16. Streit

Nach der letzten Nacht habe ich das Gefühl, dass sich etwas verändert hat. Es fühlt sich noch intensiver an, als ich es sonst empfunden habe. Ich habe darauf gewartet, dass er sich heute wieder an den Tisch setzt und mich beobachtet, aber diesmal ist er nicht da. Heute herrscht tatsächlich eine beklemmende Atmosphäre. Ich habe das Gefühl, dass die Monster verunsichert sind. Die bedrückende Atmosphäre ist unbehaglich. Es scheint, dass keiner dem anderen vertraut.

Stefan hat gesagt, dass es einen Krieg geben wird, aber anscheinend kann niemand sagen, wann er stattfinden wird. Alle scheinen in Gedanken versunken zu sein. Es ist seltsam, dass es direkt nach den Feiertagen einen Krieg geben soll. Es passt überhaupt nicht, aber als sogar Leonie gesagt hat, dass es nach Krieg riecht, habe ich gewusst, dass es so sein muss, aber ich bin mir nicht sicher.

Als ich nach der Arbeit in mein Zimmer zurückkehre, gehe ich ganz langsam am Büro meines Chefs vorbei. Dabei bemerke ich, dass die Tür einen Spalt offen steht. Irgendwie ist das seltsam. Er hat seine Tür nie offen. Warum hat er seine Tür nicht verschlossen? Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. Ist ihm etwas zugestoßen? Die Angst macht sich wieder breit.

Ich erkenne die Stimme des Fremden. Ich schleiche mich näher an die Tür, um das Gespräch genauer zu hören.

,,Stopp. Du musst dich endlich entscheiden. Du weißt, dass du musst." Er stoppt. ,,Du kannst deinen Schwanz nicht einfach zurückziehen. Du musst-"

,,Ich muss gar nichts tun!", zischt mein Boss.

,,Du-"

,,Zwing mich nicht, dir weh zu tun!", sagt mein Boss bedrohlich.

,,Verdammter Mist! Warum bist du so ein Schwächling!", schreit der Unbekannte jetzt.

Plötzlich ein Knall. Glas fällt auf den Boden. Ein lauter Schmerzensschrei.

Verdammt! Kämpfen sie? Was soll ich tun? Soll ich in den Raum gehen? Ich mache einen Schritt rückwärts. Was mache ich hier eigentlich? Ich bin ein Mensch. Was könnte ich denn tun, um die beiden aufzuhalten? Eben. Überhaupt nichts.

Plötzlich wird die Tür aufgerissen und der Fremde rennt aus dem Zimmer, an mir vorbei. Er scheint mich gar nicht zu beachten. Ich atme laut aus. Verdammt, was ist hier los? Hat es etwas mit dem Krieg zu tun?

Stille. Ich kann nichts mehr hören. Die Bürotür steht weit offen. Ich traue mich nicht hinzusehen. Was macht mein Chef in diesem Moment? Ist er wütend?

Ich nehme meinen Mut zusammen und gehe näher an die Tür heran, immer weiter hinein, bis ich vor ihm stehe. Er scheint auf mich gewartet zu haben. Sein Blick ist emotionslos. Ich kann nichts aus ihm herauslesen.

,,Was möchtest du?", fragt er wütend. Es klingt hart aus seinem Mund.

Plötzlich fange ich an zu husten. Warum ist meine Kehle jetzt so trocken? Ich atme erneut ein und aus. Bin ich verrückt geworden? Warum bin ich in sein Büro gelaufen?

,,Ist alles in Ordnung?", frage ich mit kratziger Stimme. Oh Mann, warum bin ich nur so dumm? Woher nehme ich nur diesen Mut? Ich streiche über mein graues T-Shirt. Plötzlich schließt sich die Tür. Ich schrecke zusammen.

Dieser Raum sieht schrecklich aus. Er beginnt, sein Büro aufzuräumen. Stühle sind umgekippt, Glasscheiben und Papiere liegen auf dem Boden. Er antwortet nicht.

,,Wollte er etwas von dir?", frage ich zögernd und versuche, meine Grenzen auszutesten. Ich will unbedingt wissen, was er denkt. Er antwortet immer noch nicht.

,,Bitte", flehe ich ihn an. Und das scheint etwas in ihm verändert zu haben. Er seufzt laut.

,,Was willst du jetzt von mir? Verschwinde von hier!", sagt er wütend.

Ich bewege mich nicht. Ich weiß, dass es dumm ist, aber es kommt mir so vor, als ob er jemanden zum Reden braucht.

,,Du bist wohl schwer vom Begriff. Du hast es anscheinend immer noch nicht verstanden. Wenn ich sage, dass du gehen sollst, dann gehst du. Es gibt da keine Wiederede", er zischt die letzten Worte. Er läuft zu sein Schreibtisch und setzt sich auf sein Stuhl. Er wirkt müde.

,,Es tut mir leid. Ich werde es nicht wieder tun", stottere ich und gehe ein Schritt zurück.

Wie dumm kann ich bitte sein? Warum hielt ich es für eine gute Idee, in sein Büro zu rennen und Fragen zu stellen. Ich bin nicht in der Position, Fragen zu stellen. Ich darf nur gehorchen.

Er streicht sich mit der Hand über seine braunen Haare und sieht mich wieder an. Er scheint sich über etwas Gedanken zu machen. Er seufzt.

