Kapitel 11.3
„Danke für den Rat", sagte sie, war sie es doch nicht gewohnt, vorsichtig zu sein. Immerhin war sie eigentlich nicht verheiratet. „Was schlägst du denn vor? Soll ich mich nur noch heimlich mit den Leuten treffen?" Als wäre das besser.
Er lachte leise und machte sich wieder auf den Weg, um die nächsten Säcke zu holen. „Wäre doch nicht gerade unüblich für eine Affäre, oder?"
„Stimmt, aber gerade dann zerreißen sich die Leute nur noch mehr das Maul darüber", seufzte sie leise. „Aber zumindest habe ich nicht vor, weiterhin so öffentlich meine Beziehungen zu knüpfen", sagte sie, wobei sie versuchte es politischer auszudrücken. Adlige hatten es echt nicht leicht.
„Nun ..., wenn man es heimlich macht, sollte er gar nichts geben worüber man sich das Maul zerreißen kann, weil man nichts darüber weiß. Denkt Ihr nicht?"
„So etwas kommt doch immer raus", winkte Lina ab, wobei sie die letzten Säcke schweben ließ, damit sie die Arbeit beenden konnten.
„Es aber gar nicht verheimlichen zu wollen könnte als geschmacklos gewertet werden. Das könnte Eurem Ansehen schaden", wandte er skeptisch ein und schnappte sich den letzten Sack Mehl und warf ihn sich über die Schulter.
Lina seufzte leise. „Ansehen ist so etwas Kompliziertes", murmelte sie. Wenn es nach ihr ginge, wäre es überhaupt nicht wichtig. Allerdings durfte sie nicht vergessen, dass sie eine andere Rolle spielte und nicht ihr eigenes Leben ruinierte.
Gemeinsam platzierten sie die letzten Säcke auf dem kleinen Berg, was Kivan dazu veranlasste sich auf einen Stapel Säcke fallen zu lassen und den Atem auszustoßen. „Nehmt es mir nicht übel, aber das klingt nach Eurem Problem. Ich bin ganz froh, dass ich mich mit sowas nicht rumschlagen muss."
Lina blickte ihn überrascht an, bevor sie eine Kugel Wasser aus der Luft zog und sie ihm hinhielt, damit er sich frischmachen oder einen Schluck trinken konnte. „Das heißt, du hast kein Interesse an Frauen?", fragte sie neugierig.
Skeptisch blickte er auf die Wasserkugel und schüttelte den Kopf, als würde er dem nicht so wirklich trauen. „Wie kommt Ihr denn auf diesen Rückschluss?"
„Du klangst so", gestand sie und machte sich selbst eine Kugel, um davon zu trinken, bevor sie sich etwas ins Gesicht sprenkelte.
Er rollte leicht mit den Augen und lehnte sich ein wenig zurück, um sich auf seine Arme zu stützen. „Denkt was Ihr wollt, ich finde es nur ein wenig ... aus dem Zusammenhang geholt. Ich sprach von den Liebschaften der Adligen, doch anscheinend habt Ihr da andere Gedanken verfolgt."
Sie lachte leise, bevor sie die Kugel wieder verschwinden ließ und ihm sanft über den Arm strich. Die Muskeln, die sie spürte, gefielen ihr. „Schade, ich hatte gehofft, dass du dich etwas mehr in die Liebschaften der Adligen ziehen lassen würdest", sagte sie und blickte unter ihren Wimpern zu ihm auf.
Sein Augenmerk legte sich zuerst auf ihre Hand und folgte dann dem Pfad zu ihrem Gesicht. „Nachdem wir eben noch darüber gesprochen haben, wie viel Ärger das mit sich bringt? Immerhin riskiert Ihr nicht nur Euren Ruf, sondern auch den Eurer Liebschaft."
Lina legte ihre Hand auf seinen Arm und senkte die Lider. „Es könnte dir aber auch Vorteile bringen", sagte sie und streichelte mit ihren Fingern seine Haut.
„Und zwar?", fragte er nun belustigt und deutete ihr sich auf die Säcke zu ihm zu setzen.
Lina ließ sich langsam nieder. „Ich könnte dir dabei helfen, befördert zu werden oder aber zumindest finanziell unter die Arme greifen", sagte sie, wobei ihre Finger weiter seinen Arm streicheln.
„An einer Beförderung habe ich kein Interesse ... an finanzieller Hilfe schon eher. Was bietet Ihr denn?", fragte er ruhig, wies sie jedoch nicht zurück. Es schien wirklich so als wolle er seinen eigenen Preis verhandeln.
Lina überlegte für einen Moment, was sie Kivan bieten konnte. Da er Unterkunft und Verpflegung durch zusätzliche Arbeit bekam, wäre es Blödsinn ihm in der Stadt eine Herberge zu finanzieren. Dadurch würde er am Ende auch nicht mit mehr Geld aus der ganzen Sache gehen.
Vielleicht ging es ihm aber wirklich nur um ein paar extra Münzen.
„Ich will nicht wirken, als würde ich dich dafür bezahlen, mit mir etwas zu tun, aber ich würde mich bereit erklären, deine Ausgaben in dieser Zeit zu decken und solltest du keine haben, können wir gern über einen kleinen Obolus reden", bot sie an, wusste jedoch nicht, wie viel sie ihm geben sollte.
Kivan schmunzelte wissend. „Wie würde dieser Obolus denn aussehen?"
„Das klingt schon so, als würde ich dich dafür bezahlen, Zeit mit mir zu verbringen. So hatte ich mir das zwar nicht vorgestellt, aber wenn es für dich so in Ordnung ist, zahle ich dir gern deinen doppelten Lohn", bot sie an.
„Zwanzig Goldmünzen", meinte er plötzlich recht direkt. „Mit Aufpreis", fügte er noch hinzu und schloss das Ganze mit einem unschuldigen Lächeln ab.
Lina hob eine Augenbraue und lachte leise. „Du scheinst aber eine sehr genaue Vorstellung davon zu haben, was du wert bist", bemerkte sie. Zwanzig Gold war nicht gerade wenig, doch für einen Adligen eigentlich nicht viel.
Er zuckte nur die Schultern und ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. „Hättet Ihr kein größeres Interesse an mir, wärt Ihr jetzt nicht hier. Wäre doch dumm von mir, nicht das Beste für mich rauszuholen, oder etwa nicht?"
„Da hast du tatsächlich Recht", lachte sie leise und streichelte seinen Arm weiter. Es gefiel ihr, seine Haut unter ihren Fingern zu spüren. Zudem fühlte es sich sehr angenehm an, so neben ihm zu sitzen.
Es war irgendwie entspannter und leichter. Sie hatte nicht das Gefühl mit ihren Worten aufpassen zu müssen oder befürchten zu müssen, ihm auf die Füße zu treten.
„Ich denke, zehn Gold wäre eine faire Anzahlung, glaubt Ihr nicht auch?"
Lina neigte den Kopf. „Ein faires Angebot", stimmte sie zu. Damit konnte sie leben.
Auffordernd hielt er ihr plötzlich die offene Hand entgegen, bereit seine Münzen entgegenzunehmen.
Lina holte zwei Gold aus ihrer Tasche. „Ich habe nicht mehr mitgenommen", gestand sie mit einem schiefen Lächeln. „Wer wusste schon, ob ich nicht überfallen werde."
Kivan lächelte belustigt und schielte auf die beiden Münzen, um diese an sich zu nehmen. „Vertraut Ihr etwa nicht darauf, dass ich Euch verteidigt hätte?"
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