Der zahme Werwolf ✔
Der zahme Werwolf
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Mona wanderte alleine durch die Straßen Londons. Elegant tanzten die schönen Schneeflocken durch die Lüfte gen Boden und verfingen sich in Monas dunklen Haaren, die schon total nass waren, da die Flocken in ihren Haaren schnell schmelzten.
,,Brrr... ist das kalt", murmelte Mona vor sich hin und schlang ihre Jacke fester um ihren zerbrechlichen Körper.
Schon von weitem erblickte sie das eiserne Tor, auf dem in großen Lettern »Waisenhaus« stand. Als sie den kleinen Vorgarten betrat, der ebenfalls voller Schnee war, schien es, als würde die Kälte des Waisenhauses auf Monas Laune abfärben, die sofort auf den Tiefpunkt sank, fast so, als hätte jemand einen Schalter umgelegt.
Nach einem resignierten Seufzer von Mona, machte sie sich auf den Weg zu der Tür, an der ein alter, goldener Türklopfer hing, der ebenso ausladend wirkte wie das Eisentor. Mona atmete noch einmal tief ein und aus, ehe sie mit dem Türklopfer gegen die hölzerne Tür klopfte.
Keine Sekunde später wurde die Tür von einer miesgrämig blinkenden Mrs Cole geöffnet, deren altes Gesicht noch eingefallener als sonst im Schein der Öllampe, welche sie in der Hand hielt, wirkte.
,,Auch wieder hier?", fragte sie höhnisch.
,,Ja, auch wieder hier", erwiderte Mona kühl, schob sich unsanft an ihr vorbei, zog ihren Koffer hinter sich her und lief die morschen Treppen hoch, bei deren Betreten sie sich jedes Mal aufs Neue fragte, wann sie denn einbrechen würden.
Als sie ihr Zimmer erreichte, ließ Mona ihren Koffer auf das Bett plumpsen, so dass wie gewohnt Staub aufwirbelte. Mona holte direkt ihre sieben Steine aus der Seitentasche des Koffers und legte sie wie gewohnt auf der Fensterbank ab. Alle sieben lagen auf ihre Plätzen. Alle sieben.
Diese sieben Steine hatten früher schon für Mona eine besondere Bedeutung gehabt, weil sie schon immer eine besondere Aura hatten. Und seit Mona wusste, dass es in Hogwarts, ihrem richtigen Zuhause, sieben Schuljahre gab, nahm sie die Steine immer nach Hogwarts mit, und auch, wenn sie sie nie rausholte, wollte sie sie immer bei sich haben.
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Als Mona am nächsten Tag auf dem ungemütlichen Bett aufwachte, zeigte ihre Uhr, dass es schon neun Uhr morgens war. Mona seufzte schwer und in genau dem Moment klopfte es an die Tür. Genervt stand Mona auf, öffnete die Tür und blickte Mrs Cole an, die seltsamerweise lächelte. Wenn Mrs Cole lächelte, passierte nie etwas Gutes, weswegen Mona sich schon wappnete.
,,Das ist sie", sagte Mrs Cole, deutete auf Mona und machte Platz. Hinter Mrs Cole stand ein großer Mann. Das, was Monas Aufmerksamkeit binnen Sekunden auf sich zog, war seine unnatürlich blasse Haut, die tiefen Augenringe, die Narben, welche sich über sein Gesicht zogen und seine hellblauen Haare, die an den Ansätzen leicht und viel zu früh ergraut waren.
,,Hallo Mona, ich bin Remus", sagte er und trat ungefragt in ihr kleines dunkles Zimmer ein. Sein Blick schweifte über Mona, die errötete, als sie bemerkte, dass sie noch im Pyjama war, über das vergitterte Fenster und blieb schließlich an den sieben Steinen hängen.
,,Wie kann ich Ihnen helfen?", sagte Mona unfreundlich.
,,Mr Lupin hier möchte dich adoptieren", klärte Mrs Cole sie auf, das Lächeln war ihr nicht gewichen und Mona fragte sich, ob es nicht weh tun müsste, so lange und so breit zu lächeln.
