Kapitel 2 / 3 Jasper und der Schmerz des Mondes der Geflügelten
„Weil sie ihn abserviert hat“, ertönte eine Stimme.
Ich sah zur Tür und ein Mann mit kurzen roten Haaren betrat das Zimmer.
Er trug einen blutroten Samtanzug und einen roten Umhang. Seine Beine steckten in einer schwarzen Hose und ein Schwert hing an seiner Hüfte. Um den Hals lag eine riesige braungrüne Schlange.
„Bruder! Kannst du nicht einmal deine Tiere nicht mit dir rumschleppen?“, schimpfte Lorenzo.
„Kann ich nicht. Ich liebe sie eben. Ihr braucht keine Angst vor Silas zu haben. Er ist zahm.“, sagte der Vampir grinsend.
„Erstens weißt du wie ich auf deine Reptilien reagiere, Pietro. Zweitens sollst du deine Tierchen im Gewächshaus lassen.Drittens möchte ich nicht, dass du über meinen ersten Schwarm sprechen.“, fauchte Lorenzo aufgebracht.
„Oh, ich soll mein Freund also weglegen, liebster Bruder?“, spottete Pietro, "Gerne!".
Er legte die Schlange aufs Bett und sie kam zu Lorenzo und schlängelte sich auf sein Knie.
Ich musste herzlich über Lorenzos Gesicht lachen. Der Graf saß mit Aschfallem Gesicht da und war wie versteinert.
„Ich mag das nicht! Nimm das Viech weg!“, knurrte Lorenzo und seine Augen wurden rot. Er fuhr auch seine Eckzähne aus. Der Vampir strahlte mit einem mal etwas bedrohliches aus.
Lorenzo, der mächtigste Vampir den ich kannte, hatte panik vor einer kleinen Schlange?
Pietro grinste und nahm die Schlange wieder hoch und legte sie um seinen Nacken.
Lorenzo stand von meinem Bett auf und stellte sich vor Pietro. Er knurrte bedrohlich.
„Ist schon gut, Bruder! Ich wollte euch nicht erschrecken.“, kommentierte Pietro Lorenzos Reaktion.
Die Schlange sah Lorenzo an. Sie streckte den Kopf weiter nach vorne. Lorenzo wich zurück.
„Du bist der Freund meines Bruders, Silas. Aber wir sind beide Raubtiere. Leg dich nicht mit mir an.“, knurrte Lorenzo bedrohlich zu der Schlange gewandt. Als er den Mund öffnete, entwich ein fürchterliches Fauchen und seine Zähne waren riesig und schienen bereit zu sein, sich ins Fleisch der Schlange zu bohren.
Die Schlange zischte Aufgebracht und Pietro streichelte sie beruhigend am Kopf mit dem Zeigefinger.
„Scusa!“, entschuldigte sich Pietro auf Italienisch, ging dann an Lorenzo vorbei und zu mir.
„Guten Morgen, Jasper. Wie geht es dir? “, fragte Pietro.
Ich zupfte nervös an der Decke des Bettes.
„So weit ganz gut. Warum?“, erwiderte ich nur.
„Jasper, ich versichere dir, das kein Mitglied der Mafiafamilie Cossa in deine Nähe kommt. Hast du Angst?“, fragte er.
„Nein, Signore“, antwortete ich, „Was ist ein L-Vampir?“
„So werden die Vampire genannt die vom ersten Sohn des Mondes, also Lorenzo, gewandelt wurden. Die anderen drei Vampirrassen sind die A-Vampire, Alessandros Zöglinge, die P-Vampire, jene die von mir verwandelt wurden, und schließlich die M-Vampire, die Nachkommen von meinem Bruder Malcolm Marchio Drago“, erklärte Pietro.
Dann wandte er sich an Lorenzo.
„Die anderen warten schon. Die Verhöre der Capos können nicht ohne dich anfangen.“
„Ich komme!“, meinte Lorenzo nur und drehte sich zu mir um. Er zitterte etwas. Die Schlange streckte ihren Schwanz nach Lorenzo aus. Pietro verließ daraufhin rasch mein Zimmer, ohne auf Lorenzo zu warten.
