91. Kapitel

„Wie ist die allgemeine Lage?", fragte Konstantin, während er lächelnd neben dem Minister durch die Gänge des Ministeriums ging.

Es waren ziemlich viele Leute noch unterwegs, obwohl es schon nach Feierabend war, aber alle taten einfach so, als wären sie noch mit ihrer Arbeit beschäftigt, die sie noch fertigstellen wollten, bevor sie nach Hause gingen.

„Sehen Sie sich um, dann wissen Sie es", bemerkte Scrimgeour, ohne den Mund zu bewegen.

„Wir können also davon ausgehen, dass jeder Anwesende Sie im Moment umbringen will?", erriet Konstantin lächelnd.

„Deswegen habe ich Sie gebeten, mit mir zu kommen", erklärte Scrimgeour, „Deswegen habe ich Potter und den anderen beiden heute ihr Erbe übergeben. Es wird passieren – ich denke, heute."

„Das sind keine sonderlich schönen Aussichten", bemerkte Konstantin leise. Sie gingen an einer Ministeriumsmitarbeiterin vorbei, die ihnen hinterher sah und dabei ein bisschen wie ein Zombie auf einer Mission aussah. Ein Anzeichen für einen schlechten Imperius-Fluch. Aber sie war nicht die einzige und es war schon schwer genug, den Zauber bei einer einzigen Person zu lösen, wie Konstantin aus Erfahrung wusste. Niemals würde er es bei allen Anwesenden schaffen und dann blieb noch die Frage offen, wie viele von ihnen wirklich nur unter dem Imperius litten und welche wirklich Todesser waren.

Immerhin war das auch eine Möglichkeit, die sie mit einberechnen mussten.

„Guten Abend, Herr Minister", es war Robards, der ihnen entgegen gekommen war. Der Leiter der Aurorenzentrale, hinter ihm wie ein Welpe rannte ihm Dawlish, ein Auror hinterher, sagte aber nichts. „Sie sind ja noch hier!"

„Ich gehe auch nicht mehr weg", knurrte Scrimgeour und etwas blitzte in Robards Augen auf – Konstantin war sich bei den beiden nicht so sicher, ob er nur unter einem guten Imperius litten, oder ob sie wirklich ein Todesser und auf Voldemorts Seite waren.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, schritten die beiden Männer weiter, vorbei am Leiter der Aurorenzentrale und direkt in Scrimgeours Büro.

„Wir scheinen ein Problem zu haben", bemerkte Konstantin und das Lächeln verschwand, als sie fern von feindlichen Blicken waren, „Es sind zu viele für uns beide."

„Ich wollte Ihnen nur die Lage zeigen", gestand Scrimgeour und klang müde, „Ich erwarte von Ihnen nicht, dass sie mit mir auf ein Selbstmordkommando da hinaus ziehen."

„Wir geben das Ministerium doch nicht einfach so auf, oder?", fragte Konstantin Scrimgeour ungläubig, „Wir werden natürlich so viele wie möglich mit uns nehmen."

„Woher sollen wir wissen, welche von ihnen unter dem Imperius stehen?", fragte Scrimgeour.

„Vermutlich ist das nicht möglich", überlegte Konstantin, „Aber... wenn meine Vermutungen richtig sind, dann werden die da draußen nicht lange allein bleiben."

Scrimgeour blickte alarmiert auf. „Sie denken, Du-weißt-schon-wer wird kommen?"

„Er und viele andere", stimmte Konstantin zu, „Voldemort wird es sich nicht entgehen lassen, diesen ersten Sieg mit allen seinen Freunden zu feiern."

„Wenn alles gut läuft, könnten wir Du-weißt-schon-wen heute noch besiegen", überlegte Scrimgeour, aber Konstantin musste seine Träume zerstören und schüttelte den Kopf.

„Ich denke, wenn es so einfach wäre, hätte Dumbledore ihn schon lange umgebracht", gestand Konstantin, „Nein, an Voldemort selbst kommen wir nicht ran – ich spreche von seinen Anhängern. Bellatrix Lestrange – ich habe mit ihr noch eine Rechnung offen. Agnolia Tripe, ... Sie alle werden heute hier sein und wir könnten auf sie warten."

„Dieser Plan grenzt an Selbstmord", warnte Scrimgeour.

„Solange ich ein paar Todesser mitnehme, ist es mir das wert", versprach Konstantin, „Machen Sie sich lieber für eine Schlacht bereit."

