21. Kapitel Family
You are not alone. You are loved.
Als meine Füße auf dem Steinboden aufkommen und der Schwindel und das Gefühl mit einem Staubsauger aufgesaugt zu werden abklingt, atme ich langsam durch. Die Luft ist schwer vom würzigen Duft von Kräutern und Wald, die sanften Nuancen von Rauch kitzeln in meiner Nase. Ich blinzle, als ich mich zu orientieren versuche. Im Hof gluckert eine Quelle fröhlich vor sich hin, während die aufgescheuchten Vögel uns neugierig von ihrem Platz auf den roten Ziegeln beobachten. Sakuras Lippen ziert ein Lächeln. Endlich wieder Zuhause, sagt es. Fasziniert schweift mein Blick über die dunklen, hölzernen Säulen, die roten Laternen, die vermutlich die Dämmerung erleuchten werden, die spitzen, sattgrünen Blätter des Bambus wiegen vorsichtig in der weichen Brise.
„Meine Lieben!", in einer dunklen Robe und einem strahlenden Lächeln auf den dünnen Lippen, breitet der Mann seine Arme aus „Lee Wu ist mein Name und ich freue mich außerordentlichst, Euch heute hier auf der Hong Lee Akademie begrüßen zu können." Zustimmendes Gemurmel kommt aus unseren Reihen. Sakura und Raito vor mir neigen ihr Haupt und wir beeilen uns es ihnen gleich zu tun. Seine Augen glitzern vergnügt, als wir uns wieder aufrichten und er mich in der Menge findet. Er zwinkert mir verschwörerisch zu. Ich kann nicht verhindern, dass mir das Blut in die Wangen schießt und ich wende vorsichtig meinen Blick ab. Das letzte Mal als ich auf ihn gestoßen bin, habe ich ihn wie ein in die Enge gedrängter Tiger angefaucht.
„Kommt, meine Lieben, kommt, folgt mir, aber lasst eure Schuhe stehen." Ki Hong ist bereits aus den seinen geschlüpft, als wir uns beeilen aus unseren zu kommen. Mit vorsichtigen Blicken und faszinierten Augen huschen wir die mit Seidenpapier und feuerspuckenden Drachen ausgekleideten Gänge entlang. Ich halte mich an Peters Fersen. Kein aufgeregtes Gewusel füllt die Korridore, nur leises Lachen und sanfte, melodische Gespräche. Flammend rote Umhänge mit schimmernden Stickereien ziehen an uns vorbei, beobachten uns neugierig aus den Augenwinkeln, als ob sie sich nicht so ganz trauen, uns direkt anzusehen. Lee Wus Stimme drängt uns weiter, bis wir dicht aneinander gedrängt an einer langen, niedrigen Tafel stehen.
„Setzt euch doch", unsicher lasse ich mich neben Mena sinken, die Beine ordentlich unter mir gefaltet. Es dauert etwas, bis sich alle niedergelassen haben und nun etwas unbeholfen in die Runde sehen.
„Was machen wir jetzt?", raunt Mena mir aus dem Mundwinkel zu. Ich zucke mit den Schultern. Vielleicht ist es ihre Art von Willkommenszeremonie. Zurückblickend gesehen schäme ich mich für unsere westliche Welt, dass wir außer den Festmahlen nicht solch eine feierliche Begrüßung für unsere Gäste organisiert haben.
Mit einem Schwung seiner Hände und einem Schmunzeln, das sich bestimmt auf unsere verwirrten und unbehaglichen Gesichter bezieht, lässt er Teeschalen von den Regalen hinab fliegen, bevor sich ein jedes einen Besitzer sucht. Mit einem weiteren, flüssigen Schlenkern seines Armes folgen Kannen, aus dessen Hälsen sich weich und betörend der Wasserdampf erhebt.
„Grüner Tee von unserer bezaubernden Madam Feng", erklärt Wu, während sich unsere Becher langsam füllen, „er schmeckt ganz hervorragend und trägt dazu bei, Ihre Magie im Inneren zu besänftigen und Ihren Körper zu stärken. Nur zu. Gānbēi."
Murmelnd wird sein Trinkspruch erwidert, bevor er mit beiden Händen seinen Becher zu seinem Mund führt und von dem grünen Etwas trinkt. Ich hasse grünen Tee. Ich zwinge meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten, bevor ich mit gespitzten Lippen einen Schluck mache. Die bittere, wässrige Flüssigkeit rinnt meine Kehle hinab. Es ist... nicht ganz so schrecklich wie ich es erwartet habe. Immer noch nicht gut, aber es toppt bei Weitem Moirenblut. Ruhe prickelt auf meiner Haut und ich kann nicht anders als verwirrt meinen Kopf zu schütteln. Irgendetwas fehlt. Meine Augen schweifen durch die Menge und auf einmal verstehe ich. Die Angst fehlt in den geraden Rücken der Hong Lee Schüler. Soweit weg von all dem Schmerz und Leid, das gerade durch Europa fegt. Ich traue mich kaum zu atmen, zu hoffen. Für die nächsten, wenigen Wochen sind wir frei. Zum ersten Mal in Jahren spüren wir den heißen Atem des Krieges nicht in unserem Nacken. Meine Augen brennen verräterisch, doch ich weigere mich die Tränen der Erleichterung fallen zu lassen. Wenigstens für eine Weile sind wir frei.
