Kapitel 1/6 Adam und Ankunft in Paris
Seufzend stellte ich fest, dass es langsam Dunkel wurde. Ich sah aus dem Fenster und entdeckte mein altes Zuhause. Der Lequa Hof lag direkt unter der Moonlight und im Haupthaus brannte Licht. Dies fand ich sehr komisch, da der Hof meines Wissens nach verlassen war. Doch auch einzelne Autos, unter Planen verdeckt, waren zu sehen. Ich ging die einzelnen Möglichkeiten für eine Erklärung durch und kam zu dem Schluss, dass wahrscheinlich irgendwelche Jugendliche den Ort
Die Moonlight verlor an Höhe und ich sah Paris näherkommen. An der Westseite und auch westlich des Eiffelturms stand eine riesige Brücke, die den Stadtteil Sang mit Paris verband. Das Zentrum des Sang war der „Areeische Turm", der genauso hoch war, wie der Eiffelturm. Darunter war das Grabmal der ehemaligen Dauphine Aree de Nuit. Sie war die Tochter Julianos gewesen und auch die Mutter von Graf Alessandros Sohn Arek Eduardo de Nuit Drago.
Ich sah, dass über der Stadt die Jäger der Grand Armée kreisten.
„An alle Passagiere: Ich bitte sie sich nun anzuschnallen. Wir gehen jetzt in den Landeanflug", teilte der Pilot über die Lautsprecher mit.
Ich schnallte mich an. Dann schob ich meinen kleinen schwarzen Koffer zu mir heran und öffnete ihn.
Rasch nahm ich den Ring und den Vampirzahn heraus. Der Zahn war golden und stammte aus Alexandre de Nuits Mund. Es war das Erkennungszeichen der Kronprinzen. Auch steckte ich meinen silbernen Ring an. Auf dem Ring war eine Sonne, umringt von einer Blutspur und mit der Zahl IV im inneren. Dies bedeutete, dass ich der zukünftige Soleil der IV. werden könnte und wies mich zusätzlich als Mitglied der königlichen Familie aus.
Die Sonne war das Wappen der de Nuits, seit der Gründung des Vampirkönigreiches.
Noch einen Moment betrachtete ich den Ring und sträubte mich ihn überzustreifen.
„Akzeptiere, wer du bist", hörte ich Lorenzos Stimme sagen. Es war bei unserem Abschied gewesen, kurz nach dem ich meinen Sub in seine Hand gegeben hatte.
Ich zog eine blaue Mappe aus meinem Koffer und klappte sie auf. Der Brief, den ich suchte, lag gleich obenauf. Er war am Computer abgeschrieben, da das Original knapp dreihundert Jahre alt war. Es gab nur den Brief, den Lorenzo damals nach Conciergerie geschickt hatte. Die Abschrift dieses Brief, die an meinen Vater zum Lequa Hof ging, war bis heute verschollen. Es war der Brief, den Lorenzo mir am 26.11.1794, als ich in der Conciergerie saß, geschrieben hatte.
Auch da hatte er die Worte: 'Akzeptiere wer du bist' verwendet.
Ich musste einsehen, dass ich meiner Herkunft nicht entkommen kann.
Nun war ich ein Kronprinz und nichts auf der Welt würde dies ändern.
Diese Würde hatte ich 1912 angenommen, um mich bei Juliano für die Rettung vor meinem Vater zu bedanken.
Nun musste ich alle Konsequenzen dieser Entscheidung tragen.
Ich legte den Brief zurück und verstaute die Mappe im Koffer. Nun steckte ich mir den Ring an und sah auf den Zahn. Der Vampirzahn meines Onkels war einzigartig. Er war ihm nach der Guillotinierung entnommen worden. Seither war er eine Art königliches Relikt und Teil der Kronjuwelen meiner Heimat.
Ich hängte mir die goldene Kette um.
