67. Kapitel
Liza war bei Charlie (wo denn auch sonst), als die Nachricht von Arthur Weasleys Unfall (oder Angriff) sie erreichte und sofort war das Paar auf den Beinen. Es war mitten in der Nacht, aber sie beide waren hellwach, als Liza so schnell wie möglich in ihre Uniform schlüpfte und die beiden machten sich nicht einmal die Mühe, sich herzurichten, sodass Charlies Haare in einem unordentlichen Zopf zurückgebunden waren und viele Strähnen schon herausgefallen waren, während Lizas Haare wild von ihrem Kopf abstanden, aber in diesem Moment war es egal.
Liza apparierte die beiden zum St. Mungos und stumm eilten sie Hand in Hand hinauf in die Abteilung, in der Liza schon seit Jahren arbeitete, aber sie hatte natürlich nie gedacht, dass einmal ein Familienmitglied ihr Patient sein würde.
„Liza!", Augustus Pye, der Noch-Lernheiler der Abteilung sah eindeutig gestresst aus. Er stand bei Arthurs Bett, der so blass und schon beinahe tot aussah, dass Liza für einen winzigen Moment zusammenzuckte und stehenblieb, bevor sie sich zusammenriss – jetzt war nicht der passende Moment für Panik, sie musste sich zusammenreißen.
„Wie geht es ihm?", fragte Liza ernst und eilte zu ihm. Augustus zauberte unentwegt Heilzauber auf Arthur, aber es reichte wohl nicht, denn jedes Mal, wenn die Wunden sich schlossen, brachen sie einen Moment später wieder auf.
„Ich weiß nicht", keuchte Augustus und er atmete schnell – offenbar hatte er Panik, „Ich... ich schaffe das nicht... er heilt einfach nicht!"
„Ich übernehme", befahl Liza ihm und Augustus machte nur zu gerne Platz für die erfahrenere Heilerin, „Ist Hippocrates schon hier? Wir brauchen einen blutbildenden Trank und etwas gegen das Gift, das die Wunden offenhält – wissen wir schon, was ihn angegriffen hat?"
„Nein, ich habe heute alleine Nachtschicht gehabt. Niemand sonst ist hier, aber er wird bald ankommen", gab Augustus zu, „Er ist erst vor ein paar Minuten angekommen und seitdem auch schon bewusstlos. Ich habe solche Wunden noch nie gesehen – sie stammen von keinem Wesen, mit dem wir es hier bisher zu tun gehabt haben."
Liza warf nur einen schnellen Blick auf die Wunden an Arthur, bevor sie schon wusste, was es war. „Sie können es auch nicht wissen – es war eine Schlange", erklärte Liza düster und Augustus riss überrascht die Augen auf.
„Eine Schlange?", wiederholte er ungläubig, „Aber das erklärt nicht, warum die Wunden sich nicht schließen. Bei Muggel-Verletzungen sollte Magie eigentlich schnell wirken."
„Willkommen in der Welt von Hexen und Zauberer", schnaubte Liza gereizt, „Vermutlich war es keine normale Schlange. Und jetzt holen Sie den blutbildenden Trank! Sofort!"
Augustus widersprach nicht und eilte schnell davon. Wahrscheinlich war er froh, dass jemand die Führung übernahm und er nur noch Befehle ausüben musste.
„Was ist –", stammelte Charlie und um ehrlich zu sein, hatte Liza schon ganz vergessen, dass er auch noch da war und mit einem kurzen Blick in seine Richtung bemerkte Liza schnell, dass er beinahe ebenso bleich war, wie Arthur und seine Augen aufgerissen hatte. Warum denn auch nicht – immerhin lag sein Vater hier sterbend vor ihm. Liza hätte ihn gerne getröstet, aber sie kannte ihre Prioritäten und in diesem Moment musste sie Arthur retten. Sie würde es sich niemals verzeihen, wenn er in ihrer Aufsicht sterben würde. Natürlich hatte sie schon Menschen sterben sehen, hatte deren Hand gehalten und gesehen, wie das Licht in ihren Augen erlosch, aber diese Menschen waren Fremde gewesen – nicht Arthur, den sie schon seit ihrer Kindheit kannte und deren Sohn sie heiraten wollte.
„Charlie, bitte geh", meinte sie sanft und wandte sich wieder Arthur zu, „Molly wird bald ankommen – sie darf Arthur nicht sehen."
„Aber –", stammelte Charlie, bevor er sich zusammenriss und nickte, „Ja, ich kümmere mich um sie."