Scrimgeour schaute Konstantin nachdenklich an. „Sie denken, man kann Du-weißt-schon-wen nicht umbringen?", fragte er wieder.

„Ich denke, dass Dumbledore gewusst hat, wie man ihn umbringt", verbesserte Konstantin ihn, „Ich denke aber, dass man ihn nicht einfach so mit einem Todesfluch zur Strecke bringen kann."

„Dumbledore hat es also gewusst", wiederholte Scrimgeour, „Aber dieses Geheimnis ist mit ihm gestorben?"

„Nein." Konstantin schüttelte den Kopf und Scrimgeour brauchte einen Moment, bevor er verstand.

„Der Junge!", der Minister schaute überrascht auf, „Harry Potter. Er ist der Schlüssel zum Sieg?"

„Dumbledore hat ihm eine Aufgabe hinterlassen – er teilt sie mit niemanden, außer mit seinen beiden Freunden", erklärte Konstantin. Er hatte nicht das Gefühl, als müsste er noch irgendwelche Geheimnisse vor dem Minister haben – nach dieser Nacht waren sie beide vermutlich tot.

„Deswegen hat er ihnen wohl auch diese Gegenstände hinterlassen", überlegte Scrimgeour, „Das würde Sinn ergeben."

„Das wenigste, was Dumbledore getan hat, hat im ersten Moment Sinn ergeben", erklärte Konstantin, „Meistens hat man erst zu spät seine Genialität erkannt."

„Der Junge, Potter... er hat Potential", erklärte Scrimgeour, „Er könnte es schaffen."

„Darauf müssen wir wohl hoffen", stimmte Konstantin ihm zu, „aber ich bin zuversichtlich. Wenn Dumbledore ihm vertraut hat, dann vertraue ich ihm auch."

„Sie haben Dumbledore näher gestanden, als Sie zugeben wollen, oder?", erriet Scrimgeour, „Wie lange arbeiten Sie schon für ihn?"

„Ein paar Jahre", Konstantin zuckte mit den Schultern, „Schon eine Weile, ja."

„Jedes Mal, wenn Sie also Fudge begleitet haben nach Hogwarts –"

„Ja", bestätigte Konstantin, „jedes Mal, wenn ich mit Fudge Dumbledores Büro betreten habe, hat er gedacht, ich wäre sein Mann, ohne zu wissen, dass ich für Dumbledore gearbeitet habe."

„Fudge hat nicht einmal etwas geahnt", lobte Scrimgeour ihn, „Ich hätte auch nichts geahnt. Ich bin lange ahnungslos gewesen."

„Welche Auroren haben heute Nachtdienst?", fragte Konstantin ihn. Scrimgeour war Minister, aber vielleicht hatte er noch immer die Arbeitszeiten der einzelnen Auroren im Kopf oder er wusste gerne, wer sich im Moment im Gebäude befand.

„Dawlish – den haben Sie ja gesehen", zählte Scrimgeour auf, „Williamson und Shacklebolt sollte schon wieder zurück vom Premierminister der Muggel sein."

„Kingsley!", rief Konstantin auf, „Perfekt!"

„Ist das gut oder schlecht?", fragte Scrimgeour verwirrt.

„Das ist ausgezeichnet", grinste Konstantin, „Kingsley können Sie vertrauen – er ist auf unserer Seite."

„Noch ein Kämpfer von Dumbledore?", erriet Scrimgeour.

„Wie glauben Sie, hat sich Sirius Black so lange vor den Auroren verstecken können?", fragte Konstantin ihn, „Kingsley ist Leiter dieser Mission gewesen und er hat sie in die falsche Richtung geführt."

„Mir ist schon aufgefallen, dass Shacklebolt bei diesem Auftrag auffällig erfolglos gewesen ist", fiel es Scrimgeour ein, „Sie haben wohl auch von Sirius Blacks Aufenthaltsort gewusst?"

Konstantin lächelte. „Einige Zeit, ja."

„Und das alles vor meiner Nase", murmelte Scrimgeour, „Ich habe immer gedacht, ich würde alles wissen, was in diesem Gebäude vor sich geht. Ich habe sogar bemerkt, dass meine Feinde sich vermehrt haben, aber ich habe nicht einmal gewusst, dass meine Verbündeten Geheimnisse haben."

