22. Kapitel Jetzt liegt es an uns
Hong Lee bleibt hinter uns, sowie die neuen Freunde, die alten Beziehungen und gestärkten Bande zwischen uns. Von Allianzen zwischen Rebellenorganisationen, zu Liebesbeziehungen über Weggefährten, die ich gerne noch länger behalten hätte. Sakura verabschiedet uns mit einem traurigen Lächeln, während Ki Hong uns nur vergnügt zu winkt.
„Wir sehen uns sicher bald wieder, Leute, keine Sorge." Die dunklen Augen des Mädchens mustern den jungen Mann neben ihr mit gerunzelter Stirn. Sie schüttelt nur den Kopf, als versuche sie ihre Gedanken abzuschütteln.
„Passt gut auf euch auf", bittet sie uns eindringlich, „in eurem Land herrscht Krieg und es wird grausam werden."
Ist es schon, will ich sagen, verkneife es mir aber.
„Werden wir", antwortet Mary an meiner Stelle, „Danke, Sakura, aber pass du auch auf dich auf."
Mein Blick huscht über die Umhänge, bis ich pink und blau und schwarz erhasche. Die beiden haben sich am Rand der Menge zusammengefunden. Ihre Körper einander zugeneigt, sanfte Züge auf ihren Gesichtern, als sie ihren Abschied nehmen. Victoires Hand findet Menas Wange, ihre Finger liebkosen ihre Haut, während sich meine Freundin in ihre Berührung lehnt. Ihre Köpfe lehnen aneinander, bevor Marl ihren Nacken beugt und ihrer Partnerin sanft einen Kuss auf die Lippen drückt. Ich wende meinen Blick ab, um ihnen ihre Privatsphäre zu lassen.
Die Abschiede sind nicht tränenreich, doch meine Brust schnürt sich fest zusammen, sodass es scheint, dass ich kaum noch Luft bekomme, als Xela mich von einem Baum aus beobachtet, zwischen den Blättern versteckt, sodass man ihn nur sehen kann, wenn man nach ihm sucht. Ich fühle, wie meine Augen zu glänzen beginnen, doch ich zwinge die Feuchte in ihnen zurück. Wenn du etwas liebst, lass es frei. Ich straffe meine Schultern und ziehe tief und zittrig Luft in meine Lungen. Es wird Zeit nach Hause – denn ja, es ist immer noch mein Zuhause, auch wenn ich mich dort nicht mehr sicher fühle. Aber es ist mein Zuhause und es steht unter Angriff und es liegt an mir es zu beschützen – nach Hause zurückzukehren. Ich wünsche mir nichts weiter, als dass all der Schmerz und das Leid endlich aufhören. Aber dafür muss ich kämpfen. Auch wenn ich breche. Denn wie ich Benj gesagt habe, ist aufgeben keine Option. Ich trete also vor, mein Koffer dieses Mal leichter, mein Herz schwerer und meine Sicht verschwimmt und das nicht nur vom Portschlüssel.
Altbekannte Magie prickelt auf meiner Haut, als ich Zuhause auf dem Steinboden aufkomme und Dumbledors vertrautes Lächeln blicke. Mir ist zum Heulen und zum Lachen zugleich, aber ich entscheide mich für ein schwaches Lächeln stattdessen. Ich bin wieder in Hogwarts. Die Sonne vor dem Schloss strahlt uns frech entgegen, als sei alles in Ordnung, auch wenn ich weiß, dass es nicht so ist. Wir ziehen uns in unseren Schlafsaal zurück, es geht wieder ans Lernen, denn ab Montag geht es mit den UTZ Prüfungen wieder los. Eh logisch, dass wir beim schönsten Wetter in der Bibliothek sitzen und schuften wie die Hauselfen. Die Tage ziehen sich endlos hin, Zaubersprüche und Zaubertrankzutaten schwirren mir durch den Kopf und verhindern es, dass ich an irgendetwas anderes denken kann. Von Anschlägen auf Voldemort ganz zu schweigen. Mein Herz seufzt traurig auf, wenn ich die Strickleiter zum Nordturm hinaufklettere, um die Vorbereitungsstunden für die UTZ Prüfung in Wahrsagen zu besuchen. Nicht nur Jackson ist weg, sondern auch Xela. Von ihr selbst bleibt nur die Erinnerung und die Gedenkstätte am schwarzen See. Mein Ehrgeiz ist geweckt, ich will sie stolz machen. Ich will die Frau, die so viel in mir gesehen hat und mich Schritt für Schritt begleitet hat, stolz machen, auch wenn sie es vermutlich nicht mal mitbekommen würde. Sie ist fort und von ihr bleibt nur der Schatten, der sich in Rauch auflösen wird, sobald sich niemand mehr an sie erinnert. Ich schüttle meinen Kopf, um den Schmerz und die finsteren Gedanken loszuwerden. Es ist nicht die Zeit, um Trübsal zu blasen. Ich habe Prüfungen zu bestehen. Die Sonne geht auf und unter, doch alles was ich wirklich wahrnehme, sind die Buchreihen, die entweder im Licht glühen oder im Kerzenlicht Bahnen werfen.
