68. Kapitel
Die Weasleys und Harry betraten den Raum, in dem Arthur verlegt worden war. Ihm ging es eindeutig besser, als am Tag zuvor (was er unter anderem der schnellen und effizienten Hilfe von Liza zu verdanken hatte) und saß sogar aufrecht in seinem Bett und las die Zeitung.
Auf dem Stuhl neben ihm schlief zusammengesackt eine rothaarige Person – Charlie Weasley, dessen Hand auf einem leeren Stuhl neben ihm lag – er sabberte ein bisschen, lächelte aber auch.
Arthur sah auf und lächelte, als er die Besucher kommen sah.
„Hallo!", flüsterte er, um Charlie nicht zu wecken, „Bill ist eben gegangen, Molly, er musste zur Arbeit, aber er will später bei euch vorbeischauen."
„Und Charlie schläft zum Glück endlich", seufzte Molly zufrieden und strich ihrem Zweitältesten eine lange, rote Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Ist erst vor zehn Minuten eingeschlafen", erzählte Arthur lächelnd, „Hat die ganze Nacht kein Auge zubekommen."
„Und wo ist Elizaveta?", fragte Molly und sah sich um, „Ich hoffe, sie schläft auch irgendwo?"
Arthur schnaubte unzufrieden. „Wenn du das denkst, kennst du Liza nicht."
„Da hat er Recht", grinste Fred.
„Der Moment, an dem Lizzy im Krankenhaus sich eine Pause gönnt, muss erst noch kommen", fügte George schmunzelnd hinzu.
„Seit wann ist Charlie wieder in England?", fragte Ron verwundert darüber, dass ihnen niemand gesagt hatte, dass der Bruder aus Rumänien kommen würde.
„Erst seit gestern", Arthur lächelte wissend, „Er hat Liza eine wichtige Frage stellen müssen."
„Rede ihnen das nicht ein, Arthur!", schimpfte Molly streng, „Dann glauben sie das auch noch!"
„Was sollen wir glauben?", fragte Ginny ahnungslos und neugierig, denn tief im Inneren wusste sie ganz genau, um was es ging – immerhin hatte Charlie die Familie schon vor über einem Jahr vorgewarnt, aber die wenigsten hatten die Warnung ernst genommen.
In diesem Moment schreckte Charlie aus dem Schlaf hoch und sah sich verwundert um, als würde er sich einen Moment nicht mehr daran erinnern können, wo er überhaupt war, bevor die Erinnerungen zurückkamen. Erst dann realisierte er auch, dass seine Familie anwesend war und er wischte sich mit seinem Umhangärmel die Spucke vom Mundwinkel weg.
„Mom!", begrüßte er sie, „George, Fred, Ron, Ginny... Harry! Ihr seid ja schon hier!... Wie lange habe ich geschlafen?"
„Nicht lange genug", schimpfte Molly, als sie die dunklen Ringe unter seinen Augen sah, „Warum legst du dich nicht wieder etwas hin?"
Aber Charlie hörte ihr schon gar nicht mehr zu, sondern sein Blick wanderte zum Stuhl neben ihm in der Erwartung, dort Liza sitzen zu sehen, aber natürlich war sie nicht da – was hatte er auch erwartet.
Seufzend stand er auf und streckte sich erst einmal. Seine Gelenke knackten, nachdem er in einem unbequemen Stuhl geschlafen hatte. „Später vielleicht. Jetzt muss ich erst einmal meine Verlobte dazu bringen, sich endlich hinzusetzen."
„Verlobte?", wiederholte Fred überrascht.
„Ja!", Charlie quiekte sehr männlich auf und sprang wie ein kleines Schulmädchen aufgeregt auf und ab, während er ihnen die Hand mit dem Ring am Finger ins Gesicht streckte, „Ich bin verlobt!"
„Wirklich?", Ginny schien die einzige zu sein, die es ihm abkaufte und begann ebenfalls aufgeregt auf und ab zu springen, „Wann? Wo? Warum erfahre ich erst jetzt davon? Das ist wundervoll!"
„Ja, nicht wahr?", grinste Charlie breit und die beiden Geschwister umarmten sich und sprang zusammen aufgeregt auf und ab, während Molly neben ihnen unbeeindruckt die Augen verdrehte.
„Mit wem bist du denn verlobt?", fragte Ron ahnungslos und schien verwirrt.
„Das kann nicht dein Ernst sein, Ron", Charlie sah seinen jüngsten Bruder überrascht an, „Ich bin seit Jahren mit Liza zusammen – mit wem werde ich mich wohl verloben?"
„Keine Ahnung. Leto Davies?", grinste George, der, je länger er darüber nachdachte, immer mehr daran glaubte, dass Charlie und Liza wirklich zusammen waren und nun auch verlobt.
„Sehr lustig, George", schnaubte Charlie, „Wenn ihr mich jetzt entschuldigt – ich muss meine Verlobte suchen!"
Mit diesen Worten eilte er aus dem Raum, aber bevor einer der Weasleys auch nur ein Wort sagen konnte, schnauzte Molly sie alle an: „Glaubt ihnen kein Wort! Das wollen sie doch nur!"
