Kapitel 1

POV Athy (9 Jahre)

Lächelnd saß ich unter dem Baum und lauschte dem kalten Frühjahrswind, der mich alles um mich herum vergessen ließ.
Genüsslich atmete ich die frische Luft ein und öffnete müde meine Augen.
Ich streckte mich und genoss noch etwas die Abendsonne, ehe ich aufstand um mich auf den Heimweg zu machen.

Ich pflückte mir eine Cecilia und der Wind drückte mein Hand in der ich sie hielt, vorsichtig hoch zu meinem Kopf. Schmunzelnd steckte ich mir die Cecilia in die Haare und drehte mich ein bisschen.

Mein roter Rock drehte sich perfekt zum Wind und die Sonne tauchte den Himmel in ein warmes Orange. 
Fast federleicht ging ich durch die bunten Blumenwiesen und beobachtete die Vögelpaare gemeinsam fliegen.

Immer wieder aufs neue verlor ich mich in der bunten Pracht der Blumen und liebte es vor allem im Frühjahr durch sie zu laufen.

Eine Schande das all diese Blumen wieder verwelken werden, aber all die Schönheit ist vergänglich. Das macht das Leben erst so lebenswert, nicht die großen Sachen, nein, die kleinen, unscheinbaren Dinge.

Mit wenigen Schritten lief ich durch die kühlen Mauern Mondstadts in Richtung eines Hauses, das ich noch mehr hasste, als fast alles auf der Welt. Nur eine Sache hasste ich mehr, aber dies war wieder etwas anderes.

Vorsichtig öffnete ich die Tür und ging so leise ich konnte, die alten Treppenstufen hinauf zu dem Zimmer, das ich mir mit meiner Schwester Amira teilte.

Leise öffnete ich die Tür und betrat das totenstille Zimmer. Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, schlug Amira die Decke über sich weg und schaut wütend zu mir.

"Da bist du ja endlich! Hast du es geschafft?" begann Amira neugierig zu fragen, während ich zu meinen Schrank ging und mir meinen Schlafanzug raus zog.

"Klaro, warum hab ich wohl so lange gebraucht?" flüsterte ich und zog mich schnell um.  "Hast du denn auch alles geschafft?" fragte ich und schaute über meine Schulter zu ihr.

Mit einem kleinen Lächeln holte sie ein Päckchen Streichhölzer und eine Flasche Chloroform unter ihrem Kissen hervor.
"Morgen werden wir uns endlich rächen" flüsterte sie vergnügt und ich nickte zustimmend.

"Aber jetzt sollten wir schlafen gehen. Morgen müssen wir ganz früh aufstehen und das wird bestimmt anstrengend. " meinte ich und sie schnaubte.

"Wenn du meinst " maulte sie und legte sich hin. Ich setzte mich schnell in mein Bett und starrte an die Decke. Meine Fingerspitzen kribbelten und ich konnte kein einziges Auge zu machen. Ich war viel zu aufgeregt um einzuschlafen.

Krampfhaft versuchte ich das Kribbeln zu unterdrücken, aber es gelang mir nicht und so blieb am Ende doch die ganze Nacht wach.

Als die ersten Lichtstrahlen durch das kleine Fenster strahlten, stand ich auf und ging rüber zu dem Bett von Amira. Vorsichtig legte ich meine Hände auf sie und begann sanft an ihr zu rütteln, damit sie aufwachen würde.

Erschrocken wachte sie auf und hätte ich meine Hände nicht auf ihren Mund gelegt, hätte sie womöglich das ganze Haus zusammen geschrien. Als sie mich erkannte, schob sie meine Hände von ihrem Mund und setzte sich auf.

"Hast du nicht geschlafen?" meckerte sie, wie immer wenn ich morgens früher wach war als sie, da sie genau wusste, das dies meist der Fall ist.

Ich nickte nur und holte schnell 2 Tücher. Sorgfältig faltete ich sie am Rand von Amiras Bett, während sie seelenruhig die Chloroform Flasche auf drehte.

"Machen...wir das jetzt ernsthaft?" fragte ich zögernd. Amira schaute zu mir und merkte meine Unsicherheit.

"Hey, wenn etwas passiert, bin ich für dich da, das haben wir ab gemacht. Vergiss nicht warum wir das tun, wir wollen ein besseres Leben und das ist der sicherste Weg. Klar, ist er gefährlich, aber so kann man uns nichts anhängen" erklärte mir Amira und schüttelte das Chloroform auf die Tücher.

"Ich hoffe du hast Recht " flüsterte ich und nahm eins der Chloroform bedeckten Tücher in die Hand. Amira tat es mir gleich und wir gingen Richtung Schlafzimmer unserer Eltern. Meine Beine wurden mir jedem Schritt schwerer und ich zitterte fürchterlich.

