Kapitel 7 / 3 Adam und die lästige Hofzeremoniel

Als ich auf den Gang trete sehe ich zum dem goldenen Gitter. Der Name des ersten Vampirs Frankreichs steht immer noch über dem Gitter. Plötzlich bewegt sich in dem Raum etwas. Leuchtend grüne Augen tauchen hinter dem Gitter auf. 
Ich starre sie an und blinzele verwundert. Als ich wieder hinsehe, sind die Augen verschwunden. 
Was war das? 
Plötzlich dröhnt mein Kopf und ich stöhne vor Schmerz auf. 
„Erbe des Gärtners! Tritt in das Tal der Sonne und diene dem Orden und Loui dem XIV. Finde die Antwort im Garten des Labyrinths!“, ertönt eine unbekannte Stimme in meinem Kopf. 
Ich starre das Gitter an und frage mich was das eben war. 
Wem gehörte die Stimme? 
Ich ging nachdenklich nach oben und kam in den Speisesaal. Niemand war mehr hier, also beschloss ich in mein Gemach zu gehen. 

Im Eingangsaal kam Lestat die Treppe herunter gerannt. 
„ Wo ist der König, Adam?“, schrie er mich an. 
„Unten in den Katakomben. Warum? Was ist los?“, fragte ich den keuchenden Lestat. 
„De Leon ist los! Sie haben den Sarg des Soleil!“, brachte mein Cousin mühsam hervor. 
„ Verdammte Napoleoner!“, knurrte ich und Lestat ging zur Tür des Speisesaals. 
„ Geh nach Oben! Barde ist schon bei Saint Denis. Sie wollen Ludwig und Soleil vereinen. Menschen sind auch involviert. Barde behauptet das die Knochen Eigentum unserer Familie sind. Doch die Napoleoner haben gedroht die Knochen der Ludwige zu verbrennen. Mach dir keine Sorgen. Es ist bereits eine Gruppe der Grand Armée bereit Siant Denis zu stürmen. Wir bekommen Onkel Alexandre zurück.“, klärte mich Lestat auf. 
„Hoffen wir das Beste!“, sagte ich und ging nach Oben. 
Die Bedrohung nahm von Tag zu Tag zu. Würde das Königreich bald eine zweite Revolution durchmachen?

