96. Kapitel
„Du passt doch auf alle auf, solange ich weg bin, oder?", fragte Liza noch einmal zur Sicherheit, „Ich lass dir ein paar Tränke hier, für den Fall, dass sich jemand verletzt. Im Notfall kannst du mich natürlich mit einem Patronus erreichen, aber es wäre... besser, wenn du mich nicht zu oft kontaktierst, immerhin kannst du nicht wissen, wer sonst noch aller bei mir ist."
„Ich weiß, Liza", beruhigte Charlie sie sanft, „Ich weiß. Sonst würde ich dich wohl ständig kontaktieren."
„Ich werde versuchen, euch auf dem Laufenden zu halten", versprach Liza leise, „Aber..."
„Solange du es versuchst, ist alles okay", gestand Charlie, „Versuchen ist besser, als gar nicht."
„Wir können keiner Eule vertrauen – sie könnten abgefangen werden und mit einem Patronus könnte jeder mithören. Aber... vielleicht schaffen wir es einmal, uns zu sehen."
„Liza!", rief Konstantin von draußen.
„Er hat es immer so eilig", lachte Liza traurig.
„Du hast es auch immer eilig", erinnerte Charlie sie, „Auf jeden Fall hasst du es, Zeit zu verschwenden."
„Es ist keine verschwendete Zeit, wenn ich mich von dir verabschiede", widersprach Liza, „Wenn es nach mir ginge, würde ich die Zeit einfrieren."
„Du solltest gehen", gestand Charlie traurig, „Wir können es nicht ewig hinauszögern."
„Ich werde an dich denken", versprach Liza, „Jeden Tag."
„Und ich an dich, Liza", es waren sogar einige Tränen in Charlies Augen, aber Liza sprach ihn nicht darauf an, „Wir sehen uns wieder."
Charlie zog sie an sich und küsste sie. Sie wollten beide nicht, dass es sich wie ein letzter Kuss anfühlte, aber doch war es wie ein Abschiedskuss.
„Das ist wirklich ekelhaft", bemerkte jemand hinter ihnen, aber anstatt sich zu trennen, zögerten Charlie und Liza es noch einen Moment hinaus, bevor sie jeweils einen Schritt voneinander wegtraten und zu demjenigen sahen, der diesen intimen Moment ruiniert hatte.
„Dasselbe könnte ich auch von Remus und dir sagen, Tonks", erinnerte Liza ihre Freundin.
„Aber wir sind immer leise", fügte Charlie hinzu.
„Ja, ja, schon gut", winkte Tonks ab und wandte sich an Liza, „Liza, hast du einen Moment?"
„Natürlich, Tonks, hast du gedacht, ich würde gehen, ohne mich von dir zu verabschieden?"
„Ich warte dann draußen", bot Charlie an und deutete zur Tür, durch die er auch schritt.
Tonks und Liza blieben zurück und Tonks sah Charlie hinterher, als wäre sie misstrauisch, dass er doch lauschen könnte, bevor das Lächeln aus ihrem Gesicht verschwand und sie Liza ernst ansah.
„Du passt doch auf dich auf, oder?", fragte Tonks unsicher, „Ich..."
„Natürlich pass ich auf mich auf", versprach Liza.
„Du bist meine beste Freundin", Tränen sammelten sich in Tonks Augen und erschrocken darüber, ihre Freundin weinen zu sehen umarmte Liza sie fest.
„Alles wird okay, Tonks", versuchte Liza sie zu beruhigen, „Alles wird okay. Es wird auch nicht für lange sein. Wir haben uns doch häufiger lange nicht gesehen."
„Dieses Mal ist es anders", widersprach Tonks, „Ich... ich kann mir einfach keine Welt vorstellen, in der du nicht bist. Was soll ich ohne meine beste Freundin tun?"
„Du hast Remus", erinnerte Liza sie, „Du hast jetzt Familie. Du hast deine Eltern."
„Aber ich habe nur eine Liza", schniefte Tonks, „Ich will nur, dass du auf dich aufpasst."
„Versprochen", beruhigte Liza sie, „Ich habe nicht vor, in nächster Zeit zu sterben."
„Liza!", wiederholte Konstantin laut.
„Wir schaffen das beide", Liza löste sich von ihrer ältesten Freundin, „Pass du lieber auf dich auf."
„Sie haben keinen Grund, mich zu verfolgen", schnaubte Tonks, „Ich wünschte, ich könnte dich irgendwie in meinen Stammbaum schmuggeln, dann müsstest du auch nicht gehen."