oOo
Die Tage ziehen nur so an uns vorbei, voller Lachen, neuer Zauber, fremdklingender Wörter und Zaubertrankzutaten. Die Luft ist mild, wenn wir von Klasse zu Klasse gehen, der würzige Geruch von Reis und Suppe folgt uns um die Mittagszeit, wenn wir das gepflegte Kopfsteinpflaster kleinen Höfe überqueren. Die Matten, die uns zur Verfügung stehen, so dünn sie auch sind, sind himmlisch weich und Abende sind voller geflüsterten Mythen und zauberhaften Wesen, die einander mit ihren Körpern aus Rauch an der Decke unseres Raumes jagen. Sacht glühen rote Lampen in der Dunkelheit, als wir – heute zu sechst, mit Mary im Schlepptau – die Steinstufen hinab eilen, in die Nacht hinein, unter dem vollen Mond hinaus in die Freiheit. Am liebsten hätte ich laut aufgelacht. Wie lange habe ich mich schon nicht mehr so ungezwungen gefühlt. Meine Füße trommeln gegen den weichen, federnden Boden, bevor sie zu weißen Pfoten werden und die kühle Nachtluft durch mein Fell streift.
Meine Muskeln brennen angenehm vom morgendlichen Sport, zu dem wir uns gemeinsam einfinden, nachdem uns alle die wohlklingenden Töne des riesigen Gongs in der Mitte des Tempels geweckt haben. Mein Herz und das Gewicht auf meinen Schultern wird leichter, mein Lachen ehrlicher, meine Augen funkeln wieder. Hong Lee bringt mir viel bei. Wie man am besten Wespengift zur Wundheilung in Tränken einsetzt und wie man Rauchgestalten erschafft, wie man am schnellsten die schmutzige Wäsche sauber zaubert, wie man gängige Zaubertränke konserviert und wie man aus dem Wasser die Zukunft liest. Nicht nur diese lächerlich befreiende Unbeschwertheit liegt in der Luft, sondern auch die verstohlenen Blicke von Lily und James, die versuchen, den Augen des anderen auszuweichen, sodass ich nicht umhin komme zu vermuten, dass da irgendetwas zwischen den beiden vorgefallen sein muss. Keiner der beiden hat sich – auch wenn es knapp dran war – so komisch benommen. Aber die verstohlenen Blicke, werden zu weichen, die den des anderen halten und der Abstand wird zu Nähe. Ein Licht scheint die beiden zu umgeben, das kaum jemand zu dimmen vermag, bis es erlischt und wütenden Blicken weicht.
„Emily, ich muss mit dir reden."
Ich sehe von meinem Verwandlungsbuch auf und sehe in James dunklen Augen, bevor mir ein Schauer den Rücken entlangläuft. Er nennt mich nie bei meinem ganzen Namen. Er weiß es. Er weiß vom Weihnachtsball. Ich nicke nur knapp, lege meine Sachen beiseite, erhebe mich und folge ihm. Die Luft zwischen uns scheint vor Spannung zu vibrieren, ist so dick, dass man sie fast greifen kann. Ich sage nichts, denn es gibt nichts, was ich jetzt sagen könnte, was der Situation helfen würde. Die Anspannung in seinen Muskeln und die verkrampften Kiefer, die gerunzelte Stirn und die strengen Züge um seinen Mund sprechen für sich. Ich folge ihm vorbei an den sanft gluckernden Brunnen und dem strahlenden Grün des Bambus' hinaus aus dem Tempel, den ausgetretenen Weg entlang zu den Bäumen, die beschützend ihre Äste über die Steine am rauschenden Wasser des Baches strecken. Schatten fallen auf die hellen Felsen und mit einem Mal hält der Junge vor mir inne, bevor er herumwirbelt.
„Warum?!", Wut dröhnt in seiner Stimme, blitzende Augen, „warum hast du mich angelogen?!"
Ich nehme einen tiefen Atemzug und straffe meine Schultern, bevor mein Blick reuevoll seinem wilden begegnet.
„Und leugne es ja nicht!", knurrt er, bevor ich noch etwas sagen kann.
„Tue ich nicht. Es tut mir leid."
„Es tut dir leid? Es tut dir leid?! Das ist alles was du zu sagen hast?!"
„Nein, James ist es nicht", erwidere ich und schaffe es einen genervten Unterton aus meiner Stimme zu verbannen. Nicht, dass er mich ausreden lässt.