,,Tatsächlich?", sagte Mona noch immer misstrauisch und verengte die Augen zu Schlitzen. ,,Das wird nicht möglich sein, weil ich auf ein Internat gehe."
,,Auf ein Verrückten-Internat!", warf Mrs Cole ein, zog jedoch nach einem drohnenden Blick von Remus Lupin den Kopf ein und lief die Treppe runter in die kleine Eingangshalle.
,,Ich weiß, was du bist", sagte Remus, als die Schritte der Heimleiterin abgeklungen waren und schloss die Tür sicherheitshalber.
,,Was soll ich sein?" Mona hatte schon die Vorahnung, worauf der Mann hinaus wollte, aber sie wollte nichts verraten und wartete deshalb auf die Antwort: ,,Eine Hexe."
,,Und woher wollen Sie das wissen, Mr Lupin?", fragte Mona ungehalten weiter.
,,Nenn mich bitte Remus, Mona. Und zu deiner Frage, ich bin im Auftrag von Professor Dumbledore hier", erzählte Remus ihr.
,,Ach deswegen sollte ich hierher kommen", murmelte Mona.
,,Ja", stimmte Remus ihr zu, ,,willst du mit mir mitkommen?"
,,Du kannst auch ein Psychopath sein, der Mädchen und Frauen zu sich nach Hause lockt, sie aufschlitzt und anschließend in einer Kühlkammer als Trophäe aufbewahrt", teilte Mona ihm seine Gedanken mit, die beim Aussprechen immer absurder wurden. Remus Lupin wirkte nicht wie ein gestörter Psychopath, sondern eher wie ein ehrlicher Mensch, aber Mona spürte, dass er ihr etwas verschwieg, etwas, was mit ihm zu tun hatte.
Remus lachte laut und warm auf. ,,Nein, das bin ich leider nicht", sagte er, ,,aber wenn du mit mir mitkommst, bekommst du ein Zimmer, das besser als das hier ist. Versprochen."
Mona verschränkte die Arme. ,,Alles ist besser als hier."
,,Das kann ich mir vorstellen."
,,In allen diesen Muggelromanen locken Erwachsene immer Kinder mit Dingen an. Wenn ich tatsächlich mit dir mitkomme, Remus, und sich herausstellt, dass du lügst, darf ich dir dann auf den Fuß treten?"
,,Meinentwegen."
,,Mrs Cole!", schrie Mona. Keine Minute später stand Mrs Cole in der Tür und setzte wieder dieses komische Lächeln auf.
,,Wie kann ich dir weiterhelfen, liebe Mona?"
Mona achtete schon nicht mehr auf Mrs Coles groteskes Verhalten, sondern packte hastig alles zusammen (die Steine tat sie wieder in die Seitentasche), verschloss den Koffer und stellte sich auffordernd vor Remus hin, der leicht lächelte.
Remus nahm ihr den Koffer mit Leichtigkeit ab, ging vor und trug den Koffer die Treppen hinunter. Auf dem Weg aus dem Waisenhaus hinaus beobachtete Mona jede von Remus' Bewegungen ausgiebig, wodurch sich ihre Theorie bestätigte. Remus ging mit eleganten Schritten und geschmeidigen Bewegungen, schon fast animalisch.
,,Greif meinen Arm, Mona", riss Remus sie aus ihren Gedanken. Sie waren in einer Gasse angelangt, die kaum ein Muggel, der bei Sinnen war, betreten würde.
,,Bitte?"
,,Greif meinen Arm. Ich beiße schon nicht", scherzte Remus, doch als er Monas ernsten Blick bemerkte, sagte er noch: ,,Wir werden apparieren."
,,Meinentwegen."
In dem Moment, als Mona Remus' Arm ergriff, verspürte sie das Gefühl, durch einen viel zu engen Schlauch gezogen zu werden, der immer enger wurde. Als ihr auch noch übel wurde und sie sich fast übergab, hörte das enge Gefühl auf und sie schlug mit den Schuhen auf schneebedecktem Gras auf.
,,Wo sind wir?", fragte Mona und guckte sich um. Sie standen in einem Feld, welches voll mit Schnee war. Nicht weit entfernt stand eine alte Hütte, die grau war, da die Farbe schon längst verblasst war. Die Fenster waren mit Holz verbrettert worden.
