach keine Lust hatte, gegen ihn zu kämpfen. Aber wenn ich nichts von seinen Plänen wusste, würde ich mich auch nicht verpflichtet fühlen, ihn davon abzuhalten. Trotzdem siegte meine Neugier mal wieder. Ich wollte wissen, wieso er hergekommen war. Vielleicht war es ja auch gar nicht so schlimm. Ich hoffte es zumindest.

„Wenn ich ehrlich bin, dann bist du der Grund", sprach er endlich weiter und ich sah ihn mit großen Augen an. Ich? Wieso ich? „Es ist Jahre her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben und ich habe dich trotzdem nie vergessen können. Meine Gedanken waren irgendwie immer auch bei dir. Ich habe gewartet, bis das nachlässt, aber das hat es einfach nicht, so sehr ich es auch versucht habe. Bis ich mich dann heute dazu entschlossen habe, dich zu suchen. Deswegen bin ich hier in Mystic Falls. Ich wollte dich wiedersehen. Du musst jetzt nichts darauf antworten, aber ich habe dich vermisst."

Fassungslos sah ich ihn an, ohne irgendeine Miene zu verziehen. Ich war sprachlos, mir fehlten die Worte. Ich wollte etwas antworten, doch ich wusste nicht, was. Er war tatsächlich auf der Suche, wie ich es vermutet hatte. Aber er suchte nicht nach einem neuen Opfer, er suchte nach mir. Das hätte ich wirklich nicht erwartet. „Tut mir leid, ich hätte nicht damit anfangen sollen", entschuldigte er sich irgendwann ein wenig enttäuscht, als ich gar nicht darauf reagierte und ich griff sofort nach seiner Hand.

„Nein. Doch. Ich meine... Ich bin froh, dass du das sagst. In den letzten Jahren habe ich so viele meiner Freunde verloren. Sie alle sind irgendwie menschlich geworden oder gestorben, meine Kinder sind erwachsen geworden und ausgezogen und ich bin alleine zurückgeblieben. Ich habe das Gefühl, dass mein Leben nur noch daraus besteht, die Menschen zu vermissen, die ich liebe. Und du warst nun mal einer davon. Es tut gut, endlich mal wieder jemanden wiederzusehen", flüsterte ich leise und bemerkte dabei, wie seine Augen anfingen, zu leuchten.

„Komm mit mir", meinte er plötzlich und sah mich aufgeregt an. Wie ein kleiner Junge. Süß. „Komm mit mir nach New Orleans. Wenn dich nichts hier hält, dann komm mit mir und lass mich dir die Stadt zeigen. New Orleans, Paris, Rom, alles, was du sehen willst. Ich habe dir dieses Angebot vor Jahren schon einmal gemacht, und es steht immer noch. Lass mich dir die Welt zeigen."

Mit meiner Antwort überraschte ich nicht nur ihn, sondern auch mich selbst. Aber ich wusste, dass mein Instinkt die richtige Entscheidung treffen würde. Ich würde nicht so weit gehen und sagen, dass ich ihn liebte, schließlich hatte ich ihn jetzt erst seit einigen Stunden wieder gesehen. Doch wusste ich, dass er mir auf irgendeine Art etwas bedeutete und er ein Gefühl in mir weckte, das ich viel zu lange nicht mehr gespürt hatte. Er verstand mich und er wollte wirklich nur, dass es mir gut ging. Ich fühlte mich wohl bei ihm. Sicher. So akzeptiert, wie ich war. Seit Jahrzehnten lebte ich in Mystic Falls und ich hatte nicht vor, das zu Jahrhunderten werden zu lassen. Ich wollte die Welt sehen, Neues erleben, überrascht werden. Ich fühlte mich noch immer jung und diese Zeit wollte ich nicht vergeuden. Also antwortete ich auf sein Angebot nur mit einem einzigen Wort: „Ja." Und so ließ ich mich auf einen Neuanfang ein, auf ein neues Leben mit dem gefährlichsten aller Monster. Klaus Mikaelson.

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