„Es war ein Fehler und ich hätte dich nicht anlügen sollen, auch wenn ich es getan habe. Ich weiß, ich kann es nicht zurücknehmen", meine Augen folgen ihm, als er sich gegen einen der Felsen lehnt, die Augen vor der Brust verschränkt, „aber könnte ich es, würde ich es. Damals dachte ich, dass ich Lily beschützen muss, dass ich zu ihr halten muss, auch wenn meine Treue dir gilt." Ich nehme einen weiteren Atemzug, bevor meine Finger meinen Nasenrücken massieren. Ein Schnauben verlässt seine Lippen.
„Treue, ja, sure."
Jetzt ist es an mir ihn anzufauchen. „James, halt doch einmal die Klappe, wenn ich versuche dir was zu erklären! Ich hab fast immer hinter dir gestanden, wenn du mich gebraucht hast. Ich hab immer versucht das zu tun, was am besten für alle ist und das weißt du und ganz ehrlich, ich war wütend auf dich, wegen der ganzen Sache mit dem Polymagischen Turnier und ich hatte eine heulende Lily in meinen Armen, die mich angefleht hat, dir nichts zu sagen. Ja – ich hab gelogen. Ich bereue das und es tut mir leid, aber abgesehen davon, stehe ich immer hinter dir. Ich würde so – fucking – viel für dich tun und das weißt du auch. Also ja, Treue, du Arsch."
„Ich dachte, dass du immer hinter mir stehen würdest, dass ich dir vertrauen kann, aber offenbar nicht", Kälte in seiner Stimme.
„Hörst du auf dich wie eine beleidigte Drittklässlerin zu benehmen?", schnappe ich, „Ich hab das mit dem Feuerkelch genauso beiseitegelegt, obwohl das mir fast mein beschissenes Leben gekostet hätte."
„Ich bin dir in Schlachten gefolgt!", donnert er, nun wieder auf beiden Beinen, „Ich hab immer hinter dir gestanden, ich hätte – ich hätte Voldemort selbst in die Luft gejagt, wenn es sein hätte müssen, wie kann ich dir je wieder vertrauen nach so etwas?"
„Oh, try me", lache ich bitter, "dachte auch nicht, dass ich das wieder könnte. Euch vertrauen."
Er funkelt mich an. „Wann hast du mich noch angelogen, hm?! Was hast du mir sonst noch für Lügen aufgebunden?"
„Ich weiß es nicht", sage ich ehrlich, kann aber den herausfordernden Ton nicht aus meiner Stimme verbannen.
„Wow-", schnaubt er, bevor ein zynisches Glucksen seine Lippen verlässt, das mir durch Mark und Bein geht, „du weißt es nicht."
„Ich weiß es nicht. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich es nie habe, aber ich weiß, dass ich viele Leute angelogen habe, um sie zu schützen, also ich weiß es nicht. Aber ansonsten habe ich dich nie angelogen – bis auf dieses eine Mal."
Er wirft mir einen blitzenden Blick zu und schweigt. Die Baumkronen rascheln besänftigend über uns, der Gesang der Vögel vermischt sich mit dem Plätschern des Wassers. Das Schweigen liegt schwer auf uns, bevor James sich zum Gehen wendet und an mir vorbeizieht. Ich lasse ihn und starre nur stur geradeaus.
„Weißt du was?" Ich wirble herum, sehe ihn innehalten und mich mit einem abschätzigen Blick mustern. Ich lege meinen Kopf schief, Kälte in meinen Zügen. Er kann mich mal.
„Du glaubst, dass dein Geschwafel von wegen du tust das alles, um andere zu schützen und „du musstest das tun, weil du hattest keine andere Wahl" alles rechtfertigt, was du tust und dass du mit allem davon kommst, nur weil es dir nicht gut geht oder dass, nur weil du den scheiß Krieg gewinnen willst, das die Mittel rechtfertigt, aber das tut es nicht. Mit allem was du tust, allen Lügen und allen Opfern, die du bringst, bist du vollkommen verantwortlich, weil der Zweck heiligt noch lange nicht die Mittel. Man lügt seine Freunde nicht an. Auch nicht um andere zu schützen."
Meine Kiefer mahlen auf einander, um zu verhindern, dass ich ihm entweder an die Kehle gehe oder in einen wimmernden Haufen zusammenbreche. Dass ich mit allem davonkomme, nur weil es mir nicht gut geht? Ich komm mit einem Scheiß davon! Er starrt mich an, das provokative Glitzern hinter seinen Brillengläsern stärker als zuvor.
