Kapitel 8 / 3 Jasper gibt auf

Achtung  hier  ist das Thema Suizid stark  vertreten.  Wenn du es nicht lesen willst, überspringe  es  einfach.

Ich sah eine grüne Decke, an dem ein Kronleuchter hing. Dann tauchte über mir ein bekanntes Gesicht auf. 
„Rosso!“, schrie ich krächzend. 
Ich rang nach Luft. Und stellte fest, dass ich wieder ganz normal atmen konnte. 
„Es ist alles gut Jasper! Luca ist nicht hier!  Er kann dir nichts mehr antun.“, redete Rosso auf mich ein und nahm meine Hand.
„Was war los?Wo bin ich?“, fragte ich. 
„Ich hab dich aus dem Gefängnis getragen. Dann bist du bewusstlos geworden. Ich hab dich hier hoch gebracht. Plötzlich hast du angefangen zu reden. Ich konnte nichts damit anfangen.
Ich hab versucht dich zu wecken, aber das ging nicht. Dann hab ich dich vorsichtshalber ans Bett gebunden und bin Rosso holen gegangen.“, meinte eine andere Stimme. 
Ich sah wer neben Rosso stand. Es war ein Mann mit braunen Haaren und einem blutverschmierten Kittel. 
„Paolo?“, fragte ich den Mann nach seinem Namen und langsam erinnerte ich mich an das Verhör von Luca und an seine Geschichte.
„Ja Jasper, so heiße ich. Erinnerst du dich wieder?“, fragte Paolo. 
„Ja, ich erinnere mich. Wo ist Lorenzo? Holt ihn Bitte! Was habe ich denn geredet?“, sagte ich mit schwacher Stimmer und wollte mich aufrichten. Doch ein Seil hielt mich fest an das weiche Etwas gepresst.
Ich lag auf einem Bett. Panik breitete sich in mir aus.
„NEIN! Abmachen Bitte! Nicht Fesseln! Nicht!Nicht weh tun!“, wimmerte ich und wand mich auf dem Bett. 
„Jasper! Beruhige dich! Dir wird niemand weh tun, verstanden!“, sagte Rosso und löste rasch das Seil. 
Ich richtete mich auf und zitterte am ganzen Körper. Ich fühlte mich so erschöpft. 
Ich sah jetzt den Therapeuten an und fing an zu weinen. 
Doch ich ignorierte meine Tränen. 
„Was habe ich gesagt? WARUM habt ihr mich gefesselt“, schrie ich niemanden Bestimmtes an und wollte aufstehen. Doch meine Beine trugen mein Gewicht nicht und ich setzte mich rasch wieder hin. 
„Ich hatte nur Angst, dass du dir was antust, indem du aufstehst und nichts siehst und unglücklich fällst. Ich habe das nicht böswillig getan. Verzeihe mir, Jasper!“, erklärte Paolo und sah niedergeschlagen zu Boden. 
„Er hatte nur Angst, dass du dir was tust.“, erklärte Rosso ruhig. 
„Okay!“, stammelte ich leise und sah dann Paolo an. 
„Was habe ich gesagt?“, fragte ich. 
„ Du hast über eine Omerta geredet und irgendwas auf einen Don geschworen.“, erklärte der Vampir. 
„Ich ich... ich hatte Angst.“ meinte ich und befühlte meinen Hals.
„Jasper, was hast du gesehen und gefühlt? Du hast getan, als ob dich Jemand würgt und hast geschrien. Bitte erzähl mir, was du durchlebt hast.“, verlangte Rosso. 