„Dafür kennen mich wohl zu viele Zauberer", lehnte Liza ab, „Außerdem bist du selbst gefährdet. Bitte, Tonks, du bist mit einem Werwolf verheiratet, deine Tante ist eine fanatische Todesserin und dein Vater ein Muggelgeborener, wie ich. Ich sollte eigentlich deine letzte Sorge sein – dein eigenes Leben ist auch in Gefahr."
„Ich bin eine Hufflepuff", widersprach Tonks ihr, „Ich denke nicht an mich. Ich bin meinen Freunden loyal gegenüber."
„Dann pass auf die Familie auf", bat Liza sie, „Ich kann nicht hier sein, aber du schon. Bitte."
„Ich verspreche es", bestimmte Tonks sicher, „Wir passen alle aufeinander auf. Dafür ist Familie da."
Liza umarmte Tonks noch ein letztes Mal, bevor sie sich umdrehte und Charlie aus der Tür hinaus folgte.
Konstantin wartete mit Tia schon mit ihren Sachen.
Konstantin wirkte wie immer viel zu elegant. Sie würden in einem Wald in einer Hütte in Schlafsäcken schlafen, aber der Tag, an dem Konstantin keine eleganten Umhänge trug und seine Haare nicht frisierte, musste erst noch kommen. Er wirkte so entspannt und lächelte sogar. Er war auch der einzige gewesen, der sich von niemanden so wirklich verabschiedet hatte. Jeder kannte Konstantin, aber trotzdem hatte er niemanden wie Liza Tonks oder Charlie hatte oder wie Tia, die George und Remus hatte.
Tia wirkte neben Konstantin irgendwie ein bisschen schlampig (aber das taten eigentlich alle) mit bequemer Wanderkleidung und ihre Haare, die George in der Früh für sie geflochten hatte. George konnte das inzwischen ziemlich gut – vielleicht könnte er Friseur werden, wenn das mit dem Scherzartikelladen irgendwann zu langweilig wurde.
Tia lächelte Liza zu und Liza lächelte zurück – sie war ein nettes Mädchen und schien niemals wirklich Sorge zu haben. Sie war bestimmt eine gute Begleitung für die Reise – jedenfalls angenehmer, als Konstantin.
Liza hob die Hand für einen Gruß, als sie spürte, wie sie über ihre eigenen Füße stolperte.
Einen Moment lang dachte sie, sie könnte doch noch ihr Gleichgewicht wiedergewinnen, aber dann näherte sich schon der Boden und Liza fiel die Länge nach hin.
„Au", murmelte sie, bevor sie sich aufrappelte und ihre Hände untersuchte – sie bluteten ein bisschen, aber es war nichts Dramatisches, also ging Liza weiter, als wäre nie etwas passiert.
Tia und Konstantin lächelten noch immer, aber es wirkte ein bisschen gezwungen.
„Nimmst du nicht mehr mit?", fragte Liza an Tia gerichtet, als sie sah, dass Tia auf ihrem Rücken nur einen kleinen Rucksack trug, während Konstantin und Liza neben zwei riesigen Rucksäcken auch noch ihre Schlafsäcke daran festgebunden hatten.
„Es wird reichen", winkte Tia ab und Liza hoffte, dass das Mädchen nicht nur die Länge der Reise unterschätzte.
Liza und Konstantin hatten zusammen mit Arthur eine Hütte in einem Wald ein bisschen renoviert, aber Betten gab es dort keine, also würden sie auf jeden Fall Schlafsäcke brauchen, was sie Tia auch gesagt hatten, aber Liza konnte keinen Schlafsack an dem Mädchen sehen.
Notfalls würde Liza ihr ihren Schlafsack leihen und sie konnten in einem Muggelladen einen anderen Schlafsack kaufen. Sie und Konstantin hatten ihre Konten in Gringott's geleert und auch einiges davon gegen Muggelgeld getauscht – damit würden sie bestimmt einige Zeit auskommen.
„Wollen wir gehen?", fragte Konstantin, „Ich wäre gerne weg, bevor die Todesser auf die Idee kommen, dass sie vielleicht noch einmal hier nachsehen."
„Sei nicht immer so pessimistisch", tadelte Liza ihn.
„Ich bin nicht pessimistisch, sondern realistisch", verbesserte Konstantin sie.
„Vielleicht sollten wir einfach apparieren", schlug Tia vor, „streiten können wir noch später."
Liza und Konstantin tauschten finstere Blicke aus und schnaubten, aber beide wussten, dass das nicht wirklich ein Streit war, es war nur eine kleine Meinungsverschiedenheit zwischen Geschwistern.