„Gewöhnen Sie sich an den Gedanken", riet Konstantin ihm.

„Ich glaube nicht, dass ich dafür noch lange genug Zeit haben werde", gestand Scrimgeour und Konstantin sah, wie verletzlich er wirkte. Scrimgeour wusste, dass er nicht lange leben würde. Wenn die Todesser ihn heute nicht erwischten, dann an einem anderen Tag. Scrimgeour war immer ein Stein in der Brandung gewesen. Felsenfest war er zuerst als Auror erfolgreich gewesen und hatte schon im ersten Krieg gegen Voldemort gekämpft und geholfen, Todesser zu jagen und hinter Gitter zu bringen. Dann hatte er sich selbst mit einem steifen, verletzten Bein durchgeschlagen und war schließlich Leiter der Aurorenzentrale geworden – ein hoher Posten. Und schließlich, vor eigentlich gar nicht so langer Zeit, Minister der gesamten Zaubererwelt im Vereinigten Königreich. Er hatte es weit geschafft – das alles mit Mut und einem starken Willen, aber gerade beobachtete Konstantin, wie ein so starker Zauberer zerbrach. Jeder würde vermutlich zerbrechen, wenn man so nahe am Tode stand. Konstantin war schon zerbrochen, weil Sirius gestorben war. Der Tod war ein ewiger Begleiter von Auroren, aber wenn er dann doch vor der Tür stand, war man trotzdem nie bereit dafür. Nicht einmal Konstantin war bereit zum Sterben, obwohl das doch ein friedlicher Gedanke für ihn war, dass er mit Sirius vereint sein könnte.

Die Ungewissheit, was einen tatsächlich nach dem Tod erwartete, war das, was den Tod doch so angsteinflößend machte.

Vielleicht spürte Scrimgeour schon die kalten Klauen, die nach ihm Griffen und ihn in die Unterwelt befördern wollten. Ein schrecklicher Gedanke.

Konstantin erinnerte sich daran, worum Scrimgeour ihn gebeten hatte. Der Zaubereiminister wollte, dass er ihn umbrachte, bevor er Informationen preisgeben könnte. Er wollte nicht an den Schmerzen sterben, die Folter mit sich brachten. Er wollte mit erhobenem Kopf sterben, aber als Konstantin den doch eingeschüchterten Mann vor sich sah, war er sich selbst nicht mehr so sicher, ob Scrimgeour das noch immer wollte. Wie konnte er mit erhobenem Kopf sterben, wenn er doch jetzt schon aufgegeben hatte?

„Wie wollen Sie sterben?", fragte Konstantin ihn ernst und Scrimgeour schaute ihn verwirrt an, „Wollen Sie nicht kämpfend untergehen – Sie haben beinahe Ihr Leben lang gekämpft – wollen Sie wirklich sich hier im Büro verstecken? Wollen Sie wirklich gejagt werden, bis sie Sie erwischen und umbringen?"

„Nein", fauchte Scrimgeour, „Diese Genugtuung gönne ich ihnen nicht."

„Dann folgen Sie mir", bat Konstantin ihn, „Folgen Sie mir hinaus. Wir müssen in die Aurorenzentrale und Kingsley finden. Der Weg wird gefährlich sein – hier drinnen wären wir sicher. Wir könnten die Tür mit Zauber schützen, aber wie lange wird es dauern, bis sie doch durchkommen?"

„Ich werde mich nicht hier verstecken und auf meinen Tod warten", zischte Scrimgeour ehrgeizig, „Ich werde ihm mit erhobenem Kopf erwarten. Ich selbst werde ihn zu mir bitten – nicht irgendwelche Todesser!"

„Das wollte ich von Ihnen hören, alter Freund", Konstantin lächelte (es war tatsächlich ein echtes Lächeln), „Wir müssen da raus und zum Lift."

„Dann werden wir das auch tun, Konstantin", beschloss Scrimgeour und wirkte nicht mehr ängstlich, sondern selbstsicher und ehrgeizig, „Wir werden denen schon zeigen, aus welchem Holz wir geschnitzt sind."

Konstantin schlug mit dem Minister ein und drückte seine Hand fest. Es war eine seltsame intime Geste zwischen zwei Kämpfern, die ihrem Tod entgegensahen.

„Der Tod klopft an unserer Tür", sagte Konstantin sicher, „Wir sollten ihn nicht warten lassen."