Charlie verließ den Raum und kurz darauf kam Augustus mit einem Arm voll Tränken zurück.
„Hier ist jedes Gegengift, das ich gefunden habe", meinte er außer Atem, „Ich weiß nicht, welches wirkt."
„Vermutliches keines von ihnen", schnaubte Liza grimmig, aber nachdem sie selbst bemerkte, dass keiner ihrer Heilzauber so wirklich wirkte, begann sie stattdessen die Wunden mit Verbänden zu schließen und es war ein wenig eine Herausforderung, das zu machen, dass sie fest genug waren, dass so wenig Blut wie möglich noch heraussickerte, aber sie wollte Arthur auch nicht verletzen.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Liza musste nicht einmal aufschauen, um zu wissen, wer es war, als sie das Schluchzen von Molly hörte.
„Arthur!", rief sie und wollte schon zum Bett eilen, aber hinter ihr kam Charlie und riss sie zurück.
„Nicht jetzt, Mom", meinte er mit zusammengebissenen Zähnen. In diesem Moment fühlte er sich hin und her gerissen. Auf der einen Seite wollte er selbst nach seinem Dad sehen, aber er wusste auch, dass die Heiler Platz brauchten. Im Moment konnten sie nicht mehr tun, außer zusehen und hoffen.
„Aber... Arthur", Molly versuchte sich loszureißen, aber Charlie war stärker als sie, „Elizaveta! Wie geht es ihm."
„Molly, du musst draußen warten", meinte Liza, ohne sie anzusehen. Leicht gestresst sah sie sich die Gegengifte durch, die Augustus gebracht hatte und in ihrem Kopf ging sie die Symptome durch und die Mittel, die dagegen ankämpfen konnten, aber keines der Gegenmittel schien so wirklich zu passen. „Ich sage euch Bescheid, wenn er stabil ist."
„Stabil?", wiederholte Molly, „Bedeutet das... bedeutet das, dass er –"
„Molly!", fuhr Liza ihre zukünftige Schwiegermutter an und sah auf. Molly stockte, als sie sah, dass in Lizas Augen Tränen waren – Liza weinte nie. Liza holte tief Luft, als sie realisierte, dass sie Molly angefahren hatte, obwohl diese jeden Grund hatte, panisch zu sein. „Molly", begann sie etwas ruhiger, „Ich versuche alles, was ich kann, okay? Im Moment muss er erst einmal aufwachen und wir müssen ein Gegengift suchen, sonst schließen sich seine Wunden nicht. Ich verspreche dir, ich halte euch am Laufenden, okay?"
Molly nickte nur schwach und ließ sich dann von Charlie wieder aus dem Behandlungsraum führen. Charlie schaute noch einmal zu seiner Verlobten, die wieder begann, die Gegengifte durchzusehen und folgte seiner Mutter.
„Haben wir einen blutbildenden Trank hier?", fragte Liza an Augustus gewandt und jedes Anzeichen dafür, dass sie eben noch die Nerven verloren hatte waren verschwunden.
„Hier", Augustus reichte ihr ein Fläschchen und Liza untersuchte es schnell, bevor sie sich noch einmal über Arthur beugte und seine Verletzungen untersuchte. Noch immer blutenden sie, aber im Moment konnte sie nicht mehr tun, außer sie verbinden.
„Holen Sie noch ein Schmerzmittel und einige Phiolen", befahl Liza dem Lernheiler, „Wir müssen sein Blut untersuchen, bevor darin keine Anzeichen vom Gift mehr zu finden sind."
Augustus eilte wieder hinaus und als er aus dem Raum trat, sahen Molly, Charlie und Bill, der ebenfalls mitgekommen war, als er von seinem Vater hörte hoffnungsvoll auf, aber der junge Lernheiler eilte nur an ihnen vorbei, ohne sie anzusehen und die drei schienen wieder in sich zusammen zu sacken.
Liza fühlte Arthurs Puls und untersuchte ihn, aber jetzt, wo die Wunden versorgt waren, stabilisierten sich seine Werte langsam. Er musste nur die Tränke schlucken und dafür musste er wach sein – so wirkten sie am schnellsten.
Als Augustus zurückkam, nahm Liza Arthur einige Phiolen Blut ab und reichte sie wieder an den Lernheiler, damit dieser sie kühlen konnte, um sie später zu untersuchen.
Erst dann zückte die Heilerin ihren Zauberstab und richtete ihn auf Arthur, um ihn mit einem Zauber zu wecken.
