9. Kapitel
„Eliza! Komm her, das musst du dir ansehen!", schrie Tonks ohne Rücksicht auf die anderen Schüler zu nehmen, die ihr erschrockene und genervte Blicke zuwarfen.
Das zweite Jahr hatte für Tonks, Eliza und Charlie begonnen und schon jetzt sorgten die drei (oder besser gesagt nur Tonks und Eliza, während Charlie meist versuchte, die beiden zu verteidigen) für eine Menge Chaos.
Tonks hörte, wie ihre beste Freundin die Treppen hinunterkam und beinahe glaubte Tonks, sie würde es schaffen ohne zu stolpern, aber wie immer übersah sie die allerletzte Treppe, stolperte und fiel der Länge nach hin, aber nachdem Eliza im letzten Jahr schon jeden Morgen als Morgenmuffel die Treppen mehrmals mit Verletzungen hinuntergefallen war, hatten die Hufflepuffs begonnen einen Haufen Kissen am Ende hinzulegen, in die Eliza jeden Mal weich fiel.
„Ups!", hörte Tonks ihre Freundin rufen, als sie in den Kissen versank, aber zum Glück unverletzt blieb, bevor sie sich daraus befreite und zu Tonks an das Schwarze Brett rannte.
„Was steht da? Ich hoffe, du willst mich nicht darauf aufmerksam machen, dass bald Quidditch-Auswahlspiele sind, denn auf gar keinen Fall bekommt ihr mich jemals wieder auf einen Besen und –"
„Halt die Klappe und schau dir das an", unterbrach Tonks sie und zeigte energisch auf einen Zettel, der direkt neben dem der Auswahlspiele hing.
STADIONSPRECHER GESUCHT!
Gesucht ist ein Schüler mit weitreichendem Wissen über Quidditch und einer Gabe, ein Spiel interessant zu gestalten.
Aufgaben: Kommentieren aller Spiele (von jedem Haus und jedem Wetter) und das Unterhalten der Zuschauer (in einem angemessenen Ton)
Bei Interesse bei Professor Hooch melden!
„Stadionsprecher? Ich?", fragte Eliza Tonks unsicher, nachdem sie zu Ende gelesen hatte, „Bist du sicher?"
„Klar doch!", winkte Tonks die Sorgen ihrer Freundin zur Seite, „Du bist doch perfekt! Du magst Quidditch – du spielst es zwar nicht selber, aber du siehst gerne zu! Du bist charismatisch und witzig und du kannst dich bestimmt Stunden mit Charlie über Quidditch unterhalten! Ganz zu schweigen davon, dass du bei den anderen Spielen auch wirklich nervig warst, wenn du mir ins Ohr geschrien hast!"
„Aber gleich Kommentieren? Vor der ganzen Schule?", fragte Eliza.
„Hast du etwa Angst? Elizaveta Gregorovich hat tatsächlich Angst!", spottete Tonks.
„Nenn mich nicht Elizaveta, Nymphadora!", rief Eliza beleidigt, „Dann mache ich es eben, aber nur, weil ich dir beweisen will, dass ich keine Angst davor habe!"
„Das war mein Ziel", grinste Tonks, „Ach ja... und nenn mich nicht Nymphadora!"
„Stadionsprecher?", fragte Charlie, als sie sich beim Frühstück trafen, „Eliza als Stadionsprecher? Ich glaube, sie suchen jemanden, der das Spiel kommentiert und nicht die Spieler zum Weinen bringt..."
„Ich bin die Freundlichkeit in Person!", schrie Eliza ihn an und viele Schüler in ihrer Nähe blickte verwirrt und leicht verstört in ihre Richtung, aber Eliza störte das nicht, „Wenn ich nicht freundlich bin, dass ist Dumbledore eine Frau!"
„Was ist die weibliche Form von Albus?", fragte Tonks und Eliza trat sie unterm Tisch, erwischte aber Charlies Schienbein und er schrie auf und Tränen schossen ihm ungewollt in die Augen.
„Au", rief er, „War das nötig? Ich habe nichts gesagt!"
„Entschuldigung", Eliza funkelte Tonks an, „Der Tritt galt Tonks – du kannst ihn ja weitergeben."
„Wag es ja nicht, Rotlocke", zischte Tonks, als Charlie sich zum Treten bereitmachte und schnell wandte er sich wieder seinem Frühstück zu.