,,Yorkshire", sagte Remus plötzlich traurig, ,,aber keine Sorge, das Haus ist von Innen etwas schöner, als es von Außen wirkt."
Mit einer altmodischen Verbeugung reichte Remus ihr grinsend den Koffer, was Mona nur belustigt den Koffer schütteln ließ. Remus war ihr wirklich sympathisch.
Als Remus die Tür öffnete, fühlte Mona sich sofort wohl. An den Wänden waren viele Regale mit alten, zerfledderten Büchern, die nur so danach schrien, gelesen zu werden. Die Küche war noch halbwegs intakt, was man nicht von dem Wohnzimmer sagen konnte, da auf dem Wohnzimmertisch Pergamentblätter, kaputte Federn und Tintengläser verteilt standen.
,,Ich weiß, es ist nicht besonders toll, und es wird auch nicht gerade sauber wirken, aber -"
,,Es ist fantastisch, Remus. Danke", sagte Mona verträumt, lief zu einem der hohen Regalen und ließ ihre Fingerkuppen sanft über die Einbände der alten Bücher gleiten.
,,Du hast dein Zimmer noch nicht gesehen. Ich habe versucht, es irgendwie passend einzurichten...", sagte Remus, kratzte sich am Nacken und wartete auf Monas Reaktion.
Mona flitzte sofort die Treppe (welche schöner war als die im Waisenhaus) hoch und öffnete schnell die Tür, auf der in rot-goldenen Lettern Monas Name stand. Das Zimmer machte dem Gryffindor Gemeinschaftsraum definitiv Konkurrenz. Es war rot und goldenen gestrichen (die Gryffindor Farben). Neben einem großen, etwas verstaubten, Fenster stand ein Himmelbett, welches rot war. Gegenüber von dem Bett waren ein Schreibtisch, ein Schrank und ein Regal.
,,Danke, Remus", sagte Mona und fiel Remus, trotz dass sie ihn kaum kannte, um den Hals. ,,Das ist das schönste Zimmer auf der ganzen Welt."
,,Gerne, Kleines", erwiderte Remus zufrieden.
,,Ich bin nicht klein", sagte Mona gespielt beleidigt und lief auf das Bett zu und ließ sich darauf fallen.
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In den nächsten Tagen lernte Mona Remus besser kennen und erfuhr, dass er mal mit Harrys Eltern, Lily und James Potter, befreundet war. Aber sie hatte sich nicht getraut, ihn auf seine »Symptome« anzusprechen, und ihn zu fragen, ob er ein Werwolf sei. Schließlich schöpfte sie Mut, als die beiden in der Küche am Esstisch saßen und Spagetti aßen, ihn zu fragen.
,,Du, Remus?", sagte Mona leise, während sie sich Spagetti um die Gabel wickelte.
,,Ja?", sagte er und trank einen Schluck seines bitter riechenden Getränks, von dem Mona sich sicher war, dass es Wolfsbanntrank war.
,,Du bist ein Werwolf, oder?", ließ Mona die Bombe platzen, was dazu führte, dass Remus kreidebleich wurde.
,,W-Woher...?", stotterte er noch immer erschrocken. Wie schnell hatte sie ihn durchschaut? Aber das wichtigste: würde Mona dicht halten?
,,Deine Symptome. In zwei Tagen ist Vollmond, du bist blass, stehst Nachts auf und verlässt das Haus, trinkst seit heute Wolfsbanntrank, hast üble Narben im Gesicht... ich tippe mal auf Greyback, der dir das angetan hat?", sagte Mona lässig.
,,I-ich... ja... ich bin ein W-Werwolf", nuschelte Remus mit zittriger Stimme. ,,Hälst d-du dicht?"
,,Natürlich", sagte Mona, als wäre es selbstverständlich, einen Werwolf zu decken.
,,Und du findest es nicht schlimm, dass ich einmal im Monat eine Bestie werde?"
,,Nein", sagte Mona lässig, ,,solange du mich nicht beißt, habe ich kein Problem damit."