,,Keine Sorge, ich verzeihe dir. Aber ich will nicht, dass du noch einmal hier auftauchst, ohne von mir Anweisungen erhalten zu haben. Ich werde es nicht zulassen."

Ich nicke und senke meinen Blick. Mein Herz rast. Ich habe einen dummen Fehler gemacht, und jetzt muss ich die Konsequenzen tragen. Was wird er jetzt tun? Wird er mich bestrafen und mich an diesen Ort zurückbringen? Ich beiße mir auf die Unterlippe. Ich hoffe, er wird es nicht tun. Ich will nicht zurückgehen. Ich will nicht wieder geschlagen werden!

,,Bitte verschonen Sie mich! Ich werde es nicht nochmal tun", bettele ich. Minuten vergehen.

,,Du-", er stoppt. Plötzlich steht er auf und geht in meine Richtung. Er bleibt vor mir stehen. Wir sind immer noch ein paar Zentimeter voneinander entfernt. Vorsichtig legt er seine Hände auf meine Schulter. Ich erstarre und lasse es zu. Ich schlucke. Bitte schlag mich nicht!

Ganz langsam beugt er sich zu mir. Ich spüre seinen Atem. Er dreht seinen Kopf nach rechts, so dass sein Mund ganz nah an meinem Ohr ist. Mein Herz klopft wie wild. So nah ist er mir noch nie gewesen.

,,Was ich dir jetzt sagen werde, ist ein kleines Geheimnis. Sag es niemandem", flüstert er dicht an meinem Ohr. Sofort bekomme ich eine Gänsehaut. Ich kann nichts anderes tun, als meinen Atem zu kontrollieren und auf den Boden zu schauen.

Die Stimmung im Büro hat sich völlig verändert. Die Luft ist in wenigen Sekunden so drückend und gleichzeitig so elektrisierend geworden. Ich nehme nichts anderes mehr wahr, nur noch ihn. Innerlich bin ich unruhig. Was hat er jetzt vor?

,,Niemand kann diese Stadt verlassen. Irgendwann kehren wir alle wieder in diese Gegend zurück."

Er lehnt sich zurück und drückt mein Kinn hoch, damit ich ihm in die Augen sehen kann.

,,Weißt du, warum er hier war?", fragt er. Was meint er damit? Wen meint er damit? Und dann fällt mir ein, wer vor ein paar Minuten hier war. Die namenlose Person. Ich schüttle den Kopf.

,,Alle wollen etwas von mir. Aber ich will nicht helfen." Scheint er genervt zu sein, oder wirkt er verzweifelt? Ich schlucke. Warum macht er mich immer so nervös?

Er atmet laut aus und sagt dann: ,,Weißt du, diese Stadt ist etwas ganz Besonderes. Hier ist jeder willkommen. Hier leben Geschäft, Geld und Macht. Hier gibt es Unterhaltung, Verkauf von Waren und Dienstleistungen, die du dir gar nicht vorstellen kannst. Aber es gibt hier auch große Probleme. Hier gibt es keine Freunde, nur Geschäftspartner. Na ja, sagen wir fast."Mein Blick wandert kurz zu seinen vollen Lippen. Er lächelt leicht. Plötzlich leuchten seine blauen Augen auf.

,,Du hast selbst gemerkt, welche Art von Kunden jeden Tag in meinem Restaurant ein und aus gehen. In unserer Stadt leben verschiedene Gruppen. Wir sind unterschiedlich, aber auch ähnlich. Wir können zusammen in dieser Stadt leben, aber diese Stadt ist kein Zuckerschlecken. Wir befinden uns im Zentrum der Stadt. Ein wichtiger und mächtiger Ort. Wer diesen Ort erobert, wird sehr viel Macht haben."

Er macht eine Pause und berührt nun meine Wange. Langsam streicht er mit seinem Daumen über meine Haut.

,,Dieser Ort sollte nach Jahren des Krieges ein Friedensort sein. Aber jetzt wollen einige diesen Ort auflösen. Wenn sich noch eine bestimmte Person in diese Situation einmischt, dann ist alles vorbei. Alle warten auf seine Entscheidung. Das ist alles." Er klingt mürrisch. Er scheint noch etwas sagen zu wollen, aber er bleibt stumm. Er lässt mich los und deutet auf die Tür. Ich verstehe. Er will, dass ich gehe. Er hat alles gesagt, was er sagen wollte.

Ich nicke und schaue ihn wieder an. Er sieht mich an und legt dann kurz seinen Zeigefinger auf meine Lippen. Er will mir mitteilen, dass ich dieses Geheimnis nicht aussprechen darf.

Mein Herz rast. Er lässt mich los und dann gehe ich in mein Zimmer. Als ich die Tür schließe, setze ich mich sofort auf mein Bett, da meine Beine nachgeben.

Heute habe ich viel lernen können. Über diese Stadt, über mein Chef und jetzt auch etwas über mich selbst. Mein Herz rast immer noch. Und ich weiß, dass es nicht Gutes bedeutet.

Das Bild, das ich von ihm habe, hat sich verändert. Langsam merke ich selbst, dass ich mir nichts vormachen muss. Mein Körper reagiert zu stark auf ihn.

Das Problem ist, dass ich mich in diesen Mann verliebt habe. Und ich habe Angst, dass mich das ruinieren wird.


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