Kapitel 1 / 3 Der Sturm auf die Bastille: Die Verwandlung von Gabriel Fagio

Ein junger Mann, nicht älter als neunzehn, lief neben mir her und schwang eine Mistgabel in die Luft. Ich legte meine Hand ans Florett und marschierte weiter. Die Straßen waren überfüllt mit Bürgern der Stadt. 
Plötzlich rempelte mich ein Mann an. Er trug einen blauen Justaucorb und die Perücke des Adels lies er fallen. Ich folgte ihm unauffällig und sah wie, er zu drei anderen Männern mit Gewehren stieß. Sie waren zwar gekleidet wie Bauern, aber sie standen da als, seien sie Soldaten. 
„Der König wurde gefangen, die Ritter der Dunkelheit bringen ihn zur Bastille. Den Oberbefehl hat nun der Dauphin und zweiter Oberbefehlshaber ist nun Prinz Juliano. Folgt mir! Die Dragos haben uns zur Bastille gerufen. Der Sturm des Volkes wird so genutzt wie es geplant war.“, hörte ich den Aristokraten sagen. 
„Oui, Marquis de Sang!“, antworteten die Bauern. 
Ich runzelte die Stirn. De Sang? Waren es Marquis Laurents Leute?  
Was ich dann, sah löste in meinem alten Ich schock aus. 
Alle vier Personen setzten zum Sprung an und flogen förmlich durch die Luft und landeten auf einem Hausdach. 
Klar, es waren Vampire. Es war Lorenzos Scheinvater gewesen, dessen war ich mir sicher. 
„Ich dachte Lorenzo sei der Einzige!“, murmelte mein altes ich. 
Ich rannte weiter und  erreichte eine Straßenkreuzung. Die Bastille war bereits hinter den Häusern zu sehen. 
Plötzlich hörte ich ein Pferd und drehte mich um. Hinter mir liefen ein paar Handwerker mit Floretts. Sie strömten nun an mir vorbei. Dann ertönte das Wirren des Pferdes wieder und ich registrierte endlich die Richtung. Ein schwarzes Pferd stand in der Gasse, welches sich neben mir auftat. 
In der Dunkelheit der Gasse schimmerten weiße Augen. 
„Nährt Euch, meine Ritter! Tötet das Volk von Paris!“, ertönte ein Stimme. Sie schien über mir zu sein. Ich sah nach oben und entdeckte den selben Reiter, der vorhin an Gabriels Perrückenwerkstatt vorbei geritten war. Rote Augen fixierten mich in diesem Moment. 
Der Mann, der da auf dem Haus stand war Henry van Canteriad. 

Ich schluckte und verspürte Angst. Aus dem Schatten der Gasse traten mehrere Kreaturen  mit langen spitzten Eckzähnen und Schwertern. Es mussten rund 60 Stück sein. 
„Halbvampire, Ritter der Dunkelheit!“, murmelte ich zitternd, als ich den Mond mit den Schwertern auf den Kettenhemden meiner Gegner sah. 
„Tötet Sie und trinkt ihr Blut um euch für den wahren Kampf gegen die Nuits zu stärken. Fangt mit dem Bengel an.“, ertönte die Stimme Henrys kalt zu mir herunter. 
Ich legte mein Gewehr an und richtete den Lauf auf diese Monster. 
Ich hatte nur ein einziges Mal als Mensch einem Vampir gegenübergestanden und dies war mein leiblicher Vater gewesen. Gut Lorenzo noch. Aber der hat mich nicht angreifen wollen. 
„Sang!“, zischte der Vorderste Ritter und dann stürzten die Halbvampire auf mich los. 
Ich erschoss drei Stück von ihnen und rannte dann die Straße entlang. 
„Flieht!“, rief ich dem Volk zu und rannte so schnell ich konnte. 
Wenn ich doch nur ein Vampir wäre. 
Neben mir wurde eine junges Mädchen von einem der Ritter gepackt und dieser versenkte seine Zähne in dem schreienden Kind. 
Ich sah hinter mir bereits sechs tote Menschen liegen. 
