Kapitel 1/ 6 Erinnerung an Lacoste und Marquis de Sang (1777)
Sie unterbrach den Kuss und beugte sich vor und war jetzt mit dem Mund an meinem Ohr.
„Fessel mich, Adam!", hauchte sie in mein Ohr.
Schlagartig sah ich Lorenzo vor mir. Ich hatte einst genau dieselben Worte gesagt. Mit diesen Worten hatte damals alles begonnen.
1777
Ich stand in der Kälte vor einer Villa und klopfte mit dem goldenen Blutstropfen auf die Holztür. Zitternd wartete ich und zog meinen Mantel enger.
Dann hob ich die Hand um noch einmal zu klopfen und da wurde die Tür aufgerissen.
Ein Mann mit schulterlangen schwarzen Haaren riss die Tür auf. Er trug einen schwarzen Morgenmantel und war darunter nagt. Ich hatte mich gefragt, wie so er nicht anfing zu zittern.
Der Mann starrte mich einige Sekunden an und lächelte dann.
„Adrian, Richtig? Der Junge Cómtessohn aus dem Bordell?", fragte er mich.
„Oui, Monsieur! Ich bin hier, weil ich euch nicht vergessen kann. Ich habe euer Buch gelesen. Ich bitte euch, Marquis! Fesselt mich!", flehte ich ihn an.
„Wartet hier! Ich werde euch einlassen. Wie seit ihr nach Lacoste gekommen?", fragte Antione de Sang.
„Mit dem Pferd, Eure Hoheit!", gab ich als Antwort.
Er nickte und schloss die Tür. Ich wartete und versuchte mich warm zu halten. Es war Dezember und der Schnee war bereits gefallen.
Endlich ging die Tür auf und der Marquis bat mich in sein Heim. Ich betrat die Vorhalle des Anwesens und starrte auf die goldenen Wandbehänge, die Drachen zeigten.
„Ein Geschenk meines Freundes aus Italien.", erklärte der Marktgraf und trat dann zur Seite.
„Daniel, nimm ihm den Mantel ab!", befahl er einem schwarzen Kammerdiener.
Der Diener verbeugte sich vor mir.
„Dürfte ich Mantel!", sprach er in gebrochenem französisch.
Ich gab ihm den Mantel und war sichtlich verwundert einen Farbigen im Haus des Marquis anzutreffen.
Antione wandte sich an den Mann und sprach eine Sprache mit ihm, die ich nicht verstand.
Auf meinen Fragenden Blick hin erklärte mir der Marquis folgendes: „Daniel stammt aus Amerika. Ich habe ihn aus der Sklaverei eines Franzosen von der Kolonie Neu Frankreich gekauft. Er besteht auf seine Stammessprache. Ich habe Afrikanisch mit ihm gesprochen.".
Ich konnte nur mit den Schultern zucken. Ich hatte so gut wie keine Ahnung von der neuen Welt.
„Folge mir Adrian!", bat mich der Marquis und ich folgte Antione in einen sehr gemütlichen Saloon wo ein Feuer im Kamin brannte.
„Setzte dich!", bot der Marquis mir einen Sessel an. Ich lies mich auf der mit Seide überzogenen Sitzfläche nieder.
Antione nahm mir gegenüber platz.
„Was suchst du hier?", fragte Antione.
„Ich will, dass ihr mich fesselt, Monsieur.", wiederholte ich meine Bitte und zog aus meinen Gewandt ein Buch heraus. „Nach unsrem Treffen in dem Bordell vor 3 Monaten, habe ich mich über euch erkundigt. Ich bin in einem Laden auf dieses Werk gestoßen."
Ich hielt ihm das Buch hin. Auf dem Umschlag war deutlich der Titel zu sehen. Es hieß „Der Junge der zum Manne wurde" und unter dem Titel waren zwei Schriftzüge zu sehen: „vom Italienischen ins Französische übersetzt von Antione de Sang" und darunter „geschrieben von Lorenzo Drago.".
