Kapitel 5 / 5 Die Todesstrafe der Vampire

Ich kam in eine riesige unterirdische Halle. Vor mir erstreckte sich ein Feld von Holzbalken. Sie waren oben Spitz und hatten eine runde Form. Auf manchen dieser Pfähle waren Körper aufgespießt.
„Was ist das?“, fragte ich geschockt. Mein Blick schweifte von den Skeletten um einige Pfähle zu den drei noch zuckenden Körpern. Einen der Opfer erkannte ich. Es war ein Mafiosi aus Rayns Familie. Er war der, der mich oft „gefüttert“ hatte. Wobei füttern damals wörtlich genommen wurde.
„Was habt ihr ihnen angetan?“, fragte ich geschockt.
„Sie raffen elend dahin. Die Strafe für ihre Verbrechen“ , antwortete der Sadist vor mir kalt und ging durch das schaurige Feld hindurch.
Ich folgte ihm.
„Jasper! Jasper! Hohl mich hier raus. Es tut mir Leid! Es tut mir Leid. Das Mädchen wollte ich nicht töten. Ich war nur so hungrig. Rayn hat mich bei ihr zurückgelassen. Ich sollte sie beseitigen. Bitte!“, flehte der Mafiosi mich an.
Ich ignorierte ihn. Rayns Brut hatte mein Mitleid nicht verdient.
„Von welchem Mädchen spricht er?“, sprach ich Lornezo, welcher mir den Rücken zugewandt hatte, an.
Der Vampir drehte sich nicht zu mir um, sondern antwortete mir einfach so: „ Wir fanden Akten von den Aktivitäten der Cossa Familie. Wir haben jeden nach diesen Akten verurteilt. Darin fanden sich mehrere Straftaten, die von der Familie begangen wurde. Aufzeichnungen über dich fanden wir noch nicht. Aber die Villa ist auch noch nicht vollständig durchsucht.“
„Das Mädchen! Es war Minderjährig, oder? Ihr habt ihn wegen Verstoßes des Grundgesetzes verurteilt“, spekulierte ich.
„Ja, Jasper. Das Grundgesetz setzt zwar Strafe bei der Ernährung und dem Verbrennen der Vims, also Sex und Vergewaltigung, außer Kraft. Aber bei minderjährigen Menschen werden die Vampire sowohl fürs Blut trinken, als auch fürs Verführen oder Vergewaltigten bestraft. Sie werden einfach ermordet. Todesstrafe, egal wer der Täter ist“, erklärte Lorenzo.
Ich ging hinter ihm her und mir kam der Gedanke, dass Rayn diese Strafe auch verdient hatte. Aber er hatte sie ohne Prozess durch Adam bekommen.
Ich würde nie vergessen, dass Adam all seine Prinzipien nur für mich über Bord geworfen hatte und Rayn zu Tode gefoltert hatte.

Lorenzo führte mich zu einer riesigen Metalltür. Vor der Tür standen vier Soldaten mit schusssicheren Westen und Maschinengewehren.
Lorenzo sprach sie auf Rumänisch an und sie öffneten mit drei Codes die Sicherheitstür. Diese schwang auf und gab den Blick auf einen Gang frei.
Ich betrat zu erst den Gang. Zu meinen Seiten waren Zellen, die mit Gittern verschlossen waren. Feuer lag vor jeder Zelle. Abgetrennt durch Glas von den Gefangen und uns. Selbst manche Eisenstäbe der Gitter glühten rot.
„Was hat es mit dem Feuer auf sich?“, fragte ich.
„Feuer ist das Einzige, was sie aufhält“, meinte Lorenzo.
Dann setzte er ein überlegendes Lächeln auf.
„Mich natürlich ausgeschlossen. Die Urvampire können Feuer überwinden. Mein Sohn kann es sogar beherrschen.“
Staunend sah ich auf die Vampire in den Zellen. Einige erwachten erst jetzt aus ihrem Halbschlaf. Ich vermutete aber eher, dass es der Trockenzustand war. Sie bekamen wahrscheinlich nicht viel Blut und dass trocknete sie aus.
Andere sahen mich gierig an und pressten sich gegen ihre Gitterstäbe, um mir Nahe zu sein. Ich war froh, dass sie eingesperrt waren. Ich musste in ihren Augen, durch mein menschliches Blut, ein Blutbeutel auf zwei Beinen sein.
„Jasper! Jasper! Hohl uns hier raus. Du hast doch zur Familie gehört. Wir sind deine Freunde“, riefen Einige der Vampire.
Lorenzo legte mir seinen Arm um die Schultern.
„Sie erkennen dich noch?“, fragte er verwundert nach.
„Ich war der Lustsklave des Capo dei Capi, des Boss der Bosse. Der Oberste Anführer der la familia Cossa. Mich kannte jeder Soldati, Caporegime und Consiglire beim Namen. Man wusste, dass man von mir die Finger ließ. Einer hat es mal versucht. Rayn hat ihn vor versammelter Familie hingerichtet. Ich dürfte ihnen auch nach 15 Jahren noch im Gedächtnis geblieben sein“, erklärte ich.
Mich überraschte es, wie fest meine Stimme klang. Eigentlich müsste ich auch nur beim Gedanken an diese Zeit Angst und Qual empfinden.
Adam hatte einen starken Charakter aus mir gemacht. Der andere Jasper, der ich vor 2001 gewesen war, wäre schreiend hier durch gerannt.

„Ich verstehe das. Halte dich von dem Glas fern. Ich will nicht, dass einer von den Mafiosis auf die Idee kommt, dich als Geißel zu benutzten. Einige von ihnen sind fast so alt wie ich.Was mir sehr seltsam vorkommt. Luca scheint auch sehr alt zu sein“ , riet mir Lorenzo. Ich nickte nur.
Wir ließen die Zellen hinter uns und erreichten eine Metalltür. Vor der Tür loderten drei Flammen. Sie wurden von drei Brennquellen im Boden gespeißt und gingen bis an die Decke. Es erinnerte mich an einen Flammenwerfer oder ein Feuerzeug. Die Abstände zwischen den Flammen waren sehr gering. Niemand würde dort durchkommen.
„Paolo!“, rief Lorenzo.
Keine Antwort kam.
„Paolo, ich möchte zu Luca!“, wiederholte Lorenzo.
Doch keine Reaktion kam hinter dem Feuer hervor.
„Okay! Ich öffne es selbst. Bleibe du bitte hier“, wandte sich Lorenzo nun an mich.
Ich nickte und sah besorgt auf die Zellen zu meinen Seiten.
„Dir kann nichts passieren. Keiner von Ihnen wird dir je wieder weh tun“, versprach mir Lorenzo. Er klang genau wie Adam, als dieser einen ähnlichen Satz in unserem Telefonat gesagt hatte.
Beruhigen, tat der Satz mich nicht wirklich, aber ich nickte Lorenzo trotzdem zu.
Der Urvampir klopfte mir sanft auf die Schulter.
„Dir passiert nichts. Warte einfach hier.“, meinte der Graf und lief dann auf die Flammen zu.
Er sprang durch die Flammen und fing nicht an zu brennen, was bei jedem normalen Vampir der Fall gewesen wäre.
Ich staunte über die Kräfte von Lorenzo. Er war mit der Feuerresistenz nicht allein. Auch seine Brüder waren in der Lage durch Feuer zu gehen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top