Dann ertönten Pferdehufe und ich rannte weiter. Plötzlich huschte etwas an mir vorbei und ehe ich reagieren konnte hatte mich Henry am Kragen meines Leinenhemdes gepackt und warf mich zwei Meter durch die Luft. Ich sah die Mauer des Hauses auf mich zu kommen und schloss die Augen. 

Plötzlich fühlte ich starke Arme sich um mich schlingen und mein Sturz wurde gestoppt. Ich öffnete meine Augen und sah einen braunhaarigen Mann mich anlächeln. 
„Keine Angst! Ich lasse doch nicht zu dass, die große Liebe meines Bruders schaden nimmt.“, ertönte eine Stimme. 
„Wer seit ihr?“, fragte ich verwundert. 
„Dein Marquis de Sang nennt mich Frére.“, antwortete der Mann lächelnd. 
Jetzt erkannte ich diese hellblauen Augen. 
„Alessandro!“, kam mir Henry zuvor. 
Der Urvampir stellte mich auf meine Füße. Erst jetzt sah ich die langen schwarzen Schwingen auf seinem Rücken. 
„Alessandro, dieser Mensch wird mich für den Kampf mit Vladimir nähren. Ob ihr es wollt oder nicht.“, sagte Henry und zog sein goldenes Schwert aus der Scheide. 
„Geh!“, befahl mir Alessandro, doch ich rührte mich nicht von der Stelle und sah ihn gebannt an. 
„Was ist mit dem Marquis?“, fragte ich. 
„Geht und rettet euren Freund. Meine Brüder werden euch helfen.“, befahl mir Alessandro. 
Ich nickte und rannte die Straße weiter. 
Ich blieb einige Meter entfernt stehen und sah zurück. 
Henry und Alessandro fochten gegeneinander. Der Graf parierte Henrys Schwert nur mit seinen Krallen und den riesigen Schwingen war ein Schwanz hinzugekommen. 
Ich rannte nun zur Bastille. 

Im Lauf stolperte ich über einen Toten und krachte bäuchlings auf die Straße. Eine Hand krallte sich in meine Schulter und drehte mich auf den Rücken. Weiße Augen starrten mich an. 
„Blut!“, keuchte das Wesen über mir und kicherte. 
„Verschwinde!“, schrie ich und angelte nach meinem Florett. Doch es war mir beim Sturz aus der Hand gerutscht und lag nun neben meinem Gewehr ein Meter von mir entfernt. 
Ich kam nicht an meine Waffen. 
„Lecker! Ich nehme mir dein Blut, Junge! Zeit zu schlafen!“, zischte der Vampir oder Halbvampir über mir. Ich sah jedenfalls nirgends einen Mond. 
Der Mund des Geschöpfs riss auf und riesige Eckzähne rasten auf mich zu. Ich schrie mit geweiteten Augen meinem Tod entgegen. 
Ein Schemen durch jagte kurz mein Blickfeld und das Wesen gab einen gurgelnden Laut von sich. Dann rutschte der Kopf von den Schultern zur Seite weg und der Körper sackte auf mir zusammen. 
Ich griff mit meinen Händen die Arme des Angreifers und sah dann einen braunhaarigen Mann mit langen Haaren über mir auftauchten. Dieser griff den Körper und zog ihn von mir herunter. 
Ein blutiger Degen lag noch in seiner rechten Hand. 
„Alles in Ordnung mit ihnen?“, fragte der Mann. 
„Ja, ich bin nicht verletzt!“, meinte ich und versuchte mich aufzurichten. 
Ohne zu zögern streckte der Fremde mir die Hand hin und ich ergriff sie. 
„Sie sind Monsieur Lequa, nicht wahr? Adrian Lequa?“, fragte mein Retter. 
„Oui, und Sie?“, fragte ich. 
„Ihr könnt mich de Nuit nennen. Juliano de Nuit.“, meinte der Mann und zog mich auf die Füße. 
„Was war das für ein Wesen?“, fragte mein ängstliches altes Ich. 
