Kapitel 6 / 1 Bilder von Alessandros Tochter und Drohungen
Kapitel 6
Alessandro und die Verzweiflung
Ich öffnete mühsam meine Augen und petzte sie gleich wieder zu, da mich ein helles Licht blendete. Ich versuchte meine Arme zu bewegen und stellte entsetzt fest, dass sie über meinen Kopf an Etwas rundes kaltes lagen. Seile wanden sich um meine Handgelenke. Offenbar hatte mich jemand an eine waagerecht liegende Stange gefesselt.
Ich fühlte unter mir ein weiches Polster, konnte aber nicht sagen, was es war.
Vielleicht eine Decke, Matte oder Matratze?
Langsam öffnete ich wieder meine Augen und diesmal war ich auf die Helligkeit vorbereitet und lies meine Augen offen, biss sie sich an das Licht gewöhnt hatten.
Langsam kam ein Zimmer zum Vorschein. Es war nicht das Zimmer was Giovanni mir zugewiesen hatte.
Wo zum Teufel war ich?
Ich versuchte mich zu bewegen, doch mein Füße waren mit einem langen strammen Seil irgendwo dran gebunden. Das Seil war so stramm, obwohl es mindestens zwei Meter Abstand zum Gegenstand, an dem es hing hatte, dass ich meine Beine nicht bewegen konnte. Ich hob meinen Kopf, um meine Lage zu betrachten.
Ich lag auf einem Bett.
Mein Körper war nackt und meine Füße hatte man mit einem Seil an den Streben zwischen den beiden unteren Bettpfosten gebunden. Das eine Ende des Seiles war um meine Fußknöchel gewickelt und das andere Ende hatte man an dem Streben festgebunden.
Ich versuchte meine Hände zu befreien, doch meine Fesseln, rieben nur meine Haut auf, desto mehr ich mich wehrte.
War ich immer noch in Sangrenz? Befand ich mich in einem Zimmer der Sangichivilla?
Ich begann mich umzusehen und entdeckte einen Flachbildfernseher, der direkt gegenüber des Bettes war. Ein Tisch stand in der Ecke und der Stuhl dazu stand links neben dem Fernseher. Das Zimmer war groß und die alten Möbel waren verstaubt. Die Bilder an den Wänden waren Landschaftsmalerreihen. Goldene Kerzenleuchter, die aber Elektronisch waren, befanden sich an den Wänden. Eine große weiße moderne Deckenlampe, strahlte von der Decke auf mich herab. Sie war das helle Licht gewesen, was mich geblendet hatte.
Plötzlich stieg mir Vampirgeruch in die Nase. Wenn einer meiner Rasse mich hier her gebracht und gefesselt hatte, war es vielleicht ein Ritter der Dunkelheit.
Plötzlich strömten alle Ereignisse der letzten Stunden auf mich ein. Natürlich die SMS. Sie wollten mir zeigen, was mit Aleena geschah, wenn ich Lorenzo nicht aufhielt.
Ich senkte meinen Blick von der Lampe ins Zimmer zurück und sah einen in schwarz gekleideten Mann hinter dem Stuhl stehen.
Er trug eine schwarz Sturmhaube, so dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte. Auch bedeckte sein schwarzer Pullover und seine graue Jeans jedes bisschen Haut.
Obwohl ich natürlich nicht sagen könnte, ob ich Frau oder Mann vor mir hatte, war ich mir doch sicher, dass es ein Mann war. Es fehlte die Ausbuchtung auf der Brust, so dass es sich um eine weibliche Person gehandelt haben könnte.
Ich starrte die Person an und war mir fast sicher, dass sie hinter dem Silber steckte.
Ich wollte fragen, was der Vampir von mir wollte.
Doch jetzt erst nahm ich das klebrige Etwas auf meinem Mund war.
Dieser Mistkerl hatte mich geknebelt.
Aus lauter Frust so hilflos zu sein, was ich als Urvampir ja gar nicht mochte, schrie ich gegen den Knebel. Mein Entführer, oder was auch immer er mit mir angestellt hatte, kam nun zum Bett.
Angst verspürte ich keines Wegs.
Es konnte nur ein Ritter der Dunkelheit sein und Henry würde niemals einen seiner Männer, mich oder einen anderen Drago töten lassen. Dies war ihm allein vorbehalten.
Ich sah wütend in diese hellblauen Augen.