„Für Hufflepuffs seid ihr wirklich die gemeinsten Mädchen, die ich kenne", grummelte er beleidigt.
„Danke", meinte Eliza trocken.
„Wir nehmen das als Kompliment", fügte Tonks dankbar lächelnd hinzu.
„So war das aber nicht gemeint, ihr Furien", brummte Charlie und die beiden Mädchen sahen sich an, bevor sie zu einer stummen Vereinbarung kamen, aber das entging Charlie natürlich nicht und schnell sprang er vom Tisch auf, den Teller mit seinen Frühstückseiern in der Hand und er rannte schnell davon, aber Eliza und Tonks waren ihm dicht auf den Fersen.
„Bleib sofort stehen, du Feigling von einem Gryffindor!", befahl Eliza.
„Wir tun dir auch nicht weh – jedenfalls wirst du keine bleibenden Schäden davontragen", versprach Tonks, aber Charlie hörte natürlich nicht auf sie und rannte aus der Großen Halle, während er unterm Rennen weiterfrühstückte.
Konstantin und Bill hatten vom Gryffindortisch aus alles beobachtet und Bill fragte seinen Freund langsam: „War das gerade Charlie, der vor Tonks und deiner Schwester weggerannt ist?"
„Du wärst erstaunt, wie gruselig Liza sein kann", schnaubte Konstantin, „Hab lieber Mitleid mit deinem Bruder."
„Das habe ich", Bill nickte zustimmend, „Ich hoffe, die beiden haben nie einen Grund, mich zu hassen – das wäre gruselig."
Tatsächlich war Eliza bei der nächsten Gelegenheit auf dem Weg zu Madam Hooch, nachdem sie sie auf dem Feld erwartete und tatsächlich war sie dort mit einigen Erstklässlern, die das erste Mal auf Besen torkelten.
Eliza erinnerte sich an ihr erstes Mal auf einem Besen – diese Erinnerung wollte sie lieber verdrängen und hoffte, sie musste niemals wieder auf einen dieser Folterstiele sitzen.
„Madam Hooch", begrüßte Eliza sie und die gelben Falkenaugen richteten sich auf sie.
„Miss Gregorovich – Sie versuchen doch nicht wieder zu fliegen?"
Elizas Lächeln erlosch. Wenn sogar schon Professoren meinten, dass sie in etwas nicht gut war, hörte sie wohl besser auf sie, aber irgendwie war es auch traurig.
„Nein", meinte Eliza, „Ich bin eigentlich wegen der freien Stelle als Stadionsprecherin hier. Ich wäre daran interessiert."
„Sie kennen sich mit Quidditch aus?", hinterfragte Hooch, als könnte sie nicht ganz glauben, dass jemand, der kein Talent fürs Fliegen besaß nicht trotzdem Quidditch-Fanatisch sein konnte.
„Ja", meinte Liza kurz und knapp.
Hooch musterte sie, bevor sie nickte. „Na gut, beim ersten Spiel kannst du zeigen, was du kannst. Bis jetzt hat sich noch niemand anderer gemeldet – du scheinst die einzige zu sein."
„Vielleicht kommen noch andere auf die Idee, dass es ganz witzig werden könnte", wollte Eliza die Lehrerin beruhigen, aber innerlich freute sie sich – das bedeutete, dass sie bis jetzt noch keine Konkurrenz hatte.
„Ich rate Ihnen, sich vor dem Spiel noch die Namen der Spieler aufzuschreiben – könnte nützlich werden", schlug Hooch vor, aber damit sagte sie etwas, das Eliza sowieso schon gewusst hatte und sie fragte sich, ob andere Schüler so doof waren, und ohne jegliches Wissen kommentieren wollten.
„Natürlich", presste sie heraus und zwang sich zu einem Lächeln, „Danke, Madam Hooch. Auf Wiedersehen."
Mit diesen Worten drehte Eliza sich um und ging wieder. Sie war froh, dass sie dieses Gespräch hinter sich hatte – irgendwie schüchterte Hooch sie ein.
Wenigstens durfte sie schon beim ersten Spiel kommentieren und Eliza hatte das Gefühl, als hätte sie ihre Bestimmung gefunden – ein wenig Pepp in diese ganze Sache zu bringen.
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