„Molly", versuchte Arthur seine Frau zu überzeugen, „Die beiden sind wirklich ein Paar – vielleicht solltest du das langsam akzeptieren."
„Kein Wort mehr darüber!", zischte Molly warnend und keiner hatte große Lust, sich mit ihr zu streiten.
Charlie begegnete draußen erst einmal Moody und Tonks. In dem Moment, in dem Tonks ihren Freund entdeckte, stürmte sie auf ihn zu und umarmte ihn stürmisch.
„Charlie!", freute sie sich, „Und? Wie ist es gelaufen?"
Statt zu antworten, zeigte Charlie ihr stolz den Ring und Tonks kreischte begeistert auf.
„Ich freu mich für euch – euch beide!", sie schüttelte Charlie an den Schultern, aber dieser lächelte nur, „Und wehe ihr zieht so eine inoffizielle Hochzeit ab – allein irgendwo ohne Freunde und Familie!"
„Du wirst dabei sein – versprochen", meinte Charlie ernst, „Aber jetzt sollte ich weiter – ich suche Liza, sie sollte sich eigentlich ausruhen."
„Kaum einen Tag verlobt und schon hast du sie schon wieder verloren", neckte Tonks ihn und grinste, „Ihr seid euch teilweise immer so fern, da frage ich mich, wie das überhaupt jemals funktioniert hat."
„Es funktioniert eben – wir hinterfragen das nicht lange", Charlie zuckte amüsiert mit den Schultern.
„Dann suche sie lieber – und lass sie nicht gehen", warnte Tonks ihn.
Charlie lächelte leicht und schüttelte den Kopf. „Nein", versprach er, „Niemals. Liza lasse ich nicht so schnell wieder gehen."
Charlie fand Liza – natürlich war sie dabei, Tränke zu brauen und sie murmelte leise zu sich selbst, während sie verschiedene Mixturen und Zutaten zusammen in einen Kessel warf.
„Liza?", fragte Charlie leise, um sie nicht zu erschrecken, aber es gelang ihm nicht, denn sie zuckte zusammen, wirbelte herum, sah ihren Verlobten, lächelte und wandte sich wieder ihrem Trank zu.
„Guten Morgen, Charlie", meinte sie und etwas in ihrer Stimme sagte Charlie, dass sie ganz genau wusste, dass er ganz und gar nicht damit zufrieden war, dass sie nicht geschlafen hatte, „Haben Sie gut geschlafen, Mr Weasley?"
„Das habe ich tatsächlich, danke der Nachfrage", Charlie war übertrieben höflich, lächelte aber amüsiert, „Und Sie, Miss Gregorovich? Haben Sie denn überhaupt geschlafen?"
Liza schmunzelte, beantwortete ihm aber nicht seine Frage. „Mir ist eine Idee gekommen, wie ich Arthur heilen kann – das konnte nicht warten."
„Das habe ich mir schon gedacht", murmelte Charlie, ging zu seiner Verlobten und legte seine Hände auf ihre Taille und seinen Kopf auf ihre Schulter. „Liza", summte er in einer Sing-Sang-Stimme, „Wolltest du dich nicht ein wenig ausruhen? Deine Augenringe sind dunkler, als verkohlte Haut."
Liza lachte hell auf. „Lass das lieber mit den Vergleichen", riet sie ihm, „Sie könnten Leute verstören."
„Aber dich nicht", zeigte Charlie auf, „Der Tag muss erst kommen, an dem ich dich verstöre."
„Du verstörst mich jeden Tag mit deinem Morgenatem", bemerkte Liza.
„Aber nur, wenn ich auch neben dir aufwache", grinste Charlie mit vielsagendem Blick und vielleicht wurde Liza auch ein wenig rot (aber nur ein wenig).
„Du tust ja fast so, als würdest du es nicht genießen, neben mir aufzuwachen", meinte Liza unschuldig lächelnd, „Wenn du wirklich so denkst, dann kann ich in Zukunft ja –"
„Nein, nein, nein", unterbrach Charlie seine Verlobte schnell, „Alles okay – ich werde es überleben."
„Du bist ja ein richtiger Märtyrer, Mr Weasley", neckte Liza ihn und stupste ihn in die Seite (genau dorthin, wo sie wusste, dass er kitzlig war).
„Für dich jederzeit, baldige Mrs Weasley", versprach Charlie.
„Seit wann bist du denn so kitschig geworden, Charlie?", fragte Liza ihn und drehte sich um, um ihn direkt anzusehen, mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht (Charlie nahm seine Hände aber nicht von ihrer Taille).
„Das passiert wohl, wenn man verliebt ist", Charlie zuckte mit den Schultern, „Komm jetzt – Mom und die anderen sind hier, um Dad zu besuchen."
„Warum sagst du das nicht gleich?", fragte Liza ihn bestürzt, bevor sie an Charlie vorbei nach draußen ging und Charlie sah ihr noch amüsiert hinterher, bevor er ihr folgte.