„Mein Erstlingswerk!", schrie Antione auf und stand auf. Er riss mir das Buch aus der Hand.
„Euer Erstling? Aber ich dachte ihr übersetzt nur?", fragte ich.
„Ähh ja ich habe das als erstes übersetzt und dann bin ich selbst zum Schreiben gekommen.", erklärte mir der Marquis rasch.
„Ich habe es gelesen und finde es grausam aber auch faszinierend, wie der junge Lorenzo von Lascando erst durch Misshandlungen seitens des Vaters geht und dann selbst anfängt, jemanden zu foltern und zu schlagen. Doch besonders anziehend fand ich die Stelle mit Lucien. Sich selbst schlagen zu lassen und sich jemanden völlig ausliefern, nur um die Unsterblichkeit zu erlangen, ist ..." ich verstummte.
„Ja, Lorenzo empfand dies als der beste Teil der Geschichte.", murmelte Antione.
„Ihr kennt den Autor?", wurde ich hellhörig.
Antione sah mich mit einem seltsamen Funkeln in den Augen an. Ich bildete mir ein, dass seine Pupillen kurz rot waren und blinzelte. Doch da war nur ein tiefes , dunkles Braun.
Ich hatte mich wohl getäuscht.
„Ja, ich kenne Lorenzo Drago, den Sohn eines Grafen von Salvatore, in der nähe von Roma.", meinte Antione auf italienisch.
„Und wie ist er, Signore?", antwortete ich ebenfalls in der Sprache Italiens.
Antione schaute mich verdutzt an. „Ihr könnt Italienisch?"
Ich nickte nur und zog es vor über meine Sprachbegabung zu schweigen.
Antione lachte auf.
„ Wie Lorenzo ist? Er ist gerissen und liebenswert. Ehre und Treue steht für ihn über alles. Er liebt es seine Opfer das zu entnehmen, was er braucht. Er liebt den Schmerz. Er liebt es zusehen, wie seine Opfer schreien und flehen. Er will schreiben und geniest die Freiheiten der geschriebenen Wörter. Niemand kann ihn zwingen, etwas zu tun, was er nicht will. Nicht wie damals...", Antione verstummte und schien traurig zu sein.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und entschied mich, meine Bitte ein drittes Mal zu wiederholen. Langsam fühlte ich mich wie Lucien in dem Buch.
„Fesselt mich, Marquis! Ich habe nach dem Lesen der Stelle mit Lucien immer wieder davon geträumt. Einen Monat ist dies nun her, Monsieur! Bitte erfüllt mir diesen Wunsch. Ich will einmal dieses Gefühl von Hilflosigkeit spüren.", erklärte ich.
„Es ist gefährlich, Adrian! Sehr gefährlich. Lorenzo hat dies noch nie mit einem freiwilligen Opfer getan. Alles was er beschrieben hat, ist keine Fiktion.", erklärte der Marquis.
„Und ihr?", hakte ich nach und war neugierig, ob er schon mal jemanden gefesselt hatte.
„Nicht oft und meistens sind meine Probanden bewusstlos.", erklärte er.
„Bewusstlos?", fragte ich mit leichtem Entsetzen.
„Ja, du wärst mein erster freiwilliger Kandidat. Willst du wirklich, dass ich dich fessele?", fragte der Marquis.
An meine Träume denkend sagte ich entschlossen: „Ja, ich will es so!".
„Dann folge mir?", sagte Marquis de Sang und ging zu einer schwarzen Tür. Er steckte einen Schlüssel ein und drehte ihn. Die Tür schwang auf und er ging eine Treppe herunter. Fackeln beleuchteten die Treppe.
Ich zögerte.
„Adrian", rief mich Aures Stimme.
„ Fessele mich!"
Werbung
Wenn ihr mehr über dieses Buch wissen möchtet könnt ihr es hier lesen.
https://www.wattpad.com/story/361063365?utm_source=android&utm_medium=link&utm_content=story_info&wp_page=story_details_button&wp_uname=Mephistoria
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top