Kapitel 3
Geschockt sah ich zu dem Platz, an welchem Yato und Yukine noch kurz zuvor standen.
"W-was z-zum? Wo sind sie hin?!", rief ich leicht panisch und sah mich schnell in dem Raum um, doch Kofuku lächelte nur. "Sie haben sich zu ihrem Auftraggeber teleportiert."
"Wie, sie haben sich zu ihrem Auftraggeber teleportiert? D-das kann doch gar nicht sein?!", mit großen Augen starrte ich die Göttin vor mir an, nicht glaubend was ich gerade gesehen hatte. "Wie sie schon gesagt, er ist ein Gott, wie Kofuku auch. Wenn jemand Probleme hat, wendet er sich normalerweise mit einem Gebet an einen Gott, oder ruft Yato an.", erwiderte Daikoke und zündete sich eine Zigarette an, während Kofuku lachend am Boden lag.
Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte, erklärten mir die Beiden alles bis ins Detail. Warum es Götter gab, warum sie Shinki hatten und warum die Gebete der Menschen für sie so wichtig waren. Unter den ganzen Erklärungen fiel mir auf, dass sie vorallem Yato dabei stark betonten. "Warum hebt ihr Yato so hervor? Ich meine wenn er ein Gott ist, hat er doch nichts zu befürchten.", sagte ich nachdenklich, immerhin hatte er doch auch Gläubiger. "Yato ist ein Kriegsgott, besser gesagt ein Unheilsgott. Er hat früher viele schreckliche Dinge getan, unteranderem auch Menschen getötet. Ich habe damals, bevor ich ihn kennen gelernt habe, auch gehört, dass er sogar ein Shinki umgebracht haben soll.", sagte Kofuku leise und sah mich ernst an, doch das konnte ich nicht glauben. "Das ist doch alles vergangen, Kofuku. Früher war es ganz normal, zu töten und getötet zu werden.", fügte Daikoke hinzu und schmiss Kofuku ein Reisbällchen an den Kopf. "Yato hatte sein ganzes Leben lang mit der Angst, Vergessen zu werden, zu kämpfen. Wenn es keine Glaubiger mehr gibt, dann verschwinden auch die Götter und Yato hatte, als die Zeit der Kriege vorbei war immer weniger Anhänger. Es ist generell schon ein Wunder, dass er noch nicht verschwunden ist."
Ich sah die beiden nur ungläubig an, Yato sollte so ein schrecklicher Gott gewesen sein? Nein, das konnte nicht sein. "A-aber er ist doch gar nicht bösartig. E-er hat mich doch gerettet u-und, so wie er, benimmt sich doch auch keiner, der so schlimme Dinge getan hat."
"Yato hat sich geändert, schon vor vielen hundert Jahren. Er ist nicht mehr der Unheilsgott, der er früher war. Und genau deswegen, bleibt auch Yukine bei ihm, genauso lassen wir ihn deshalb auch bei uns wohnen.", erklärte Daikoke weiter und musste lächeln. "Auch wenn er manchmal ne Tracht Prügel von mir einsteckt, wenn er es mal wieder übertteibt, so ist es doch angenehm, wenn er da ist, es ist hier gleich viel mehr los."
"Aaww Daikoke, dass ist das erste Mal, dass du wirklich sagst, dass du Yatty-chan gern hier hast."
"Das bleibt aber unter uns, wehe ihr sagt es ihm."
Kofuku und ich nickten schnell, auch wenn ich bezweifelte, dass er uns jemals sowas antun würde wie Yato, flöste uns sein ernster Ton doch schon ein wenig Angst ein.
Als es immer später wurde und Yato und Yukine noch nicht zurück waren, machte ich mir ein wenig Sorgen. Doch Daikoke und Kofuku winkten nur ab, die Beiden wären öfters länger bei Aufträgen eingespannt und es wäre normal, dass sie manchmal sehr spät wieder kamen. "Lasst uns langsam schlafen gehen, es ist schon spät und du, Hina, musst dich noch erholen.", meinte Daikoke irgendwann mit einem Blick auf die Uhr, während er seine bereits eingeschlafene Göttin auf die Arme nahm und Richtung Treppen ging. "Ich komme später nach, ich würde gerne noch ein wenig warten.", meinte ich müde lächelnd und wünschte den Beiden eine gute Nacht. "Mach dir nicht zu viel Sorgen und mach nicht mehr so lange.", lächelte Daikoke und verschwand mit Kofuku.
