Kapitel 7 / 9 Vergeltung und Zorn für den Tod der Lequas

Ich ging zur Kutsche und James tauchte an meiner Seite auf. 
„Geht es dir besser?“, fragte der Prinz. 
„ Mir geht es besser, wenn das alles rum ist.“, meinte ich und sah auf die Leichenwagen. 
Dubois näherte sich dem Wagen und öffnete die Seitentür. 
„Nein!“, schrie ich und legte in übermenschlicher Geschwindigkeit die paar Meter zum ersten Leichenwagen zurück. Ich riss die Tür auf und griff den Marquis am Kragen seines Justaucorps. 
„Ihr habt euch Húgo nicht zu nähern! Nie wieder!“, keifte ich und zerrte ihn aus dem Wagen. Hart schmetterte ich den Vampir zu Boden und zog mein neues Florett. 
Die Spitze setzte ich an Marquis Dubois Kehle an. 
„Dau Dauphin!“, stammelte er und starrte mich mit geweiteten Augen an. 
Ich führte einen Streich mit dem Florett und öffnete so seine obersten zwei Knöpfe und legte die Klinge an seinem Hals an. 
„Ihr wagt es, in die Nähe des Mannes zu kommen, den ihr an den Tod ausgeliefert habt.“, zischte ich wütend. 
„Eure Hoheit , es tut mir leid! Ich hatte keines Wegs die Absicht, die Ehre oder die Knochen des Cómte anzugreifen.“, antwortete Dubois. 
„Adam!“, sprach James und trat auf mich zu. Ich reagierte sofort und schwenkte meine Waffe in seine Richtung. 
„Mische dich nicht ein!“, knurrte ich James an. 
Er blieb stehen und sah ratlos zu den übrigen Nuits. 
Dieses Arschloch war dafür verantwortlich, dass ich Húgo für immer verloren hatte. 
„Xaviere! Du bist wütend, was ich sehr gut verstehe. Ich war einst auch so wütend. Ich habe Legrand getötet! Aus purer Wut über den Tod meiner Tochter. Doch es hat nichts an Aree geändert. Nichts an meiner Trauer, nichts an dem Schmerz hat es geändert. Wenn du möchtest, schließe ich Marquis Dubois aus der Beerdigung aus. Aber wenn du ihn jetzt tötest, bin ich gezwungen, dich von der Beerdigung deiner eigenen Familie fernzuhalten, indem ich dich einsperre. Mord ist zu bestrafen, egal was für einen Grund man hat. Das ist mein Gesetzt, das Gesetzt des Königreichs seit 1903. Ich kann mich in der Hinsicht nicht über mein eigenes Gesetz stellen. Kein Vampir darf einen Anderen mehr töten, außer er muss es.“, sprach Juliano auf mich ein. 
Oh liebend gerne würde ich Dubois töten. 
Aber Húgo nicht die letzte Ehre zu erweisen, würde ich mir nie verzeihen.
„Xaviere! Ich kann bei dir keine Ausnahme machen. Das würde das Gesetz schmälern und dieses ist mit für die Verhinderung einer erneuten Revolution notwendig!“, redete Juliano weiter.
Ich sah Dubois noch eine Weile an und fauchte dann. Meine Vampirzähne sprossen hervor.
Der Marquis zitterte. 
„Geht mir aus den Augen!“ zischte ich. 
Ich schlug den Marquis ins Gesicht und ließ mein Florett sinken. 
Er rappelte sich auf und rannte zur Straße und war verschwunden. 

Ich drehte mich um und sah plötzlich Jasper mit geweiteten Augen vor mir sitzen.
Als ich einen Schritt auf ihn zu machte, schüttelte er ängstlich den Kopf. Ich sah mich um und erkannte den Innenraum der Marie Antoinette, das königliche Flugzeug um mich herum.  Ich trat an den Sitz des Flugzeuges und befreite ihn von dem Knebel. 
„Was hast du mit den Rittern gemacht?“, fragte er mich zitternd. Ich  befreite ihn von den Fesseln und spuckte dann in meine Hand. 
„Warum? Warum hast du sie so gequält?“, fragte mein Liebster. 
„Weil sie dir das hier angetan haben.“, antwortete ich und verteilte die Spucke auf seinen Wunden. Diese heilten nun. 
„Versprich mir, dass du nie wieder so bist. Bei Rayn habe ich es noch verstanden. Aber die meisten Vampire, die du gerade gefoltert und getötet hast, waren unschuldig. Sie haben mir rein gar nichts getan. Adam lass nie wieder die Rache dein Herz beherrschen. Ich will dich nie wieder so sehen. Das warst nicht mehr du. Das war ein Monster. Bist du das in Wahrheit? Bist ein richtiger Sadist? Ich habe gesehen, dass es dir Spaß machte. Louis hat das alles hier inszeniert. Versprich mir, dass du ihm aber nichts tust. Er ist immer noch deine Familie.“, sprach Jasper. 
„Ich habe nicht gelächelt. Es hat mich nicht erregt. Ich werde Louis verschonen. Aber ich werde meinen Onkel sagen, was er getan hat. Ich hätte mich gefügt. Ich hätte meinen Platz als Dauphin für deine Sicherheit aufgegeben. Ich liebe dich! Ich schwöre nie wieder so zu sein. Nie wieder einer Rache nachzugehen. Egal wie stark meine Wut und mein Schmerz sind.“ hörte ich meine damaligen Worte in meinem Kopf. 

