Kapitel 11
"Komm, lass uns etwas weiter gehen.", flüsterte Yato leise, holte mich aus meinen Gedanken, während er mich langsam über die Brücke führte und mich weiterhin ansah.
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Mein Herz schlug mit bis zum Hals, während wir langsam am Ufer des Sees entlang gingen und ich Yato's Blick unentwegt auf mir spürte. Keine einzige Minute hatte er ihn von mir abgewand, seit dem Moment auf der Brücke.
"Du bist die Erste, der ich diesen Platz gezeigt habe.", sagte er plötzlich und blieb stehen. Ich zuckte leicht zusammen, als er mich, aus heiterem Himmel, wieder hoch hob und ich mich in seinen Armen wieder fand.
"Ä-ähm Y-yato?", flüsterte ich und wurde rot, doch er grinste mich nur an und trug mich zu einer kleinen Bank, auf der er sich mit mir niederlies. "Ich habe dir doch gesagt, egal was passiert wir bleiben an deiner Seite und das meine ich auch so. Du bist für mich sehr wichtig, ich weiß nicht warum, aber schon als ich dich das erste Mal gesehen habe, als du ein Mensch warst, wusste ich, dass ich dich beschützen muss. Auch, wenn ich es noch nicht verstehe, spüre ich, dass uns etwas verbindet.", sagte er leise und kam mir immer näher, ich spürte seinen Herzschlag, es schlug genauso wild, wie meines.
"Kira, ich werde dich immer beschützen, komme was wolle."
Doch statt einen Kuss, zog er mich zu sich und vergrub sein Gesicht an meinem Hals. Seine Haare kitzelten meine Wange und ich sog seinen Duft ein. "Ich werde immer bei dir bleiben.", sagte ich sanft und strich mit meiner Hand über seinen Kopf. Auch, wenn ich nicht wusste, was in ihm vorging, was er noch wusste, so spürte ich, dass auch seine Vergangenheit ihn noch immer quälte. "Erzähl mir von deiner Vergangenheit. Ich möchte wissen, was dich so belastet.", fügte ich leise hinzu, während ich meinen Blick über den dampfenden See schweifen lies.
"Kofuku und Daikoke haben dir doch bestimmt schon alles erzählt."
"Ich möchte es von dir hören."
Vorsichtig setzte mich Yato neben sich und begann zu erzählen. Er sprach über seinen Vater, seinem ehemaligen Shinki Nora, wie sie ihn zwangen Menschen zu töten und wie er dadurch zum Unheilsgott Yaboku wurde. Wie er von Kazuma gebeten wurde, die Shinki des Ma-klans zu vernichten, um Bishamon zu retten. Warum er sein eigenes Shinki, Sakura, töten musste, nachdem sie zu einem Ayakashi wurde, weil er ihren Namen genannt hatte, den sie in ihrem Leben als Mensch hatte. Er erzählte mir einfach alles, doch unter all diesen Erinnerungen, fiel mir auf, dass er keine einzige Erinnerung an sein Leben als Mensch hatte und genauso wenig an uns. Als ich ihn fragte wie er zu einem Gott wurde, wurde sein Blick traurig und Tränen bildeten sich in seinen Augen. "Ich weiß es nicht genau, ich weiß nur, dass eine Stimme mir sagte, dass ich weiter existieren müsse, um jemanden zu finden, der mir helfen würde. Doch ich fand ihn nicht und das nutzte mein Vater aus.", sagte er und begann zu zittern, seine Lippen verzogen sich zu einem traurigen Lächeln.
"Als die Kriege aufhörten, die Menschen sich änderten, fühlte ich mich verloren, reiste orientierungslos durch die Gegenden und versuchte alles um nicht zu verschwinden. Als ich jedoch sah, dass die Menschen Hilfsbereitschaft mehr würdigten, als den Tod, entschied ich mich zu ändern und sagte mich von Vater und Nora los. Ich wollte nicht mehr töten, ich wollte, dass die Menschen mich für meine guten Taten verehrten, was mir Sakura beigebracht hatte und ich schwor mir, meine Vergangenheit hinter mir zu lassen."
Tränen liefen über sein Gesicht, als er mich wieder ansah und nach meiner Hand griff. "Du bist das Einzige, was das Gefühl in mir weckt, dass ich auch mal eine gute Vergangenheit hatte."