„Ich hoffe, Sie hatten die Chance, sich von allen zu verabschieden", hoffte Scrimgeour und wirkte einen Moment lang wieder entspannter und traurig, aber in seinen Augen sah Konstantin noch immer das Feuer des Kampfes lodern.

„Ich habe mich von meiner Schwester verabschiedet", bestätigte Konstantin, „Ich habe mich schon zu oft von ihr verabschiedet – wird wohl Zeit, dass es das letzte Mal ist."

Sie ließen einander los und zückten ihre Zauberstäbe. Konstantin ging vor und riss die Tür auf und stürmte aus dem Büro, aber die Gänge waren wie ausgestorben. Niemand war mehr zu sehen, aber im Augenwinkel sah Konstantin, dass die Türen zu beiden Seiten geöffnet waren. Die Türen der Büros waren immer geschlossen – außer jemand wartete darauf, dass ein gewisser Minister vorbeiging, um ihn zu überwältigen.

Konstantin huschte zurück ins Büro und erklärte schnell die Lage: „Sie erwarten uns schon. Passen Sie auf."

„Passen Sie lieber auf, Konstantin", riet Scrimgeour ihm, „Mich brauchen sie vermutlich lebend – Sie nicht."

„Machen Sie sich um mich keine Sorge", winkte Konstantin ab.

„Denken Sie an das Versprechen, das Sie mir gegeben haben", erinnerte Scrimgeour ihn noch. Konstantin sah den Minister an und nickte lächelnd.

Ohne sich abzusprechen, betraten sie zusammen den Gang und tatsächlich rührte sich noch immer nichts.

Scrimgeour deutete Konstantin, auf die eine Seite des Ganges zu gehen, während er selbst die andere übernahm. Die Büros waren immer einige Meter auseinander und vor ihnen lagen nur vier von ihnen, bis sie beim Aufzug sein würden. Anders würden sie nicht aus der Abteilung kommen, das wussten sie. Der Weg, der nur wenige Meter lang war, kam Konstantin trotzdem unendlich lang vor.

Scrimgeour schien sein steifes Bein vergessen zu haben. Den Stock hielt er wie eine Waffe in der einen Hand, aber er benutzte ihn nicht zum Gehen, sondern humpelte ohne ihn bestimmt unter Schmerzen, aber leise zur ersten Tür. Er ging geduckt und hielt in der anderen Hand seinen treuen Zauberstab, der ihm ebenfalls in die letzte Schlacht folgte.

Konstantin tat es ihm gleich und huschte zur ersten Tür auf der anderen Seite.

Sie beide hockten nun so direkt neben der Tür, dass Konstantin das Atmen seiner Angreifer hörte. Sie erwarteten sie also wirklich. Sie tauschten Blicke aus und nickten sich zu.

Konstantin atmete noch einmal tief durch, dann sprang er aus seinem Versteck.

Im Büro warteten drei Zauberer, die Konstantin kannte – einer von ihnen arbeitete in seiner Abteilung. Den ersten schaltete er mit einem stummen Lähm-Zauber aus, aber die anderen beiden hatten schnell ihre Zauberstäbe gezückt und eine Frau schrie „Avada Kadavra!" Konstantin sah den grünen Strahl. Heute nicht, dachte er sich und sprang zur Seite. Der Zauber riss hinter ihm die Tür in Stücke, die noch immer offen gestanden hatte und Splitter flogen durch die Luft. Konstantin spürte, wie sich einige in seine Haut an Armen und Gesicht bohrten, aber davon ließ er sich nicht ablenken.

Die beiden Zauberer im Büro waren keine ausgebildeten Kämpfer, Konstantin. Sie hatten nicht so viel Übung, wie Konstantin. Zusammengefasst – Konstantin blockte mit Leichtigkeit einen Zauber, der gegen ihn gerichtet war, aber als er mit einem weiteren Lähm-Zauber konterte, durchbrach dieser das klägliche Schild der Frau und sie kippte um.

Nun war da nur noch einer da, der aber weitaus aggressiver war, als die anderen beiden.

