Kapitel 10 / 11 Abschied von einem Freund
„Lasst mich mit Alessandro reden! Dann gehe ich mit Michael. Ich bin frei und kann selbst entscheiden ob Himmel oder Hölle." , meinte Marpellis Stimme.
Ich trat zu seinem Körper und sah eine halb verkohlte Leiche dort liegen.
Doch neben dem Körper sah ich Marpelli stehen.
„Hay, Alessandro?" , sagte Marpelli und trat zu mir. Er legte eine Hand auf meine Schulter, aber ich fühlte die Hand nicht.
„Ritter Lucien, verabschiedet euch.", verlangte Michael.
„Alessandro, tu mir einen Gefallen und fühle dich nicht schuldig.", sagte Marpelli mir.
„Ich... ich.. ich hätte dich retten müssen. Du bist nur wegen mir..." fing ich an.
„Alesso nicht! Du hast keine Schuld. Du hast alles versucht. Henry hätte mich nie am Leben gelassen, das war die Abmachung mit meinem Chef. Santos ist ein Ritter der Dunkelheit. Deshalb hat Henry verhindert, dass wir kommunizieren. Santos ist wahrscheinlich schon fast in Paris. Hör zu Santos soll irgendetwas Wichtiges in Frankreich erledigen. Die Parole war „Möge die Sonne untergehen." Ich vermute, dass es etwas mit Roi Soleil zu tun hat. Aber mehr weiß ich nicht. Bitte! Lass dich auf keine Schuldgefühle ein. Auch im Bezug auf Aleena nicht. Henry spielt mit dir. Ich bin mir sicher, dass er es von Angesicht zu Angesicht machen würde, wenn er Aleena tötet und nicht so. Wenn du daran glaubst, dass sie lebt, wird der Schmerz dir nichts anhaben können. Du musst selbst entscheiden, ob du den Blutbundtaler absetzt. Du musst selbst entscheiden, ob du für Aleena deine politische Macht aufgibst. Es ist ungewiss, ob du zurück kannst. Wenn wieder ein Mond fällt, dann ist der Blutbund auf immer geschwächt. Besonders mit deinem Verlust, verlieren Hunderte den Schutz, den sie verdienen. Du hast ein gutes Herz. Stelle deine Gefühle und deine Familie nicht über das Wohl der Vampire. Es gibt einen anderen Weg, Aleena zu retten. Lass nicht zu, dass deine Gefühle dich auffressen. Sprich mit jemandem, dem du vertraust. Versprich mir, dass du über meine Worte nachdenkst.", erzählte mein Freund.
Ich schluckte und mir traten Tränen in die Augen.
Ich umarmte ihn. Aber ich verlor fast den Halt. Ich war durch meinen Freund hindurch geglitten.
„Michael! Lass die beiden sich doch richtig verabschieden.", meinte der Rumäne.
„Und das von Luzifers Kind... Du überrascht mich immer wieder." , meinte der Erzengel kokett und zog sein Schwert.
„Licht Edens mache diese Seele in deinem Lichte wieder körperlich, auf das der Fluch des Apfels von ihm genommen werde.", meinte Micheal und tippte Marpelli mit seinem Schwert an. In ihm strahlte nun ein Licht und er legte eine Hand auf meine Schulter.
Diesmal konnte ich ihn spüren.
„Trauere solang du willst. Ich war bereit vor meinen Schöpfer zu treten. Gib dir nicht die Schuld. Ich habe nichts verpasst. Ich hatte an die 600 Jahre Zeit. Bitte denk an das, was ich dir gesagt habe. Ich will aber auch nicht, dass du versuchst mich zu rächen. Ist das klar? Bringe Henry um, aber tue es für Aleena. Sie braucht dich. Sie braucht einen Vater, der nicht gebrochen ist. Egal was Henry tut, gib nicht nach. Heute hast du nach gegeben. Ich will dir keinen Vorwurf machen. Er hatte Aleena immer hin scheinbar umgebracht. Aber ich glaube, dass sie noch lebt. Halte du auch daran fest. Das gibt dir Kraft. Und wenn du zu deinem Wort stehst, ich weiß, dass du dies musst, solltest du dir eine Hintertür offen lassen. Du wirst unter Erpressung austreten müssen. Aber da dies unter Zwang geschieht, kannst du zurück. Kehre auch zurück! Lass dein Volk, lass das Volk Vladimirs, nicht im Stich. Ich habe dich immer respektiert. Du bist ein guter Autor. Bitte schreibe eine Geschichte über mich. Denke an die vielen Male, die wir dein Werk kontrollierten. Meine letzte Arbeit ist nicht abgeschlossen, aber ich denke, es wird trotzdem verlegt. Lebewohl, mein Freund.