,,Danke", erwiderte Remus und lächelte matt.
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Mona erlebte eines der besten Weihnachten in ihrem Leben. Remus überschüttete sie mit Geschenken und sie kauften auf einem Muggelmarkt einen Tannenbaum, den sie im Wohnzimmer aufstellten.
Von ihren besten Freunden, Harry Ron und Hermine, bekam Mona ein riesiges Paket mit allen erdenklichen Süßigkeiten. Mr und Mrs Weasley schenkten Mona einen flauschigen Weasley Pullover in einem Glanzblau mit einem großen »M« in der Mitte. Jedoch lag unter dem Tannenbaum noch ein kleines Geschenk. Es war etwas unordentlich verpackt, woraufhin Mona schlussfolgerte, dass es ein Junge war. Oder vielleicht die Zwillinge?
,,Von wem ist das?", fragte Remus, wendete jedoch nicht den Blick von den vielen Schokoladentafeln ab, die Mona ihm geschenkt hatte. ,,Und woher weißt du, dass ich Schokolade liebe?"
,,Durch gutes beobachten", antwortete Mona grinsend und widmete sich wieder dem Geschenk. ,,Und ich weiß nicht, von wem das ist." Vorsichtig entfaltete sie das Geschenk und zum Vorschein kam eine schöne, kleine atlantikblaue Schachtel.
Mona öffnete die Schachtel und schlug sich augenblicklich die Hand vor den Mund. In der unscheinbaren Schachtel lag ein goldenes, dünnes Armband mit drei Kristallen, die rosenquarztfarben waren. Als sie sich das Armband um ihr linkes Handgelenk machte, spürte sie, wie viel Arbeit es gewesen sein musste, ein solches Band zu machen. Aber noch wichtiger war, dass es bestimmt teuer gewesen sein musste.
In der Schachtel lag ein Zettel:
Frohe Weihnachten, Mona!
Ich weiß, dass wir in unserer Vergangenheit nicht wirklich viel gemeinsam unternommen haben, aber ich würde genau das gerne ändern, da ich dich wirklich gerne mag.
Wenn dir das Armband nicht gefällt, dann schreibe mir bitte und du kriegst ein anderes.
Desweiteren soll ich dich von meinen Eltern grüßen.
Ein frohes Fest,
Draco.
Mona reichte Remus den Brief, immer noch sprachlos. Draco hatte ihr so ein wunderschönes Armband geschenkt. Wenn Harry und Ron das erfahren würden, gängen sie bestimmt an die Decke; wie Hermine reagieren würde, wusste Mona nicht.
Aber sie freute sich riesig über das Geschenk. Das war auch der Grund, weshalb sie rasch in ihr Zimmer rannte und einen Brief an Draco schrieb:
Draco,
danke für das sagenhaft schöne Armband. Ich habe mich sehr gefreut, als ich es gesehen habe und bin vollkommen zufrieden damit.
Aber kommen wir jetzt zu der wichtigsten Sache:
Wenn ich wieder in Hogwarts bin, können wir gerne etwas zusammen unternehmen, aber das Beste kommt noch; ich wurde adoptiert von einem Mann namens Remus Lupin. Er ist sehr sympathisch und ich habe sogar mein eigenes großes Zimmer!
Zwar vermisse ich Hogwarts, aber hier ist es definitiv schöner als im Waisenhaus.
Grüß deine Eltern bitte von mir zurück.
Ein weiteres frohes Fest wünscht dir eine überglückliche Mona.
Den Brief reichte Mona an Remus' Eule und band ihr einige Süßigkeiten für Draco ans Bein.
,,Bring das zu Draco Malfoy, Malfoy Manor." Die schwarze Eule schuhute zustimmend und flatterte durch das Fenster davon.
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Wie gesagt: Drona!❤
Da ich so ein Faulpelz bin, wird Mona bald die Kammer entdecken und mehr verrate ich nicht, außer, dass ich den vierten und dritten Teil nicht machen kann, weil mit Seiten fehlen. Meine Freundin war so schlau und hat ,,außerversehen" beim Lesen einige Seiten ausgerissen...
LG Moona❤👋🐺
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