Ich versuchte noch wach zu bleiben, doch irgendwann übermannte mich die Müdigkeit und ich schlief ein.
Ich fand mich an einem hellen Ort wieder, um mich herum nichts außer Licht. Wo bin ich? War ich nicht gerade bei Kofuku und Daikoke?
'Schön zu sehen, dass es dir gut geht. Ich hatte schon befürchtet, Yato hätte es nicht geschafft.'
Ich drehte mich um, in die Richtung, aus der die Stimme kam, doch da war niemand, alles was Ich sehen konnte war ein gleißend hellen Licht.
'Hab keine Angst, ich werde dir nichts tun, mein Kind.'
"Wer bist du?", fragte ich in den Raum hinein und konnte meinen Augen nicht trauen, als eine wunderschöne Frau aus dem Licht trat. Verwirrt ging ich einen Schritt zurück und kniete nieder, diese Frau hatte eine beeindruckende Aura.
"Steh wieder auf, du brauchst vor mir nicht nieder zu knien. Ich möchte dir helfen dich zu erinnern.", sagte sie sanft und half mir lächelnd auf die Beine. "M-mich zu erinnern?", fragte ich sie mit gesenktem Kopf, ich traute mich einfach nicht sie anzusehen, doch sie legte ihre Hand unter mein Kinn und hob es an. Sie war wirklich wunderschön, ihr Gesicht strahlte Wärme aus und sie trug einen goldschimmernden Mantel mit Kapuze, welche sie über ihren Kopf trug. "Ich bin Amaterasu, die Herrscherin über die Götterwelt. Du hast bisher viel durchmachen müssen, wärst fast den Ayakashi erlegen und doch bist du nun hier.", sprach sie weiterhin sanft und sah mich an. "Ich habe dich nicht ohne Grund erneut zu mir geholt. Vor vielen Jahren, hast du mich gebeten, dich zu einer Sterblichen zu machen, da du mit deinem Schmerz nicht mehr leben und ihn vergessen wolltest." Sie bewegte ihre Hand und um uns herum veränderte sich die Umgebung, bis wir uns im einem Wald befanden. Entfernt konnte ich an einem See 2 Kinder beobachten, eines schien verletzt zu sein und das andere versorgte seine Wunde. Als ich näher heran gehen wollte verschwand das Bild und die Umgebung änderte sich erneut. Nun waren wir auf einem Schlachtfeld, überall um uns herum waren Verletzte und Tote, erschrocken sah ich Amaterasu an, doch sie deutete auf einen jungen Mann, welcher ein Mädchen auf seinem Rücken trug. "D-das sind doch die 2 Kinder von vorhin!", stellte ich mit großen Augen fest. "Was machen Sie hier?"
"Er versucht sie zu retten, hier herrschte ein fürchterlicher Krieg zwischen zwei Dörfern, sie sind beide im Kampf schwer verletzt worden."
Erneut änderte sich die Umgebung und wir standen in dem Juweliergeschäft von dem ich geträumt hatte, doch wir waren allein mit der Verkäuferin. "Warte ein wenig.", sagte Amaterasu und sah mich dabei traurig an, während sich meine Hände in dem Kimono, den mir Kofuku gegeben hatte, verkrampften. Ich hatte Angst vor dem was sie mir nun zeigen würde und starrte wie gebannt in Richtung Eingangstür. Es dauerte nicht lang, bis zwei maskierte Männer das Geschäft betraten und mit gezogener Waffe die Verkäuferin bedrohten, sie wollten Geld und den Schmuck. Als die Türe ein weiteres Mal aufging betrat dieses Mädchen, Kira, den Laden und betrachtete den Ring, welchen sie sich kaufen wollte, erstarrte jedoch als sie die Männer sah. Zitternd griff sie in ihre Tasche und holte ihr Handy heraus, ließ es jedoch fallen, wodurch sich die Maskierten zu ihr drehten. Sie hatten ein schauriges Grinsen aufgesetzt und positionierten ihre Waffen auf Kira. Leise vernahm ich ein 'Drück ab, töte sie, sie wird euch verraten.' und konnte die gleichen Schatten um die Männer erkennen, welche mich im Wald fast umgebracht hatten. Plötzlich wurde es um uns ganz still, als sich aus einer der Waffen ein Schuss löste und Kira in die Brust traf.