Es gab einen Ruck und die Räder der Moonlight setzten auf der Landebahn auf.
Ich ließ meine schwarzen Koffer mit meinen wichtigen persönlichen Habseligkeiten zu schnappen und nahm meinen Rucksack. Die Moonlight hielt an und ich schnallte mich ab.
Ich erhob mich, nahm mein Handgepäck und ging zum Ausgang des Flugzeugs.
Mario stand dort und reichte mir eine Pistole.
„Tut mir leid, aber König Soleil besteht darauf. Durch die Gefahr, in der ihr schwebt, solltet ihr eine Waffe tragen", sagte er.
„Das wird nach hinten losgehen. Aber gut, ich nehme sie. Das französische Vampivolk wird dies nicht sehr gut aufnehmen. Aber ich werde sie nur zeigen, wenn es notwendig ist", sagte ich, nahm die schwarze Pistole entgegen und checkte das Magazin. Lediglich vier Kugeln gestand man mir zu.
Ich ahnte, dass mein Onkel dazu gezwungen war, um das Vertrauen des Volkes nicht zu schwächen.
Ich schob mir die Pistole in den Hosenbund und verdeckte sie mit meinem Hemd. Dann öffnete Mario die Tür und ich trat nach draußen.
„Je suis la nuit!
Die Nacht bin ich!
Immortalité je suis!
Die Unsterblichkeit bin ich!
Le sang qu'ils sont – les gens!
Das Blut sind sie – die Menschen!", ertönte aus vielen Mündern.
Es waren die Worte von meinem Vorfahren Jean „Soleil" de Jardin-Lúne, dem ersten Vampir Frankreichs und Gründer unseres Königreiches.
Die Florettiere standen in zwei Reihen vor dem Flugzeug und bildeten so einen Gang. Noch einmal ertönte der Nationalspruch des Königreiches und ich genoss es. Diese Worte waren älter als die berühmten Worte der Revolution: „Liberté, Égalité, Fraternité – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit".
Zu meinen Seiten standen zwei Soldaten der Alexandrischen Garde, der Leibwächter der königlichen Familie. Sie trugen Umhänge in Blau und ihre übrige Kleidung war rot mit weißen Schuhen und weißen Helmen. An ihren Hüften saßen Schwerter und Pistolen.
Dann zischte es rund vierzig mal und ich sah, wie alle in Blau gekleideten Florettiere ihre Floretts zogen. Die Klingen bildeten ein Dach über dem Durchgang zwischen ihnen.
„Vive le Dauphin!", hallte es mir von allen Seiten entgegen.
Ich lächelte und antwortete auf Französisch: „Vive le roi Soleil!"
Dann ging ich gefolgt von beiden Leibwächtern unter den Floretts hindurch.
Der Weg war lang und ich hatte Zeit mir den Landeplatz des Flughafens genauer anzusehen.
Ich entdeckte die blauen Zivilwagen der Grand Armée. Doch nicht nur ihre Wagen waren hier, sondern es standen auch Männer in schwarzer Uniform, mit einem Sonnenstrahl auf dem Rücken und dem Kragen, an den Autos. Sie waren mit Maschinengewehren bewaffnet und starrten mich grimmig an. Es waren Soldaten der französischen Vampirarmee.
Jetzt fiel mir auch auf, dass sich kein einziger Unbeteiligter am ganzen Landeplatz befand. Kein einziges Flugzeug, außer die Moonlight, stand auf dem Platz.
Die Sicherheitsstufe war wahrlich sehr hoch, wenn man den gesamten Flughafen geräumt und abgesperrt hatte.
Ich richtete meinen Blick wieder nach vorne, an dem Punkt an dem keine Florettiere mehr stand.
Dort befanden sich zwei Personen, die ich erst bei genauerem Hinsehen erkannte.
Es waren meine Cousins: Prinz Nathaniel und Prinz Félix, der Sohn von Barde und seiner Frau und der Adoptivsohn von Barde.