Obwohl ich kaum mehr Prüfungsangst habe, flattern meine Nerven nervös, als ich meinen Bogen mit Fragen bekomme. Als ich endlich, endlich fertig damit bin und die Antworten – sowie Remus es empfohlen (obwohl uns eher dazu gezwungen) hat – nochmals durchgelesen habe und das Pergament endlich auf McGonagalls Tisch liegt, die uns freundlich zu zwinkert, könnte ich vor Erleichterung tanzen. Was heißt hier könnte. Ich habe mir Sirius geschnappt und bin mit ihm so schwungvoll quer durch den ganzen Gang gewalzt, sodass uns ein paar Prüfer ausweichen mussten, um nicht mit uns zu kollidieren – oder wie Peter es ausdrückt „niedergewalzt zu werden". Als wir jetzt endlich fertig sind, trifft die Realität mich wie ein Schlag ins Gesicht. In einer Woche geht es nach Hause. (Obwohl, wo ist Zuhause?) Wir sind fertig. Wir sind mit Hogwarts fertig. Ein komisches Gefühl beschleicht mich in den letzten Tagen, in denen wir nichts anderes tun, als faul in der Sonne zu fläzen, Kürbissaft im kühlen, schier endlosen See zu schlürfen und dem großen Kraken zu winken, der vergnügt mit ein paar Selkies um die Wette ringt und Filch noch ein letztes Mal Streiche zu spielen, die dafür sorgen, dass sein Gesicht puterrot anläuft und er seine Kehle heiser schreit, wenn er sich bei Dumbledor beschwert. Es ist melancholisch und füllt mich Euphorie, lässt meine Lippen sich zu einem schwachen Lächeln formen und Tränen in meine Augen steigen. Hogwarts ist mein Zuhause und jetzt muss ich es hinter mir lassen, um in eine kalte, raue, grausame Welt zu kommen, in der ich um mein Überleben kämpfen muss. Ich atme langsam aus und betrachte die Menschen, die mein Zuhause zu eben dem gemacht haben, während das kühle Wasser des Sees meine Zehen kitzelt und die Sonnenstrahlen mein Gesicht wärmt. Lily lehnt lachend an James, der Sirius mit einem Schnippen seines Zauberstabs zurück ins Wasser fallen lässt, während Alice und Frank im Schatten kuscheln, Remus liest, während Marl die Szene vor ihr skizziert, mit konzentrierter Miene und schnellen Strichen ihres Stiftes. Peter döst zufrieden zusammengerollt vor sich hin und ich kann nicht anders als zu schlucken. Wir treffen uns heute Nachmittag vor der Abschiedszeremonie mit Dumbledor, um ihm unser okay für den Orden des Phönix zu geben. Und danach ist es Zeit uns der richtigen Welt zu stellen.
oOo
„Meine Lieben", Dumbledors blaue Augen glitzern freundlich, „ich freue mich, euch so zahlreich hier zu sehen und euch bald als Mitglieder des Ordens des Phönix begrüßen zu können. Mit euch an meiner Seite, wird die Gegenseite zu kämpfen haben. Ich weiß, das alles ist neu und beängstigend"
Ich schaffe es kaum mein Schnauben zurück zu halten. Was heißt neu? Wir lesen seit Jahren von Anschlägen im Tagespropheten, haben alle schon so viel verloren...
„aber eines sei euch gewiss – ich werde, gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Ordens dafür sorgen, dass ihr und eure Familien so sicher wie es – in diesen unsicheren Zeiten – möglich ist, seid. Ich gebe euch mein Wort. Jeder von euch wird eine Adresse erhalten, die ihr euch einprägen, aber niemals aussprechen werdet. Das Hauptquartier ist durch Banne und einen Fideluszauber geschützt, sodass ihr den Ort selbst wenn ihr es wolltet, nicht verraten könntet. Wir haben sämtliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Nun wird es Zeit, die Offensive zu planen und schließlich auf vielen verschiedenen Ebenen für Sicherheit und Widerstand zu sorgen. Vertraut einander, aber vertraut niemandem. Abgesehen von jenen, die in unserem Kreis hier stehen und im Hauptquartier eintreffen werden, können wir nicht sicher sein, wer bereits umgekehrt und sich auf die andere Seite gestellt hat."
