Es war mehr als nur verwunderlich, dass Liza, Konstantin und Charlie nur kurz nach ihrer Abreise schon wieder auf der Schwelle des Fuchsbaus ankamen, aber Molly erkannte sofort, dass irgendetwas nicht in Ordnung war, als dieses Mal Liza und Charlie diejenigen waren, die unendlich traurig und gebrochen aussahen, und nicht mehr Konstantin.
Als nächstes fiel Mollys Blick auf das blutige Bündel, das in Lizas Armen lag und zuerst war Molly zu geschockt, um auch nur erkennen, was es war, aber dann verstand sie trotzdem. Pictor hatte auch sie begleitet, nachdem er Teil von Charlies Kindheit gewesen war.
„Was ist passiert?", fragte Molly kreidebleich.
„Wir haben Besuch bekommen", schnaubte Konstantin.
„Wir brauchen eine Schaufel", meinte Charlie und seine Stimme klang seltsam hohl, „Um... um ihn zu begraben."
„Ihr beide geht", schlug Konstantin vor und strich seiner Schwester über den Rücken, „Ich erkläre alles."
„O-okay", stammelte Liza, die mindestens ebenso bleich war, wie Molly, „Ich... ja... das ist..."
Konstantin schubste die beiden liebevoll in Richtung Schuppen, in dem sie eine Schaufel finden würden, wie Charlie wusste und ging in das Haus. Er schloss hinter Molly die Tür und seufzte.
„Was ist passiert?", fragte Molly mit Tränen in den Augen, „Wer tut so etwas einer Eule an?"
„Leto Davies", antwortete Konstantin ihr kurz, „Sie ist in Lizas Wohnung gewesen – sie hat uns wohl schon erwartet. Keine Ahnung, wie lange sie schon in der Wohnung gewesen ist, aber recht lange, wenn man sich das... Blutbad ansieht, das sie zurückgelassen hat."
„Leto Davies?", wiederholte Molly geschockt. Sie hatte den Namen schon gehört, aber bisher nur in Zusammenhang mit Ärgernissen, die Bill und Charlie in ihrer Schulzeit von ihr ertragen hatten müssen, „Aber... sie..."
„Sieht so aus, als würde Voldemort schon rekrutieren", befürchtete Konstantin und eilte an Molly vorbei in die Küche, „Ist Dumbledore noch hier? Ich muss mit ihm sprechen."
„Nein, er ist gerade eben erst gegangen", stammelte Molly verwirrt, „Geht... geht es Elizaveta und Charlie gut?"
„Nein, überhaupt nicht", bemerkte Konstantin ehrlich, „Liza hat ihn gefunden. Kein schöner Anblick..."
„Konstantin", Arthur sah überrascht auf, als Konstantin die Küche betrat und auch die anderen, die noch dasaßen und Tee genossen, waren verwirrt, warum er so schnell wieder zurück war und scheinbar wieder in seine alten Gewohnheiten gefallen war, obwohl er erst Stunden zuvor noch unendlich bestürzt über Sirius' Tod gewesen war.
„Wir haben ein Problem", bemerkte Konstantin und setzte sich.
„Willst du einen Tee, Konstantin?", fragte Molly ihn sanft.
„Ja... bitte", plötzlich sah Konstantin wieder müde aus und die Erlebnisse der letzten Tage und dieses Abends kamen wieder zurück.
„Sind Lizzy und Charlie auch wieder hier?", fragte Fred (oder George) verwirrt.
„Sie sind draußen", Konstantin nahm dankend die Tasse mit heißem Tee von Molly entgegen und nahm einen Schluck, „Sie begraben Pictor."
„Pictor?", wiederholte Bill überrascht, „Pictor wie in... ihrer Eule?"
„Ganz genau", Konstantin verlor seine neutral aussehende Maske und sah tatsächlich wütend aus, „Leto Davies ist in Lizas Wohnung eingebrochen und hat beschlossen, dass sich eine Eule an der Decke wohl gut macht."
„Das ist schrecklich!", keuchte Tonks erschrocken auf und blickte besorgt aus dem Fenster wohl in der Hoffnung, dass sie ihre beiden besten Freunde sah, „Was ist passiert?"
„Ich würde alles gerne nur einmal erzählen", gab Konstantin ruhig zu, „Könnte... könnte jemand Dumbledore verständigen?"
„Eulen erreichen ihn vermutlich gerade nicht, aber ein Patronus hat schon immer funktioniert", schlug Arthur hilfsbereit vor.
„Dann sollte jemand einen Patronus an Dumbledore senden", bemerkte Konstantin kühl und einen Moment lang war es still am Tisch – Konstantin war selten unhöflich, selbst nicht in Stresssituationen.
„Es funktioniert nicht mehr, oder?", fragte Remus sanft und Konstantin vermied Augenkontakt. Er blickte nur nachdenklich aus dem Fenster und beantwortete zuerst Remus' Frage nicht.