Die beiden lächelten mich an. Während ich zwischen den Florettieren hindurch ging, hatte ich Zeit die beiden Männer zu mustern. Nathaniel war der Halbvampir, da er der direkte Nachkomme Bardes war. Er war nach der Hinrichtung des Königs und des Soleil geboren worden, als seine Mutter noch menschlich war. Er war erst zur Zeit von Napoléons Herrschaft von meiner Familie entdeckt worden, da seine Mutter durch einen Zeitungsbericht versuchte, die de Nuits ins richtige Licht zu rücken. Mein Onkel begegnete seinem Sohn zufällig, nach dem Napoléon Madam Matrinez verhaftet hatte. Er erkannte ihn sofort als seinen Sohn und nahm ihn auf.
Beide trugen, wie es dem Rokoko gebührt, Justaucorbs in Blau und in Rot. Das blau passte hervorragend zu Nathaniels dunkelblauen Augen, die eine gewisse Sehnsucht ausstrahlten.
Seine langen braunen Haare waren eine harmonische Einheit zu Félixs schwarz. Er trug sein Haar in einem Gummi gebändigt und hatte sich einen Zopf flechten lassen.
Da Nathaniel von Natur aus sehr ungeduldig war, außer in einer bestimmten Rolle, musste seine Kammerzofe gewiss ewig an dem Zopf gesessen haben, da er nicht still sitzen konnte. Seine Hose bestand wie, die von Félix, aus einer weißen Culotte.
Ich kam mir in meinen schwarzen glänzendem Satinanzug sehr fehl am Platz vor.
Félix gab mir die Hand und seine dunkelbraunen Augen strahlten sofort Respekt und Dominanz gleichermaßen aus. Er begegnete mir auf Augenhöhe und machte klar, dass er mich als Dom akzeptierte und respektierte. Ich gab ihm die Hand und verlieh meiner Aura dieselbe intensive Dominanz.
Hier begrüßten sich eindeutig zwei Doms auf Augenhöhe.
„Vive le Dauphin", gab mein Cousin zu Begrüßung von sich und lies meine Hand los.
„Vive le de Nuits!", antwortete ich mit Ehrfurcht in der Stimme und umarmte ihn zusätzlich zum Gruß.
„Lang lebe die de Nuits". Er erwiderte die Umarmung kurz und deutet dann auf Nathaniel.
„Dies ist unser schelmischer Cousin, Prinz Nathaniel, Graf von Aigle", stellte Félix seinen Partner vor.
„Xaviere, es ist mir eine Ehre, Euch wiederzusehen", sagte Nathaniel und verbeugte sich tief. Ich sah erst jetzt die weißen Ledermanschetten um seine Handgelenke, die perfekt mit dem Rot seines Justaucorps harmonierten. Er war also ein Sub. Ich kapierte erst das Verhältnis zwischen den beiden, als Félix ihn an den Haaren griff und in sein Ohr hauchte, bevor er seinem Opfer folgendes zu flüsterte: „Antworte mit vive le Dauphin, wie es sich für einen Prinzen, gegenüber dem Thronerben, gebührt. Tue es und rechne damit, dass du nach dem Abendessen noch etwas... Anderes hartes in den Mund nehmen musst."
„Ja,Monsieur", stammelte Nathaniel und grinste mich an.
„Mo Cherry, meine Bitte!", erinnerte ihn Félix sofort an seinen Befehl.
„Vive le Dauphin, Adam!", sprudelte es verlegen aus Nathaniel heraus.
Mit einem schüchternen Blick sah er die Florettiere an und machte sich anscheinend Sorgen, was sie mitbekommen hatten.
„Ich war leise und meine Alexandrische Garde weiß Bescheid", beruhigte ihn sein Dom.