„Es war ein Geschöpf der Nacht. Ich habe gelernt, mich gegen Diese zu wehren, solange ich noch ein Mensch sein muss. Wenn sie mir folgen würden, junger Cómtesohn! Ich muss meinen Vater vor dem Volk retten.“ , meinte der Adlige. 
Ich nickte und nahm mein Gewehr und mein Florett. Dann folgte ich Juliano zur Bastille. 

Endlich erreichte ich das Gefängnis und bemerkte bereits eine wütende Ansammlung von Bürgern,  die sich vor der Bastille aufgestellt hatten. 
„Gebt uns die Pulverfässer! Kommen diese Kreaturen vom König! Helft uns, uns zu verteidigen!“, rief ein Metzger. 
„Öffnet das Tor!“, rief eine weitere Frau.
Doch von der Mauer kam nur eine Antwort. 
Ein brauner Hut wurde von der Mauer direkt in die Menge geworfen. Ich sah, wie ein Mann den Hut auffing. 
Er sah hinein und starrte entsetzt in die Runde. 
„Wer ist Marquis Dragon?“, fragte der Bürger. 
„Lasst die Delegation des Volkskomitees durch!“, ertönte Pietros Stimme und ich sah ihn mit Marchio vier Männer zum Tor geleiten. 
Im Vorbeigehen riss er  dem Bürger den Hut aus der Hand und kam beim Tor an. 
Ein Graben und die geschlossene Zugbrücke versperrte ihnen den Weg. 
Ich drängte mich näher zu Pietro hin und sah wie er ein Mitglied der Delegation am Arm packte. 
„Du musst das nicht tun, Alice?“, meinte er flüsternd. 
„Doch, Monsieur Drago! Dies bin ich meinem Schwiegervater und Juliano schuldig. Nur durch den König hat mich Ludwig XV. damals aus den Fängen Agrests befreit.“, antwortete eine Frauenstimme Pietro. Ich riss die Augen auf. Es war meine Tante, Julianos Frau. 
„Gut, vergiss nicht. Wir wollen nur die Bürger vor den Kanon schützen und den Sturm auf die Bastille nutzten um meinen Bruder und jetzt auch den Soleil zu befreien. Es darf keine Revolte gegen Ludwig geben.“, meinte Pietro. 
„Verstanden, Drago!“, gab Alice zurück und schloss sich den Delegierten an. 
Die Anhänger des Volkskomitees wurden in die Bastille gelassen. 
Ich sah wie Pietro sich mit Juliano traf. 
Ich folgte den Beiden. 
„Ist Alles bereit! Was ist mit Versailles?“, fragte Pietro. 
„Wir haben einige Angehörige der dort draußen Stehenden Menschen im Namen des Königs verschleppt und in die Bastille geschafft. Versailles wird glauben, dass es nur ein persönlicher Racheakt von Bürgern zur Befreiung der Gefangenen war und nicht ein Angriff auf das Anciene Regime. Mary Drago wird Versailles informieren, damit verhindern wir, dass die Nachricht verfälscht wird und Ludwig eingreifen lässt.“, erklärte Juliano. 
„Sehr schön. Wir wollen doch beide nicht, dass die Bourbonenmonarchie endet.“, sagte Pietro grinsend und ging nun Richtung Westen zu einem Haus. 
„Ja, warum habt ihr Henry nicht aufgehalten? Er hatt dies hier durch die Angst, die die Truppen vor der Stadt auslösen, geschafft. Auch die Kanon auf der Bastille sind bestimmt auf Ritter der Dunkelheit zurück zu führen.“, fragte Juliano. 
„Der Aufstand des Volkes ist die perfekte Gelegenheit um Lorenzo daraus zu hohlen. Er ist total schwach. Das Rattenblut nährt ihn nicht ausreichend. Er muss da raus, bevor er tötet. Einen Mord aus der Bastille heraus, ist nicht geheim zu halten. Die Entdeckung der Vampire steht auf dem Spiel und ich sage dir, dass willst du nicht. Ich und meine Familie mussten aus Italien fliehen, weil Avram den Menschen unsere Existenz preisgab.“, erklärte Pietro und dann verschwanden die beiden in der Menge. 