„Verpiss dich doch, James", knurre ich – es ist alles was ich hervorbekomme. Er schüttelt schnaubend den Kopf, bevor er sich auf dem Absatz umdreht und auf dem Weg verschwindet, auf dem wir hergekommen sind. Meine Fingernägel haben sich in meine Handballen gegraben, doch das merke ich erst, als ich meine Arme aus ihrer Verschränkung löse. So ein Arschloch. Nach all dem, was wir durchgemacht haben. Er hat recht, ich hätte ihn nicht anlügen sollen und ich habe Fehler gemacht, weiß Merlin wie viele dumme, schreckliche Fehler, aber er ist keineswegs perfekt. Es hat mindestens in der Beziehung genau so viel Dreck am Stecken wie ich. Er hat dafür gesorgt, dass ich bei einem Turnier, das mir beinahe mein Leben gekostet hätte, teilnehmen musste, obwohl ich ihn ausdrücklich darum gebeten habe, es nicht zu tun. Er kann eiskalt sein, wenn es zu Leuten kommt, die Fehler gemacht haben, die ihn berühren – wenn auch manchmal zu recht – seine Fähigkeit Menschen zu vergeben, bei Weitem nicht so ausgeprägt wie sein gekränkter Gryffindorstolz. Ehrenhaft will er sein. Wie ein bescheuerter Löwe, der seinen Machtkampf austrägt. Er kann grausam zu Menschen wie Snape sein. Er kann so verdammt dumm sein, wenn er anderen helfen will. Aber dennoch. Er soll einfach seinen Mund halten manchmal. Er geht mir am Arsch. Aber er wird sich hoffentlich wieder einkriegen, das tut er immer. Ich schüttle meinen Kopf, bevor ich einen tiefen, reinigenden Atemzug nehme. Es wird schon wieder. Er kriegt sich wieder ein.
Ich wandere also wieder zurück zum Tempel, dort wo ich meine Sachen liegen hab lassen. Die Wut, die in meinem Magen kocht, schwindet langsam wieder und lässt nur dieses hohle Gefühl in mir zurück, das ich immer habe, nachdem ich mit meinen Freunden streite. Ich husche die niedrigen Gänge entlang, meine Tasche an meine Brust gepresst, um endlich in unser Schlafzimmer zu schlüpfen. Die dünnen Wände bieten zwar nicht viel Schutz, aber die Privatsphäre ist gerade genau das, was ich brauche. Ich atme erneut tief durch. Ich kann mich nicht von ihm hinunterziehen lassen, das wäre kontraproduktiv. Ich kann nicht mehr als mich zu entschuldigen und ihm meine Meinung zu sagen, was ihm irgendwie auch wieder nicht passt. Was will er eigentlich von mir? Wenn er glaubt, dass ich meinen Schwanz einziehe und vor ihm kusche und „ja und amen" sage, nur weil er sauer auf mich ist, dann hat er sich geschnitten. Er kennt mich lange genug. Schritte auf dem Gang hallen durch meine Gedanken. Halt wirklich. Er soll sich nicht so anscheißen. Ja sicher war's nicht richtig, ich weiß nicht, wie oft ich ihm das noch sagen soll, aber ich komm mit allem durch, weil ich so tue, als ginge es mir schlecht? So ein Arsch. Ich such mir das doch nicht aus.
„Emmi?", ich schrecke hoch, nur um Marls traurige Miene zu erblicken. Oh, na toll, bei Merlins linker Pobacke, geht heute alles schief?
„Was ist los?", ich setze mich rasch auf, Besorgnis lässt mich meine Stirn runzeln, „Wessen Arsch muss ich treten?"
Sie schüttelt nur den Kopf und lässt sich neben mich plumpsen. „Es ist so unfair."
„Was denn? Das Leben? Ja, Süße, leider."
„Nein, also ja, aber das meine ich gar nicht."
„Was denn?"
„Na, wegen, du weißt schon..."
„Bonbonkopf?" Oh Merlin.
„Ja."
„Was ist denn passiert?" Ich schenke ihr einen fragenden Blick.
„Alles." Ich unterdrücke den Drang meine Augen zu rollen. „Victoire und ich waren in einem der Höfe, auf diesen süßen kleinen Bänken, weißt du, und dann hat sie eben meine Hand genommen und du glaubst mit gar nicht, wie glücklich ich war, aber dann waren da eben auch noch andere Leute und die waren einfach so – so – so..."
„Homophob?", helfe ich ihr auf die Sprünge und beiße mir auf die Zunge, um die Wut, die schon wieder in mir hochkocht, hinunterzuschlucken.
„Ja!", sie gestikuliert wild, „Sie haben uns zuerst angeschaut, als wären wir vom Mond, was nicht mal so ungewöhnlich wäre – you know – weil Magie und alles, aber dann haben sie gewirkt als wären wir irgendetwas Ekelhaftes, eine Spinne oder sowas. Auch wenn das gemein Spinnen gegenüber ist, aber ja. Weißt du was ich meine?"
Zwischen ihren Vergleichen und Anmerkungen, mit denen sie das Thema zu umgehen versucht, verstehe ich ganz genau, was sie meint. Scarface.
„Ja, ich weiß was du meinst, Marl. Lass sie reden. Sie sind alle Arschlöcher, die keinen Plan von irgendwas haben."
Überrascht sieht sie mich an. „Wooow, ist alles okay bei dir?" Okay, vielleicht war das ein bisschen zu heftig beziehungsweise hasserfüllt formuliert.
„Ja", winke ich ab, „ich hab mich nur mit James gestritten. Lily hat's ihm gesagt."