Nathaniel beruhigte sich sofort und gab mir die Hand. Unserer kurzer Hautkontakt war mit gegenseitigem Respekt verbunden. Als Zeichen seiner devoten Haltung mir als Dom gegenüber, schlug er die Augen nieder, was ich mit einem Nicken quittierte.
Dann wandte sich plötzlich einer meiner Leibwächter an Félix.
„Graf von Phillipe, wir sollten aufbrechen. Sonst kommen wir an der Demonstration vorbei", teilte er Félix mit.
„Ihr habt recht. Adam, bist du bereit durch die Hauptstadt zu fahren?", wandte sich Félix mit seinem letzten Satz an mich.
„ Ich bin bereit, Cómte", sagte ich und mein Cousin lächelte.
Félix ging voran. Ich und Nathaniel folgten ihm. Die beiden Leibwachen wichen nicht von meiner Seite.
Ich sah kurz zurück auf die Moonlight und konnte das Personal des Flughafens sehen, wie sie mein Gepäck aus dem Stauraum holten. Alle grinsten und waren sichtlich von der Tatsache, einen so hohen Gast auf ihrer Landebahn gehabt zu haben, beflügelt.
Ich hasste es so aufzutreten und meine Laune sank in den Keller.
Wir erreichten den Flughafen und durchschritten ihn einfach. Keiner war zu sehen.
„Warum dieser Aufwand?", fragte ich Nathaniel missmutig.
„Es gab mehrere Morddrohungen gegen beide Dauphins. Louis darf deshalb nicht das Schloss verlassen und wurde gestern Morgen ins Labyrinth von Versailles gebracht. Offenbar stecken Nicolas Legrands Erben dahinter. Ein Loan de Leon hat eine Gruppe Aufständischer um sich geschart. Sie nennen sich Napoléoner. Diese Gruppe will den König stürzen", erklärte Félix und wir betraten die Eingangshalle des Flughafens.
Hier hatte ich Jasper zum ersten Mal gesehen.
Rasch verdrängte ich die Erinnerung, als ich auf das Gepäckband starrte. Doch das Bild von dem Käfig und meinen armen kleinen Jungen, so geschunden und mit Fesseln und Knebel gequält, ließ sich nicht abschütteln.
Ich zitterte und wollte die Erinnerung an Jasper verdrängen, aber es gelang mir nicht. Also tat ich das einzige, was ich tun konnte.
Ich blickte starr geradeaus und rannte durch die Halle. Am Ausgang des Flughafens standen zwei Gardisten und öffneten mit einem „Eure Hoheit!" die Tür. Ich ging, sie ignorierend, durch die Tür.
Keuchend blieb ich stehen und versuchte das Zittern meines Körpers unter Kontrolle zu bringen.
Meine Hände tasteten nach dem Zahn, ich klammerte mich daran fest und atmete tief durch.
„Adam? Alles in Ordnung?", fragte Félix und legte mir eine Hand auf die Schulter.
Ich seufzte tief und drehte mich zu dem Prinzen um.
„Ja, ich wurde nur gerade von einer Erinnerung eingeholt. Frankreich ist mit so viel schlechten Erfahrungen verbunden, dass ich eine Menge Kraft brauche um überhaupt hier zu stehen", gab ich zu und sah in Félixes besorgten Blick. Doch dieser Blick verwandelte sich nun in einem mitleidigen Ausdruck und mein Cousin legte seine andere Hand auch noch auf meine Schulter.
„Lass es hinter dir. Es ist 300 Jahre her. Alles, was du in dem Gefängnis Conciergerie erleiden musstest, ist Vergangenheit. Du wirst nie wieder von Franzosen gefoltert werden, Adrien", sagte er und strich mir tröstend über den Rücken.
„Du hast recht. Alles, was in der Revolution passierte, wird nie wieder eintreten. Ich werde diesen Schmerz nie wieder spüren", antwortete ich und fuhr nach einer Pause lächelnd fort: „Danke, dass du mich bei meinem alten Namen nennst."