„Was soll das heißen?", fragte George amüsiert und ahnungslos, „Sag bloß, du kannst keinen Patronus mehr herbeirufen. Du hast das doch schon können, bevor du Hogwarts verlassen hast."
„Es funktioniert einfach nicht mehr, okay?", schrie Konstantin auf und stand so schwungvoll von seinem Stuhl auf, dass dieser zurückkippte und mit lautem Krachen auf den Boden fiel, und Molly schrie vor Schreck auf, „Es passiert einfach nichts mehr, okay? Es funktioniert nicht mehr, Punkt!"
George sah etwas eingeschüchtert aus und Konstantin atmete tief durch, bevor er sich wieder setzte und er fühlte sich wieder ausgelaugt und schwach, „Es... es funktioniert einfach nicht mehr... da ist einfach nichts mehr..."
„Ich werde Dumbledore kontaktieren", bot Arthur an und zückte seinen Zauberstab, bevor er die Küche verließ, die mucksmäuschenstill geworden war.
Keiner sagte ein Wort, bis Liza und Charlie das Haus betraten. Man sah beiden an, dass sie geweint hatten und Charlie drückte sie fest an sich, um sie zu beruhigen.
„Kommt her ihr beiden", Molly wollte sie in eine tröstende Umarmung ziehen, aber beide zuckten zurück.
„Nicht, Mom", bat Charlie sie sanft, „Wir..."
„Wir sind noch voller Blut", beendete Liza den Satz für ihn und starrte auf ihre Hände, an denen noch Pictors Blut klebte.
„Machen wir euch beide erst einmal sauber", bot Molly an und führte die beide in ein Bad, um das Blut zu entfernen.
Wieder wurde es still und diese Stille war erdrückend für Konstantin, bis er wieder aufstand, aber dieses Mal langsamer und gefasster. „Ich warte draußen auf Dumbledore", informierte er die anderen, obwohl Arthur noch nicht einmal zurückgekommen war, um zu sagen, dass er Dumbledore erreicht hatte, aber keiner hielt Konstantin auf, als dieser das Haus verließ.
„Wie kann ein Patronus verschwinden?", fragte George leise.
„Patroni spiegeln teilweise unser Innerstes wider", erklärte Remus, „Wenn man tiefgreifende Wandel im Leben durchlebt, die zu erschreckend und... schmerzvoll sind, ist man vielleicht einige Zeit... oder für immer nicht mehr in der Lage, überhaupt einen zu rufen."
„Es ist Sirius", erklärte Tonks leise und wieder schossen Tränen in ihre Augen, „Sein Tod hat das wohl in Konstantin ausgelöst."
„Vielleicht auch anderer Stress in letzter Zeit", vermutete Remus, „Aber ja... vermutlich wegen... Sirius' Tod." Er würgte den Namen seines verstorbenen Freundes geradezu heraus – auch für ihn war die Erinnerung an ihn noch schmerzvoll.
„Aber Patroni können sich auch verändern", Tonks warf einen vielsagenden Blick zu Remus, der ihrem Blick auswich, „Aber das weißt du ja, Remus, oder? Wenn man besondere Menschen trifft... vielleicht..."
Nun war es Remus der von seinem Stuhl aufstand und begann, in der Küche herumzugehen.
„Tonks", begann er und seine Stimme war kühl, aber sonst irgendwie kümmernd, „Ich... ich habe gestern meine Tochter leblos gefunden. Ich habe gedacht, sie wäre tot, und es wäre meine Schuld gewesen."
„Wäre es nicht", widersprach Tonks ihm scharf, „Es wäre die Schuld der Todesser gewesen."
„Und warum sind sie hinter Tia her?", fragte Remus ebenso unhöflich zurück, „Glaubst du, ich merke nicht, wie Tia behandelt wird? Glaubst du wirklich, es ist für Tia ein Vorteil, dass ihr Vater ein... dass ich ihr Vater bin?"
„Was willst du damit sagen?", zischte Tonks aufgebracht.
„Genau das, was ich gesagt habe, Tonks", meinte Remus und er klang auf einmal müde, „Ich kann nicht einmal auf meine eigene Tochter aufpassen. Was wäre erst mit dir?"
„Ich kann auf mich selbst aufpassen", versprach Tonks schon beinahe verzweifelt, „Glaub mir doch. Ich bin nicht umsonst Aurorin geworden. Ich kann das!"
Remus schaute sie wortlos an und schüttelte den Kopf. „Nein, das kannst du nicht, vertrau mir. Niemand kann das. Du bist jung, Nymphadora. Sei jung, such dir jemand junges mit... mehr Sicherheit im Leben... keinen armen, alten Werwolf wie mich." Remus lächelte sie traurig an, bevor er seinen mehrmals geflickten Reiseumhang über seine Schultern schwang und mit großen Schritten aus dem Haus eilte.
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