„Ihr seit wach! Das ging ziemlich schnell, ich bin erst vor 10 Minuten mit den Fesseln fertig geworden.“, meinte der Unbekannte grinsend, strich mit der Hand, die in einem schwarzen Handschuhe steckte, über meine Brust und fuhr dann fort: „Ich nehme an ihr habt ihre SMS bekommen? Ich bekomme viele Florin für diese Aktion, aber ich gehöre, nicht zu denen, die ihre Tochter haben.“.
Seine Stimme klang verzerrt und etwas metallisch. Mir wurde bewusst, dass er einen Stimmverzehrer, in der Maske hatte, als ich anstatt den Mund eine kleines Gitter in dem Schlitz der Maske erkannte.
Ich nuschelte in das Klebeband und wollte fragen, warum er es dann tat, wenn er kein Ritter der Dunkelheit war.
Offenbar las er meine Gedanken, denn er antwortete sofort.
„Ich kriege eine Information von euch. Ich soll nichts anderes tun, als euch wehrlos zu machen, eine Video abzuspielen und euch eine Nachricht zu überbringen. Die Information, die ich will, kann ich mir aber auf jede erdenkliche Weise holen, die mir vorschwebt.“, meinte der Vampir.
Ich nickte verstehend und musterte ihn genau.
Seine Hand wanderte nun zu meinem Schritt. Sie umfasste mein Glied und ein Schauer erfasste meinen Körper. War er schwul?
Der Stimmverzehrer hatte nur eines zu bedeuten, ich musste ihn kennen.
Meine Augen suchten jeden Zentimeter seiner Kleidung ab.
Er begann seine Finger an meinem Schaft auf und ab zu reiben.
Ich versuchte mich aus der Fesselung zu befreien, aber es brachte nichts. Anscheinend hatte ich nicht meine gesamte Kraft. Denn normalerweise würden mich Seile nicht aufhalten können.
Ich protestierte in den Knebel und wollte, dass er aufhörte.
Es war ekelhaft und ich hatte keine Lust, dass er mich zwang zu kommen.
Gerade als es anfing richtig zu kribbeln, hörte er auf, lies mein Glied los und sein Augen blitzten amüsiert.
Er trat nun von dem Bett weg und ging zu einer schwarzen Sporttasche, in der er nun herumwühlte.
Dann zog er eine DVD aus der Tasche und legte sie in den DVD-Rekorder des Fernsehers.
Ich schluckte und fragte mich, was er mir zeigen sollte.
Ich rief mir die SMS zurück ins Gedächtnis.
'Wenn er in der Maschine sitzt, werden wir das Durchführen, was unser Kontaktmann ihnen zeigt. Versagen bedeutet schlechtes für Miss Drago.'
Der Vampir musste, besagter Kontaktmann sein. Was würde er mir zeigen?
Der Bildschirm flammte auf und ein mittelalterlicher Kerker kam zum Vorschein.
An den Wänden waren Wörter, die von Schmerz und Qual handelten geschrieben. Es war aber kein Italienisch sondern Rumänisch.
Wo war dieser Raum? Er kam mir schrecklich bekannt vor.
Die Kamera summte ran und ich erkannte, dass das Bild nicht von der Dunkelheit in dem Kerker so schwarz war, sondern, dass es ein schwarz-weiß Film war.
Das Bild des Fernsehers wurde mit dem Gesicht einer Frau ausgefüllt. Sie hatte einige Schnitte im Gesicht und sah ängstlich in die Kamera. Dann schwenkte die Kamera auf Abstand und ein großer Mann in einem Umhang trat ins Bild. Er streckte die Hand aus und die Schnur einer Peitsche fiel zu Boden.
Das musste aus 1945 sein, wo es noch keinen Farb und Tonfilm gab. Aber irgendwie passte die Szene nicht in diese Zeit.
Ich kannte den Kerker. Allein ein Bild hinter dem Mädchen, sagte mir wo dieser sich befand.
Denn das Bild zeigte Vladeno Drago, Vladimirs Vater.
Der Mann auf dem Bildschirm, lies nun die Kapuze fallen und sah auf das Portrait an der Wand.
Dann drehte er sich zu einem rothaarigen Jungen um. Dieser war an einen Pfahl gefesselt.
Ich erkannte meinen Bruder Lorenzo von der Seite her.
Was zum Teufel machte er mit diesen Kindern?
Dann kam die Erkenntnis. Das waren Henry und seine Schwester.
Konnte das echt sein? Damals gab es keine Kameras?