Ich habe keine Möglichkeit zurückzukehren. Aber, dass wöllte ich auch nicht. Als Dämon zu Leben verstößt gegen meinen Glauben." , sagte Marpelli und drückte mich fest an sich.
Ich strich über seinen Rücken.
„Ich werde das Werk dir widmen, Marpelli. Möge das Paradies dich glücklich machen. Ich werde dich vermissen. Addio Marpelli!", schluchzte ich.
Ich spürte meine Tränen laufen. Marpelli lächelte und sah mich aufmunternd an.
Dann wandte er sich an Michael: „ Ich bin bereit!".
„Du bist dir sicher? Als Vampir gehörst du in die Hölle. Aber Vater lässt jene, die den Bund und den Schwur leisteten, eintreten. Ich weiß, nicht ob es ausreicht, dass du der Kirche gedient hast. Du hast viel getötet.", meinte Michael.
„Wenn dein Daddy ihn nicht rein lässt, kannst du ihn ja, wie Vater damals, einfach zu uns runter treten. Das kannst doch noch, Micheal, oder?", meinte der Rumäne.
„Neffe! Höre auf damit! Irgendwann wird deine Schlangenzunge noch abgeschnitten.", knurrte Michael und nahm dann Marpellis Hand.
„ Es ist deine freie Entscheidung, Untoter?", fragte er.
„Ja, Erzengel! Ich gehe in den Himmel." , sagte Marpelli entschlossen.
Michael veränderte sich und riesige weiße Flügel breiteten sich auf seinem Rücken aus. Er glühte voller Licht und dann stieß er sich vom Boden ab und er und Marpelli verschwanden in einem Lichtstrahl der biss in den Himmel reichte.
Der Rumäne drehte sich nun zu mir um.
„Alessandro, mein Sohn möchte dir helfen. Ich soll dir ausrichten, dass er alles weiß. Und er ist stolz auf dich und deine Brüder. Ihr habt den Blutbund geschaffen. Ihr habt wilde Monster zu Wesen gemacht. Ihr habt die Vampire zu einem Volk geeint. Dies ist mehr, als er sich erhoffte. Ich habe jemanden zu dir geschickt. Er wird bald kommen. Und vertraue darauf, dass Aleena lebt. Ich kann es dir nicht sagen, obwohl ich es weiß. Aber es darf kein Wissen über die Zukunft an Sterbliche dringen. Es ist jemand auf der Suche nach dir. Jemand der diesen Brief schrieb.", sagte Melkretor.
Er übergab mir ein Blatt Pergament.
Ich rollte es auf und laß:
15??
Melkretor! Tue es bitte nicht. Die neue Rasse, die du geschaffen hast, wird seine Schöpfung verdrängen. Sie sind die neuen Erdenbewohner. Doch auf deinem Sohn wartet noch ein langer Weg. Auf seinen Erben ein noch größerer Weg. Wenn die Offenbarung eintritt, wird die neue Erde erstrahlen. Doch zuvor muss sie in einem Krieg untergehen, um neu zu entstehen. Einem Krieg zwischen Ländern, Rassen und Götterwerkzeugen. Du kennst die Zukunft, nur so wie dein Vater sie kennt. Aber der Herr hat eine andere Zukunft geplant. Nur dein Erbe, der zweite Sohn des Mondes, kann dank seines Herzens diese Zukunft einläuten.
Der Erste wird mit dem Glauben kommen,
Der Zweite mit der Vernichtung,
Der Dritte mit der Reinigung einer Rasse und der Offenbarung des Todes.
Alatore
Ich runzelte die Stirn.
„Wer ist Alatore?"
Als ich wieder vom Blatt aufblickte, war der Sohn Luzifers verschwunden.
War Aleena wirklich noch am Leben?
Ich sah auf den verkohlten Körper von Marpelli und fühlte mich stark erschöpft. Zitternd gaben meine Knie nach und ich sank auf den Boden.