Ich wollte ihnen folgen, doch Jemand griff mich an der Schulter. 
Ich drehte mich um und griff bereits nach meinem Florett, ganz die letzte Berührung dieser Art im Sinn. Doch es war nur Gabriel, der mich anlächelte. 
Ich bemerkte aber, dass er sich den Bauch und den Hals hielt. 
Blut sickerte durch seine Finger. 
„Gabriel!“, schrie ich entsetzt und mein Freund klappte vor mir zusammen. Ich fing ihn auf und stützte ihn. 
„Adrian! Sie... diese Monster!“, keuchte er schwach. 
„Ganz ruhig! Spare dir deine Kraft.“, meinte ich und riss mein zerfetztes Leinenhemd von meinem Körper herunter und machte daraus Streifen, die ich nun um Gabriels Wunden wickelte. 
„Sag Gaston, dass ich tapfer gekämpft hätte. Sag ihm, dass ich dabei war.“, flüsterte der Perückenmacher. 
„Das wirst du deinem Bruder selbst sagen.“, meinte ich entschlossen und hob ihn auf meine Schultern. Schwer keuchend trug ich Gabriel Fagio von der Bastille fort und legte ihn in den Innenhof. 
Ich zog die Bänder noch einmal fest und sah mich nach Hilfe um. Doch niemand interessierte sich für uns. 
„Verdammt! Helft mir!“, rief ich verzweifelt. 
Doch es rannten nur aufgebrachte Bürger an uns vorbei. 
Niemand hatte auch nur einen Blick für mich und Gabriel übrig. 
„Adrian, du kannst meine Werkstatt haben. Du musst dich um Gaston kümmern.“, sprach Gabriel weiter, „Du warst mein einziger richtiger Freund.“.
„Nein! Verlasse mich nicht! Halte durch!“, schrie ich in Panik.
Dann viel es mir ein. Ich hatte mit Lorenzo oft darüber gesprochen.
„Gabriel! Was ich dir jetzt sage, klingt für dich unglaublich. Aber es ist die Wahrheit. Es gibt Menschen die niemals Sterben. Menschen die in der Nacht leben. Sie nennen sich Vampire. Sie können Menschen zu ihres Gleichen machen und sie so vor dem Tod bewahren. Marquis de Sang ist einer von ihnen. Wenn du bereit bist, ein Vampir zu werden, kann ich dich vielleicht retten.“ , sagte ich. 
„Weißt du noch unsere Nacht? Ich sollte dich nur verführen. Ich habe es dir nie gesagt, aber es hat mir nichts ausgemacht. Ich fand dich unglaublich. Ich glaubte, ich hätte Gefühle für dich, Adrian. Aber dann wurde mir klar, dass du jemand anderem, an dem mein Herz immer noch hängt, nur sehr ähnlich bist.“ , sagte Gabriel mit schwacher Stimme. 
„Ich habe mir so etwas schon gedacht. Hättest du mich geliebt, wäre ich zu euch in die Wohnung gezogen und nicht oben in das eine Zimmer.“, antwortete ich ihm und sah mich um. 
„Warte hier! Ich versuche einen Vampir zu finden.“, meinte ich und erhob mich, „ Ich lass  nicht zu, dass du mich verlässt. Halte durch, mein Freund!“
Ich erhob mich und sah auf den blondhaarigen Mann herab. Ich drückte ihm mein Gewehr in die Hand.
„Falls du angegriffen wirst!“, meinte ich und Gabriel lächelte nur. 
Dann wandte ich mich ab und suchte einen Unsterblichen. 

Ich rannte durch Paris und suchte erst bei der Bastille. Doch mehr als eine Menschenmasse sah ich nicht. Also machte ich kehrt und lief zum Hôtel des Invalides zurück. 
Ich kam am Rathaus an und keuchte. 
Mein Knie zitterten, da ich so schnell gerannt war, wie ich konnte. 
Ein Mann mit langen schwarzen Haaren stand mit Alessandro im Hof und sie redeten mit Alice. 
War die Delegation schon zurück? 