„Jasper, ich halte mein Versprechen. Du siehst morgen die Villa. Ruhe dich nun aus. Es ist schon spät“, meinte er und verließ mein Zimmer.
Doch ich wollte mich nicht ausruhen. Ich hatte Angst zu schlafen und litt wieder unter Alpträumen. So wartete ich noch eine Weile und stand dann auf. Danach verließ ich mein Zimmer und trat auf den großen Gang des zweiten Stocks von Schloss Immortalità.
Der Gang war mit Gemälden von Transsylvanien geschmückt.
Vladimir Drago, der erste Vampir, hatte wahnsinnig gut malen können. Das hatte mir jedenfalls Lorenzo erzählt.
Ich ging an den Kunstwerken vorbei und stieg die lange geschwungene Treppe in die Eingangshalle hinunter.
Unten zierte das Familienwappen der Dragos den gefliesten Boden.
Es war ein D inmitten eines gelben Kreises. Ein Ring aus Teufelshörner und einer aus Feuer umringte den Mond und das rote D, hinter dem sich ein Drache entlang schlängelte.
Als ich eine Tür hörte, hob ich meinen Blick.
Ich konnte einen Mann sehen, der aus der Tür links von mir kam. Er trug denselben Umhang wie Lorenzo, nur war auf seinem Rücken ein Mond mit Flügeln aufgestickt.
Der Umhang schliff auf den Boden und es sah fast aus, wie als würde ich mich in einem Dracula-Film befinden.
„Alessandro!“, rief ich. Es konnte nur Alessandro sein. Da er der Mond der Geflügelten war, was sein Umhang eindeutig zeigte.
Der Titel kam von seiner Fähigkeit sich in ein fledermausartiges Wesen zu verwandeln. Jeder der Söhne Vladimirs hatte eine einzigartige Gabe, die sonst kein Vampir hatte. Bei Lorenzo war es das Erzeugen von Schmerz.
„Graf Drago!“, rief ich erneut und Alessandro blieb stehen.
„Signore Fagio!“, rief Alessandro erstaunt und drehte sich zu mir um.
Er hatte lange braune Haare und trug diesen schwarzen Umhang und darunter einen blauen Anzug.
Ich ging zu ihm und verbeugte mich.
„Was ist?“, fragte er.
„Ich wollte nur fragen, ob du etwas von Adam gehört hast. Er hat sich noch nicht gemeldet“, sagte ich und fügte hinzu: „Ich vermisse ihn!“
Ich schaute Alessandro niedergeschlagen an.
„Nein, Jasper! Adam hat sich noch nicht bei mir gemeldet. Ich will jetzt zu den Sangichis gehen und die Druckvorlagen für den Blutbund-Taler besprechen. Es ist schon ziemlich spät“, sagte Alessandro, so gelassen wie möglich.
Ich spürte deutlich, dass ihn etwas beschäftigte.
„Was ist los?“, fragte ich.
„Nichts! Meine Vergangenheit holt mich nur wieder ein“, meinte er abwertend und drehte sich um. Ich wusste, das man Alessandro nicht dazu bringen konnte, einem zu sagen was los war. Doch ich spürte seine Angst ganz deutlich. Aber warum? Was war los mit ihm?
Gerade wollte ich zu einer Frage , nach seinem Befinden ansetzten, als Alessandros Handy klingelte.
Es spiegelte sich Furcht und Sorge in seinem Gesicht, dessen Ursache ich mir nicht erklären konnte. Ich wandte nun den Blick von seinem Gesicht ab und bemerkte, dass er das Telefon schon in der Hand hatte. Er hielt es sich ans Ohr und rief nun hektisch einen Namen.
„Arek! Arek warum keuchst du so?“, fragte Alessandro in sein Handy.
„Nein!“, schrie er im nächsten Moment schmerzvoll auf und das Handy fiel ihm aus der Hand.
Er starrte völlig neben sich auf die Tür.
„Vater! Vater! Sie haben Aleena! Ich werde sofort das nächste Flugzeug nehmen und nach Hause kommen. In 12 Stunden bin ich in Italien“, rief Areks Stimme besorgt aus dem Smartphone.
