Kapitel 1 / 12 Die Unschuld der Dauphine


Ich drehte mich zu Aure um und sah sie an. Sie schwankte und hielt sich den Hals. James leckte ihre Handgelenke ab, um diese zu heilen. Als er meinen Blick sah, setzte er ab und befeuchtete seine Hand und legte diese auf Aures Hals. Sie lächelte James an und bedankte sich. 
„Danke, James! Ist alles raus?“, fragte die Prinzessin. 
„Es ist alles draußen.“, antwortete James und begann zu grinsen, „ du schmeckst nach Egg and Bacon.“.
„Oh sehr witzig, James!“, motzte Aure und trat von ihm weg. Alice sah Juliano an. 
„Aure... ich... ich hätte nie...“, wollte ich ihr versichern, doch meinen Lieblingscousine legte mir nur eine Hand auf die Schulter. 
„Spare dir deine Entschuldigung. Ich habe schon schlimmeres erlebt. Louis kriegt noch einen Tritt in den Hintern von mir. Aber...ich bin ihm dankbar, dass ich mich an...an das Wesentliche nicht erinnern kann. War ich sehr...fordernd. Kam es zu....“, fragte sie. Unsicherheit und Angst stand in ihrer Stimme. 
Ich lächelte sie aufmunternd an.
„ Nein... wir haben nicht. Du hast dich nur gefesselt und....“, ich  wusste nicht weiter und schluckte. 
„Was haben wir?“, fragte Aure entsetzt.
„Adrian, du hast doch nicht!“, rief Alice und starrte mich an. 
„Cherry, sie haben nur dieses wunderschöne Etwas getan.“, sagte der König und umfasste Alices Kinn. Er küsste sie und hielt ihren Kopf fest, so wie es Aure bei mir getan hatte. 
Aure starrte unsere Tante und unseren Onkel an. Ihr Gesicht nahm die Farbe von Tomaten an. 
Ich grinste sie an, doch meine Cousine trat von mir weg und spielte nervös mit ihrem Haar. 
„Oh Gott!“, meinte sie dann und schlug ihre Hände auf dem Kopf. 
„Hay, du küsst gut. Keine Angst!“, meinte ich und legte einen Arm um sie. 
Juliano und Alice bekamen das alles nicht mit und waren immer noch mit sich beschäftigt. Ihre Lippen hingen fest aneinander. 
Aure tippelte nervös von einem Fuß auf den Anderen. 
„Das...das heißt aber nichts! Nicht das du denkst....du bist doch nicht Bi?“, fragte sie mit höherer Stimme. 
Ich lachte.
„Ich habe schon mit Frauen. Aber keine Angst. Wir sind verwand. Ich werde dir nicht nachsteigen. Du kannst dich beruhigen.“, sagte ich und musste über ihre pubertäre Reaktion schmunzeln. 
Sie war eine 26 Jährige Frau, abgesehen von den zusätzlichen Jahrhunderten, da sollte man eigentlich eine Gewisse Erfahrung mit solchen Dingen haben. 
Aure wurde noch röter und ich griff sie jetzt an den Armen. 
„Wie...wie schmecke ich denn?“, fragte sie verunsichert. 
„Gut, meine Liebe. Sehr gut! Aber jetzt lass dich mal von deinem Lieblingscousin auf die Backe küssen. Es ist alles wie vorher, Aure. Ich habe keine Gefühle für dich. Ich bin bereits vergeben und in fester Hand.“, meinte ich und küsste sie ganz nach der Art meines Landes und der Region um Paris. Ich gab ihr vier Wangenküsse abwechselnd auf eine Wange und fing rechts an und hörte links auf. 
Aure lächelte und gab mir einen Kuss auf die Wange zurück.