„Willst du drüber reden?" Ihre Stimme ist vorsichtig. Sie weiß ganz genau, über was wir uns gestritten haben. Ich schüttle meinen Kopf.
„Es passt schon", murmle ich, „erzähl mir von Victoire. Und lass den Rest reden. Die haben alle keine Ahnung."
Also erzählt sie von ihren weichen, wundervoll manikürten Händen, ihrem herzlichen Lachen und ihren schlechten Witzen, die irgendwie dann doch lustig sind, davon wie toll ihre Katze nicht ist und wie gut ihre Haare nicht ihre Persönlichkeit hervorheben. Wie wundervoll ihr Parfum nicht duftet und dass sie bald Geburtstag hat – Emmi was soll ich ihr denn überhaupt schenken? - Davon, wie gut sie zeichnen kann und wie schnell sie den letzten Verwandlungsspruch geschafft hat. Es ist zuckersüß und viel zu viel, aber genau das, was ich gerade brauche. Und wahrscheinlich auch genau das, was sie nach Lucas braucht. Während ich ihr so zuhöre, wandern meine Gedanken zurück zu den Zeiten, in denen wir nach der Schule gemeinsam am Bahnhof gesessen sind und Schokolade gegessen haben. Ich reise zurück in die Zeit, in denen wir Dumbledors Umhang nur zum Spaß genäht haben und es ein komplettes Desaster war. Wie sind wir auf einmal hier gelandet? Ein paar Schüler, die in zu unserer Klasse kommen und uns stolz verkünden, wir wären Zauberer. Und wir haben ihnen einfach geglaubt. Haben einfach so hingenommen, dass wir nicht mehr nach Hause kommen, sondern ein Internat in England besuchen, einfach weil ein paar vierzehnjährige in unser Leben marschiert sind. Ich muss schmunzeln. Und schau uns jetzt an. Wir sitzen in einer Akademie für Zauberei – in China wohlgemerkt – und erzählen einander von unseren Crushes und Problemen, sowie alle anderen Siebzehnjährigen vermutlich auch. Minus dem Mord und Todschlag der letzten Jahre. Wir sind hier, wir sind am Leben, ich habe Freunde, die mir den Rücken decken und mir beiseite stehen. Auch wenn bei uns manchmal die Fetzen fliegen und mal nicht mit einander geredet wird. Wenn's hart auf hart kommt, sind wir eine Einheit. Eine Familie. Und wer sich mit unserer Familie anlegt, hat durchaus ein Problem.
oOo
Die Tage plätschern weiter dahin, so sanft und liebevoll, wie es keine anderen waren, seitdem der Krieg sich in England eingeschlichen hat und schließlich wie ein Tsunami über uns hereingebrochen ist. James ist immer noch sauer auf mich, aber auch Lily würdigt er kaum eines Blickes und das will was heißen. Ihre Stirn runzelt sich jedes Mal beunruhigt, wenn er an ihr vorbeigeht, ihre Lippen kräuseln sich unglücklich, während dunkle Schatten das sonst so strahlende Grün ihrer Augen verdunkeln.
Ich weiß, was es heißt von James die kalte Schulter gezeigt zu bekommen, ich habe es erlebt, als Sirius Remus verraten hat und ich habe es erlebt, als ich ihm beigestanden habe und ich nur fassungslose, verletzte Blicke von ihm erhalten habe. Ja, er kann eine enorme beleidigte Leberwurst sein, wenn er will – auch bei den nicht so wichtigen Dingen. Ich verstehe ihn irgendwo. Wir haben ihn hintergangen. Beide. Und nichts rechtfertigt das. Aber wie bereits gesagt, hat er auch an seiner Fähigkeit Menschen zu verzeihen zu arbeiten. Wäre der Rest der Rumtreiber nicht, hätte er sich vermutlich nie mit Sirius vertragen. Und jetzt sind sie wieder ein Herz und eine Seele. Die Dinge regeln sich dann doch meist von selbst.
Das sage ich auch Lily, als sie mit kleiner Stimme und Ringen unter den Augen danach fragt. Fragt, ob ich glaube, dass er ihr jemals wieder vergeben wird. Ich sehe ihr Gesicht und weiß, dass sich etwas in ihr fundamental geändert hat, wenn es zu Krone kommt. Mr. James-arrogantes-Arsch Potter wurde zu James-vermutlich-Jugendliebe befördert und auch wenn unsere Lage gerade alles andere als Sonnenschein und Regenbögen (na gut vielleicht in Marls Fall schon) ist, bringt es mich zum Lächeln. So süß. Ihre Kinder - (Harry?) – werden so unglaublich putzig sein. Also, wenn mein Eingreifen die Zukunft nicht zu sehr verändert hat. Hat es das? Werden sie überhaupt zusammenkommen, obwohl wir hier hineingeplatzt sind? Oder wird sie – keine Ahnung – sich wieder einem Idioten wie Denis zu wenden und todunglücklich werden? Was, wenn sie sich weiter entfremden und einer von ihnen in einer Schlacht fällt? Was dann? Was, wenn sie es beide nicht überleben? Mein Kopf beginnt zu schmerzen und ich reibe mir meine Schläfen. Immer dieses „Was wenn?". Ich werde es schon sehen, ob in der Zukunft oder in der Gegenwart. Die Dinge werden ihren Lauf nehmen und schließlich werden alle Puzzleteile in genau die Position fallen, in die sie gehören. Und wenn James und Lilys Puzzleteile neben einander liegen und in einander passen (höhö), dann soll es so sein. Und wenn nicht, dann nicht. So wie mit Lucas und Marl. Wenn sie zusammengehört hätten, wären sie noch beisammen, aber manche Wege führen schließlich in eine ganz andere Richtung.
