Kapitel 5 / 1 Jasper und seltsame Erinnerungen

Kapitel 5 Jasper und Luca, die schwarze Feder

„Gaston! Öffnet die Tür!", schrie eine Stimme.
Ich stand in einem Raum, der ziemlich alt aussah.Trotz der goldenen Kronleuchter an den Wänden machte der Raum einen verfallenen Eindruck.
Der Holztisch hatte viele Kerben und die Tapete schälte sich von der Wand ab.
„Gaston Fagio! Öffnet! Wir kommen im Namen der Republik!", rief die Stimme wieder.
Es krachte gegen die Tür.
Ich sah einem Mann mit langen blonden Haaren am Bett eines Jungen knien. Der Junge war höchstens 19 Jahre alt. Ein Lappen lag auf seiner Stirn.
„Ich werde nicht mit euch gehen und mich dem Gesetzt des Konsuls ergeben! Ich werde bei meinem Sohn bleiben, bis er von dieser Welt geschieden ist. Sagt Napoleon, dass ich mich für nichts schäme. Der Kaiser hat diesen Spott verdient. Ludwig ist unser wahrer Herrscher", schrie der Mann namens Gaston.
„Ihr kommt raus! Oder wir kommen rein!", knurrte die Stimme an der Tür.
„Vater, Geht! Ich hab Angst", meinte der Junge im Bett.
„Es wird alles gut, Bastian!", beschwichtigte Gaston ihn.
Was sollte das? War es ein Traum?

Plötzlich brach die Tür auf. Blitzschnell drehte sich Gaston um und zog ein Schwert.
„Ihr werdet meinem Sohn nicht zu nahe kommen. Marquis de Morin ist auf dem Weg hierher", meinte er herausfordernd zu den neun Soldaten, die herein kamen.
„Euer Bruder hat sich doch nur an Madam Morin herangemacht! Die beiden haben schon vor der Heirat Unzucht betrieben. Es ist eine Schande, dass Napoleon ihm seinen Titel verlieh", knurrte der größte Soldat.
„Gabriel steht der Titel zu!", schrie Gaston den Soldaten an.
Die Soldaten traten auf ihn zu und zogen Floretts. Gaston begann gegen sie zu kämpfen.
Doch schon nach dem dritten Streich flog sein Schwert in die Ecke und er ging auf die Knie.
Der Anführer trat zu Bastian, der ihn ängstlich ansah.
Würde er diesen hilflosen, wahrscheinlich kranken, Jungen töten?
„Soll ich deinem Sohn den Abschied erleichtern, Gaston?", fragte der Anführer.
„Nein! Bitte! Lasst ihn in Ruhe!", schrie der verzweifelte Vater und wollte sich auf den Mann stürzen. Doch er wurde von den anderen Männern sofort gepackt und festgehalten.
Ich hatte Mitleid mit Gaston.
Er musste schon seinen Sohn verlieren und wurde auch noch daran gehindert, sich zu verabschieden.
Und jetzt musste er ihn auch noch beschützten, nur damit er nicht grausam getötet wurde.
Der Vater war bewundernswert.
So einen hätte ich mir auch gewünscht. Aber ich hatte einen Vater bekommen, der mich schlug und vergewaltigte.