Amira griff vorsichtig meine Hand und ich zuckte zusammen. "Sshhh, alles ist gut " flüsterte sie und ich nickte zögernd.

Als sie meine Hand los ließ, griff sie nachdem Knauf der Tür und öffnete sie leise um auf gar keinen Fall unsere Eltern zu wecken.

Man hörte das leise, regelmäßige Schnarchen und ich ging leise auf das Bett unserer Mutter hin. Amira tat es mir gleich bei unserem Vater und ich setzte mich vorsichtig auf den Oberkörper unserer Mutter.

Ich atmete tief ein und Amira kletterte langsam auf unseren Vater. Ich drückte das Chloroform Tuch zusammen und starrte auf unsere schlafende Mutter.

Amira atmete tief ein und legte sanft das Tuch auf das Gesicht unseres Vaters. Sorgfältig faltete ich das Tuch aus und legte es unserer Mutter aufs Gesicht.

Ich drückte sanft mit der Hand auf den Mund und die Nase und unserer Mutter, während Amira mit aller Gewalt auf unseren Vater drückte.

Irgendwann wurden beide wach und begannen verzweifelt sich unter uns zu winden. Amira hatte starke Probleme und ich drückte fester zu.

Plötzlich fiel Amira von unserem Vater und er riss das Tuch weg. Erschrocken starrte ich zu ihm und merkte daß unsere Mutter schon ohnmächtig geworden war.

Amira hielt sich schmerzend die Seite und unser Vater schaute verwirrt zwischen uns hin und her, bis er begriff, was wir tun wollten.

Wütend griff er nach mir, da ich näher an ihm war, und drückte mich ins Bett. Erschrocken quiekte ich auf und trat so fest ich konnte um mich, was ihn aber kein bisschen störte.

Vor Angst zitternd, ließ ich das Tuch fallen und fing an zu weinen. Als er drohend seine Hand hob, sprang ihm Amira auf den Rücken und riss ihn aus dem Bett. Mit aller Kraft drückt sie ihn auf den Boden und ich griff schnell nach dem Tuch.

Ich hockte mich neben sie und drückte so fest ich konnte mit zusammen gekniffen Augen auf das Gesicht unseres Vaters.

Ich hörte erst auf zu drücken, als es still um uns geworden ist. Nur das etwas lautere Atmen von Amira und mir war zu hören und ich öffnete meine Augen.

Unser Vater lag ohnmächtig vor uns und Amira atmete erleichtert aus. Dann schaute sie zu mir und ich ließ das Tuch sinken.

"Geht es dir gut?" fragte sie, worauf ich nur mit einem knappen Nicken antwortete. 
Gemeinsam standen wir auf und zerrten unseren Vater erneut aufs Bett.

"Jetzt gibt es kein zurück mehr..." flüsterte ich und Amira holt den Hausschlüssel aus dem Schrank.
"Los" meinte sie und nahm meine Hand. Gemeinsam liefen wir in unser Zimmer und zogen uns erstmal frische Sachen an.

Danach ging Amira in die Küche und ich ins Bad. Ich begann meine Hände immer wieder zu waschen und wollte einfach nur noch diesen beißenden Geruch von mir haben, aber er verschwand nicht.

Ich schaltete das Wasser kochend heiß und wusch mir weiter die Hände.
Als Amira das sah, kam sie schnell auf mich zu und riss meine Hände hervor. Sie waren knallrot geworden und meine Arme zitterten.

"Athy, was tust du da für einen Blödsinn?!" rief Amira und ich schaute zu ihr.
"Ich- ich weiß nicht" flüsterte ich und Amira zog mich schnell in Richtung Küche.

Sie öffnete eine Schublade und zog weiße Handschuhe hervor. "Hier, zieh die an" murmelte sie und gab sie mir.

Zögernd zog ich sie an und Amira machte ein Feuer in der Küche.  Mit einer Handbewegung deutete sie in das Wohnzimmer und ich machte dort auch schnell ein Feuer.

Schnell lief ich die Treppe hinauf in unser Zimmer und holte mir die Streichhölzer. Amira schloss gerade das Zimmer von unseren Eltern ab und gemeinsam gingen wir dann bis zur Haustür.

Ich zupfte ein bisschen an den Handschuhen und schaut in die Richtung des Zimmers unserer Eltern. Amira öffnete die Tür und ich ging als erstes raus.

Als sie gerade die Tür hinter sich schloss, kam Diluc, der Sohn eines Freundes unserer Eltern, vorbei und schaute zu uns.

"Amira, wollen wir Hilichurls jagen?" meinte er freudig und Amira schien kurzzeitig überfordert zu sein.