Lily ist für eine Weile wieder Evans, wenn James über sie spricht, wenn die Rumtreiber beisammensitzen. Ich sehe es als gutes Zeichen, dass er seine Worte auch wieder an mich richtet und das magenumdrehende Gefühl von Erleichterung und Schuld, das sich durch meinen Körper zieht, sorgt für ein durchgedrücktes Rückgrat und angespannte Muskeln. Aber auch das Evans fließt wieder in ein Lily über und nimmt wieder den Hauch von Bewunderung an, das sooft in seiner Stimme mitschwingt, wenn er von ihr erzählt. In deren Augen kehrt der freudige Glanz zurück, der jedem im Raum das Gefühl gibt, willkommen und wertgeschätzt zu sein und ihr Lachen klingt immer öfter durch die Höfe und Klassenzimmer, wenn sie mit Krone zusammensitzt. Ich vermisse Benj, doch es tut nicht so weh wie sonst. Vielleicht hat es mit dem ungewohnten Gefühl von Zufrieden- und Sicherheit zu tun, der Hong Lee umgibt. Vielleicht ist es die Tatsache, dass meine Flashbacks und Panikattacken weniger werden, dass ich leichter Atmen kann und das Adrenalin, das stetig durch meinen Körper zu fließen schien, langsam, aber stetig abklingt.
Wir sitzen gemeinsam an den langen, niederen Tischen und essen unser Frühstück, nachdem wir unsere Glieder bewegt und unsere Muskeln gestärkt haben. Unsere Haltung ist entspannt, der Duft von Essen vermischt sich mit dem frischen Blütenduft von draußen, als die Sonne warm durch die beiseitegeschobenen Schiebetüren fällt. Geplauder füllt die Luft und plätschert fröhlich vor sich hin wie die Quellen im Hof. Ein roter Haarschopf schlüpft durch die Türe und lässt sich neben James nieder.
„Guten Morgen", grüßt sie in die Runde, bevor sie dem Jungen neben ihr einen Kuss auf die Wange drückt. Meine Kinnlade findet sich am Boden wieder, während die Lippen des Dunkelhaarigen sich zu einem Grinsen formen und die Geste erwidern.
„Guten Morgen", seine Stimme ist weich und entspannt. Sie lehnt sich sanft gegen ihn und blickt uns schmunzelnd an. Mehrere Augenpaare liegen auf den beiden, sprachlos und entgeistert. Als. Ob.
Sirius Stimme durchbricht als erste unser Schweigen. „Verarscht ihr uns oder seid ihr jetzt wirklich – um Merlins Willen – endlich – fertig damit euch von der Ferne anzuschmachten?"
„Ja, Tatze", James rollt mit den Augen, „ich schmachte sie jetzt einfach aus der Nähe an." Lily kann sich ihr Glucksen nicht verkneifen, während Remus ein Lachen entkommt.
„Ich wusste es, ihr zwei. Mary – du weißt was das heißt?" Die Fältchen um seine Augen grinsen frech, als er sich zu ihr dreht. Die Blonde stöhnt nur genervt und kramt in ihrer Tasche, bevor sie ihm widerwillig ein paar Sickel in die Hand drückt.
„Ihr habt gewettet?", will Lily ungläubig wissen.
„Wer hat nicht gewettet, Evans?" Sirius vermeidet es tunlichst sie bei ihrem Vornamen zu nennen – das wäre ja einmal normal. Sein Arm schlingt sich um Juliets Taille. Ich bin so froh, dass sie beiden ihre ich-muss-dich-hier-und-jetzt-vögeln Phase überwunden haben, denn das würde ich hier nicht aushalten. Die Wände sind so dünn.
„Wir vermuten", wirft Marl ein, „dass Dumbledor James zum Schulsprecher ernannt hat, nur um euch zu verkuppeln."
„Und ich vermute!", fügt Peter vergnügt an, „Dass er mit McGonagall oder zumindest Slughorn gewettet hat!"
„Wir werden es nie erfahren", seufzt Krone dramatisch, um von seinen pink glühenden Ohrenspitzen abzulenken. Ich kichere und seufze zufrieden, als die beiden sich einen Blick zu werfen, von dem sie glauben, dass er verstohlen und unauffällig ist, aber eher an Mena und Bonbonkopf erinnert, wenn sie sich wie zwei Liebeskranke am Gang sehen. Ich hoffe, Benj und ich schauen nicht so aus. Aber das bleibt vermutlich nur eine Hoffnung.