Sofort riss der Mann die Augen auf und sah sich einen Moment überrascht um, bevor er die Schmerzen wohl spürte und aufstöhnte.
„Sir", Liza sprach ihn absichtlich höflich an, obwohl sie den Mann schon seit Jahren kannte, „Sir, können Sie mich hören? Wissen Sie, wer Sie sind?" Es war möglich, dass sein Gehirn Schäden genommen hatte, nachdem er ziemlich viel Blut verloren hatte.
„Liza, wo bin ich?", fragte Arthur, „Es tut weh."
Liza seufzte erleichtert – wenigstens konnte er sich noch irgendwie erinnern, obwohl er nicht ihre Fragen beantwortet hatte.
„Arthur, du musst das hier schlucken", sie reichte ihm zuerst das Schmerzmittel, damit er nicht mehr leiden musste – die Wunden schmerzten bestimmt noch, besonders, weil sie nur verbunden waren und nicht geheilt.
„Was ist das?", fragte er und kniff die Augen zusammen, um die Aufschrift des Fläschchens zu lesen, obwohl er keine Brille trug.
„Etwas gegen die Schmerzen", erklärte Liza und sobald Arthur das hörte, schluckte er so schnell hinunter, dass Liza kein weiteres Wort mehr sagen konnte, „Es wird in ein paar Minuten wirken."
„Was ist passiert?", fragte sich Arthur und Liza zuckte zusammen. Hatte sein Gehirn doch Schäden genommen oder war das nur der Schock?
„Kannst du dich nicht mehr erinnern?", fragte Liza ihn vorsichtig und Arthur kniff die Augen wieder zusammen, aber dieses Mal nicht, um etwas zu lesen, sondern er dachte nach.
„Eine Schlange", murmelte er nachdenklich, „Da war eine Schlange."
Das bewies nur, was Liza schon vermutet hatte – eine Schlange hatte Arthur angegriffen und nachdem Arthur zu diesem Zeitpunkt für den Orden die Mysteriumsabteilung bewacht hatte, würde es Liza nicht wundern, wenn Voldemort dahinterstecken würde.
„Nimm das hier", Liza drückte Arthur die zweite Phiole in die Hand, „Ein Trank, um mehr Blut zu bilden – du hast eine Menge verloren. Du kannst froh sein, dass du noch lebst."
„Molly", stammelte Arthur, „Wo ist sie?"
„Sie wartet draußen mit Charlie", erklärte Liza ruhig, „Du musst den Trank schlucken, bevor sich dein Zustand noch mehr verschlechtert."
Arthur tat wie geheißen und sackte dann in das Kissen seines Bettes zurück, das ziemlich blutig war – sein Blut.
Plötzlich setzte er sich so schwungvoll auf, dass Liza beobachten konnte, wie ihm das Blut (wenn er überhaupt noch welches im System hatte) aus dem Gesicht wich, als der Schmerz einsetzte, aber er ließ sich nicht davon stören, sondern griff nur schwach nach Lizas Hand und sah sie an. Seine Hand war kalt und er zitterte, aber sein Blick war unverwandt auf Liza gerichtet.
„Hat Charlie dich gefunden? Am Bahnhof?", fragte er die Heilerin, als wäre es die wichtigste Frage der Welt.
Liza lächelte, als sie sich erinnerte, dass Charlie und sie verlobt waren – Charlie war ihr Verlobter. In Lizas Ohren klang das sehr gut. „Hat er", bestätigte sie nickend.
„Und... und hat er dich gefragt?", fragte Arthur erwartungsvoll und all der Schmerz schien vergessen.
Nun grinste Liza von einem Ohr zum anderen und statt zu antworten, zeigte sie ihm den Ring, der an ihrem Finger steckte und Arthur sackte zufrieden wieder in das Kissen zurück.
„Endlich", seufzte er erleichtert, „Ich freue mich für euch beide, aber ich glaube, Molly wird noch immer nicht akzeptieren, dass ihr beide überhaupt zusammen seid."
„Das habe ich schon befürchtet", schnaubte Liza und verzog das Gesicht.
„Es ist ja nicht so, als würde sie nicht wollen, dass ihr beide zusammen seid", erklärte Arthur schnell, „Sie hat es sich nur in den Kopf gesetzt, dass ihr beide sie nur hinters Licht führen wollt – sie kann ziemlich stur sein, wenn sie das will."
„Spätestens bei der Hochzeit wird sie es akzeptieren", bestimmte Liza, aber Arthur sah nicht wirklich überzeugt aus.