Der Anführer erhob sein Florett. In diesem Moment zerbrach das Fenster im Raum. Ein roter Schemen jagte zu dem Anführer und der Mann schrie. Dann bot sich mir ein schrecklich vertrautes Bild. Der Anführer wurde von rotem Satin umschlossen und ein Kopf mit langen braunen Locken vergrub sich in seiner Halsbeuge. Ich war mir sicher, dass dieser Mann in dem rotem Samt ein Vampir war. Blut lief den Hals des Soldaten herab. Dann lies das Wesen ihn los. Ich sah zu meinem erstaunen rote Augen. Es war ein Gesicht, dass ich von Bildern kannte. Der Vampir war Juliano de Nuit, Adams Onkel.
„Was seid ihr?", keuchte einer der anderen Soldaten, die Gaston jetzt völlig verängstigt losließ und zurück wichen.
„Ich bin euer Tod!", antwortet Juliano. Seine Augen funkelten spöttisch. Die Mundwinkel des Adligen zogen sich nach oben und er entblöste seine weißen Zähne. Dann tötete er einen Soldaten nach dem Anderen. Aber dieses mal ohne von ihnen zu trinken.
Zweien wurde das Genick gebrochen, weiteren Zwei riss Juliano den Kopf ab und die übrigen wurden durch einen einfachen Kehlenschnitt mit den Krallen getötet.
„Marquis de Nuit! Was... es hieß ihr seit Tod. Schon im letzten Jahrhundert sollt ihr gestorben sein. Wir haben 1813, Euer Durchlaucht!", stammelte Gaston.
„Vater! Ich glaube es ist zu Ende.", rief Bastian.
Gaston trat zu seinem Sohn und nahm dessen Hand.
„Ich bin bei dir! Es ist alles gut. Du wirst nicht alleine sterben", flüsterte Gaston.
„Ich kann ihn retten", mischte sich Juliano ein.
„Ihr könnt....wie?", stammelte der Vater.
„Ich kann ihn zu dem machen, was ich bin. Aber ihr müsst ihn verlassen", antwortete Juliano.
Es dauerte eine Weile, bis der Vater antwortete. Gaston starrte seinen Sohn die ganze Zeit an.
„Das tue ich. Hauptsache er lebt", meinte Bastians Vater.