Liza nahm Konstantins Hand – er würde sie apparieren und Liza war bereit.
Ihr Blick traf den von Charlie und er lächelte nicht, aber als er sah, dass sie in seine Richtung blickte, zwang er sich wohl zu einem Lächeln und winkte ihr.
Er wollte nicht, dass sie ihn mit einer finsteren Miene in Erinnerung behielt und das wollte Liza auch nicht, als lächelte sie zurück.
„Halt! Warte!", rief plötzlich jemand und einer der Weasley-Zwillinge rannte zu ihnen und schnell erkannte Liza, dass es George war (denn er rannte nicht nur direkt auf Tia zu, sondern ihm fehlte auch ein Ohr).
Tia schien verwirrt zu sein, bis George sie stürmisch ein letztes Mal umarmte.
Liza lächelte. Als sie Fred und George kennengelernt hatte, hatte sie nie gedacht, dass die beiden jemanden finden würden, der sie aushielt, aber offenbar gab es doch jemanden.
Tia schien überhaupt nicht das zu sein, das man sich von einer Freundin eines Weasley-Zwillings erwarten würde.
Freds Freundin, Agnes, war wenigstens ziemlich hartnäckig gewesen und war selbst nicht die Unschuld in Person gewesen, aber Tia war freundlich, nett und hilfsbereit. Eigentlich alles, was die Zwillinge nicht waren und doch umarmte George seine Freundin und die beiden waren in diesem Moment einfach eins, wie eines der Paare, die schon so lange zusammen waren, dass man sie nur als Paar kannte.
Tia ließ George wieder los und küsste ihn schnell auf die Wange, bevor sie wieder Konstantins Hand nahm.
Liza schaute wieder zu Charlie, der neben Tonks stand und er war auch das letzte Gesicht, das sie sah, bevor sie apparierten.
Sie landeten nur Momente später in einem Wald, den Liza schon gut kannte, denn sie waren schon häufig dorthin appariert und hatten Schutzzauber aufgestellt oder das Haus repariert.
Das Haus war klein und Liza wusste, dass es nicht sonderlich gemütlich darin war. Es gab keine Heizung, sondern nur einen Ofen und das Wasser im Bad war immer eiskalt, aber es würde sich aushalten lassen. Keiner hatte gesagt, dass diese Reise ein Urlaub werden würde und darüber war Liza auch ganz froh – sie hasste es, Urlaub zu machen.
Als sie gelandet waren, fiel Liza sofort auf, dass Tia sich wie vor Schmerzen leicht nach vorne beugte und sich an die Brust griff.
„Ist alles okay mit dir?", fragte die Heilerin das Mädchen besorgt – hatte Konstantin sie gesplintet?
Tia antwortete ihr nicht, sondern fragte: „Wo sind wir?"
„Das ist wohl unser Haus", seufzte Liza unzufrieden, „Es ist schon lange verlassen. Arthur hat uns geholfen, es wieder ein bisschen aufzubauen."
„Es ist noch immer nicht perfekt, aber wir können ja noch daran arbeiten", schlug Konstantin vor und er klang nicht so abgeneigt von der Idee, wie Liza vermutet hätte, „Es wird vorerst reichen."
„Es ist perfekt", bemerkte Tia heiter und begann, in Richtung des Hauses zu gehen, aber schnell packte Liza sie am Umhang und zog sie zurück.
„Warte! Warte! Warte! Da sind so einige Zauber auf diesem Haus – wir wollen doch nicht, dass du sie auslöst, oder?"
Einer der Zauber hätte Tia auf der Stelle bewusstlos zusammensinken lassen – das wollte Liza nicht. Der Zauber wäre zwar nicht tödlich gewesen, aber schlimm genug – es war immer unangenehm, wenn man aus dem Nichts von einem Zauber getroffen wird.
„Oh, Entschuldigung", Tia wurde rot und wirkte auf einmal nicht mehr so fröhlich, sondern eher schüchtern, „Das habe ich nicht gewusst."
„Wir können dir zeigen, wie man sie aufstellt und bricht", schlug Konstantin begeistert (für seine Verhältnisse) vor, „Irgendwann kannst du uns dann helfen."
„Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist", widersprach Tia, „Ich bin nicht gut im Zaubern."