Augustus kam wieder in den Behandlungsraum und sah, dass Arthur wach war und es ihm offenbar besser ging – wenigstens rang er nicht mehr mit dem Tod, wie noch vor ungefähr einer halben Stunde.
„Hippocrates ist jetzt hier – er braut neuen blutbildenden Trank", informierte Augustus Liza.
Liza nickte dankbar und lächelte den jungen Lernheiler an. „Danke, Augustus, können Sie meinem Verlobten sagen, dass Arthur jetzt ansprechbar ist? Sie erkennen Ihn vermutlich an den langen Haaren."
„Sicher", bestätigte Augustus, warf Arthur noch einen letzten Blick zu, bevor er wieder nach draußen trat.
Sobald die Tür sich hinter ihm schloss, sahen Molly, Charlie und Bill zu dem jungen Lernheiler und beinahe schon erwarteten sie, dass er wieder an ihnen vorbeigehen würde, aber dieses Mal ging er direkt auf die kleine Gruppe zu (keiner von ihnen wusste, ob sie das gut oder schlecht finden sollten).
Augustus sah die kleine Gruppe an und überlegte, welcher der beiden Männer nun Lizas Verlobter war. Sie beide hatten lange Haare und offenbar waren es Brüder. Aber er wusste, dass Liza mit dem kleineres von beiden angekommen war – es könnte sein, dass Liza ihn meinte, aber vielleicht auch den anderen. Immerhin hätte sie sonst gesagt, dass er den Mann holen sollte, mit dem sie angekommen war. Sie hatte ganz besonders angemerkt, dass er ihren VerlobtenBericht erstatten sollte. Er hatte nicht einmal gewusst, dass Liza verlobt war, aber er war sich auch nicht sicher gewesen, ob sie überhaupt mit jemanden zusammen war.
Kurzerhand beschloss Augustus einfach den größeren der beiden anzusprechen.
„Sie müssen Lizas Verlobter sein", der junge Lernheiler lächelte Bill freundlich an, „Liza hat mir gesagt, dass Mr Weasley jetzt wach ist und Sie ihn sehen können."
„Verlobter?", Molly war die erste, die dieses Wort aufgriff und sofort begann sie zu strahlen, „Bill, du bist mit Liza zusammen? Warum hast du das nie gesagt? Ich habe doch gewusst, dass du in letzter Zeit so verliebt ausgesehen hast! Das freut mich für dich, Bill – und natürlich auch für Elizaveta!"
„W-was?", stammelte Bill überfordert mit der Situation. Er wusste nicht genau, wann er sich mit Liza verlobt hatte – er wüsste es bestimmt, wenn er verlobt gewesen wäre... vielleicht aber auch nicht... er hatte schon einige seltsame Dinge mit Liza Gregorovich erlebt.
„Er meint mich", rettete Charlie seinen Bruder grinsend und hob die Hand, „Ich bin Lizas Verlobter."
Sofort sackte Molly zusammen. „Oh", machte sie enttäuscht, dass Liza doch kein Teil der Familie wurde, aber dann wurde sie wütend, „Charlie, das ist nicht der Moment, um solche Witze zu machen! Hört endlich auf damit, ihr seid keiner Kinder mehr!"
Charlie verdrehte die Augen, seufzte, sagte aber nichts dagegen. „Ich glaube, Dad ist wach", sagte er stattdessen.
„Oh, stimmt", sofort war Molly auf den Beinen und folgte Augustus in den Raum.
Bill und Charlie blieben zurück und Bill schaute seinen Bruder misstrauisch an.
„Langsam macht ihr mich fertig, wisst ihr das?", fragte er seinen jüngeren Bruder, „Seid ihr jetzt zusammen oder nicht? Ist es wirklich nur ein schlechter Scherz von euch beiden, der schon viel zu lange geht, oder seid ihr wirklich ein Paar?"
Charlie antwortete ihm nicht, sondern winkte ihm nur auffällig mit der Hand zu, an deren Ringfinger Lizas Ring steckte, bevor er zu seinem Vater in den Raum ging.
Wenigstens lebte er und war soweit außer Lebensgefahr. Liza hatte das gut hinbekommen und Charlie war ihr wirklich dankbar.
Er wollte sich gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn Arthur nicht rechtzeitig behandelt geworden wäre. Diesen Gedanken schüttelte er schnell ab – er wollte nicht einmal denken, was passiert wäre, wenn die Familie Weasley ihren Vater verloren hätte.
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