Kapitel 10 / 12 Die Zarin und Kinderblut

Plötzlich hörte ich Schritte. Als ich aufsah, stürmte eine Frau  auf mich zu. 
Mehrere Männer in langen Wollmänteln strömten mit Maschinengewehren in den Raum. 
Die Frau kniete sich vor mich und ich spürte weiße Handschuhe mein Kinn packen. 
Diese Handschuhe kannte ich. 
Die Männer brüllten sich gegenseitig auf Russisch zu, das niemand hier war. 
„Alessandro? Alessandro! Was ist passiert?”, hörte ich eine Stimme. Dann sah ich in das Gesicht der Frau. 
Ich nahm ihre Hand. 
„Karina! Wie bist du?”, fragte ich. 
„Hay, mein kleiner Royalist!”, sprach sie mich mit dem Kosenamen, den sie mir nach französischen Revolution gegeben hatte, an. 
„Karina!”, wiederholte ich.
„Ich bin da! Was ist passiert?”, fragte die Zarin. 
„Henry!”, antwortete ich, „ Aleena sie.. sie ist....”
Meine Stimme versagte und ich begann zu weinen. 
„ Du bist total geschwächt, Liebster.”, meinte Karina und gab den Männern sofort ein Zeichen. 
Einer kam zu uns. 
„Meine Zarin!”, meinte er auf Russisch. 
„Menschenblut! Sofort! Mir ist egal was... oder wer. Kann auch ein Kind sein.”, befahl Karina ihrem Soldaten. 
„Kein Kind!”, schrie ich in meiner Muttersprache. Für russisch hatte ich nicht die Kraft. 
Die Schläge, die mir Henry versetzte, waren doch schlimmer. Durch meine ganzen Sorgen, hatte ich die Verletzungen meines Körpers kaum gespürt. 
„Kein Kind! Nicht das! Das trinke ich nicht!”, flehte ich und Karina drückte meine Hand fester. 
„Schschscht, alles wird gut Alessandro! Es ist unwahrscheinlich, dass ein Kind allein ist. Du kannst die Eltern haben und ich lösche das Gedächtnis des Kindes.”, meinte sie. 
„NEIN!”, schrie ich und schlug ihre Hand weg. 
Ich versuchte aufzustehen und brach gleich wieder zusammen, da meine Glieder mein Gewicht nicht trugen. 
Ich wollte kein Kind beißen. 
Hatte Henry mir nicht vorgeworfen, dass ich seiner Schwester mit 14 Jahren den Vater genommen hatte?  Ich wollte nicht, einem Kind die Eltern nehmen. 
Ich würde kein Blut trinken. Ich würde meine eigene Regel, mich nur von willigen Opfern zu ernähren, nicht brechen. 
„Eine Lustsklavin! Karina, Bitte! Kein Mensch!”, flehte ich. 
„Es ist niemand da! Du brauchst dringend Blut! Ich weiß, nicht was passiert ist, aber du bist so geschwächt, dass dein Körper bald nicht mehr funktioniert. Du scheinst einige Stunden nichts zu dir genommen zu haben.”,  erklärte sie. 
„Ich trinke das nicht! Ich will das nicht!”, schrie ich sie an und wand mich. Sie umschlang meinen Oberkörper mit ihren Armen und drückte mich an sich. 
„Ich weiß, wie ungern du Menschenblut, was nicht von Lustsklaven stammt, trinkst. Aber du musst es jetzt. Bitte, Liebster! Ich will dich nicht verlieren. Arek und Aleena brauchen dich. Ich brauche dich.” , schluchzte sie. 
„Karina! Weine nicht!”, meinte ich und strich ihr über den Rücken. 

„Herrin! Wir haben diesen verletzten Jungen vor dem Verlag gesehen. Neben ihm lag ein Schwert der Ritter der Dunkelheit. Sein Vater lag neben ihm. Die Leiche war noch warm.”, rief eine Stimme. 
„Sehr gut Dimitri, bring ihn her!”, befahl Karina. 
Ich sah, wie ein Junge auf meinen Schoß gelegt wurde. 
„Nein!”, sagte ich, „Geht weg mit ihm!”
Ich sah, wie die Adern sich unter seiner Haut bildeten. Ich hatte einen Mordshunger. Aber ich wollte es nicht. Nie ein Kind, das hatte ich mir geschworen. 
Doch mein Vampir interessierte es nicht, wer das Blut transportierte. 
Ich spürte meine Eckzähne hervordringen. 
„ Nimm ihn weg!”, schluchzte ich und dann sah ich den Jungen an. 
„NEIN!” schrie ich. Es war der kleine Junge, den ich vor Capunos Restaurant traf. Der, der beinahe 
mein wahres Wesen entdeckt hätte. Dessen Vater sich noch so entschuldigt hatte. 
„Ich trinke es nicht!”, sagte ich trotzig. 
„Führ dich nicht so auf!”, meinte Karina zornig und griff den winzigen Arm. 
Sie hielt mir die Pulsader vors Gesicht. 
„ Trink!”, forderte sie. 
„Nein!”, flüsterte ich und spürte wie ich schwächer wurde. 
Karina packte den Kopf des Jungen. 
„ Trink oder ich breche ihm, das Genick!”, drohte sie. 
Ich seufzte. Ich wollte nicht, dass er starb. 
„Du hast ihm nichts getan. Er hat zwei gebrochene Beine, einen toten Vater und den Schock seines Lebens. Du machst es nur besser, wenn du sein Blut nimmst.”, redete Karina auf mich ein. 
Sie hatte recht, das Leben dieses kleinen Geschöpfs war schon zerstört. Durch Henry zerstört. Seinen Männern hatte es gewiss Spaß gemacht, ihm die Beine zu brechen und ihn zu sehen zu lassen, wie sie seinen Vater töteten. 
Der Kleine würde nie wieder wie vorher sein. 
Der Vampirinstinkt überwältigte mich und ich schlug meine Fänge in den kleinen Arm. 
Die Augen des Jungen gingen auf und ich sah in seine großen braunen Augen. 
„ Sie sind doch....Signore! Jetzt kann ich nicht mehr gegen irgendjemanden laufen. Nie wieder! Ich will zu Padre! Schicken sie mich zu Padre. Sie sind doch ein gutes Monster? Nicht wie die, die ihn... ihn schlafen geschickt haben. Schicken sie mich auch schlafen. Ich will nicht im Rollstuhl sitzten. Ich will in kein Heim!”, schrie der Junge. 
Ich trank weiter und füllte meinen Mund mit dem süßen Kinderblut. Alle hatten recht, der Geschmack war berauschend. 
Der Junge bettelte immer wieder darum sterben zu können, während ich mich an ihm satt trank. 
Als ich sein Herz nur noch schwach schlagen hörte, setzte ich ab. 
„Töten sie mich, Signore!”, verlangte er und schloss die Augen. Der Blutverlust hatte zur Bewusstlosigkeit geführt. 
Ich stand auf und trug den Kinderkörper. 
Karina trat mir in den Weg.
„ Was hast du vor?”, fragte sie. 
„Er wird bei der wenigen Menge Blut sowieso sterben. Ich will ihn zu seinem Vater bringen.”, erklärte ich. Wenigstens ein Kind, sollte heute in dem Armen seines Vaters sterben. Auch wenn mir und Aleena dies nicht vergönnt war. 
„Sie lebt!”, ertönte eine leise Stimme in mir. Aber ich wusste nicht, ob ich ihr glauben konnte. 

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