„Oh, ich schwöre dir, Krone, wenn wir Dumbledor das Ja zu Du-weißt-schon geben, werde ich ihn fragen, da kannst du Gift drauf nehmen." Der dunkelhaarige wirft ihm einen funkelnden Blick zu.
„Sirius", sein Ton ist warnend.
„Ja, Jamesie?", trällert er unschuldig, doch das Zucken seiner Mundwinkel verrät ihn.
„McGonagall werden die Augen aus dem Kopf fallen", wirft Alice glucksend ein, „James Unruhestifter Numero uno Potter und Lily ich bin so perfekt Evans. Ein Pärchen."
„Du vergisst", meldet sich Remus zu Wort, während er seinen Tee nachschenkt, „Gonni liebt James abgöttisch, auch wenn sie es nicht zeigt."
„Als ob."
„Naja, er ist der beste in Verwandlung", Lilys Augen liegen warm auf ihrem Freund. Das Lächeln, das James Gesicht erleuchtet und seine Brust vor stolz anschwellen lässt, spricht Bände. Sie sind so süß, dass mir beinahe davon schlecht wird, als sie sich angrinsen, wie zwei Glühbirnen in der Nacht.
„Was ist aus der Evans geworden, die eher ihre Niere verkauft hätte, bevor sie zugegeben hätte, dass jemand besser in einem Fach als sie ist?", fassungslos starrt Tatze sie an.
Ihr Lachen schwebt durch den Raum, bevor sie ihm mit einem frechen Funkeln zuzwinkert. „Heißt ja nicht, dass er der Beste bleibt."
Das wölfische Grinsen auf Sirius Lippen weitet sich. „Ohhhh, Evans, Sirius likes."
„Aha. So ist das also." Beleidigt verschränkt Juliet neben ihm die Arme. Er kann ein Seufzen und ein sanftes Lächeln nicht verhindern.
„Schatz, dich kann niemand übertreffen, das ist dir klar?" Ich schlucke mühselig das Lachen, das in mir aufsteigt zu verdrängen und meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu behalten, doch als die Rothaarige gegenüber von mir sich räuspert und zu Husten beginnt – Hengst! – kann ich mich nicht mehr halten und werfe amüsiert den Kopf in den Nacken, bevor die Belustigung sich lautstark äußert, ohne dass ich irgendetwas dagegen tun kann.
Hoffnung und Freude pulsiert durch den Raum, taucht ihn in das Gold der Morgensonne und lässt mich heimlich wünschen, dass ich für immer hierbleiben könnte.
oOo
Doch mein Wunsch bleibt unerhört. Die Tage verschwimmen in einem Fluss aus UTZ Vorbereitungen und sonnigen Stunden an den Bächen, aus liebevollen Blicken und lauten Scherzen, die uns ein genervtes Zischen der Küchenhilfe und Blicke, die erdolchen könnten, einfangen. Sie bestehen aus Nachmittagen, an denen ich mit Xela durch den Wald streife und Nächte, in denen wir mit Wölfen um die Wette laufen, während uns das Licht des blassen Vollmonds begleitet. Doch die Zeit des Glücks und der Sicherheit neigen sich dem Ende zu wie das Wasser in der Wüste, nachdem man tagelang marschiert ist. Ich lehne an den Felsen am Bach, während die Sonne meine Haut kitzelt. Marl zeichnet mit sanften Strichen neben mir, während mein Wasserspeier-Kniesel-Gnomischer Gefährte mit den Libellen den Bachlauf entlang segelt.
„Jetzt ist es vorbei", seufze ich, „wir fahren wieder nach Hause." Ist es noch Zuhause, wenn sich nichts mehr sicher anfühlt?
„Ja", murmelt Marl, „Ich werde das alles vermissen."
„Das hier oder gewisse pinkhaarige Personen?", ich schenke ihr ein Grinsen, als ich mich ihr zu wende. Ein Augenrollen ist meine Antwort.
„Alles, denke ich. Die Ruhe. Den Frieden. Natürlich auch Victoire, aber sie ist ja nicht so weit weg, weißt du? Auch wenn wir der Welt nicht passen, haben wir entschieden trotzdem zusammen zu sein."
„Der Welt zum Trotz", lächele ich. Meine Augen folgen den schimmernden Libellen.
„Der Welt zum Trotz", bestätigt sie, ihre Stimme fest und ihr Blick hoffnungsvoll.
„Ihr seid unglaublich süß zusammen", sage ich nach einem Moment des Schweigens.
„Danke", grinst meine blonde Freundin frech.
„Ich will nur, dass du glücklich bist, weißt du." Meine Augen sind ernst. „Denn dein Glück, wenn es aus deinem Inneren kommt, kann es dir keiner mehr wegnehmen."