„Gerne tue ich dies, Adrien. Du hängst schließlich sehr an deinen Pflegeeltern. Nur dir haben sie die Beisetzung morgen, neben deinen leiblichen Verwandten und auch neben dem König zu verdanken", meinte Félix.
Ich lächelte ihn an und beim Gedanken an meine Pflegeeltern breitete sich eine Wärme in meinem Magen aus und alle Gedanken an Jaspers Schmerz waren vergessen.
Trotzdem wollte ich wissen, wie es meinem Sub ging.
Ich sah mich erst mal um und bemerkte, dass ich mich auf einem riesigen Platz befand. Die Mitte des Platzes zierte eine Statur, die den Tod Vladimir Dragos im Spiegelsaal von Versailles zeigte. Um die Statue herum war auf dem Boden das Zeichen des Blutbundes zu sehen. Es war ein Mond mit einem blutroten D darin. Zwölf Sterne prangten um den Mond herum. Die Namen der Vampirländer waren in die Sterne geschrieben und unter ihnen befanden sich die jeweiligen Flaggen. Als ich direkt nach vorne schaute, wehte mir die Flagge der Adrianosischen Republik entgegen: Ein Blitz hinter einem A und dahinter ein Berg, den die Griechen Olymp nannten. Unter dem Berg war eine Blutlache abgebildet. Das griechische Konsulat war komplett weiß und wie einer der Tempel mit diesen Säulen versehen. Es sah sehr eindrucksvoll, mit seinem goldenen Dach, aus.
„Was ist das für ein Platz? Ich dachte die Konsulate des Blutbunds, sollten nach Stanislas, die Stadt an der Küste?", fragte ich.
„Das war auch geplant. Aber es gab vor vier Wochen einen kleinen Verrat im Königreich. Unser Außenminister Sebastian Chevalier, hat den Bau der Konsulate beauftragt und heimlich zwölf Bomben in das Grundgerüst eingebaut. Aus Sicherheitsgründen dürfen jetzt die Gebäude nicht benutzt werden. Wir vermuten, das es Ziel war, alle Gebäude nächstes Jahr beim NKLKN samt den Herrschern der Länder in die Luft zu jagen. Deshalb wurden die Konsulate nun in die eigentlich geplanten Souvenirgeschäfte hier vor dem Flughafen verlegt und der Platz „Bonjour" in den „Place fédérale – Platz des Bundes" umbenannt", erklärte Nathaniel, der sich gerade mit den Leibwächtern zu uns gesellte.
„Der NKLKN findet nächstes Jahr in Frankreich statt? Ich dachte das rote Königreich, also Spanien sei dran", meinte ich.
„Der nationale Kongress zur Lustsklavenhaltung der Kinder der Nacht fand vor zwei Jahren in Deutschland statt. Nun sind wir dran", entgegnete Nathaniel auf meine Frage. Ich zuckte nur mit den Schultern und wandte mich zu der großen königlichen Limousine um, die auf einem Parkplatz, nicht weit entfernt von mir, stand.
Auf ihr war die Flagge Frankreichs mit dem Wappen der de Nuits, der Sonne zu sehen.
Félix verstand meinen wortlosen Wink und begleitete mich zu der schwarzen Limousine. Sein Sub folgte uns. Ich sah mehrere Vampire der Alexandreischen Garde in den zwölf SUVS sitzen, die rund um die königliche Limousine geparkt waren. Dies war sicherlich der Geleitschutz.
Als ich die Limousine erreichte, tauchte ein Diener auf und hielt mir die hintere Tür auf.
Ich stieg ein und bemerkte einen großen Tisch mit zwei Sitzbänke im inneren des Wagens. Auf die hintere Bank setzte ich mich und meine Cousins nahmen mir gegenüber Platz. Die beiden Leibwächter nahmen eine Reihe hinter uns Platz. Im Falle des Falles, konnte das Gitter hinter mir zerbrochen werden und die beiden Gardisten, würden an mich herankommen.