Und ich habe meine Feinde lieber mir gegenüber stehen, als in meiner Mitte.
oOo
Die Sonne spiegelt sich in den Wellen, die der Wind über den See laufen lässt, während wir uns auf den Stühlen am Ufer niederlasse und mit gespannten Mienen zu unseren Lehrern aufsehen, die vor uns auf der Tribüne stehen. Mein Haar weht sanft in der lauen Brise, meine Haut fühlt sich warm und sicher an.
Vögel sirren über den strahlenden Himmel und das Gemurmel der Anwesenden erinnert mich daran, dass ich nicht alleine bin. Mena steht neben mir. Ihre Augen glitzern; ob es von Tränen oder der Sonne ist, kann ich nicht ganz deuten. James und Sirius umarmen sich brüderlich, während Lily lächelnd neben ihnen die Augen verdreht. Wir alle tragen unsere besten Umhänge, haben versucht uns herauszuputzen und heute all unsere innerlichen sowie äußerlichen Narben zu kaschieren. Nur ich habe mich dazu entschieden kein Make-Up aufzutragen. Wenn Hogwarts mich verabschiedet, soll es mich verabschieden und nicht eine falsche Version von mir.
Man hört ein leises Räuspern, die Menge an Schülern verstummt und blickt zum Podium auf. Dumbledore hat sich erhoben und steht nun ganz vorne an seinem funkelnden Rednerpult, der Adler breitet schützend seine Flügel unter seinen Fingern aus. Mena greift nach meiner Hand und drückt sie fest, während ich die Geste erwidere. Gemeinsam haben wir diese Reise begonnen, gemeinsam beenden wir sie. Und mit all dem Leid hat auch so viel Glück und Magie in unser Leben Einzug erhalten. Mary neben mir wischt sich peinlich berührt über ihre Augen. Diesmal bin ich diejenige, die nach ihrer Hand greift und ihr ein aufmunterndes Lächeln schenkt. Hier sind wir alle gemeinsam, haben Schlachten geschlagen, Quidditchmatches ausgefochten und Liebeskrisen überstanden und heulen, als würden wir uns nach diesem Tag nie wiedersehen.
„Liebe Schüler", ertönt Dumbledores beruhigende Stimme über den Sesselreihen, „ein weiteres Jahr ist vergangen. Ein weiteres Jahr ist zu Ende, doch es ist nicht nur irgendein Jahr. Es ist das Jahr in dem ihr diese Mauern verlasst, eure Flügel ausbreitet und euch der Welt stellt. Es ist gewiss nicht leicht in Zeiten wie diesen das sichere Nest zu verlassen, doch ihr habt bereits so viel überstanden. Sei es ein Angriff auf das Schloss, Entscheidungen, die euch alles abverlangt haben oder der Zusammenhalt in Angesicht von lauernder und ungewisser Gefahr."
Nushkins dunkle Augen bohren sich in die meinen. Ich schüttle meinen Kopf, um die Gedanken loszuwerden. Jetzt ist definitiv nicht der Zeitpunkt. Der Griff um Menas und Marys Hand verfestigt sich.
„Wir wollen nun feierlich denen gedenken, die heute nicht mehr bei uns sein können, jene, die in diesen Zeiten der Unsicherheit ihr Leben lassen mussten. Seien es Freunde, Bekannte, Familie, Mentoren... wir haben alle verloren. Doch das heißt auch, dass wir aktiv am Spiel des Lebens teilnehmen, das heißt auch dass wir bereits etwas gewonnen haben, dass wir wieder gewinnen können. Auch, wenn sie nicht mehr bei uns sind, tragen wir einen Teil von ihnen in uns und das Spiel geht weiter. So hoffe ich auch, dass euch diese Jahre in Hogwarts weiter auf eurem Weg begleiten und leiten werden. Euer Weg hat euch hierhergebracht, zu diesen Mauern. Für einige hat dieser Ort ihr Leben für immer verändert, für andere ist er zu einer zweiten Heimat geworden. Die meisten von euch haben sieben Jahre ihres Lebens an diesem Ort verbracht. Leben. Ich möchte euch bewusst machen, wie wertvoll dieses kleine Wort ist. Ich möchte euch bewusst machen, wie wichtig es ist, immer an das Leben zu glauben, auch wenn der Tod vor den Türen lauert. Ich möchte bewusst machen, wie tapfer ihr alle wart, jedes Jahr aufs Neue hierher zurückzukommen, auch wenn euer Leben manchmal in Gefahr stand, ihr mehr verloren habt als irgendjemandem je lieb war. Aber – und ich nehme es mir heraus, mir hier die Worte einer besonders weisen Persönlichkeit zu borgen - Wie glücklich sind wir, etwas zu haben, dass einen Abschied so schwer macht"
„Winnie the Pooh", höre ich Alice eine Reihe hinter mir flüstern und ich kann ihr stolzes Grinsen beinahe spüren.