Skeptisch musterte ich das Bild.
Als ich den Jungen genauer betrachtete, viel es mir plötzlich auf. Die grünen Augen und das rote Haar waren einfach zu flach, um Henrys Haarmähne zu sein.
Diese Szene war gestellt und mit alten Mitteln aufgenommen.
Es war alles gefälscht.
Auch Lorenzo war nicht der echte Lorenzo. Durch das schwarz weiß, hatte ich es nicht bemerkt. Aber jetzt war es mir aufgefallen. Der vermeintliche Lorenzo war viel zu klein und hatte die Haare ein Stück länger als mein Bruder.
Sie hatten diese Szene einfach nach gestellt.
Doch ich wusste, dass es dieses Ereignis gegeben hatte. Aber es war lange vor der Erfindung des Films passiert.
Henry musste alles so aus seiner Erinnerung übernommen haben.
Vladimir hatte 1775 mit uns, bevor wir Frankreich erreichten, halt in Transsylvanien gemacht. Dort hatte er Sangue Dentale, das Schloss seiner Familie, kaufen wollen. Doch es war bereits im Besitz von Arakam van Cântărețiad, Avrams Vater, gewesen. Vladimir hatte das Schloss zurückerobert und Arakam umgebracht, aus Rache für den Tod seiner Mutter.
Fast 23 Jahre später kehrten, wir nach der Eroberung von Versailles durch die Nuits, nach Sangue Dentale zurück.
Dort fanden wir Arakams Enkel, Elena und Henry, die Kinder Avrams.
Lorenzo hatte beide gefoltert, um Avram aus seinem Versteck zu locken, nach dem 1800 Avram in Versailles Vladimir tötete.
Lorenzo hatte, die Kinder sehr lange in dem Kerker gefangengehalten.
Doch dann waren ihre Kräfte erwacht und Henry und seine Schwester hatten sich befreien können.
Ich hasste Henry dafür, dass er diese Erinnerung wieder hochholte. Ich war gescheitert, meinen Bruder zu überreden, die Kinder nicht zu foltern.
Er wusste wahrscheinlich um diese Schuld und nahm mir es Übel, dass er wegen meinem Scheitern Schmerz ertragen hatte.
Ich sah gebannt auf das Video und konnte meinen Blick nicht abwenden, als der Mann, der Lorenzos Rolle spielte, das Mädchen auspeitschte.
Das schwarze Blut sickerte aus den Wunden hervor und ich wandte mich angewidert ab.
Der mir fremde Vampir trat auf mich zu, stellte sich neben mich und griff mit beiden Händen meinen Kopf. Er zwang mich nun auf den Bildschirm zu sehen.
Ich schloss die Augen, und weigerte mich, dieser Grausamkeit Aufmerksamkeit zu schenken. Denn das Blut war echt. An der Folter war rein gar nichts gestellt.
Ich musste nicht hinsehen um zu wissen, was der falsche Lorenzo dem Mädchen an tun würde.
Ich roch den Geruch des Vampirs plötzlich sehr stark und erschreckte leicht, als er mir ins Ohr flüsterte.
„Mach die Augen auf, oder du wirst deine kleine Aleena nicht sehen können.“
Er lachte, als ich zitterte und langsam die Augen auf machte.
Auf dem Bildschirm vergewaltigte der Vampir jetzt das Mädchen und sie schrie, was ich nur an ihrem aufgerissenen Mund sehen konnte, da es keinen Ton gab.
Als ich dann bemerkte, dass mein Entführer, immerhin hatte er mich in einen anderen Raum verschleppt, wer weiß ob ich immer noch in Sangrenz war, mir ein Bild vor die Nase hielt.
Ich sah meinen kleinen Engel gefesselt und geknebelt vor einer Holzwand liegen, sie schlief offenbar.
Dann drehte der Kerl, dass Foto um und ich sah einen dunkelhaarigen Mann, auf Aleena liegen. Ihre Arme, waren wie die meinen in diesem Moment an die Oberseite eines Bettes gefesselt. Ihr gesamte Fesselung entsprach der Lage, in der ich mich befand.
„Er hat sie nur geküsst, mehr nicht. Noch nicht! Wenn du kooperierst wird auch nicht mehr geschehen. Meine Informationen stammen von dem Mann, den du hier siehst. Es handelt sich um Lance de Leon. Mir wurde gesagt, dass ihr ihn kennt.“, meinte der Vampir.