„Das ist doch kein Problem, deswegen zeigen wir dir es ja", winkte Konstantin ab und begann, die Zauber um das Haus herum so zu bannen, dass sie es betreten konnten. Es war eine Unannehmlichkeit, die sie in Kauf nahmen, damit sie sicher waren und hinter ihnen würde Konstantin sie wieder aufstellen, damit niemand Ungebetenes in die Nähe des Hauses kommen konnte.
Liza war erstaunt darüber, wie offen Konstantin diesem Mädchen gegenüber war. Tia war freundlich und durch Remus und den Orden hatten sie sie besser kennen gelernt, aber trotzdem fand Liza, dass ihr Bruder sich sehr um die jüngere Hexe kümmerte. Als wäre sie eine Schwester. Liza fand das niedlich, wie Konstantin Tia offenbar zu einem Projekt von sich gemacht hatte und Tia war einfach nur überwältigt von Konstantin und seinen Fähigkeiten, wie es eine kleine Schwester eben war.
Auch Liza war immer begeistert von ihrem großen Bruder gewesen (auch, wenn sie es nicht so oft gezeigt hatte) und hatte in mehrere Situationen versucht, ihn zu beeindrucken. Konstantin war eben einfach cool.
Konstantin hatte seinen Zauberstab sinken lassen und Liza fragte sich, ob etwas Falsch war, aber in diesem Moment drehte er sich um und fragte frech: „Worauf warten wir noch? Wollen wir noch länger hier herumstehen oder gehen wir auch hinein?"
All die Gedanken, wie sehr sie ihren Bruder bewunderte, waren mit einem Schlag verschwunden und Liza sah Konstantin humorlos an.
„Wir haben nur auf dich gewartet", verteidigte sie sich leicht beleidigt.
Konstantin grinste sie überheblich an und verbeugte sich leicht, als Liza zusammen mit Tia an ihm vorbeistolzierte.
„Dann machen wir es uns erst einmal gemütlich", schlug Konstantin vor und warf unachtsam seine Sachen in eine Ecke, „und mit „gemütlich" meine ich, dass wir jetzt unseren ersten Einsatz planen."
Lizas Laune sank. Einsatz? Konstantin wollte sich schon wieder in Gefahr begeben, obwohl er derjenige war, den das Ministerium suchte? Es gab sogar schon Fahndungszettel von ihm – Liza hatte sie in der Zeitung am Morgen gesehen.
„Einsatz?", wiederholten Liza Tia zugleich und die beiden sahen sich fragend an, aber offenbar hatte auch Tia nichts davon gewusst.
„Ganz genau, Einsatz", bestätigte Konstantin ihnen heiter, „Setzt euch, dann erkläre ich es euch."
„Was für seltsame Einfälle hast du jetzt schon wieder?", seufzte Liza unzufrieden, setzte sich aber wie auch Tia zu Konstantin an den Tisch.
„Ich kann euch ja erst einmal den Plan erklären und dann könnt ihr noch immer entscheiden, ob ihr helfen wollt, oder nicht", bot Konstantin an.
„Ich helfe gerne!", lächelte Tia heiter, aber Liza war sofort besorgt um Tia. Sie war so begeistert von Konstantin, dass sie ihm blind folgen würde, ohne zu wissen, dass selbst die, die perfekt wirkten, ihre Fehler hatten und es war eindeutig Konstantins Fehler, dass er sich immer viel zu voreilig in Gefahren stürzte.
„Nein, Tia", widersprach Liza, „Wir hören uns erst einmal an, was er überhaupt vorhat, bevor wir Entscheidungen treffen."
„Aber ich helfe gerne", meinte Tia bestimmt.
„Genau diese Einstellung brauchen wir", jubelte Konstantin gut gelaunt und Liza verfluchte innerlich ihren Bruder. Er war bestimmt ein noch schlechterer Einfluss auf das Mädchen, als die Weasley Zwillinge.
„Rede, Kon", befahl Liza ihren Bruder streng und Konstantin grinste sie breit an, lehnte sich in seinen Stuhl zurück und verschränkte die Arme hinter dem Nacken. Er fühlte sich viel zu selbstsicher für Lizas Geschmack.
„Ich muss ins Ministerium", erzählte er.
„Wie bitte?", hinterfragte Liza. Sie hatte sich bestimmt verhört.
„Das ist toll!", freute Tia sich.
„Das ist Selbstmord", widersprach Liza ihr, „Hast du die Todesser nicht schon genug provoziert? Hast du in letzter Zeit nicht schon oft genug dein Leben riskiert?"
„Wenn es nicht wichtig wäre, würde ich es nicht vorschlagen", erklärte Konstantin jetzt wieder ernst und lehnte sich wieder vor, „Es ist ein Auftrag, den ich noch zu Ende bringen muss."
