Kapitel 3 / 8 Die Villa Sangichi
Das riesige Anwesen wurde von einer hohen Mauer geschützt. Ich suchte vergeblich nach einem Tor. Stattdessen war die Mauer übersät mit Portraits. Die Gemälde zeigten so ziemlich jeden bisherigen Hausherren. Von Cosima de Sangichi und ihren Vater Lorenzo Sangichi bis zu den jetzigen beiden Hausherren Fernando und Giovanni. Das Bild von Giovanni di Bicci de’ Medici strahlte in der Mitte der Mauer heraus. Er war Urgroßvater von Lorenzo il Magnifico de Medici. Dieser verschaffte Cosima eine Position in der Banco de Medici.
Als wir uns der Mauer näherten, teilte sich Giovanni di Bicci de’ Medici's Bild und wurde zum Tor des Anwesens.
Mein Wagen durchquerte auf einem Schotterweg einen eindrucksvollen Garten und hielt vor der weißen Villa an.
Ich stieg aus und nahm meinen Koffer mit den Unterlagen mit.
Der toskanische Garten sah wunderschön aus.
Ein junger Mann kam die Treppe des Hauses herunter und verbeugte sich vor mir.
Er trug eine rote Tunika und hatte schwarze, schulterlange Haare.
Er schien sehr jung zu sein, bestimmt gerade mal 19 Jahre alt.
„Buongiorno Signore Alessandro Drago. Ich bin Emillio de Sangichi, Giovannis zweitjüngster Sohn. Ich freue mich Sie bei uns zu begrüßen, Graf“, wurde ich in Empfang genommen.
„Die Freude ist ganz meinerseits“, antwortete ich und Emillio gab mit einer Handbewegung zu verstehen, dass ich ihm folgen sollte.
Ich erklomm die weiße Treppe und betrat eine riesige Eingangshalle.
An der Decke zeichnete sich das Stadtbild des 15. Jahrhunderts von Florenz ab. Es war eine sehr schöne Malerei.
Als ich mich weiter in der Halle umsah, entdeckte ich an den Wänden Büsten mit kleinen Messingschildern, die verrieten welcher Kopf hier stand. Ich trat zu einem der Büsten hin und erkannte Lorenzo il Magnifico de Medici und daneben eine Frau mit langen Haaren und spitzer Nase. Auf dem Schild stand Cosima de Sangichi.
„Sind Sie mit unserer Familiengeschichte vertraut?“, fragte Emillio.
„Nicht ganz, ich weiß das Giovanni unter il Magnifico aufwuchs und von ihm alles über Bankgeschäfte lernte. Als die Medicibank Ende des 16. Jahrhunderts den Bach runter ging, gründeten Fernando und Giovanni gemeinsam die Sangichi Bank. Ich weiß, dass Fernando und Giovanni, wohl als Vampire, versuchten den Niedergang der Banco de Medici zu verhindern.“, erklärte ich.
„Ja, Vater erzählt liebend gerne die Geschichte wie sie Il Maginifico vor Räubern retteten. Auch erzählt er viel über seinen Erschaffer. Er spendet deswegen jedes Jahr an Vino und ist davon überzeugt, sein Erschaffer sei noch am Leben“, meinte der junge Sangichi.
„Wer hat ihn denn gewandelt?“, fragte ich.
„Leandro Vinogia, Sohn des Kardinals von Vino und Freund von Rodrigo Borgia“, sagte Emilio und lächelte.
„Prahlst du schon wieder mit dieser Geschichte, kleiner Cousin?“, ertönte eine Frauenstimme.
„Anatolia!“, begrüßte Emillio die Frau.
Sie trug ein grünes Kleid und Weintrauben schmückten ihr langes braunes Haar.
„Guten Tag Signora!“, begrüßte ich sie und nahm ihre Hand. Ich deutete einen Kuss auf ihren Handrücken an.
„Schön sie kennenzulernen, Signore Drago.“, meint die Frau, „ Ich bin Fernandos Tochter.“.
„Vater und Großonkel erwarten Sie“, drängte jetzt Emillio und ich lies von der jungen Florentinnerin und Vampirin ab.
Ich folgte Emillio durch eine braune Tür. Dort standen zwei Männer vor einer Leinwand und besprachen angeregt einen Schein, der auf die Leinwand mithilfe eines Beamers projiziert wurde.
Der Jüngere der beiden Männer bemerkte mich als erster.
Sein langes braunes Haar war zu einen Zopf geflochten. Er trug französische Kleidung des Roko und stach damit sehr heraus. Ein Florett säumte seine Hüfte.
Der Vampir trat auf mich zu und lächelte mich an.
„Es ist mir eine Ehre, den Herrscher von unserer Welt zu begrüßen. Wenn ich mich vorstellen darf Percival Leopold, Bruder von Cosima, der Mutter Giovannis“, begrüßte mich der Italiener. Man sah ihm an, dass er lange Zeit in Frankreich gelebt hatte, anders konnte man diesen Aufzug nicht erklären.
Ich schaute ihn sehr verwundert an. Der zweite Mann im Raum lieferte mir Rasch eine Erklärung zusätzlich zu seiner Vorstellung.
„Mein Onkel Percival ist gerade von einer Geschäftsreise in Frankreich zurück. Er hat die Grand Armée von König Solleil dem III. mit einigen neuen Gewehren ausgestattet. Die Leopold Technik GmbH ist nämlich erst kürzlich ins Waffengeschäft eingetreten. Jetzt gibt es neben dem Zarenreich noch einen zweiten Europäischen Hersteller für Waffen, die auch gegen Vampire und Halbvampire funktionieren. Um sich den Respekt der Soldaten zu verdienen ist Pervical vier Monate in die Florettiere, der Garde des Königs, eingetreten. Mein Name ist Giovanni de Sangichi und ich freue mich, dass sie meiner Einladung trotz Verzögerung folgen konnten, Graf“, erklärte der Vampir.
Ich musterte Giovanni und befand ihn wie immer, als sich gut gehaltenen alten Mann.
Giovanni teilte das bei uns seltene Schicksal, im alter von 67 verwandelt worden zu sein.
Er war so körperlich ganze 41 Jahre älter als sein Neffe Fernando, der den Körper eines 26 Jährigen trug.
„Ich freue mich auch, dass ich ihre Gastfreundschaft genießen darf, Herr von Sangrenz“, erwiderte ich als Antwort und trat näher.
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