Rasch schüttelte ich diese Erinnerung ab. Es war 2003 als Jasper von getürkten Rittern der Dunkelheit auf geheiß von Louis entführt worden war, um mich zu erpressen, meinen Stand als Dauphin abzugeben. 
Ich hatte das Flugzeug erobert und hatte alle getötet. Ich hatte sie grausam abgeschlachtet und es hatte mir gefallen. Jasper hatte da das erste und einzige Mal mein sadistisches Ich gesehen. Ich hatte ihn angelogen. Er durfte nie erfahren, wie es in mir aussah. Er würde mich verlassen. 
Ich hatte gerade mein Versprechen an ihn gebrochen. 
Niedergeschlagen schlurfte ich auf die Kutsche zu. 
„James! Kümmere dich um ihn! Tröste ihn, wenn das überhaupt möglich ist.“, hörte ich Juliano zu James sagen. 
Ich seufzte. 
Es gab nur einen der mich trösten könnte. Aber der war nicht hier. 
Ich stieg in die Kutsche und weinte. Ich lehnte mich an die Scheibe des Fensters und kuschelte mich in den Umhang, denn ich trug. 
Seufzend schloss ich die Augen und fühlte mich so erschöpft.
Wäre Jasper doch nur bei mir.
Plötzlich legte jemand eine Hand auf meine Schulter. 
Ich drehte mich um und öffnete die Augen. 
„Adrien! Wir sind für dich da! Das macht eine Familie, Adam! Akzeptiere die Nuits als, das was sie sind...deine Familie! Ich musste das auch erst lernen. Meinst du, es war leicht, einem Mann zu vertrauen, der mich in ein Gefängnis steckte, wo man mich folterte.  Aber ich habe Barde verziehen. Ich habe Juliano verziehen und sie trotzdem akzeptiert. Sei nicht sauer auf unseren Onkel. Er hat dich gerade nur vor dem Gefängnis bewahrt. Er hätte keine andere Wahl gehabt, als dich einzusperren, wenn du Dubois getötet hättest. Die Gesetze gelten selbst für die königliche Familie. Diese Gesetze verhindern auch eine zweite Terrorherrschaft.“ , erklärte James und sah mich mitfühlend an. 
Ich überlegte. 
„Ja, du hast recht! Ich bin nicht wütend auf den König. Es ist okay, dass er mich zur Vernunft brachte. Ich komme einfach mit diesem Schmerz nicht klar. Das habe ich nie!“, erklärte ich. 
„Ach Adrian! Du hast es geschafft, es zu verdrängen. Niemand kommt auf immer mit dem Tod von geliebten  Personen zurecht. Aber man kann lernen es zu akzeptieren.“, meinte James und legte mir  einen Arm um die Schulter. 
Dann kamen Cedric, Lestat und Julien mit Bastian in die Kutsche. 
„Königlicher Auftrag meine Herren: den Dauphin trösten!“, witzelte Lestat und sein Bruder grinste mich an. 
„Lasst mich allein!“, maulte ich und legte meinen Kopf wieder an die kühle Scheibe. 
„Nein, Adam! Du hörst uns jetzt zu. Wir können verstehen, was du durchmachst. Viele von uns haben unseren Onkel geliebt. Aure sitzt drüben in der Kutsche und ist ganz still. Keiner kann sie zum Sprechen bewegen. Sie spricht nur mit Juliano. Sie trauert wie du, um ihren Vater, Alexandre.“ , erklärte Julian. 
„Wenn du es zulässt, trösten wir dich. Wenn nicht.. werden wir trotzdem hier bleiben. Aure ist nämlich vorhin, als sie ihren Vater nach dem in Saint Denis sah, zusammengebrochen. Sie hat versucht, an ein Florett zu kommen. Juliano hat sie aufgehalten. Wir glauben, sie wollte sich was antun.“, meinte Lestat. 
„ Wenn der König glaubt, ich würde mir was antun, dann ist er 300 Jahre zu spät. Lorenz rettet mich nach Húgos Tod vor dem Feuer. Wenn Aure dies Alles nicht verkraftet, dann kann ich das sogar verstehen. Sie war beim Sturm  auf die Bastille fast ein Jahr alt. Sie wurde noch nie mit dem hier konfrontiert. Sie ist ohne Eltern aufgewachsen. Ich kann sie etwas verstehen.“, meinte ich. 
„Würde es dir helfen mit der eternelle Dauphine zu reden?“, fragte Lestat. 
„Nein! Jetzt möchte ich einfach nichts reden. Bitte setzt euch einfach hin und haltet die Klappe!“ , knurrte ich meine Cousins an. 
„Da ist er ja wieder. Willkommen zurück Adam Nossini!“, witzelten die Zwillinge im Chor.
Ich sah sie wütend an. 
Doch alle legten jetzt eine Hand auf meinen Körper und ich fühlte mich geborgen. 
Sie sendeten Etwas tröstendes aus und ich lehnte mich zurück und war froh, die de Nuits zu haben. Sie standen für einander ein und ließen nie ein Familienmitglied im Stich. 
Húgo hätte sich sicher gefreut, dass ich in diese Familie gekommen war. 

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