Ich zitterte wieder und rollte mich auf dem Bett zusammen. Erst jetzt nahm ich den Flachbildschirm war. 
Ich war wieder in meinem Zimmer. Rasch suchten meine Augen meine Kommode neben dem Bett ab. 
Ich musste etwas haben, was mich tröstete. Etwas woran ich mich festhalten konnte.
Ich sah schon wieder Lucas Wut verzerrtes Gesicht vor mir. 
„Struppino!“, verlangte ich. 
„Was?“, meinte Paolo. 
Luca grinste mich an und hob die Pistole. 
„Struppino!“, schrie ich jetzt voller Angst, „ Gibt ihn mir!“
Ich brauchte jetzt etwas, was ich spüren konnte. Etwas was mich hier hielt und verhinderte, dass ich in der Vergangenheit abtauchte.
Rosso ging zur Kommode und nahm den weißen Stoffterrier herunter und warf ihn mir zu. 
Ich fing ihn auf und drückte ihn fest an mich. 
Ich blinzelte und Luca verschwand.
Dach dann spürte ich wieder den Schmerz in meinem Schritt und zog instinktiv die Beine eine und rollte mich auf meinem Bett zu einer Kugel zusammen. 
„Jasper! Rede mit mir! Das hilft! Was hast du gesehen?“, fragte Rosso wieder. 
Ich mochte jetzt nicht reden. Schon gar nicht über die Schule oder die Omerta. Ich würde sie nicht brechen.
Mein Körper fing an zu zittern und ich weinte. 
Einer der Beiden legte eine Hand auf meine Schulter. 
„Lorenzo! Holt Lorenzo!“, schluchzte ich. 
„Ist ja gut Jasper!“, meinte Rosso und streichelte meine Schulter. Ich drückte Struppino noch fester an mich. 
„Paolo! Hol den Grafen.“, befahl Rosso dem Vampir regelrecht. 
„Ich hohle Signore Drago!“, meinte Paolo und ich hörte wie sich jemand entfernte. 
Ich spürte ein stechendes Ziehen in meiner Brust und es wurde immer schlimmer. 
Ich atmete tief ein und aus, jedoch je mehr ich atmete, desto heftiger tat es weh. 
Ich bekam Angst vor diesem Gefühl und krallte mich an meinen Stoffhund fest. 
Ich brachte Hilfe. Ich brachte meinen Liebsten.
„Adam! Adam! Hilfe!“, schrie ich aus purer Verzweiflung über den Schmerz in meiner Brust und weinte heftig. 
Ich schrie nach meinem Dom.
Warum war er nicht hier? Er hatte versprochen immer da zu sein! Er hatte versprochen mich immer zu beschützten.
Mein Verstand wusste, dass er genau das getan hatte, als er mich hier bei Lorenzo ließ.
Aber ich wollte ihn hier haben. Ich wollte dass er mich in Arm nahm und tröstete.
Mein Herz weinte und sehnte sich nach ihm.
„Jasper, hör zu Adam ist nicht hier. Wir können ihn nicht herzaubern!“, meinte Rosso und ich hörte aus seiner Stimme heraus, wie besorgt er war. 
„Lass es aufhören! Es soll endlich aufhören.“, flehte ich. 
„Es wird nur aufhören, wenn du an den Ort des Schreckens zurückkehrst und endlich offen darüber sprichst!“, meinte Rosso. 
Ich zurück nach Cittacrimpiro! Niemals!
Ich könnte nie in die Villa zurückkehren.
„NEIN! NEIN! Ich habe Angst davor!“, wimmerte ich. 
„ Ich will das nicht mehr!“
Die Matratze sank nach unten. Rosso hatte sich wahrscheinlich zu mir gesetzt. Er streichelte meinen Rücken. Ich wusste, er wollte mich nur beruhigen, doch dass konnte er nicht. Jedenfalls nicht so!
„Du schaffst es, Jasper! Diese Erinnerung hast du auch überlebt! Du bekommst das hin! Wenn du an den Ort der schlechten Erfahrungen zurückkehrst und alles auf dich einstürmt, kannst du sie verarbeiten und abschließen. Es wird dich dann nie wieder quälen.“, meinte der Therapeut. 
Er log. Das tat er immer. Er kam schon so lange zu mir und nichts hatte sich geändert.
Es würde nie aufhören. Rayn würde mich immer verfolgen. 
Es konnte nur eine Möglichkeit geben, dem Ganzen endlich zu entkommen.
Ich hoffte Adam konnte mir verzeihen. 
„ Jasper! Glaube mir! Wenn du in die Villa zurückkehrst hört alles auf!“, redete Rosso auf mich ein. 
Ich schwieg. 
Es würde nur aufhören, wenn es nicht mehr weiter ging. Ich allein werde es beenden!
Ich sammelte all meine Kraft und legte Entschlossenheit in meine Stimme.
„Gib mir ein Messer!“, sagte ich zu Rosso. 
Ich hörte wie er erschrocken auf keuchte. 
„Gib mir ein Messer!“ , schrie ich und drehte mich um. 
Der Vampir sah mich geschockt an. 
„ Nein!“, sagte er nach einer Weile entschlossen. 
„ Gib mir ein Messer!“, schrie ich so laut ich konnte. 
Rosso reagierte nicht und schüttelte dann den Kopf.
Ich schlug mit den Fäusten auf ihn ein. 
Es gab nur noch einen Gedanken: sterben!