Liza schaute ihren Bruder finster. Was dachte Konstantin sich dabei? Wann war er so lebensmüde geworden? Seit Sirius tot war – vielleicht davor schon. Was war passiert, dass aus dem vorsichtigen Ravenclaw-Perfekten-Schüler Konstantin geworden war?
Liza stand ruckartig auf und seufzte. „Ich mach einen Tee", beschloss sie gereizt und schwang ihren Zauberstab durch die Luft und ließ einen Teekessel aus einem der Kästen fliegen, der sich mit Wasser füllte und auf den Herd stellte. Liza brauchte jetzt einen Tee – so einen, wie Charlie immer trank. Kaffee wäre auch gut gewesen, aber in solchen Situationen trank Liza doch lieber Tee – das erinnerte sie an Charlie. Noch immer unzufrieden setzte Liza sich nicht zurück zum Tisch, sondern blieb neben dem Herd stehen und verschränkte ihre Arme vor der Brust.
„Bevor Rufus gestorben ist, hat er versucht, in sein Büro zu kommen, um einige Akten zu holen", erklärte Konstantin und er klang absolut rational. Rufus... nicht mehr „Mr Scrimgeour" oder „Zaubereiminister"... Rufus... es war Liza schon aufgefallen, dass irgendwann während der gemeinsamen Reise durch das Ministerium etwas passiert war, dass die beiden sich nahe gekommen waren. Sie waren Freunde geworden, den Konstantin umbringen hat müssen. Kein Wunder also, dass Konstantin unbedingt diesen Auftrag erledigen wollte.
„Wenn sie in seinem Büro gewesen sind, dann haben die Todesser sie schon", erinnerte Liza ihn (und dieses Mal war sie diejenige, die pessimistisch war), „Der neue Minister ist einer von ihnen, schon vergessen?"
„Ich vergesse niemals etwas, Schwesterherz", widersprach Konstantin ihr, „Rufus hat sie versteckt – irgendwo unter dem Boden. Es ist ihm wichtig genug gewesen, um dafür zu sterben."
Konstantin war bereit, nicht nur sein eigenes Leben dafür zu riskieren, sondern auch noch das von Liza und auch Tia – das Mädchen, das Konstantin bestimmt nicht umbringen wollte, sondern beschützen. Konstantin schien das wirklich wichtig zu sein, sonst würde er nur sein eigenes Leben aufs Spiel setzen.
Scrimgeour und er waren Freunde gewesen und er wollte nur, dass sein Tod nicht umsonst gewesen war. Konstantin wollte nur sichergehen, dass sein Freund nicht unerledigter Dinge von dieser Welt ging, auch wenn es dafür eigentlich schon zu spät war.
„Wenn es dir wichtig ist...", Liza zögerte einen Moment, „Wenn es dir wirklich so wichtig ist, dann können wir es versuchen. Aber ich will einen Plan sehen und wir stürzen uns nicht da hinein. Ich will nicht, dass jemand deswegen verletzt wird."
„Abgemacht", grinste Konstantin, „Ich würde euch nicht darum bitten, wenn es nicht wichtig wäre."
„Ich weiß", Liza lächelte leicht, aber das Lächeln erreichte nicht ihre Augen.
„Rufus wollte nicht, dass jemand diese Akten findet und wenn er bereit war, dafür zu sterben, dann muss ich ihn ehren", gab Konstantin leiser zu und wirkte betrübt, „Er ist nur deswegen gestorben – ich will wissen, ob sie es wert waren."
„Das verstehen wir", beruhigte Liza ihn und verließ ihren Platz neben dem schon langsam dampfenden Teekessel, um zu ihrem Bruder zu gehen und ihm eine Hand auf die Schulter zu legen.
„Ich will nicht, dass die Todesser die Akten finden", zischte Konstantin und Hass war in seinen Augen zu sehen – Liza kannte diesen Hass nur in Konstantins Augen, wenn dieser von Sirius' Tod gesprochen hatte, „Ich will nicht, dass Rufus gestorben ist, nur damit Voldemort sie trotzdem zu Gesicht bekommt."
Liza hatte erwartet, dass in der Zukunft noch so einige Herausforderungen auf sie zukommen würden, aber in diesem Moment erwartete sie sie eigentlich nicht.
Das lehrte sie wohl wieder einmal, auf Moodys Worte zu hören: „Immer wachsam!", denn genau in diesem Moment schien sich das Leben schon wieder gegen sie zu stellen und alles ging schief.
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