Sie runzelt ihre Stirn und hält in ihren Bewegungen inne.
„Wie meinst du das?"
„Ich denke", seufze ich und lehne meinen Kopf in den Nacken, „das ist etwas, das ich hier gelernt habe. Die Welt ist ekelhaft. Sie ist grausam. Aber wenn wir es schaffen einen kleinen Ort des Friedens, des Glücks in uns finden – wie Hong Lee – dann können wir das alles schaffen, ganz egal wieviel Schmerz noch auf uns zukommt, denn ganz egal wie dumm und egoistisch das klingt, alles was wir zum glücklich Werden brauchen, sind wir selbst und dass wir in Einklang mit unseren Werten leben."
„Hmm", macht sie und schließt ihre Augen, lässt die Sonnenstrahlen ihre Haut liebkosen, bevor sie sie wieder öffnet und sie mich braun und warm ansehen. „Und was sind deine Werte?"
Ich schlucke jegliche Zweifel hinunter, bevor ich antworte – die Überzeugung wie eine geballte Kraft in meinem Inneren : „Ich werde diesen Krieg beenden. Koste es was es wolle."
Schweigen legt sich über uns und schließlich, als die Sonne sich dem Horizont nähert und der Mond verstohlen hinter den Baumwipfeln hervorlugt, erhebt sich meine Freundin, streicht sacht meine Schulter mit ihrer Hand und macht sich auf den Weg zurück in den Tempel. Ich sehe ihr hinterher, bevor mich ein leises Flattern aus meinen Gedanken reißt. Xelas großen Augen mustern mich nachdenklich, während das Gluckern des Baches und das Rascheln des Bambus die Stille füllt.
„Gehen wir auch?", frage ich ihn, „muss schließlich auch packen."
Seine Schnauze verzieht sich zu einem Grinsen, als er mich in die Schulter stupst: „Da packst du einmal nicht am letzten Drücker? Was ist nur mit dir passiert?"
Ich gluckse. „Unglaublich, ich kann es auch kaum glauben." Ich richte mich auf und schiebe meine Beine unter meinen Körper und wende mich zum Gehen. „Kommst du?" Erwartungsvoll sehe ich an, doch mein Herz stolpert, als ich seinen zögernden Blick bemerkte.
„Xela?" Er sieht auf und schenkt mir ein schwaches Lächeln.
„Ich würde gerne bleiben."
„Noch hierbleiben? Ja, klar. Kein Problem, ich kann ja schon mal vorgehen und - "
„Nein, Emmi. Ich will ganz hierbleiben. In Hong Lee. Ich will nicht zurück nach Hogwarts." Meine Brust zieht sich sacht zusammen. Bittersüß.
„Ich bin hier glücklich. Glücklicher als ich es je war, auch mit Merlina an meiner Seite. Und nachdem sie – nachdem sie jetzt nicht mehr dort ist, so gern ich auch bei dir bin, ich habe dort nichts mehr was mich hält." Seine Worte erreichen meine Seele und ich verstehe – ich verstehe so gut -, doch mein verräterisches Herz streckt flehend seine Arme nach meinem neugewonnenen, magischen Gefährten aus. „Es hat mich gefreut mit dir diese Reise zu unternehmen."
„Danke", sage ich, schaffe es nicht das Krächzen aus meiner Stimme zu verbannen oder zu verhindern, dass mein Lächeln schwimmt, „danke für unsere gemeinsame Zeit." Er hastet zu mir und schlingt seine weichen Arme um meine Beine. Meine Hand findet seine Ohren und streicht sacht über sie.
„Ich kann nur danke sagen."
„Ich hoffe, dass du hier glücklich wirst. Ich verstehe nur allzu gut. Könnte ich es, würde ich auch bleiben."
„Aber das kannst du nicht", seufzt er.
„Nein. Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen."
„Du stehst unter dem Schutz der Sterne."
Meine Augen brennen, als ich mich von ihm löse, doch ich zwinge mich durch meine Tränen zu lächeln.
„Du kannst bleiben, so lange du willst, aber solltest du irgendwann zurückwollen, ich komme dich holen. Jederzeit. Gib mir einfach Bescheid."
Er grinst mich. „Das werde ich. Pass auf dich auf. Du wirst jetzt einen genialen Gefährten weniger haben, der dir aus der Patsche hilft."
„Ich werd's mir merken. Danke. Leb wohl, Xela."
„Du auch, Emmi." Seine Augen brennen voll ewigem Wissen und Stärke. „Wir werden uns bestimmt wiedersehen."
„Ich zähl drauf", sage ich mit einem Zwinkern, das dafür sorgt, dass sich eine Träne aus meinem Augenwinkel löst, „schließlich glaube ich nicht, dass du heute Nacht draußen schlafen willst und nicht eingerollt an meinem Fußende."
Sein Kichern vermischt sich mit dem Plätschern des Wassers, das in den letzten glühenden Strahlen der Sonne schimmert, wie der Fluss der Zukunft der sich strahlend vor uns entfaltet.
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