Epilog


Das Rattern des Hogwartsexpresses verschwimmt zu einem stetigen Geräusch im Hintergrund, während ich meine Gedanken fliegen lasse und mich an das Fenster im Gang lehne. Das Jahr war wundervoll. Wir sind nicht beinahe gestorben, wir wurden nicht angegriffen, sondern haben in Frankreichs Wäldern Quidditch gespielt und Croissants gegessen, haben ekelhaften grünen Tee getrunken und Rauchgestalten beschwört, bevor wir am Bachlauf gesessen und über Merlin und die Welt geredet haben. Ich habe mit vergangenen Dingen abgeschlossen und Weggefährten gehen lassen. Ich vermisse Xela jetzt schon, aber ich weiß, dass er dort unter den immergrünen Baumkronen und zwischen dem hochragenden Bambus glücklicher ist, als er es hier je hätte sein können. Ich wünschte mir, ich hätte auch bleiben können. Es war so friedlich, die Ruhe vor dem Sturm. Schlechtes Gewissen, von dem ich weiß, dass es unbegründet ist, nagt an mir. Ich habe das Edelsteinorchester vernachlässigt, Gwen und Reg zurückgelassen, während ich es mir habe gut gehen lassen. Auch wenn ich weiß, dass es notwendig für mich war, kann ich die kleine Stimme in meinem Inneren nicht zum Verstummen bringen, die mir sagt, dass ich nicht gut genug bin und alle enttäuscht habe. Auch wenn das nicht stimmt, ist es schwer ihr zu entkommen. Ich lenke meine Aufmerksamkeit hinaus auf die grüne Landschaft, die fröhlich und vor Lebendigkeit nur so sprießt. Ich warte. Die Minuten verstreichen und ich warte immer noch. Ich kann nicht anders, als mit den Augen zu rollen. Ich habe gewiss nichts dagegen, dem Rumtreiberabteil mit einem schmollenden Sirius, der Juliet vermisst, und Lily und James, die miteinander turteln, zu entkommen. Sonst ist er nicht so spät. Ich runzle meine Stirn und kann nicht verhindern, dass Sorge in mir hochkocht. Ich frage mich, warum er so dringend mit mir sprechen will. Citrin begibt sich auf letzte Reise.... Ein Schauer läuft meinen Rücken hinab und ich warte. Meine Finger spielen mit dem Saum meines Umhangs. Nur weil es warm und eigentlich Sommer ist, heißt das nicht, dass es in Schottland warm ist. Ich hoffe einfach, dass alles in Ordnung ist, aber so wie ich mein Glück kenne, kann ich mir das abschminken.

Schritte, die durch den Zug hallen, lassen mich aufsehen. Regulus dunkler Haarschopf, dreht sich ein letztes Mal um, mustert kritisch den Korridor hinter ihm.

„Hey", sagt er leise und wendet sich mir zu. Die Schatten unter seinen Augen sind tief, seine Finger nesteln nervös mit den Enden seiner Ärmel.

„Was ist los?", ich komme nicht umhin ihn besorgt zu begutachten. Wieder blickt er den Gang auf und ab. Ich folge seinem Blick, doch sehe nichts. Meine Hand findet seinen Arm und zwingt ihn, mich anzusehen. „Reg. Was ist los?"

Er schluckt und ich kann die Angst in seinen Zügen sehen, die wie in Wellen von ihm ausgeht. Jetzt mache ich mit wirklich Sorgen.

„Rede bitte mit mir", flehe ich beinahe, „bitte." Mein Ton ist warm und leise, doch die scharfen Spitzen der Furcht haben sich eingeschlichen.

„Okay", murmelt er, wirft einen Blick über die Schulter, „aber ich muss mich kurzhalten." Ich nicke knapp, verstehend.

„Was ist los?"

„Du weißt von der Neigung meiner Familie zur schwarzmagischen Seite. Sie haben Du-weißt-schon-wen mit Geld unterstützt, haben sich aber geweigert, mit ihm in den Krieg zu ziehen. Bis jetzt." Seine grauen Augen huschen nervös von der einen Seite zur anderen, während mein Puls sich beschleunigt. Er spricht schnell, leise, als hätte er Angst, dass er jeden Moment auffliegen könne.

„Was heißt das genau?" Ich bemühe mich ebenso leise zu erwidern, auch wenn alles in mir schreit.

Er schluckt, die Panik in seinen Zügen nimmt Überhand und scheint ihn verschlingen zu wollen.

„Ich – sie wollen – ich muss mich ihnen anschließen." 

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