Ich ging keuchend mit wackeligen Knien auf sie zu. Dann stolperte ich über einen Stein.
„Adrian!“, rief Alessandro und stürzte auf mich zu. Ich wurde erneut von dem Urvampir aufgefangen. 
„Wer ist dies, Sohn?“, erklang eine kalte raue Stimme. Ich sah hoch und blickte in braune Augen. Der Fremde starrte mich an. 
„ Es ist Adrian Lequa, Padre!“, erklärte Alessandro, „ Lorenzos Freund.“. 
Ich traute meinen Augen nicht. Der schwarzhaarige Mann, war Vladimir Drago. 
„Was ist passiert, bist du verletzt?“, fragte Alessandro. 
„Mein Freund Gabriel stirbt! Ich dachte, vielleicht kann ihn einer von Euch ihn zum Vampir machen. Bitte! Er hat den Tod nicht verdient.“, flehte ich und hustete. Meine Lunge brannte von Rennen. 
„Hat Lorenzo ihm etwa erzählt was er ist?“, schrie Vladmir Alessandro an.
„Mein Bruder liebt diesen Menschen! Egal was du willst, ich werde Adrian helfen. Er ist gut für Lorenzo! Lorenzo hat seit dem die Beiden sich kennen, nicht mehr jeden Menschen zerquetscht, der ihn auch nur angesehen hat. Du kennst seinen Hass. Dieser Mann hier hat aus ihm etwas gemacht, was er vorher nicht war. Du weißt, dass er nie Liebe kennengelernt hat. Du hast ihm gezeigt, was es heißt einem Vater zu haben. Du hast seine erste Freundin getötet. Es ist nur fair, wenn du jetzt diesen Menschen am Leben lässt. Lorenzo hat mir gesagt, dass er nicht ewig Mensch sein wird. Lorenzo wird ihn wandeln.“, meinte Alessandro entschlossen. 
Vladimir starrte Alessandro an. Offenbar hatte sich noch keiner seiner Söhne gegen ihn gestellt. 
„Gut! Nimm ihn und fliege. Ich werde nachkommen. Avram will mich aus irgendeinem Grund sowieso in der Bastille.“, stimmte Vladimir zu und Alessandro sprang ohne zu zögern in die Luft. Ich spürte, wie er sich veränderte. Die riesigen Flügel, die ich schon im Kampf mit Henry bei ihm gesehen hatte, tauchten neben mir auf. Auch krallten sich Krallen an mir fest. 
Ich wurde über das Hôtel des Invalides  getragen, als ein Schuss fiel. Es war eine Kanone gewesen. Mit entsetzten sah ich die Menge der Bürgerwehr wütend schreien. 
„Verrat! Auf zur Bastille!“, drang zu mir durch. 
„Was ist passiert?“, fragte ich Alessandro. 
Eine Stimme, die nicht zu einem Menschen passte, antwortete mir. 
„De Launey, der Kommandant der Bastille, hatte zugesichert, die Kanon zurückzusetzen und nicht zu schießen, wenn das Volk ebenfalls friedlich bleibt. Jetzt sehen die Franzosen den Schuss natürlich als Vertrauensbruch und werden die Bastille stürmen.“, erklärte Alessandro. 
„Die Franzosen?“, fragte ich verwundert. Es war mein altes Selbst. Ich hatte bis dahin angenommen, die Dragos seien hier geboren. Dies hatte Lorenzo erzählt. 
„Ich bin Italiener.“, antwortete der Vampir und flog über Nôtre Dame hinweg. 
„Kam der Schuss von der Bastille?“, fragte ich.
„Nein, es waren andere. Andere, die damit eine Revolution beginnen wollen.“, meinte Alessandro und wir erreichten die Bastille. 
„Da ist Gabriel?“, rief ich und deutete auf den Mann im Hof, der an der Mauer lag. 
Bitte sei nicht tot.
Der Urvampir landete im Schutz einer Rauchfahne, die von einem brennenden Karren ausging, den man auf die Brücke geschoben hatte. 
Schüsse fielen bereits und töteten das Volk. 