Seine Finger verschlagen sich mit meinen, während ich ihn mitfühlend ansah und anfing zu lächeln. "Sakura wäre stolz auf dich, wenn sie dich jetzt sehen könnte. Du bist nicht mehr Yaboku, du bist kein Unheilsgott mehr. Yukine sagte mir, du möchtest ein Glücksgott werden und ich glaube an dich. Du bist Yato, ein Glücksgott und ich werde dir helfen, deinen Wunsch wahr werden zu lassen."
Ohne es zu merken, hüllte meine Aura uns ein und erstrahlte den ganzen See. Ich wusste vielleicht nicht, was ich für eine Göttin war, doch wurde mir klar, dass ich ihm seinen Wunsch, sein gewähltes Schicksal erfüllen wollte und ich alles dafür tun würde. Auch wenn es bedeuten sollte, dass ich aufhören musste nach meiner Vergangenheit, meinen Erinnerungen zu suchen, so würde ich sie doch nicht verlieren. Sie existierten tief in mir und würden nie vergehen, ich musste nur akzeptieren, dass es ab nun nur noch um die Gegenwart und Zukunft ging und um Yato.
"Ich danke dir, dass du es mir erzählt hast.", flüsterte ich leise, während ich ihn ansah. Er wirkte überrascht und verdutzt zugleich, eine leichte Röte zeichnete sich auf seinen Wangen ab, als ich ihm immer näher kam. "K-kira, m-meinst d-du d-das E-ernst?"
Lächelnd nickte ich kurz und küsste ihn vorsichtig, während ich meine Hände um seinen Nacken legte. Yato zuckte leicht zusammen, ehe er mich an sich zog und den Kuss erwiderte. Ich hörte auf das, was mein Herz mir sagte, spürte wie er sich entspannte, die Traurigkeit von ihm abfiel und das ich mich entschieden hatte.
Nicht nur Yato hatte sich damals entschieden sich zu ändern, nein, auch ich hatte mich entschieden und ich fühlte, dass es richtig war.
Yato hatte recht, unsere Vergangenheit könnten wir nie ändern, wir müssen sie akzeptieren, als einen Teil von uns. Alles was geschehen ist, hatte einen Sinn, war richtig, auf die ein oder andere Weise und veränderte uns Schritt für Schritt.
Wir blieben noch lange so sitzen und genossen die gegenseitige Nähe und Wärme, als Yato mich plötzlich ansah. "Eigentlich wollte ich dir helfen und nun hast du den Spieß umgedreht, das ist gemein", lächelte er sanft und strich mit seinen Fingern über meinen Arm, nur um meine Hand zu fassen. "Blödmann.", lachte ich und bettete meinen Kopf an seiner Brust. "Aber, ich glaube, daran könnte ich mich gewöhnen.", flüsterte er nur, hob meinen Kopf an und küsste mich erneut.
Leises Vogelgezwischter drang an unsere Ohren und einige Sonnenstrahlen kitzelten uns, als wir unsere Augen öffneten - wir waren Arm in Arm auf der Bank eingeschlafen. "Guten Morgen.", gähnte Yato müde und streckte sich. "Ich glaube, wir sollten langsam wieder nach Hause gehen, bevor die Anderen aufwachen.", sagte ich, während ich Yato lächelnd ansah und aufstand. "Erst will ich dir noch was zeigen.", grinsend kam er auf mich zu und hob mich hoch, während er mir einen sanften Kuss auf die Stirn gab. "Mach die Augen zu, ich verspreche dir, es wir dir gefallen und diesmal trag ich dich bis wir da sind." Seufzend lächelnd tat ich was er sagte, legte meine Arme um ihn und ließ mich von ihm entführen.
Als er wieder stehen blieb, öffnete ich meine Augen und fand mich auf einer Klippe wieder. Sie weiteten sich, als er mich umdrehte und wir aufs Meer hinaus sahen. Die Sonne fing gerade an aufzugehen und tauchte den Horizont in tausende Farben, während sie sich im Meer spiegelte. "Und gefällt es dir?", fragte er leise, als er von hinten an mich heran trat und seine Arme um mich legte. "Ja, sehr.", lächelnd lehnte ich mich zurück. Es war fast so, als hätte uns Amaterasu diesen Sonnenaufgang geschickt, als würde sie sich freuen und bestätigen, dass wir einen Neuanfang begonnen hätten.
