Kapitel 10 / 4 Verzweiflung eines Vaters
Ich stemmte mich nun hoch und da sah ich seine Schuhe vor meinem Gesicht. Ich blickte nach ob und sah Henry lächeln.
Dann krachte Marpelli neben mir auf den Boden.
Ich sah in seinen Augen Angst.
Henry beugte sich herunter und griff Marpellis braunes Haar.
Er riss den schreienden Vampir hoch und streckte die Hand nach rechts aus.
„Mein Schwert!“, donnerte die Stimme des Urhalbvampirs durch den Raum.
Johnson trat an ihn heran und hielt ihm eine goldene Scheide hin.
„Nein! Töte ihn nicht!“, schrie ich.
Henry packte den Griff des Schwertes.
„Wer sagt, dass ich ihn mit dem Schwert töte.“, sagte Henry völlig belanglos und zog sein Schwert aus der Scheide.
Er hielt es jetzt meinem Freund an die Kehle.
„Tut es dir leid, Lorenzo nicht davon abgehalten zu haben, morgen nach Minnight zu fliegen.“, sagte er.
Ich schluckte und hörte nur die geknebelten Angstschreie von meinem Freund.
Er wusste es natürlich. Gewiss von Lio.
„Henry...tue das nicht!“, sagte ich. Ich hatte keinen Zweifel, dass Henry Marpelli töten würde.
„Tut es dir leid!“, schrie Henry jetzt und die Schwertklinge bohrte sich ein Stück in den Hals meines Lektors.
„Bitte Henry!“, flehte ich.
„Alessandro! Tut dir dein Versagen leid!“, schrie Henry voller Wut.
Ich wollte was sagen, aber Marpellis panisches Gemurmel unterbrach mich.
Er schüttelte heftig den Kopf.
„Komm schon, Cousin! Sag es!“, feuchte Henry und das Schwert schnitt in Marpellis Hals.
Dieser schrie panisch und wehrte sich gegen Henrys Griff.
Ich starrte entsetzt auf das Blut, wessen den Hals meines Freundes herunter lief.
„Bitte Henry!“, flehte ich, „ Lass ihn los!“.
Mein Erzfeind lächelte und meinte: „Ich kann den Vampir gerne vor deinen Augen töten. Willst du das Blut dieses Erben deines ach so geliebten Daddys an den Händen haben. Habt ihr nicht geschworen seine Erben und auch seine Rasse zu schützen."
„Bitte. Tue das nicht! Ich... es tut mir leid.“, schrie ich verzweifelt und sah Henrys weiteres Lächeln.
„Bitte tu es nicht....es tut mir leid.“, äffte er mich mit einer Babystimme nach.
„Von einem Grafen und dem einzigen Drago, der so hoch für sein Mitgefühl gelobt wird, erwarte ich etwas mehr. Komm schon, Alessandro! Flehe mich auf Knien an, deinen Freund nicht abzuschlachten.“
Ich ballte meine Fäuste und meine Augen kribbelten. Ich war so wütend. Er wagte es mich zu verspotten. Er wagte es meinen Auftrag, Vladimirs Auftrag, mir vor Augen zu führen.
Er untergrub damit meine Autorität.
Ich knurrte ihn wütend an.
„Okay, wenn das deine einzige Antwort ist!“, sagte Henry jetzt.
Die Klinge zog über Marpellis Brust hinweg.
Eins...zwei... drei....insgesamt fünf Schwertstreiche führte Henry gegen den Körper meines Freundes. Schmerzensschreie stieß der Lektor hervor und sah mich mit tränenden Augen an. Seine Brust blutete stark. Die Wunden heilten nicht.
Henrys Schwert war mit Hilfe von Weihwasser geschmiedet worden und aus reinem Silber.
Die Wunden, die dieses Schwert verursachte, heilten nicht.
„Und!“, fragte Henry über das schmerzvolle Schluchzen seines Opfers hinweg, „ Bist du jetzt bereit mich an zu flehen.“
„Henry...Hör auf! Lass Marpelli gehen!“, verlangte ich und senkte meinen Kopf zu Boden.
Ich konnte nicht zu lassen, dass mein Freund wegen mir gefoltert wurde.
„Ich höre immer noch nichts! Ich will nicht, dass du mich fragst, ob ich deinen mickrigen kleinen Vampirfreund hier frei lasse, sondern dass dir klar wird, was du mit Lorenzo angerichtet hast. Du sollst Reue zeigen. Aber das ist ja Euch Dragos Fremd!“, erklärte mir Henry.
Ich sah ihn verdutzt an.
Was meinte er damit?
„Was soll das heißen?“, fragte ich.
„Dir macht es doch nichts aus, Kindern weh tun zu lassen. Dir macht es nichts aus, deinen Bruder, dieses Monster, auf Kinder zu hetzten. Dir macht es nichts aus einer 14-Jährigen ihren Vater zu nehmen. Alle Vampire feiern, den großen Menschenfreund Alessandro, Mond der Geflügelten. Doch sie wissen nicht, wie du in Wirklichkeit bist.“ , schrie Henry.
„Was meinst du?“, fragte ich.
Bildete ich mir das nur ein, oder lief da gerade eine Träne über Henrys Wange.