„Gib mir was womit ich mich umbringen kann!“, rief ich und würde immer wütender. 
Rosso brachte sich aus meiner Reichweite und stand jetzt an der Türe. 
Aber er würde nicht gehen. Er würde mich aufhalten.
„Bitte! Es muss vorbei sein!“, flehte ich. 
„ Jasper! Das ist nicht die Lösung für deinen Schmerz!“, versuchte Rosso mir klar zu machen, doch ich nahm seine Worte nicht ernst. 
Jetzt drehte ich mich um und starrte auf mein Kissen. 
Mir kam eine Idee. 
Was wenn ich es macht wie Luca mir gezeigt hatte. 
Ich legte mein Gesicht auf das Kissen und drückte mich mit aller Kraft in den Stoff. 
„Jasper!“, rief Rosso entsetzt. 
„Aus dem Weg!“, brüllte eine Stimme und ich wurde plötzlich an den Schultern gepackt und hoch gerissen. 
„ Das verstehst du unter ansprechbar, Paolo!“, brüllte Lorenzo durch den Raum. 
„Graf, er wollte...“, stammelte Rosso. 
„ Ich habe genug gesehen, um zu wissen was er vorhatte!“, schrie Lorenzo. 

Ich weinte und schluchzte. Lorenzo hob mich auf seinen Schoß und drückte meinen Kopf an seine Brust. Meine Hände umklammerten immer noch Struppino. 
„Schschscht! Ganz Ruhig! Es ist alles gut, Jasper!“, flüsterte Lorenzo mir ins Ohr und streichelte meinen Rücken mit der rechten Hand und seine linker Arm drückte mich fest an seinen Körper. 
Es sagte niemand etwas und nur mein Weinen war zu hören. 
„Graf! Ich fände es wichtig, wenn Jasper zurück zur Villa geht! Dann kann er das was er durchmachte verarbeiten und er wird nicht mehr so leiden.“, meinte Rosso. 
„Ich werde darüber nachdenken. Ich hatte das sowieso schon vor. Er hatte bereits eingewilligt.“, meinte Lorenzo. 
Nicht  zurück! Nicht zurück zu Rayn!
„NEIN!“, schrie ich und wehrte mich gegen Lorenzos Griff. Doch der Urvampir schlang seine Arme um mich und hielt mich so fest, dass ich mich nicht wehren konnte. 
Mein Herz raste und ich hatte Angst. Angst, dass er mich fest hielt, damit ich nicht weg konnte. Angst, dass er mich fesseln würde. Ich fürchtete mich vor Schmerzen. Er würde mir weh tun. 
„Schscht! Das ist nur damit du nicht um dich schlägst und mich verletzt!“, redete er sanft auf mich ein. 
„ Es ist denke ich besser, wenn wir gehen, Signore Drago!“, meinte Paolo. 
„Ja, geht am besten. Beide! Mach dir keine Vorwürfe, Paolo! Es war richtig ihn zum Eigenschutz zu fesseln.“, meinte Lorenzo und ich hörte wie die Tür sich schloss. 
Jetzt war ich mit Lorenzo allein. 
Er war ein Vampir! Er war ein Sadist. Er würde mir wehtun.
Ich begann mich wieder gegen ihn zu wehren, aber er hatte seinen Griff nicht gelockert. 
Ich strampelte mit den Beinen. 
„ Ganze ruhig! Blaub mir, ich würde dir niemals etwas antun. Es gibt keinen Grund Angst zu haben, Jasper!“, flüsterte Lorenzo in mein Ohr und begann dann irgendeine Melodie zu singen.
Ich wehrte mich noch eine Weile und begann dann ruhiger zu werden. Er hielt mich die ganze Zeit fest. Er hatte eine Menge Geduld. Nicht einmal seufzte er, sondern summte unablässig dieses Lied. 
Das Lied beruhigte. Es beruhigte mich sehr. 
Ich hörte auf zu zappeln und mich gegen seine Arme zu stemmen, sondern atmete ruhig ein und aus und lauschte mit geschlossenen Augen der Melodie. Sie gab mir das Gefühl von Geborgenheit, etwas, was ich bisher nur bei Adam verspürt hatte. 