Draußen vor der Station wurde Liza noch einmal von Tonks aufgehalten, die ihr noch einmal zur Verlobung gratulierte, bevor Liza nach ihrem Patienten und dessen Gäste sehen konnte.
Arthur war in seinem Bett und um ihn herum stand seine Familie und auch Harry war dabei. Liza hatte gehört, dass Harry in der Nacht des Angriffs eine seltsame Vision gehabt hatte und sie nur deswegen Arthur früh genug gefunden hatten, dass seine Wunden nicht tödlich waren. Nur dank Harry hatte Liza die Chance gehabt, ihren baldigen Schwiegervater zu heilen und dafür würde sie ihm ewig dankbar sein.
„Lizzy!", riefen Fred und George synchron, bevor die beiden Zwillinge auf die junge Heilerin zustürmten und sie in eine Umarmung zogen. Fred und George waren nicht mehr die kleinen Jungen, die Liza kennengelernt hatte – mittlerweile waren sie viel größer, als die Blondine und deswegen verschwand Liza erst einmal in einer Masse aus Umhängen und den Zwillingen.
„Ich bekomme keine Luft", keuchte sie und sofort ließen die beiden sie los, traten einen Schritt zurück, grinsten aber schelmisch (dieses Grinsen kannte Liza auch von Charlie).
„Elizaveta", begrüßte Molly sie ebenfalls, „Hier bist du ja – Charlie hat nach dir gesucht."
„Und sie auch gefunden", meinte Charlie, der ebenfalls die Station betrat, „Ist nicht schwer gewesen – natürlich ist sie bei der Arbeit gewesen."
„Und warum habt ihr dann so lange gebraucht? Was habt ihr so lange gemacht?", fragte George grinsend und zuckte mit den Augenbrauen.
„Oh, du weißt schon", Charlie ließ sich überhaupt nicht von seinem jüngeren Bruder beeindrucken, „Nur Sachen, die Verlobte eben so tun. Händchenhalten, ..."
„Ihr beide seid ja wirklich kriminell", schnaubte Fred, „Kein Wunder, dass euch keiner glaubt, dass ihr überhaupt zusammen seid."
„Sind sie auch nicht", warf Molly ein, „Elizaveta, kommt ihr zum Weihnachtsessen morgen vorbei? Konstantin und du?"
„Und ich? Bin ich jetzt nicht mehr willkommen in der Familie?", fragte Charlie empört.
„Ich bin davon ausgegangen, dass du sowieso kommst", Molly verschränkte die Arme vor der Brust, „Oder bist du jetzt auch kein Teil der Familie mehr?"
Die Stimmung sank sofort, als Molly indirekt auf Percy verwies, der sich von der Familie abgewendet hatte und eine tiefe Kluft entstehen lassen hat.
„So habe ich das nicht gemeint", seufzte Charlie, der ebenfalls spürte, wie eisig die Stimmung geworden war, „Ich meine nur, dass Liza und ich, jetzt wo wir verlobt sind, ein Team sind. Du weißt schon... weil wir verlobt sind."
„Hör auf mit diesem Unsinn", schnaubte Molly unzufrieden, „Natürlich bist du auch eingeladen, obwohl ich nicht wirklich verstehe, warum du unbedingt bei Liza übernachten musst. Du könntest doch auch bei uns bleiben, dann müsstest du wenigstens nicht auf der Couch schlafen."
„Molly, ich bezweifle, dass Charlie auf der Couch schläft", kommentierte Arthur hinter ihr auf seinem Bett, aber Molly ignorierte ihn.
„Dad hat Recht", zeigte Charlie auf, zufrieden mit sich, dass wenigstens sein Vater nun endlich einsah, dass er mit Liza verlobt war, „Ich bleibe gerne bei meiner Verlobten. Das ist eben so, wenn man verliebt ist – oder verlobt."
„Wie auch immer", winkte Molly ab, „Hauptsache ihr beide kommt morgen zum Essen vorbei. Ihr seid ein Teil der Familie!" (Charlie und Liza sahen Molly hoffnungsvoll an, mit der Erwartung, dass sie auch endlich eingesehen hatte, dass die beiden wirklich verlobt waren und in der Zukunft heiraten würden). „Also... Liza ist als deine beste Freundin natürlich genauso ein Teil von uns, wie Harry hier." (Charlie und Liza sackten ein wenig zusammen, aber sie lächelten trotzdem – so schnell würde Molly ihre Meinung dann doch nicht ändern).
„Klar doch", versprach Liza, „Und ich frage Kon auch – bestimmt freut er sich."
„Er freut sich doch nur auf Schnuffel", schnaubte Charlie und benutzte dabei Sirius' Codenamen. Liza stieß ihm leicht in die Seite, lächelte aber einfach weiter.
„Perfekt", Molly lächelte die beiden an und ihre Augen glitzerten, „Vergiss nicht, dir dafür frei zu nehmen, Elizaveta. Arbeit ist morgen keine Ausrede!"
„Natürlich nicht, Molly", murmelte Liza, „Versprochen."
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