Unentwegt schleuderte er mit Todesflüchen um sich und Konstantin erinnerte sich schmerzvoll daran, dass er kein Akrobat war, als er sich instinktiv zu einem Spagat verleiten ließ, um einem Zauber auszuweichen, aber während er sich aufrappelte, schien auch der Mann einen Moment lang abgelenkt zu sein und Konstantin nutzte es trotz seiner Schmerzen aus und mit einem (vielleicht etwas aggressiven) Zauber ließ er den Boden vor ihm explodieren und der Zauberer wurde zurück geschleudert, krachte gegen einen Tisch und Konstantin erkannte zufrieden, dass auch er nicht mehr aufstand.

Keuchend stand Konstantin auf, nur um zu hören, dass er Lärm der Kämpfe wohl die anderen bereitgestellten Zauberer in dieser Abteilung alarmiert hatte, denn draußen auf dem Gang hörte er lautes Poltern von einigen Füßen, die bestimmt nicht alle Scrimgeour gehören konnten.

Konstantin atmete tief durch und unterdrückte seinen Schmerz – er wünschte sich, Liza wäre bei ihm, die hätte bestimmt einen Zauber für solche Schmerzen gekannt.

Aber er hatte keine Zeit für Schmerzen und humpelte auf den Gang.

Scrimgeour duellierte sich gerade mit fünf Zauberern gleichzeitig. Scrimgeour war ein talentierter Zauberer, aber gegen fünf auf einmal hatte er wenig Chancen. Das änderte sich, als Konstantin sich in den Kampf einmischte und Seite an Seite mit dem Minister duellierte.

„Passen Sie auf!", schrie er und riss Scrimgeour hinunter, sodass ein Todesfluch ihn nur knapp verfehlte.

„Danke, Konstantin", bedankte Scrimgeour sich schnell und rächte sich mit einem Zauber, der eine Luftsäule zu erschaffen schien, die wie ein Zug zwei Zauberer einfach überrollte und sie mehrere Meter weit nach hinten warf.

„So viel dazu, dass sie Sie nicht umbringen wollen", bemerkte Konstantin.

„Das ist mir auch schon aufgefallen."

Scrimgeour schlug einen Zauberer mit seinem Stock und Konstantin wirkte einen Zauber hinterher, solange dieser abgelenkt war, bevor sie sich dem nächsten zuwandten und nacheinander unterlagen die fünf Zauberer dann doch den beiden Auroren. Es waren nur einfache Mitarbeiter des Ministeriums, während Scrimgeour und Konstantin jahrelange Erfahrung gesammelt hatte. Aber Konstantin wusste, dass es nicht so einfach bleiben würde.

„Der Weg ist frei", keuchte Scrimgeour außer Atem, als der letzte bewusstlos zu Boden sank und liegenblieb. Vor ihnen lag nur noch der Gang zum Aufzug.

Aber sie rannten nicht blind weiter, sondern schlichen immer noch und untersuchten jedes Büro zu beiden Seiten, bevor sie sich Stück für Stück weiterarbeiteten, aber niemand war noch hier und Konstantin rief den Aufzug.

Unglaublich langsam schien er sich Stockwerk für Stockwerk nach oben zu arbeiten und Konstantin behielt die Anzeige im Auge, während Scrimgeour die Umgebung sicherte.

Es klingelte, als der Aufzug auf ihrer Etage ankam und sofort richteten Konstantin und Scrimgeour ihre Zauberstäbe auf die Aufzugtüren.

Sie öffneten sich und im Inneren war tatsächlich ein einziger Zauberer, der wohl nicht mit ihnen gerechnet hatte, denn bevor er seinen Zauberstab auch nur erhoben hatte, brachten ihn zwei Lähmzauber zu Fall.

Konstantin und Scrimgeour stiegen ein und die Türen schloss sich. Es war ein sehr kurzer Moment der Ruhe.

Sie sahen sich an und nickten.

Die Türen öffneten sich wieder und natürlich wurden sie wieder erwartet.

Konstantin hatte gerade noch so Zeit, Scrimgeour auf den Boden zu werfen, bevor die Flüche regelrecht direkt über ihren Köpfen einschlugen. Mehrere Todesflüche gleichzeitig hätten vermutlich ihre Leichen noch drei Mal umgebracht.

Schnell rollte Konstantin sich zur Seite und schoss blind einige Zauber in die Richtung ihrer Angreifer und er hatte nicht einmal Zeit, zu sehen, ob er überhaupt jemanden getroffen hatte.