 Niedergeschlagen ging ich in mein Gemach und dort warteten bereits drei Kammerdiener und zwei Zofe. 
„Eure Hoheit! Die Königin hat veranlasst, dass wir euch ankleiden sollen.“ , meinte der Jüngste. Er war sicher erst 16. 
„Gut, wenn es der Wunsch der Raine ist.“, fügte ich mich und stellte mich auf den Sockel, denn sie aufgestellt hatten. 
Ich war noch nie angekleidet worden und hatte gehört, wie schwierig es war ruhig zu stehen. Leonardo hatte mir davon erzählt. 
„Herr, wurdet ihr bitte die Hose ausziehen!“, bat die ältere Zofen.  
Die anderen drei Männer lachten und ernteten einen strengen Blick von der älteren Zofe. 
„Sehr gerne, Madam. Aber ich lege mir die Culotte selbst an.“, verkündete ich. 
„ Aber..,Euer Majestät! Wir....“, die Zofe verstummte, als ich ihr einen Blick zu warf. 
Die Kammerdiener kicherten und die zweite Zofe  ergriff meinen Arm. 
„Ich kann euch begleiten, Dauphin.“, flüsterte sie mir ins Ohr. 
„Tut mir Leid, Mademoiselle. Aber ich bin leider schwul und ich werde nie eine Frau an meiner Seite akzeptieren.“ , sagte ich und sah ihr in die Augen. Sie machte ein Gesicht, als hätte sie einen Geist gesehen und trat sofort von mir fort. 
„Entschuldigt die Unverfrorenheit meines Mädchen. Sophie hat noch nicht verstanden, dass Eure Hoheit Tabu ist.“, erklärte die ältere Zofe und nahm das Mädchen zur Seite. Sie beschimpfte sie auf Russisch und Sophie ging weinend davon. 
„Warum Russisch, Madam?“, fragte ich. 
„Oh Eure Hoheit, am Hof hat sich viel geändert, seit dem ihr...seit Eures Fortgangs.“, meinte die Zofe rasch und ging zum Bett und holte den Justaucourb. 
„Ihr könnt meine Verbannung benennen, Madam.“, erlaubte ich ihr offener zu sprechen. 
„Oui, Dauphin!“, antworte sie und zog mir die Oberbekleidung aus. 
Die anderen Männer staunten, als sie meine Muskeln sahen. 
„ Was hat sich geändert?“, fragte ich. 
„ Wir dürfen kein Italienisch mehr sprechen und sollen es auch nicht verstehen. Uns Alten wurde eingeschärft weg zu hören und niemals Italienisch zu sprechen. Die Neuen wird russisch beigebracht, damit sie weniger erfreuliche Dinge nicht vor der Herrschaft verständlich aussprechen müssen und diese damit nicht belasten. Der Grand Dauphin hat seinen Kammerdiener köpfen lassen, als er merkte, dass er sein Gespräch versteht. Seit dem hält sich jeder daran.“ , erklärte die Zofe. 
„Oh Louis, du treibst es echt manchmal zu weit.“, murmelte ich mehr zu mir selbst als zu der Zofe. 
Ich sah sie erschrocken an und überlegte ihr zu befehlen Verschwiegenheit zu bewahren.
„Keine Sorge, Eure Hoheit! Ich bin eigentlich die Kammerzofe der Éternelle Dauphine. Die Herrin hat mich vorgewarnt, dass ich solche Äußerungen über den Sohn des Königs hören würde und mir eingeschärft nie ein Wort darüber zu verlieren. Ihr könnt ganz beruhigt sein.“ , versicherte die Zofe. 
„Ihr arbeitet für Aure?“, meinte ich überrascht und hob meinen Arm, damit sie den Ärmel richten konnte. 
„Ich bin der Prinzessin verpflichtet, Eure Hoheit! Ihr habt keine eigenen Kammerdiener, da ihr fast nie hier wart. Deswegen wurden wir von unsren Herren und Herrinnen abgestellt und ihnen zur Verfügung gestellt. Entschuldigt, dass ich und Sophie sie bewirten müssen, aber es gibt wenig entbehrliche männliche Kammerdiener.“, bestätigte die Zofe. 
„Das ist kein Problem für mich.“, meine ich offen.
Sie zog den Kragen fest und dirigierte mich dann hinter die Parawand. 
Dort zog sie mir die Hose aus und zwängte mich in die Culotte. 
„Wie geht es Aure?“, fragte ich flüsternd.
„Sie hat sich über Euer Kommen gefreut, Herr. Aber momentan muss sie viel einstecken. Ihre Majestät schließt sie wieder ein. Sie darf nicht einmal mit einem der Prinzen nach draußen. Sie ist sehr unglücklich, Dauphin. Die Beerdigung ist ihre erste Veranstaltung seit  sechs Jahren. Nichtmal am Nationalfeiertag, darf sie das Schloss verlassen.“, erzählte die  Zofe. 
„Oh, Mein Onkel und seine Angst.“, murmelte ich. 
„Ihr musst Euer Majestät verstehen, Dauphin. Aure ist die letzte Frau der nächsten Generation und wenn der Grand Dauphin nicht bald heiratet, wird der König Aure zwangsverheiraten müssen um die Linie der Nuits fortzuführen. Auf euch können wir nicht hoffen, Dauphin.“, erklärte die Zofe. 
„ Ja, das reine Blut Louis Lauros muss weiter gegeben werden.“ , seufzte ich und schwieg nun. 
Die Zofe zog die Culotte fest und ich ging zum Spiegel. 
Ich sah aus, wie vor dreihundert Jahren. 
Der schwarze Justaucorp passste perfekt zu meinen Haaren. Die Culotte war grau und ein silberner Gürtel war bereits an die Culotte genäht. Meine schwarzen Lackschuhe behielt ich an. 
Seifzend blickte ich, auf den Justaucorp meines Vaters. 
Dann wohl ein andermal. 
„Dauphin!“, rief die Zofe und ich drehte mich um. Sie hielt einen langen schwarzen Umhang mit einer Sonne auf dem Rücken und der Zahl IV in den Händen. 
„Der Umhang des Thronerben. Er wurde vor sechs Wochen für euch angefertigt“, teilte sie mir mit. Ich ging zu ihr und lies mir den Umhang über die Schultern legen. Ich fühlte wie die Seide über meinen Körper strich. 
Es fühlte sich falsch an, ihn zu tragen. Doch ich hatte keine Wahl. 
Ohne ihn durfte ich gewiss nicht mit. Ich musste Dauphin sein. Ich musste es für Húgo ertragen. 
„Hier, Hoheit!“, hörte ich die Stimme der Zofe und sah zu ihr auf. Sie stand vor mir und hielt mir eine Scheide mit Gürtel hin. Es war ein Florett. Das letzte mal hatte ich ein Florett während des Tuileriensturms und danach noch bei der Rückeroberung Versailles getragen. 
Ich nahm den Griff und zog es aus der Scheide. Es war guter Stahl und auf der Klinge stand: 
„ Le sang n'est pas tout. Le sang ne doit pas être de la famille. La famille, c'est les qui sont là pour toi  -  Blut ist nicht alles. Blut muss nicht Familie sein. Familie sind die Menschen, die für dich da sind“. 