„Lulu! Es reicht!“, hörte ich Alice energisch schreien. Ich wandte mich dem königlichen Ehepaar zu und sah, wie Alice ihren Gatten von sich stieß. 
„Entschuldige, meine Liebe!“, meinte mein Onkel und fuhr mit den Finger über seine Lippen. Seine Augen leuchteten dabei. 
„Lulu?“, fragte Aure kichernd.
Juliano sah sie verdattert an und dann schien er zu kapieren. 
„Mein erster Vorname. Louis Juliano Lauro de Nuit, steht auf meiner Geburtsurkunde. Dein Vater wurde mit Erstnamen auch traditionell Louis genannt. Alice hat aus Louis Lulu gemacht. Aber bitte erzählt das Niemandem. Dies ist ein Befehl!“, erklärte Juliano und wurde zum Ende hin streng, „Der Respekt gegenüber dem Soleil muss gewahrt sein. Ein solcher Spitzname kann ganz schnell zu Blamage führen.“
„Keine Angst...Lu..Lu...es erfährt niemand von uns etwas, nicht wahr Aure.“, versicherte ich und zwinkerte meiner Cousine zu. 
„Nein, Onkel! Dein Geheimnis ist bei uns sicher.“, antwortete die Dauphine. 
„Das will ich hoffen.“, meinte Juliano und ging nun auf mich zu. 
„Ich hoffe, ich tue das Richtige.“
Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Das wirst du! Ganz sicher! Du weißt doch, dass ich nie....nie mit Aure geschlafen hätte und sie nie gefesselt hätte.“
Juliano schwieg und sah seine Nichte an. 
„Ja, Adrian. Ich habe einen Moment gezweifelt, aber nur als du weggerannt bist. Ich war von Anfang an überzeugt, dass irgendwas an Louis Geschichte nicht stimmt. Und bitte...sag mir, warum du auf das Geländer der Mauer gestiegen bist?“
„Onkel?“, meldete sich plötzlich Aure. 
„Ja, meine Kind?“, fragte der König. 
„Ich würde ganz gerne nichts mehr davon hören. Ich ziehe mich besser zurück. Ich gehe zu Lestat und Julian. Vielleicht kann ich ja mit Leonardo reden.“, meinte die Prinzessin. 
„In Ordnung, Aure.“, gab Juliano sein Einverständnis, dass sie den Raum verließ. 
„Ich würde dich gerne hinbringen, Aure. Nach dem...ganzen Drama, solltest du nicht alleine sein. Besonders, wegen deiner Vergangenheit nicht.“, meldete sich James zur Wort. 
Aure nickte ihm begeistert zu.
„Gut, bring sie zu den Anderen, aber komm in ein einhalb Stunden wieder her. Ich brauche dich für das Tribunal.“, erlaubte mein Onkel auch James zu gehen. 
Mein Cousin und meine Cousine verließen Hand in Hand den Raum. 

Ich musste ihn einfach fragen. Ich war immerhin steif geworden. Was wäre mit Aure passiert, wenn ich nicht eisern geblieben wäre. Wenn ich sie tatsächlich gefesselt hätte. Wäre mehr gekommen? 
„Hatte Aure schon...ich meine ist sie noch...biss auf das vor 104 Jahren?“, fragte ich verlegen. 
„Sie ist noch Jungfrau, Adrian. Juliano ist sehr erfolgreich bei ihrem... wie  nennst du es, Schatz?“, antwortete Alice. 
„Schutz, Sarah! Ich will sie nur vor den Gefahren des Lebens schützen. Ich werde sie nicht wie alle die anderen Töchter unserer Familie verlieren. Niemals!“, sagte Juliano, „Alle Männer um sie herum sind mit ihr verwandt und würden nie auf derartige Gedanken kommen.“
„Sie muss diese Erfahrungen machen! Besonders nach dem Missbrauch. Sie wird sich sonst niemals  einem Mann nähern können und dann sterben wir aus. Sie ist die einzige Frau und deswegen auch für den Erhalt unserer Linie zuständig und das ist ihre Pflicht!“, erwiderte Alice. 
„Sie ist ein Kind!“, schrie der Soleil zurück. 
„Das sind die Worte von deinem Vater, Lulu! Worte die ich biss zu Jules Geburt immer wieder hören musste. Diese Familie hat schon immer einen Mangel an Frauen gehabt. Aber deswegen kann man uns nicht wie einen Vogel im Käfig halten.“ , schrie Alice und ich fühlte, dass dies nicht die erste Diskussion der beiden über Aure und ihre sexuelle Reife war. 
Ich hielt mich besser da raus. 
„Alice, was ist, wenn man ihr wieder weh tut. Du hast einfach...für dich ist das normal. Es war schließlich dein Geschäft.“, erwiderte Juliano. 
„Ach, ich dachte du akzeptierst meinen Beruf! Aber bitte, wenn die Meinung einer Miträsse und Straßenhure nicht zählt. Wer hat mich denn dazu getrieben. Die Bourbonen haben aus mir das gemacht, was du kennenlerntest. Hast du Ludwig XV. je gefragt, warum er ein 16 Jähriges Mädchen auf die Straße schickte?“, schrie Alice aufgebracht. 
„Sarah Alice, Bitte! Ich akzeptiere alles was du je warst.“, verteidigte sich der König. 
„Schön!“, fauchte seine Frau und verließ den Raum. 

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