Mein Freund war tot, meine Tochter vielleicht auch.
Warum konnte es nicht aufhören. Warum musste jeder in meiner Nähe immer sterben.
Ich wollte das nicht. Ich wollte niemanden mehr verlieren.
Nein!
Meine Tränen traten tropften von meinem Kinn auf den Boden und ich fühlte plötzlich Hitze. Als ich aufblickte, sah ich mein Dorf vor mir. Ein Haus in flammen. Lorenzo stand vor mir und hielt mich fest.
„Hay, alles gut, Bruder! Sie sind weg! Du musst sie vergessen, hörst du? Du hast jetzt mich und Vladimir." , sagte mein Bruder.
„Nein! Er ist ein Mörder! Ich werde das nicht sein. Ich will kein Vampir sein. Nicht zu dem Preis!" , schrie ich und schubste ihn weg. Ich rannte los.
Doch Lorenzo folgte mir.
„Bruder! Bitte! Tarria und Aurora sind von dir gegangen, aber wir sind noch da!", schrie Lorenzo.
„GEH WEG! Geh zu Vladimir und lass mich in Ruhe!", schrie ich.
Der Schmerz über den Tod meiner Familie ließ etwas in mir aufsteigen.
„Alessandro, ich habe es auch getan! Ich habe meinen Vater getötet. Der Schmerz geht vorbei." , rief dieses Monster mir hinterher.
Ich wollte das nicht sein.
Plötzlich breitete sich der Schmerz aus und dann fing mein Körper an zu kribbeln.
Als ich auf meine Arme sah, konnte ich beobachten, wie schwarzes Fell sich über meine Haut zog.
Schreiend krümmte ich mich und dann brachen Flügel aus meinen Schultern heraus.
Meine Füße zogen sich in die Länge und wurden zu Klauen. Auch krümmten sich meine Hände und als ich das Pochen und der Schmerz verschwanden, war ich ein anderes Wesen.
Ich stemmte mich hoch und lief unbeholfen zum Brunnen. Als ich dort ankam und mein Spiegelbild betrachtete, sah mir eine riesige Schnauze entgegen. Fledermausohren saßen zwischen schwarzen Haaren. Meine Augen waren rot und die Pupille orange. Aber nicht nur das, sie war wie bei einem Tier geschlitzt. Entsetzt starrte ich auf dieses Monster.
„Vivaldo?", hörte ich eine Stimme.
Ich drehte mich um und sah den Mann. Ich hatte plötzlich Hunger.
„Er ist es, Luciano! Rede mit ihm! Aber ich greife ein, wenn er dich verletzt, mein Freund." , sprach der Mann. Meine Ohren nahmen eine andere zweite Stimme wahr.
„Aber töte ihn nicht, Alatore!" , sagte diese Stimme.
Die Augen des Mannes funkelten plötzlich orange und dann wurden sie Himmelblau.
Ich hatte mich oft gefragt, von wem ich meine Augenfarbe geerbt hatte. Das erste Mal sah ich jemanden mit denselben Augen.
„Vivaldo! Der Sohn des Prinzen ist gut für dich. Gehe zurück!", sagte der Mann.
„Vivaldo?", fragte ich.
„Er hat dir einen anderen Namen gegeben, ich verstehe. Du weißt auch nicht von Marcello oder...deiner Mutter." , meinte der Mann.
„Luciano! Du hattest gesagt, dass du dich ihm nicht näherst. Ich kann dir auch dein Leben wieder nehmen. Wir hatten eine Abmachung Sangichi!", rief Vladimir.
„Ich wollte ihn nur einmal sehen. Ein einziges Mal! Lebewohl, Vivaldo!", meinte der Mann und verschwand.
Keuchend riss ich die Augen auf und starrte nur auf den toten Marpelli.
Was war das? War ich Alatore schon begegnet? Ich wusste, dass ich einiges, was ich nach meiner Verwandlung durchgemacht hatte, vergessen hatte. Ich hatte es selbst verdrängt, um nicht mehr an Tarria und Aurora zu denken.
Wer war Alatore?
Ich beschloss mir nicht, das Hirn an Dingen zu zerbrechen, die ich eh nicht wusste. Jetzt war Aleena wichtiger.
Bitte, sei noch am Leben.
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