Scrimgeour schlug mit seinem Gehstock auf die Tasten des Aufzugs ein und die Türen schlossen sich langsam wieder. Ein Zauberer sprang noch im letzten Moment hinein, aber Konstantin schlug ihm die Beine weg, sodass er umkippte und nachdem er noch einmal nachgetreten hatte, war auch dieser Zauberer erst einmal nicht mehr kampffähig.

„Das hat nicht so funktioniert, wie gedacht", murmelte Konstantin.

„Ich habe sechs gezählt", berichtete Scrimgeour.

„Sehr gut", freute Konstantin sich, „Ich bin zu beschäftigt damit gewesen, mein Leben zu retten, dass ich meinen Matheunterricht ganz vergessen habe."

„Das ist jetzt nicht der Moment für Scherze."

„Wann ist sonst der Moment für Scherze?", fragte Konstantin, als er sich aufrappelte und noch einmal gegen den bewusstlosen Zauberer trat, „Wenn wir tot sind?"

„Verstecken wir uns jetzt im Aufzug und hoffen, dass jemand vorbeikommt und uns rettet?", fragte Scrimgeour unzufrieden.

„Ich denke nicht, dass wir damit rechnen können, dass irgendjemand kommt", bemerkte Konstantin verbittert, „Nein, wir sammeln uns neu. Wieder auf in die Schlacht?"

„Mit jedem Moment, der verstreicht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie Verstärkung holen."

„Dann lass uns keine Zeit verschwenden", beschloss Konstantin und drückte eine Taste auf dem Zahlenblatt.

Die Türen öffneten sich wieder und jemand fiel in das Innere hinein, aber derjenige war schon bewusstlos, wie Konstantin sofort erkannte und als er an den halb geöffneten Türen vorbeiblickte, erkannte er, dass alle ihre Angreifer schon ausgeschaltet waren.

„Guten Abend, Herr Minister", erkannte Konstantin die Stimme von Kingsley und noch nie war er so erleichtert gewesen, jemanden zu hören, „Hallo, Kon. Wir haben uns gedacht, ihr braucht vielleicht ein bisschen Unterstützung."

Kingsley stand noch immer mit dem Zauberstab in der Hand direkt hinter den Körpern auf dem Boden. Bei ihm waren zwei weitere Auroren, die Konstantin als Luke Williamson, ein großer Mann mit dunklen Haaren und Doria Savage, eine ausgezeichnete Aurorin mit kurzem, blonden Haar. Beides Auroren, von denen Konstantin nicht genau wusste, wo ihre Loyalität stand, aber offenbar waren sie wohl für den Minister.

„Shacklebolt", keuchte Scrimgeour, „Pünktlich wie immer."

„Ich bemühe mich", bemerkte Kingsley, „Was ist eigentlich los?"

„Oh, gar nichts", winkte Konstantin lächelnd ab, „Das Ministerium wird nur gerade übernommen – nichts weiter."

„Das habe ich mir schon gedacht", gab Kingsley zu, „Es hat also begonnen?"

„Ich würde das gerne an einer sicheren Stelle besprechen", gab Scrimgeour zu und stieg über einen Ministeriumsmitarbeiter am Boden, „Gehen wir in die Zentrale."

Sie eilten weiter und Williamson und Savage kontrollierten immer die Eingänge zu den anderen Büros, aber offenbar waren nicht mehr auf ihrer Abteilung. Sie waren allein.

Sie verbarrikadierten sich in der Aurorenzentrale und legten nur die wichtigsten Zauber für den Moment auf die Tür. Keiner von ihnen glaubte, dass sie lange bleiben würden, aber sie wollten für den Fall, dass sie doch jemand stören wollte, sichergehen.

„Was passiert hier?", fragte Savage, sobald der letzte Zauber von Scrimgeour persönlich angebracht worden war.

„Du-weißt-schon-wer übernimmt das Ministerium", erklärte Scrimgeour kurz.

„Sein Plan ist es wohl, den Minister umzubringen", bemerkte Konstantin tonlos, „Mit dem Minister fällt auch das Ministerium."

„Dann müssen wir Sie sofort hier rausbringen", beschloss Williamson ehrgeizig.

„Der einzige Ausgang ist im Atrium", erklärte Kingsley, „Nur dort kann man disapparieren."

„Wir nehmen den Lift hinunter", schlug Savage sofort vor, „Und beeilen uns – das Leben des Ministers steht an erster Stelle."