„Bruder! Was...euer Majestät!", stammelte ein großer blondhaariger Mann mit grünen Augen, der durch die Tür kam.
„Gabriel!", stammelte Gaston und sah den Mann verwundert an.
Das war Gabriel Fagio, der, der in dem Schriftstück erwähnt wurde, welches Lorenzo mir gegeben hatte. War ich mit ihm und Gaston verwandt?
Gabriel ging auf seinen Bruder zu und umarmte ihn.
„Warum hast du dich nicht gezeigt? Ich hätte dich doch jeder Zeit eingeladen. Als ich hörte, dass du die Madam Morin geheiratet hast, habe ich mich für dich gefreut. Ich hätte gerne mit dir gesprochen. Aber ein Monsieur Lorenzo Drago hat mich weggeschickt, als ich am Anwesen der Morins stand", meinte Gaston und ich sah plötzlich, wie Gabriels Augen weiß wurden und er heftig zitterte. Er stieß seinen Bruder heftig von sich weg.Das Weiß wechselte wieder zu Grün.
„Ich konnte dich nicht sehen. Der Hunger ist zu stark", keuchte Gabriel.
Er war ein Vampir. Das könnte bedeuten, dass er vielleicht heute noch lebte.
Auch die Erwähnung von Lorenzos Namen machte mich stutzig. Hatte er mir nicht alles erzählt?
„Gaston, wir können uns nicht mehr sehen. Ich werde Frankreich verlassen. Ich kann nicht unter Bonaparte leben. Mein König ist jemand anderes. Doch leider will mich dessen Freund auch nicht haben", knurrte Gabriel und sah Juliano mit einem wütend Blick an.
„Gabriel, Alessandro hat nichts anderes getan, als dich darauf hinzuweisen, was passierte, als er und seine Brüder zu viele unseres Gleichen schufen", antwortete Juliano.
Dies verstand ich nicht, aber es war mir auch egal.
„Gut! Eure Hoheit! Ich werde gehen und vielleicht irgendwann zurückkommen. Ihr könnt mich nicht umstimmen. Ich gebe meinen Stand als Führer der Alexandreischen Garde ab", knurrte Gabriel wütend.
„Du musst nicht gehen. Deine Kinder brauchen deine Fürsorge!", sagte Juliano und trat zu Gabriel. Ich sah wie er ihm eine Hand auf die Schulter legte.
„Meine Kinder sind tot. Alle Vampire, die ich verwandelte, sind von den Drago Brüdern vernichtet worden. Im Namen Vladimirs!", schrie er und Tränen liefen ihm über das Gesicht.
„Gabriel... es tut mir so Leid! Du hast an jedem Einzelnen gehangen. Du wolltest immer Kinder. Aber als Mensch war es dir nicht vergönnt", sprach Juliano und umarmte Gabriel.
„Ich werde nie wieder ein Kind zeugen. Egal wie!", schrie er und dann rauschte er rasch davon.
„Gabriel!", rief Gaston ihm hinter her. Doch er war weg.
„Lebewohl, erster meiner Untertanen. Ich wünsche dir viel Kraft auf deinem Weg", hörte ich Juliano flüstern.
Dann hustete Bastian heftig und erbrach Galle auf das Bett.
„Die Lungenentzündung wird stärker. Bitte helft ihm!", flehte Gaston Juliano an. Dieser trat an das Bett heran und krempelte seinen roten Satinärmel hoch. Ich sah, wie er die menschliche Maske ablegte, seine Augen weiß wurden und er sich selbst in den Arm biss. Er setzte ab und hielt seinen blutenden Arm über den Kranken.
„Er ist bereits fast tot. Sein Herz schlägt nur noch schwach. Also muss ich ihm nicht sein Blut nehmen, um ihn zu töten.", murmelte Juliano vor sich hin. Offenbar hatte er seine Gedanken ausgesprochen.
Das Blut tropfte auf Bastians Mund. Der Junge öffnete seine Augen. Sie waren rot und wurden dann weiß. Er fauchte und seine Vampirzähne bildeten sich.
„Du lebst, Bastian. Aber du musst mit mir kommen. Du musst ein de Nuit werden. Mein Bruder Barde wird dich unter seine Pflegesöhnen aufnehmen. Verabschiede dich von deinem Vater", erklärte der Franzose.
Bastian stand auf und sah seinen Vater an.
Seine Augen zeigten Gier. Plötzlich schnellte er nach vorne, umklammerte Gaston und biss in dessen Hals. Er riss am Fleisch herum und zerfetzte sein Opfer am Hals.
„Bastian!", schrie Juliano und zerrte ihn von seinem Vater weg.
Gaston lag röchelnd am Boden und mit jedem Atemzug spritzte Blut aus seiner zerstörten Lunge.
„Nein! Vater!", schrie der frisch verwandelte Vampir.
Bastian warf sich auf den Körper, er schrie und weinte.
„Was habe ich getan? Ich bin ein Monster", schrie er.
Juliano starrte auf den Menschen. Er sah aus, als würde er seine Umgebung nicht wahrnehmen.
Er war kreidebleich, noch bleicher, als er es als Vampir sowieso schon war, und hatte weit aufgerissenen Augen.
Ein Schrei verließ seine Lunge und seine Augen wurden rot.
„Augusta; Julia!", rief er zwei Namen und knurrte.
Tränen liefen seine Wangen hinab.
„Monsieur! Rettet ihn! Ihr könnte ihn wieder lebendig machen, oder?", schrie der Junge.
Er trat nun auf Juliano zu und schlug auf ihn ein.
„Rettet ihn! Bitte"
Die Fäuste des Jungen prasselten auf Juliano ein, doch der Vampir reagierte nicht.
Juliano sank auf die Knie und zitterte. Er starrte nur auf seine Hände.
„Meine kleinen Prinzessinnen. Sie werden bezahlen. Ich werde mich an Legrand rächen!", schrie er schluchzend.
Offenbar war Juliano woanders.
Plötzlich trat jemand durch die Tür.
Eine Person mit schwarze Haaren schnellte zu Juliano und dann ertönte zu meinem erstaunen Adams Stimme: „Onkel! Was ist! Kommt zu euch!".
Mein Liebster schüttelte seinen Verwandten.
Doch Juliano zeigte keine Reaktion.
Adam drehte sich zu Bastian um.
„Was.. oh.. ich verstehe. Er steckt in einer Erinnerung fest. Auch noch eine, die seine schlimmsten Tage behandelt. Wer bist du?", meinte Adam.
„Ich weiß nicht, was mit mir los war. Ich habe meinen Vater getötet. Helft ihm! Bitte Monsieur!", flehte der Junge.
Adam kniete sich nun zu Gaston und hob seinen Arm.
„Er lebt noch, aber nur noch schwach. Es gibt nur eine Möglichkeit", sagte er.
Dann gab Adam Gaston von seinem Blut.
Die Wunde am Hals heilte in Sekunden und der Mann erhob sich. Er fauchte und sah Adam mit weißen Augen an.
„Bonjour!", meinte mein Partner.
„Was ist mit den Anderen los?", fragte Bastian und stürzte sich auf seinen Vater. Die Beiden umarmten sich.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top