Er warf Marpelli hart auf den Boden und hielt die Fernbedienung Richtung des Bildschirms.
Der Bildschirm ging an und ich sah ein Zimmer.
Aleena lag auf einem Bettgestell. Sie war mit Seilen an das Bett gefesselt und ihr Mund war zugeklebt worden.
Die Tür ging auf und Henry trat herein.
Ich starrte entsetzt auf das Bild und sah zu, wie er sich an das Bett setzte. Das Video hatte keinen Ton. Aber Henry sagte etwas zu Aleena und dann griff er ihre Brüste.
„Nein!“, schrie ich und wandte mich ab.
„Siehst du, was du getan hast. Das ist allein deine Schuld. Ich will, dass du zu siehst! Siehe zu, wie ich zu sehen musste. Sieh ihr Leid, wie ich das von Elena sehen musste, als dein Bruder....“, schrie Henry und Chevaliere packte meinen Kopf und zwang ihn in die Richtung des Bildschirms.
„Nein! Du Mistkerl!“, schrie ich und sah wie mein kleine Tochter, sie würde das immer bleiben, sich auf dem Bett wand und Henry auf ihr saß.
Ich schloss die Augen und schrie. Ich betitelt ihn mit sämtlichen Schimpfwörtern und würde am Liebsten auf ihn los stürmen und ihn töten.
Doch ich kämme nicht mal an Henry heran. Die Ritter im Raum würden mich aufhalten und ich würde nur unnötig Kraft verschwenden.
„Jetzt weißt du, wie es ist, zu sehen zu müssen, wie deine Liebsten vergewaltigt werden, und nichts dagegen tun zu können. Du hast Lorenzo vorgeschickt! Du hast ihn benutzt, um meiner Schwester das an zu tun. Du hättest Lorenzo aufhalten können. Aber der große Alessandro ist zu stolz, um dem König der Sadisten gegenüber zu treten. Du hast ihn heute nicht davon abbringen können nach Aleena zu suchen. Du bist genauso gescheitert wie damals in Siebenbürgen, als du verhindern wolltest, dass er mich und Elena foltert. Hast du gewusst, was er vorhat?“, schrie Henry und seine Augen glühten rot.
Ich legte mich auf den Boden und weinte. Ich wollte das nicht sehen. Ich wollte nicht, dass ich das hätte verhindern können. Ich wollte diese Schuld nicht. Warum? Warum tat er das?
Tränen tropften auf meine Kleidung und mein Körper zitterte heftig.
„Nein! Ich habe es nicht gewusst. Wo ist sie! Wo ist Aleena. Ich muss wissen, wie es ihr... wie sie das überstanden hat.“, wimmerte ich.
Ich starrte auf den Boden.
Warum hatte ich sie nicht bei mir gelassen? Warum musste ich damals so kurzsichtig sein? Warum hatte ich mir eingebildet, dass Minnight sicher war?
Ich musste Aleena da raus hohlen.
„Was kann ich tun, damit du sie frei lässt. Was willst du von mir, Henry?“, schluchzte ich.
Ich hörte Schritte und dann griff jemand meine langen Haare und zerrte mich an ihnen hoch.
Doch ich blieb noch auf den Schienbeinen knien, da mein Gegenüber es offenbar nicht schaffte, mich ganz hoch zu ziehen.
Als ich aufblickte, sah ich direkt in Henrys Gesicht.
Er kam mit der Hand an mein Gesicht heran. Im Glauben er würde mich schlagen, schloss ich die Augen. Doch dann spürte ich, wie er über meine Wange strich.
Ich öffnete die Augen und sah eine Träne auf Henrys Fingerspitze. Er steckte sie sich in den Mund.
Dass ich auf den Knien war, war seiner Körpergröße zu schulden. Er war zwei Köpfe kleiner als ich.
„Der Geschmack deines Schmerzes ist köstlich, Alessandro. Ich will Elena zurück. Nur ihr wisst, wo sie ist. Nur du und deine Brüder.“, flüsterte Henry.
„Ich habe keinen Schimmer, wo Marchio sie aussetzte. Ich weiß nur, dass sie sich an nichts erinnert.“, erklärte ich ihm, „Zeige mir Aleena!“.
Henry lächelte teuflisch.
Ich griff ihn am Kragen.
„Was willst du!!“, schrie ich verzweifelt.
„Keine Sorge, Alessandro, das sage ich dir! Lass mich los, lieber Cousin, und du wirst Aleena sehen und zwar live.“, antwortete mein Feind.
„Geht es um Avram? Willst sehen wie ich an Aleenas Tod zerbreche, so wie du an Avrams!“, schrie ich ihn an und schüttelte dieses Monster.
Dann griffen meine Hände seine Kehle und ich drückte zu.
Ich war völlig verzweifelt. Dass er sie tasächlich vergewaltigen lassen hatte war zu viel. Dann hatte er es auch noch selbst getan.
Dafür musste er sterben.
Ich würde diesen Mistkerl umbringen. Ich würde Aleenas Leid eine Ende setzten.
„Ale....andro! Lachh micch looos!“, krächzte Henry.
Doch ich starrte wütend in seine Augen und wartete darauf, dass das Licht erlosch.
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