„Nein", widersprach Scrimgeour ihr scharf, „Nein, mein Leben ist nicht mehr Priorität. Die Informationen, die ich habe – diese sind Priorität."

„Ich... Sir... ich verstehe nicht", gab Savage verwirrt zu.

„Sie dürfen mich nicht Gefangennehmen", erklärte Scrimgeour, „Konstantin und ich sind nicht hier, um lebend herauszukommen."

Kingsley sah alarmiert zu Konstantin. „Kon", zischte er, „Was ist mit Liza?"

„Ich habe mich verabschiedet", erklärte Konstantin entspannt, „Sie weiß nichts von den Plänen, aber sie wird es verstehen. Sie gehört zu den wenigen, die einen Verstand besitzen, der es mit meinem aufnehmen kann."

„Nicht so bescheiden, Gregorovich", schnaubte Williamson sarkastisch, aber Konstantin erwiderte nichts darauf.

„Priorität ist, dass meine Informationen bei mir bleiben", erklärte Scrimgeour, „Priorität ist, dass sie nicht erfahren, wo Harry Potter sich befindet."

Savage sah interessiert auf. „Sie wissen das?", fragte sie.

„Ich selbst habe die meisten der Schutzzauber angelegt, die auf dem Haus liegen", erklärte Scrimgeour weiter, „Ich habe das sonst niemanden aus dem Ministerium anvertraut – aus gutem Grund, wie ich sehe."

„Selbst, wenn wir versuchen würden, ins Atrium zu kommen", gestand Kingsley, „Ist das eine gefährliche Angelegenheit. Ich bin dort gewesen. Ich bin nur schnell ins Ministerium, um meinen Bericht abzugeben und bin dann sofort wieder nach unten gefahren, aber in dieser halben Stunde hat sich alles verändert."

„Das haben wir auch bemerkt", schnaubte Konstantin.

„Die Gänge sind urplötzlich komplett leer gewesen und als ich unten angekommen bin... es sind nicht nur Leute vom Ministerium hier. Ich habe ein paar bekannte Gesichter gesehen – Rodolphus Lestrange, Rookwood, Avery,... vermutlich noch einige mehr. Sie scheinen zu warten."

„Sie warten auf Voldemort", erklärte Konstantin düster, „Sie warten auf ihren Meister."

„Du-weißt-schon-wer persönlich?", fragte Savage nervös, „Ist er hier?"

„Noch nicht, denke ich", vermutete Konstantin, „Das würden wir wissen."

„Du bist ja heute wirklich ein Sonnenschein, Gregorovich", schnaubte Williamson sarkastisch.

„Was ist also der Plan?", fragte Savage verwirrt, „Kämpfen wir hier bis zum Tod oder versuchen wir durchs Atrium zu flüchten."

„Ich denke, diese beiden Optionen können wir gleichsetzen", bemerkte Konstantin trocken.

„Das Ministerium ist gefallen", erklärte Scrimgeour, „Hier ist kein Platz mehr für uns. Verlassen wir das sinkende Schiff."

Er warf Konstantin einen vielsagenden Blick zu und Konstantin nickte. Der Befehl, ihn umzubringen, bevor die Todesser ihn erwischten, zählte noch immer.

„Jetzt müssen wir uns nur noch durch eine kleine Armee durchschlagen", bemerkte Konstantin seufzend, „Wird ein Spaziergang."

„Wir müssen den Aufzug nehmen", beschwor Kingsley, „Einen anderen Weg gibt es nicht."

„Es ist die perfekte Möglichkeit, um das Ministerium vor Angriffen zu schützen", schnaubte Scrimgeour, „aber dieses System verhindert, dass wir entkommen können."

„Wir werden das schon schaffen", Konstantin versuchte positiv zu klingen, aber er war nun Mal nicht Tia Fuego, „Was haben wir schon zu verlieren?"

„Den Krieg?"

„Unsere Leben?"

„Das Recht auf einen schmerzlosen Tod?"

„Genau", Konstantin lächelte, „Dann sind wir ja im Geschäft."

Keiner der fünf war so wirklich sicher, ob sie lebend da raus kommen würden. Keiner von ihnen wusste, ob sie jemals wieder etwas außerhalb des Ministeriums sehen würden. Die Zukunft lag unsicher vor ihnen und keiner konnte sie vorhersagen.

Durch das künstliche, magische Fenster sah man eine idyllische Landschaft und die Sonne ging gerade auf.

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