"Warum zeigst du mir das!? Ich will das nicht sehen!", schrie ich mit Tränen in den Augen, wieder verspürte ich diesen unendlichen Schmerz in mir und sah wie Kira zu Boden ging.
"Es ist wichtig für dich, um dich zu erinnern. Du bist etwas besonderes und du hast eine Aufgabe zu erfüllen, welche dich dein Leben lang begleiten wird. Und genau deswegen ist es so wichtig, dass du dich erinnerst."
"Dann sag es mir einfach! Was bitte ist so wichtig, wenn du es mir nicht einfach sagen kannst, woran ich mich erinnern soll und was meine Aufgabe ist!"
Doch all das Schreien brachte nichts, Amaterasu war verschwunden und ich musste zusehen wie Kira starb. Erschöpft sank ich zu Boden, umarmte meine Knie und vergrub meinen Kopf dazwischen. Ich hörte die Schreie der Verkäuferin und wie sich die Tür öffnete.
"Komm, Sekki!", als ich diese Stimme hörte, schnellte mein Kopf nach oben und ich rieb meine Augen um etwas sehen zu können. Doch ich erkannte nur wenig, durch den Schleier vor meinen Augen. Nachdem das Geschäft von einem hellen Licht erfüllt wurde, sackten die Männer bewusstlos zu Boden und wurden gefesselt. Langsam besserte sich meine Sicht und ich blickte in blaue Augen, welche traurig zu Kira blickten. "Es tut mir leid, alles was ich wollte, war dich beschützen und nun habe ich doch versagt." Es war Yato, welcher nun mit Tränen in den Augen neben ihr stand, ehe er sich umdrehte um zu gehen. Ich wollte ihm hinterher, ihm Trost spenden, doch ich konnte mich nicht mehr bewegen.
'Ich werde dir helfen, dich zu erinnern.' Da war sie wieder Amaterasu' s Stimme. 'Verzeih mir das es so sein muss, aber nur so kann ich dir helfen.'
Doch ich ignorierte sie, alles was ich wollte, war zu Yato gelangen, doch er hörte mich nicht und ging weiter fort.
"Y-yato.", schluchzte ich als spürte wie jemand etwas um mich legte und zuckte zusammen.
"Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken.", lächelte mich der Gott schuldbewusst an. "Es ist leider später geworden, als wir gedacht haben."
Augenblicklich beruhigte ich mich und fasste an meine Schulter, er hatte mir seine Trainingsjacke umgelegt und atmete seinen Duft ein - er roch so gut. Als er die Treppen hoch gehen wollte, griff ich seine Hand. "B - Bitte bleib.", stotterte ich und sah ihn flehend an, worauf er nur kurz nickte. Er holte noch zwei Decken und Kissen und legte sich neben mich.
"Hast du wieder einen Albtraum gehabt?", fragte er besorgt und strich mir sanft durchs Haar. Ich wusste nicht ob es ein Albtraum, oder ein Traum war, es fühlte sich alles so unbeschreiblich echt an. "J- ja, ich glaube schon.", ich fühlte mich so sicher in seiner Nähe, als könne mir niemand schaden, wenn ich bei ihm wäre. "Mach dir keine Sorgen, ich bin ja da. Du kannst beruhigt weiterschlafen und morgen sagst du mir, was dich beschäftigt, einverstanden?", flüsterte Yato, während er einen Arm um mich legte und mich an sich zog. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich seinen Arm umfasste und spürte wie sein Atem ruhiger wurde.
"Yato?"
"Hm?"
"I-ich danke dir, i-ich danke dir vielmals."
Es dauerte nicht lang, bis wir Arm in Arm eingeschlafen waren und diesmal hatte ich keinen Albtraum.
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