Bei dem Florett handelte es sich um eine Zierwaffe, die auch zur zeremoniellen Zwecken eingesetzt wurde. Mit ihr konnte man nur bedingt kämpfen.
Der Schriftzug wahren Húgos letzte Worte an mich. 
Juliano musste dies in Auftrag gegeben haben. 
Mir glitzerten Tränen in den Augen und ich musste mich heftig zusammen reißen. 
„Oh Onkel! Merci! Merci, dass du mir dies schenkst.“, murmelte ich. 
„Seine Majestät hat es schmieden lassen. Es gehört nun Euch.“ , meinte die Zofe. 
Ich wischte mir die Freudentränen weg und fühlte mich nun bereit, meinem Vater die letzte Ehre zu erweisen. 
Húgo hatte mich bedingungslos geliebt. Es war Egal, dass ich nicht sein Fleisch und Blut gewesen war. 
Mit zitternden Fingern legte ich mir den Gürtel mit der Scheide an und steckte das Florett in seine Hülle. 
„Bereit, sich der Familie zu zeigen Eure Hoheit?“, fragte die Zofe. 
„Ich bin bereit!“, verkündete ich und ging aus dem Gemach. 

Mit raschen Schritten durchquerte ich den Gang, stieg die Treppe herunter und lief aufs Schlossportal zu. 
„Vive le Dauphin!“, ertönte es aus dem Mund von einem Floretttier und alle von der anwesenden Dienerschaft verbeugten sich. Vor mir standen nun Louis, Aure und alle leiblichen Söhne Bardes: Lestat, Julian, Leonardo und Nathaniel. Auch waren die Adoptivsöhne anwesend. 
Cédric und Félix war ich ja bereits begegnet. Aber nun standen auch Bastian,  Amarin und James vor mir. 
James kam auf mich zu und klopfte mir auf die Schulter. 
„Willkommen Fremder!“, meinte er und seine Mundwinkel zogen sich weit nach Oben und seine Augen glitzerten vor Spott. 
„Hallo Engländer!“, zog ich ihn ebenfalls auf. 
Mein Pflegecousin, wir waren nicht leiblich verwandt, trug einen dunkelblauen Justcourp. Er hatte schwarzes schulterlanges Haar und grüne Augen. An seiner Brust lag ein Anstecker mit der Flagge Großbritanniens. Um den Hals trug er eine Anhänger mit einer silbernen Sonne. 
James boxte mir in die Schulter. 
„Ich bin kein Engländer. Ich gehöre hier her, nach Frankreich. Ihr seit meine Familie und nicht die Firemoons.“ , empörte sich James. 
„Mal von Kronprinz zu Kronprinz: Ich muss mit dir über deine Halbschwester reden.“, meinte ich. 
„Aleena? Was ist mir ihr? Hat Mutter wiedermal ihre Finger im Spiel?“, fragte James und fügte dann mit Schmollmund hinzu: „Ich bin kein Thronerbe des Kingdom of british V'empires.“ 
„Du wärst es aber, wenn du dich nicht gegen deine Mutter und für Barde entschieden hättest.“, konterte ich und ich schaue auf, als ich Hufschläge hörte. 
Zwei Kutschen kamen durch das Tor des Schlosses und hielten im Hof. 
„Wir reden im Labyrinth von Versailles.“, sagte ich James und ging auf eine der Kutschen zu. 
„Der König!“, rief es plötzlich und ich drehte mich um. 

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