Wie könnte ich den Sohn der Bonapartes vergessen. Lance war einer der wenigen Jakobiner gewesen, die aktive gegen die Bourbonen und die de Nuits gekämpft hatten. Er hatte es mit Henry gemeinsam beinah zu einer Vampirevulotion gebracht. Er war nur Ziehsohn von Napoleon dem III. gewesen und in Wirklichkeit der Sohn einer Nutte.
Ich hatte auch von ihm als De Sades Anhänger und Verehrer gehört. Lorenzo hatte mir bestätigt, dass er heute ein BDSMler war.
Dieser Franzose sollte nun meine Aleena vergewaltigen.
Dass konnte ich nicht zu lassen.
Ich nickte meinem Peiniger zu und musste mich zurückhalten, um ihn nicht böse anzuschauen.
„Was heißt das?“, fragte er.
Ich rollte die Augen und versuchte zu sprechen.
Als mir dies nicht gelang, dachte ich die Worte:
Ich werde euch eure Information, die ihr wollte, geben und meinen Bruder aufhalten. Lorenzo wird nicht nach Minnight fliegen.
Der Vampir grinste triumphierend und griff nach dem Klebeband.
„Wenn ihr schreit, werde ich euch pfählen und so viele Schmerzen bereiten, dass ihr euch wünscht Vladimir hätte euch nie gewandelt.“, drohte er.
Ich nahm die Drohung einfach hin und sammelte meine Kräfte. Das D-Gen erwachte in mir zum Leben und ich stellte eine Verbindung zu meiner Verwandlungslinie her. Alle meine Zöglinge würden mich nun hören.
Irgendjemand von ihnen würde mich sicher finden.
Der Vampir riss das Klebeband von meinem Mund herunter und hielt mir mein Smartphone hin.
„Rufe deinen Bruder an.“, knurrte er.
„Kinder des geflügelten Mondes, findet euren Vater der Ewigkeit!“, schickte ich in die Welt hinaus. Der Vampir brach zusammen und hielt sich die Ohren zu.
War er etwa ein A-Vampir? War er mein Zögling?
„Du Mistkerl! Du verdammtes Schwein!“, schrie er mich an und zitterte am ganzen Körper.
Durch den Stimmversteller klang es sehr hoch und kratzig.
Er rappelte sich rasch wieder auf.
Dann griff er ein Messer, das an seinem Gürtel steckte und legte es mir an die Kehle.
„Mein Blut ist stärker als deines! Mein Erzeuger war Amerikaner. Meinen Vater der Unsterblichkeit gab es noch vor eurem Vladimir. Sagt mir wo er ist!“, schrie der Vampir.
„Wo wer ist?“, fragte ich.
„Der Junge den ich auf ewig lieben werde.“, antwortete der Vampir und ich sah, wie sich seine Augen unter der Maske mit Tränen füllten.
Er wischte sich Diese rasch mit seinem Handschuhen ab und dabei rutschte sein schwarzer Handschuhe an der rechten Hand nach oben und ich sah eine Stück eines Kreises und ein seltsames Dreieck. Unter dem Dreieck lag ein C.
„ Wen sucht ihr?“, fragte ich und mich beschlich ein Verdacht, wenn ich vor mir hatte.
„Fagio. Den Freund Nossinis.“ , antwortete der Vampir.
„Jasper?“, hakte ich nach.
Er nickte und schluckte heftig, denn er hatte sichtlich mühe seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen.
Plötzlich schreckte er auf und spitzte die Ohren.
Ich lauschte ebenfalls und nahm von unten Stimmen wahr.
Bevor ich schreien konnte, hatte mir mein Peiniger bereits seine Hände auf den Mund gelegt.
Wie ein Irrer versuchte ich mich aus den Seilen zu befreien und sie rissen tatsächlich.
Rasend schnell wich der Vampir an die Wand zurück und ging zum Fenster.
„Es war schön, in diese Stadt zurückzukehren. Lebt wohl Alessandro. Ich finde Jasper auch ohne euch. Ich bin nicht der Einzige, der ihn sucht. Wenn Gabriel ihn findet, wird Jaspers Welt zusammenbrechen.“, wandte sich der Vampir an mich.
„Lio Cossa! Wartet!“, rief ich, doch der Vampir sprang aus dem Fenster.
Ich hechtete los und erreichte das Fenster nicht rechtzeitig.
Als ich nach unten sah, war nichts mehr vom Don der Cossas zu sehen.
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