Alessandro bewegte sich immer noch nicht. Ich hob also an seiner statt das Handy auf und hielt es mir ans Ohr.
„Hallo, Arek! Dein Vater steht im Moment völlig neben sich. Ich werde versuchen ihn da raus zu holen. Aber was ist denn genau passiert?“, fragte ich den Sohn meines Freundes.
„Sie haben uns überfallen. Ich wurde gepfählt und sie haben Aleena mitgenommen. Ich habe Angst, dass Sie sie töten“, sagte Arek und seine Stimme zitterte stark.
„Okay, wer sind Sie?“, fragte ich.
„Henry!“, stieß Arek aus.
Im selben Moment vernahm ich ein Knurren, dass mir die Haare zu Berge stehen ließ. Es war ein Knurren, wie von einem wütenden Tier.
Ich drehte mich zu dem zweiten Sohn Vladimirs um und erkannte ihn kaum wieder.
Alessandros Augen waren glutrot, sein Mund weit aufgerissen und die Vampirzähne riesig.
In seinem inneren glühte ein rotes Licht und sein Arme wurden von einem Fell überzogen, dass die Ärmel seines Hemdes aufriss.
Er schrie knurrend und dann blitzten Flammen auf und Lorenzo und Pietro erschienen an Stelle der Flammen. Ihre Augen waren ebenfalls rot.
Als sie zu Alessandro traten, erschien eine rote Linie auf dem Boden, welche die drei Brüder miteinander verband.
„Bruder! Stopp! Du bist dabei die Tore der Hölle zu öffnen. Du nutzt dein teuflisches Erbe!“, schrie Lorenzo.
„Ach ja! Dann ist es so! Dann sollen Mephistos Legionen ihn besiegen“, knurrte Alessandro mit einer grausigen Stimme.
„Du wirst das nicht tun! Wir sind Vampire, keine Dämonen! Keine Erben Melkretors!“, schrie Lorenzo und trat auf Alessandro zu. Doch ein rotes Licht wirkte gegen ihn und warf ihn immer wieder zurück.
„Bruder, Bitte! Das ist es nicht Wert! Die Rückkehr Vladimirs würde alles zerstören. Der Sohn des Teufels gehört hier nicht her! Du kannst Melkretor nicht loslassen“, schrie Pietro und sprang nach vorne. Ein gleißend helles Licht umhüllte ihn. Eine weiße Feder spross aus seiner Haut und flog direkt auf Alessandros Stirn zu.
Mein Freund brach augenblicklich zusammen und das rote Licht verschwand mit der Linie.
„Alessandro!“, stieß Lorenzo aus und stürzte zu seinem Bruder.
„Es tut mir leid! Ich war einfach so wütend“, weinte Alessandro.
„Deswegen kannst du nicht die Hölle auf die Erde loslassen! Hast du noch etwas von Salvatorian in dir?“, fragte Lorenzo.
„Das haben wir alle, Lorenzo! Vater war der Enkel des Teufels. Doch auch zu Hälfte Arins Kind. Du weißt schon, des Erzengels Tochter. Ich habe einen Weg gefunden an ihr Erbe in uns heranzukommen“, sagte Pietro.
„Lass uns ihn rüber in den Salon bringen. Nachher schaust du im Grab nach, ob dort noch alles Tod ist“, meinte Lorenzo zu Pietro und nahm seinen ältesten Bruder hoch.
Alessandro war immer noch kalkweiß und auch seine Vampirfänge hatten sich noch nicht zurückgezogen. Er schluchzte unaufhörlich.
Lorenzo schob ihn noch höher und trug seinen Bruder aus dem Saal in Richtung der Küchen des Schlosses.
„Was ist da gerade passiert?“, fragte ich.
„Jasper! Geh bitte nach oben. Wir kümmern uns um unseren Bruder. Das, was du gesehen hast, ist Sache der Urvampire“, wandte sich Pietro zu mir und ich rührte mich erst, als die drei Dragos verschwunden waren.
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