Plötzlich begann Lorenzo zu singen. Er sang auf einer völlig unbekannten Sprache und wechselte erst nach einer Weile auf Italienisch. Ich hatte diese Sprache oft unter den Wachen und Soldaten der Villa gehört und wusste, dass es Rumänisch war. 

Die Pfähle fliegen, die Menschen schreien,
Der kleine Junge ist daheim,
Der Fenster zum Hof steht weit offen, 
Der Junge des Feuerdrachen ist tief betroffen,
Er sieht das Holz in dem Schlund der Feinde des Pfählers,
Er hat große Angst und flüchtet zum Weib des Nähers, 
Diese bringt ihn in den Salon und zum Sohn des Teufels,

Kleiner Drache, kleiner Drache, höre zu;
Zittere nicht und mach die Augen auf, im nu,
Hab keine Angst, vor dem was du gesehen,
Es ist gerecht, es ist geschehen,
Sei deines Vaters Sohn und führe das Schwert gegen Draculs Feinde,
Verbanne deine Angst und erwecke das Feuer, auf dass der Teufel sich weide,
Sei dem Drachenorden treu

Der Retter von dem Feuer und der Hand des Vaters der Eroberung kommt,
Der Junge sich weinend an ihn lehnt, er tröstende Worte bekommt,
Der Pfähler ihn auf den Schoß nimmt
Tapfer und Stark der kleine Drache sein soll, er sich aber kindlich benimmt,
Er als baldiger Erbe seines Vaters im Schlachtfeld stehen kann,
Der kleine Drache so die Chance bekommt zu kämpfen, Er für den Feuerdrachen gewann
Der Junge seinen Vater rächen will, 
Neben Höllensänger in der Schlacht gegen die Zerrüttung des Glaubens steht,
Die Angst über die Grausamen Dinge vor seinen Augen, er ganz still,
Der Sohn des Teufels ihn tröstet und ihm Schutz verspricht.

Kleiner Drache, kleiner Drache, höre zu;
Zittere nicht und mach die Augen auf, im nu,
Hab keine Angst, vor dem was du gesehen,
Es ist gerecht, es ist geschehen,
Sei deines Vaters Sohn und führe das Schwert gegen Draculs Feinde,
Verbanne deine Angst und erwecke das Feuer, auf dass der Teufel sich weide,
Sei dem Drachenorden treu

( von Mephistoria. Titel „ von Vlad Tepes und dem kleinen Drachen Vladimir Drago) 

Lorenzo verstummte und ich sah ihn verwundert an.
„Weiter! Das kann nicht alles sein.“, meinte ich. 
„Weiter kam Vladimir leider nie. Er sang mir dieses Lied jedes Mal, wenn ich schreiend aus dem Sarg stieg und die Gruft zerlegte. Es beruhigte mich immer, brachte mich immer runter, wenn ich wieder mal Nachts Vaters Gesicht gesehen oder die Schwerter gespürt hatte. Er sagte, dass er der Junge war. Er sagte, dass Grausamkeit ihm die Angst nahm. Dies Stimmte! Vladimir stellte sich den Armeen des Papstes. Vladimir stellte sich jedem Jäger in den Weg, ohne auch nur eine Regung von Furcht. Selbst in Versailles ging er freiwillig zu Avram um uns zu retten. Selbst im Tod, hatte er keine Angst. Sondern sagte nur, dass seine Ewigkeit nun vorbei wäre.“, sagte Lorenzo. 
Ich musterte ihn und bemerkte eine Träne seine Wange herunter laufen. 
Ich legte meine Arme um ihn und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. 
„Ich glaube du würdest Vater sehr mögen. Schade, dass er nicht die Chance hatte, noch länger zu leben. Ich vermisse ihn sehr.“ , schluchzte Lorenzo und ich drückte ihn fester. 
„Danke Lorenzo! Danke, dass du hier bist. Ich bin froh, dass Adam dich als Aufpasser für mich auswählte. Ich bin sicher Vladimir wäre Stolz auf dich, dass du uns beschützt. Dass du die Vampire zu etwas Großem gemacht hast. Dass wir uns in die Welt einfügen konnten. Ich will eines Tages frei von meinen Dämon sein. So frei wie du. Dich quält nichts mehr, obwohl du eine schwere Vergangenheit hast. Du hast deinen Vater hinter dir gelassen. Ich hoffe ich kriege das auch mit Rayn hin.“, sagte ich dem Grafen.

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