Wir wussten nicht, was noch auf uns zukommen würde, welche Gefahren uns noch begegnen würden - wir konnten jedoch das Hier und Jetzt genießen, solange es möglich sein würde.
Die Menschen fingen an, ihren Alltag zu beginnen, ihre Arbeit auf See aufzunehmen und wir entschlossen uns, zurück zu gehen. Wie erwartet, herrschte im Haus der Armutsgöttin totenstille, als wir ankamen und uns vorsichtig in unser Zimmer schleichen wollten. "Na, seid ihr auch endlich wieder da? Wo wart ihr?", gähnte Yukine und sah uns mürrisch an, während wir in der Tür zu Salzsäulen erstarrten. "Ich dachte schon, ihr kommt gar nicht wieder."
Ich merkte, wie ich schlagartig wieder rot wurde und suchte nach einer Erklärung, doch Yato fand seine Stimme schneller wieder. "Wir waren spazieren und haben dabei die Zeit vergessen. Als es dunkel wurde, haben wir uns bei einem, von Bishamon ' s Nebenschreinen einquartiert und dort übernachtet."
Während Yato erklärte, zog Yukine nur eine Augenbraue hoch und sah uns schief an. "Hm...ist ja auch egal. Habt ihr wenigstens was zum Frühstück gemacht? Ich bin am verhungern.", murmelte er müde, während er seine Decke zur Seite schob und aufstand. "Wir wollten uns eigentlich nur frisch machen und dann gleich was holen.", lächelte ich nun, als ich sah, dass Kofuku mir frische Kleidung hingelegt hatte und schob mich an Yato vorbei, um sie zu nehmen. Yukine schien die Geschichte zu glauben, daher beruhigte sich Yato und fing an zu grinsen. "Würdet ihr bitte kurz raus gehen? Ich möchte mich dann doch schon ohne Publikum umziehen. Du kannst dir übrigens auch was frisches Anziehen, Yato.", seufzte ich, als ich mitbekam wie die Zwei mich beobachteten und schob sie auf dem Zimmer raus, während ich Yato eine Hose und ein Shirt in die Hand drückte.
Zwar murrte er, als er die Tür hinter sich schloss, jedoch konnte ich nur zu deutlich sein Grinsen dabei erkennen. "Verrückter Kerl.", lachte ich und sah mir an, was Kofuku und Daikoke mir hingelegt hatten. Es war ein kurzes schwarzes Kleid, kniehohe schwarze Stiefel, die dazu passenden Armstulpen und ein bodenlanger weißer Mantel mit Kapuze. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen zog mich um und ging nach unten. Yato und Yukine diskutierten bereits wieder über etwas, nur konnte ich es leider nicht verstehen. "So fertig. Ich hole dann mal Frühst....ähm.", sagte ich fröhlich, als ich ins Wohnzimmer kam, stockte aber, als ich den gedeckten Tisch sah. "Wir dachten, wir holen es schonmal.", lächelten mich die Beiden an und machten weiter. Überrascht setzte ich mich an den Tisch und sah ihnen zu, wie sie die letzten Sachen aus der Küche trugen. "Wie kommt's?", fragte ich grinsend, nippte an meinem Kaffee und verzog leicht mein Gesicht - sie hatten ihn viel zu stark gemacht. Mit einem bitteren Geschmack auf meiner Zunge, nahm ich etwas Milch und Zucker, in der Hoffnung, ihn dadurch etwas milder zu bekommen.
"Wir wollten dich überraschen. Schmeckt es?", murmelte Yato, als er sich neben mich gesetzt hatte und sah mich mit großen Augen an. Ich nickte lächelnd und nahm einen weiteren Schluck - ich wollte sie nicht kränken, immerhin hatten sie sich ja auch Mühe gegeben.
Als wir fertig waren, half ich den Beiden noch, das Geschirr abzuräumen und die Küche sauber zu machen. Immer wieder berührte mich Yato dabei leicht am Arm, wodurch sich ein rosa Schimmer auf meinem Gesicht bildete und er frech grinste.
"Na komm, lass uns dein Shinki suchen."
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