Alessandro hielt mich eisern vor sich und ich sah, wie er immer wieder zusammen zuckte und fragte mich, was los war. Die Kugeln sausten doch haarscharf an uns vorbei. 
Ich erreichte den Hof und rannte zu Gabriel. 
Er saß mit geschlossenen Augen an der Wand und regte sich nicht. 
Das Blut quoll noch schlimmer aus den Wunden als vorhin. 
Alessandro kniete sich vor Gabriel und befühlte seinen Puls. 
„Das Herz schlägt noch. Er ist bewusstlos und hat zu viel....Blut verloren.“, meinte der Urvampir und wandte sich ab. Seine Augen wurden rot. 
Er krallte sich an seinem Umhang fest. 
„Ich werde nicht widerstehen können. Vater, wo bist du?“, schrie Alessandro und ein Knurren lag hinter seiner Stimme. 
„Widerstehe!“, kam ein raue kalte Stimme zu uns durch und ich sah Vladimir auf uns zu rennen. 
Er griff seinen Sohn und schubste ihn weg. Dann sah ich riesige Eckzähne aus seinem Mund herauswachsen und der Marquis biss Gabriel in den Hals.
Mein Freund stöhnte auf und Vladimir setzte ab, ritzte sich mit Krallen, die an seinen Händen waren, den Arm auf und hielt Gabriel den blutenden Arm hin. 
„Trink wenn du leben willst. Es ist deine freie Entscheidung, Mensch!“, befahl der Urvampir meinem Freund regelrecht. 
Gabriel leckte den Arm ab und saugte dann an der Wunde. 
Er schloss die Augen und sang gegen die Wand. 
„Gabriel?“, rief ich ihn, „ Ist er tot?“.
Alessandro schüttelte den Kopf. 
Wir starrten alle auf den Perrückenmacher. 
Nach einer Ewigkeit in der ich nur die Schüsse und die Schreie um mich herum wahrnahm, öffnete Gabriel die Augen und erhob sich. Durchdringende rote Augen, die sich sofort in weiß verwandelten starrten mich an. Mein Freund riss den Mund auf und fauchte ein tierisches Fauchen. Riesige spitze Vampirzähne ragten aus seinem Mund heraus. 
„Adrian? Was ist... ich hab was Komisches geträumt. Etwas hat mich in den Hals gebissen.“, stammelte Gabriel. 
„Oh Fagio!“, meinte ich und warf mich um seinen Hals. Die Wunden waren wie von Geisterhand verschwunden und nur meine Hemdstreifen mit dem Blut zeugten überhaupt von den Verletzungen. 
„Was ist passiert? Wer sind diese Zwei Aristokraten?“, fragte er verwirrt. 
„Alessandro! Bring den Neugeborenen hier weg! Weiße ihn in das Wichtigste ein und schaffe ihn nach Gémme de Sang.“, befahl Vladimir. 
Alessandro nahm Gabriel hoch und holte mit den Flügeln aus. Er flog davon. 
„Adrian, ich missbillige deine Beziehung zu Lorenzo. Doch Alessandro hat leider recht. Ich habe meinen ältesten Sohn noch nie so glücklich gesehen. Dies und nur dies, ist der Grund warum ich dir jetzt nicht meine Krallen ins Herz bohre, weil du einfach zu viel weißt.“, knurrte Vladimir mich an. 
Er packte mich am Hals und drückte zu.
„Doch wenn du meinen Sohn verrätst. Wenn du uns verrätst. Wenn du auch nur einem Menschen von Vampiren erzählst, werde ich dich mir schnappen. Du wirst sehen wie Karl Adam Marinette missbraucht. Du wirst zu sehen, wie ich deinen Vater foltere, biss du selbst mich anflehst, deine Familie zu töten. Hast du mich verstanden!“
Ich schluckte und rang nach Luft. Der Urvampir ließ mich los und ich keuchte. 
„Ich habe verstanden!“, krächzte ich und hielt mir den Hals. Ich starrte zu Boden und wartete biss ich wieder normal Atmen konnte. Als ich aufsah, war der Graf verschwunden. 

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