"Das ist doch eine tolle Idee, nicht Amira? Du gehst ein bisschen mit Diluc und ich geh zur Kathedrale und bete zu Barbatos. "meinte ich und legte einen Arm um ihre Schulter.

Zögernd sah sie zu mir, während ich freudig lächelte. "Na gut " gab sie sich geschlagen und ging mit Diluc fort.

Ich schaute beiden noch eine Zeit lang hinterher und drehte mich dann um. Mit angehaltenem Atem ging ich noch durch die ziemlich leeren Straßen Mondstadts und kramte unauffällig die Packung Streichhölzern hervor.

Ich machte ein Streichholz an und sah eine Scheune. Vorsichtig hockte ich mich davor und nahm das Stroh etwas hoch, dann legte ich das kleine Streichholz darunter und legte das Stroh darüber.

So schnell ich konnte rannte ich zur Kathedrale und atmete tief durch ehe ich sie betrat und mir vorne einen Platz suchte.

Ich machte einen kleinen Knicks vor dem Altar und setzte mich in eine Reihe. Ich faltete meine Hände und legte meine Stirn sanft daran.
Ruhig schloss ich meine Augen und begann leise zu flüstern.

"Oh großer, heiliger Lord Barbatos, Gott der Freiheit, ich und meine Schwester haben gesündigt. Wir werden töten und ich möchte um Vergebung bitten. Nicht für mich, aber für meine große Schwester Amira (Nachname) . Wir konnten leider die Schmerzen und die Demütigung unserer Eltern nicht mehr aushalten und mussten etwas unternehmen.
Ich weiß, was wir getan haben, ist nicht zu entschuldigen, aber wenn du wirklich der Gott der Freiheit bist, bitte ich dich, steh uns zur Seite in dieser Zeit und lass niemanden verletzt werden. Lediglich unsere Eltern sollen sterben, sonst soll niemand verletzt werden.
Ich bitte dich, erhöre meine Worte und ich werde dir im Gegentausch alles geben, was ich besitze...Amen" flüsterte ich so unscheinbar und drückte meine Hände fest zusammen.

Plötzlich hörte ich von hinten laute Schreie und öffnete meine Augen. Alle standen auf und rannten nach draußen und ich folgte ihnen. Der Himmel war bedeckt von dunkelgrauen Aschewolken und die Glut flog wild umher.

Ängstlich ging ich einen Schritt zurück und schaute zu den Flammen die die Scheune verschlungen. Viele Menschen stand dort und brachten sich und ihre Kinder in Sicherheit. Überall war Geschrei und Weinen zu hören als plötzlich jemand auf unser Haus zeigte.

"Seht! Dort brennt es ebenfalls! "rief der Mann und ich erschrak. Die Menschen stürmten sofort los um unser Haus davor zu retten, von dem Feuer verschlungen zu werden, während ich begann zu zittern.

Wenn sie unser Haus tatsächlich löschen können, überleben unsere Eltern und-
Plötzlich kam ein starker Nordwind und das Feuer der Scheune drehte. Es bäumte sich bedrohlich auf und sprang auf die nächsten Häuser über.

Ungläubig starrte ich zu dem Feuer und sah wie die Menschen verzweifelt versuchten beide Feuer unter Kontrolle zu bekommen, was ihnen jedoch nicht gelang. Also stellten sie sich dem Feuer der Scheune, da dieses schon auf mehrere Häuser über gesprungen war.

Erleichtert sah ich ihnen zu und nach einiger Zeit fiel unser Haus zusammen. Die Flammen zerfraßen das Holz und ich schluckte.
Jetzt...jetzt sind frei.

Ich verschränkte meine Arme und konnte es einfach nicht glauben. Ich- ich muss zu Amira.

So schnell ich konnte, rannte ich los und ignorierte die Rufe der Menschen. Ich sprintete durch das Tor, über die Brücke und ließ die Flammen hinter mir.

Ich rannte in die Richtung des Weingutes, das Dilucs seinem Vater gehörte und blieb außer Atem dort stehen. Ich sah Diluc und Amira am Ufer sitzen und Angeln und ich atmete erleichtert aus.

Plötzlich lief jemand neben mir und ich erschreckte mich. "W-wer bist du?" rief ich ängstlich und er grinste.

"Ich bin nur hier um mir das zu holen, was mir gehört. Schließlich hab ich euch geholfen " meinte der Junge und ich schaute verwirrt zu ihm.

Als ich begriff, zuckte ich zusammen und meine Beine haben unter mir nach. "L-l-lord Barbatos?!" rief ich überrascht und er lachte.

"Los, steh auf und folgt mir. Dann werde ich dir sagen, was ich von dir will..." meinte er und ging fort von dem Weingut.

Ich schaute noch einmal zu Amira und Diluc und folgte dann Barbatos.

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