„Ich bin stolz auf jeden einzelnen Schüler und jede einzelne Schülerin, der oder die hier heute vor mir sitzt. Ich möchte nicht von belanglosen Dingen reden, wie euren hervorragenden Schulleistungen – auch, wenn ich das jetzt gemacht habe", ein leises Lachen geht durch die Menge, „Viel eher möchte ich euch für das loben, was euch ausmacht, wer ihr seid, auch wenn manche von euch vielleicht noch danach suchen. Für eure Persönlichkeiten, eure Kraft, euren Mut, eure Tapferkeit und vor allem für eure Hoffnung. Ihr habt diesen Ort niemals aufgegeben. Und ich will doch hoffen, dass ihr das auch in Zukunft nicht werdet. Hogwarts soll euch immer ein Zuhause sein. Ich bedanke mich bei euch allen,die heute hier sind. Auf Hogwarts, auf euch!"
Dumbledores Blick schweift über uns und sein stolzes Lächeln spricht Bände. Ich höre den Beifall nicht, spüre nicht, wie Marl und Mary ihre Hände meinen entziehen, um mitklatschen zu können und bekomme nicht mit, wie Dumbledore vom Pult zurücktritt. Ich bemerke erst, dass ich weine, als Mena sich besorgt zu mir dreht, „Emmi, hey, alles gut?"
Verwirrt schüttle ich meinen Kopf. „Alles gut", scheint sie mir nicht abzukaufen. Wir haben gekämpft seit wir diese Welt betreten haben und jetzt liegt es an uns – im wahrsten Sinne des Wortes – an uns sie zu retten.
Ich sammle mich wieder. Ihr Gesicht sieht so verheult aus, aber mein eigenes ist vermutlich nicht viel besser dran. kurzerhand in die Arme. Die Menge um uns herum klatscht immer noch. Marl streicht mir beruhigend über den Rücken, bevor sie sich von mir löst und mich anlächelt, „Na siehst du, alles gut. Das ist nur unser Abschluss!" Und sie heult wieder, während sie hysterische Lacher von sich gibt. Ich muss beinahe Lachen bei ihrem Anblick.
Ich spüre eine große Hand auf meiner Schulter. Es ist Remus. Ich stehe zusammen mit Mena auf und umarme ihn fest. Der Blick, den ich ihm zuwerfe, sagt mehr als tausend Worte. Und so geht es weiter. Mary, Alice, Jame, Sirius, Lily, Peter und Frank.
Der Rest der Zeremonie ist in einen blauen Schleier getaucht, bis Dumbledore uns wieder zu beruhigen versucht. Unsere Zeugnisse hätte ich beinahe vergessen. Wir hören alle zu, wie die verschiedensten Namen aufgerufen werden. Einzeln betritt jeder das Pult und schüttelt den Lehrern die Hand, nachdem Dumbledore ihnen ihre Urkunde in die Hand gedrückt hat. Und schließlich ist es soweit. McGonnagal ruft feierlich meinen Namen auf, „Emily Sophie Haimerl!"
Mena stupst mich an und ich stehe abrupt auf, schlängle mich aus der Reihe und betrete die Bühne. Dumbledore hält mir eine Pergamentrolle entgegen, die mit dem blutroten Siegel von Hogwarts verschlossen wurde. Er sagt nichts, sondern drückt einfach nur meine Hand, während seine leuchtenden Augen hinter den Halbmondgläsern mir auch ohne Worte zu verstehen geben. Er ist stolz. Nicht nur, weil er auf alle stolz ist, sondern weil wir die letzten Jahre dichter an seiner Seite gekämpft haben, als der Rest und es auch noch weiter werden. Ich nicke kurz und wende mich zu McGonnagal und den anderen Lehrern, um ihnen die Hand zu schütteln. Ich weiß nicht, wie ich weiterkämpfen soll, kann, aber was für eine Wahl haben wir denn? Ich wehre die Gedanken ab und kehre an meinen Platz zurück, um die Zeugnisverleihung der anderen abzuwarten. Die Minuten verschmelzen in einander und schließlich finden wir uns gemeinsam, neben einander am Saum des Schwarzen Sees wieder. Gemeinsam, wortlos und entschlossen.
Jetzt liegt es an uns. Wir werden hinaus geschickt in eine kalte und grausame Welt, die vor Krieg nur so tobt. Die andere Seite hat keine Ahnung, was sie erwartet, denn unsere Front trotzt vereint und stark, durch Vertrauen und grimmige Hoffnung, denn wir sind die Generation, die noch ihre Zukunft zu gewinnen und ihre Vergangenheit zu rächen hat.
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