Felix ließ eine Scheibe zwischen uns und den Wächtern hochfahren. Dies diente gewiss, dazu, dass die Leibwächter nicht mitbekamen, über was wir uns unterhielten.
„Also nun erzähl! Wie ist es dir in Rom ergangen?", drängte Nathaniel mit leicht kindlicher Neugier.
„Es war nicht schlecht. Die Dragos sind sehr großzügig", antwortete ich.
„Du arbeitest für die Söhne des Mondes, den Herrschern des Blutbunds. Du bist der beste Freund von Graf Alessandro Drago. Du musst ein fantastisches Leben haben", meinte Felix grinsend und lehnte sich zurück.
„Alessandro war ziemlich aufgewühlt, als ich ging. Das VRK hat herausbekommen, dass die Decknamen seiner Kinder gehackt wurden. Jetzt macht er sich natürlich Sorgen", erklärte ich.
„Verständlich, nach dem was die Ritter der Dunkelheit mit Ray und Rose Steel, den Neffen und der Nichte von Präsident Sven Steel gemacht haben, um Zugang zum VRK Rechner in den BSA zu bekommen", meinte Nathaniel traurig, „Die beiden waren 7 und 12."
„Ja, Folter ist Henrys Spezialität. Das hat er in der Revolution bewiesen", warf Nathaniel ein.
„Höre auf darüber zu reden! Ich will nicht mehr an den Tuilerien denken", sagte Felix, „Meine leibliche Mutter zu benutzten um mich und die Schweizer Garde zu schwächen war fies."
„Ja, im Tuileriensturm fanden wir alle das ewige Leben. Das war das einzig Gute an diesem Gemetzel. Ohne die Dragos wären wir nie da herausgekommen", erinnerte sich Nathaniel.
„Lasst die Vergangenheit ruhen und sagt mir lieber, was ihr über die Demonstrationen gegen mich wisst", sagte ich.
„Also irgendjemand im Schloss hat mitbekommen, dass du wieder zurück darfst. Daraufhin hat dieser die Information an die Zeitung des Königreiches „Le jardinier" verkauft. Nun weiß es das ganze Volk. Sie fürchten, dass du ganz an dem Hof ziehen könntest. Einige Adlige von früher verlangen, dass die königliche Familie rein bleibt. Das heißt keine unehelichen Nachkommen im Schloss. Das betrifft uns alle. Denn nur Onkel Juliano, Königin Alice und ihr gemeinsamer Sohn Louis Alexandre, wären dann reinen Blutes. Aber Onkel Juliano hat ein Protestverbot gegen jedes königliche Mitglied verhängt. Aber bei dir lässt das Volk sich nicht davon abhalten. Wir, als Bardes Kinder und auch Vater selbst, genießen das Vertrauen und die Gunst des Volkes. Du leider nicht. Auch wegen dem, was dein Vater während der Revolution und danach als König anrichtete", erklärte Félix mir die Sachlage.
„Ich kann nichts dafür, dass mein Vater den Sklavenhandel der früheren Blutsklaven ins Leben rief", knurrte ich wütend.
„Wir wissen das. Aber Legrands Erben und die anderen Adligen nicht", meinte Nathaniel und legte behutsam eine Hand auf meine Schulter.
„Ja toll! Also ewig der gehasste Sohn!", murmelte ich und drehte mich zum Fenster um.
Schweigen erfüllte den Wagen und ich sah auf den areeischen Turm, der sich in der Ferne abzeichnete.
Er war rund und bildete an seinem Ende eine Spitze. Er bestand aus Metall und von der Spitze gingen kleine Zacken, die Sonnenstrahlen sein sollten, in den Himmel. Mehr konnte ich aus der Entfernung leider nicht erkennen.
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