49. Kapitel
Die Drachen waren wirklich nicht wirklich beeindruckt, als sie aufwachten. Zuerst waren sie noch verschlafen und verwirrt, aber als sie sich an die neue Lage gewohnt hatten, wurden sie auf jeden Fall eines – wütend.
Charlie schickte Liza zurück, damit sie Abstand hielt und Liza hörte auf ihn. Sie war immer noch nur eine Heilerin und Charlie war der Drachenspezialist. Außerdem konnte er es sich nicht leisten, abgelenkt zu sein, weil Liza zu nahe war und er sich Sorgen um sie machen musste, anstatt um seine eigene Gesundheit, die Liza um einiges wichtiger war, als wütende Drachen von Nahem zu sehen.
Das würde sie noch früh genug beim Trimagischen Turnier, wenn sie die Champions nach der Aufgabe wieder zusammenflicken durfte.
Die Drachenweibchen brüllten und spien Flammen. Die Wärter versuchten zwar, sie zu beruhigen, aber nicht einmal Eliza glaubte, dass es ihnen gelingen würde. Sie wäre auch ziemlich sauer, wenn sie schlafen würde und auf einmal an einem ihr fremden Ort aufwachen würde – außerdem waren die vier auch noch Mütter und bestimmt noch weniger begeistert davon, dass ihre Eier ohne ihre Erlaubnis berührt worden waren.
Zu siebt oder zu acht versuchten die Drachenwärter die Drachen zu beruhigen und gleichzeitig ihren Zähnen, Krallen und Flammen auszuweichen. Zu sagen, Liza war um Charlie besorgt, war eine Untertreibung, aber sie hatte auch Vertrauen in ihn, dass er wusste, was er tat.
Liza sah Hagrid und Madame Maxime als erstes kommen, nachdem sie weit entfernt von dem Drachen-Chaos stand.
„Hagrid!", begrüßte sie ihn und ging ihnen entgegen, „Madame Maxime... Sie habe ich nicht erwartet."
„Mademoiselle Gregorovich", auch Maxime schien überrascht, „Was maschen Sie denn 'ier?"
Liza hatte keine Chance, ihr zu antworten, denn auch Charlie hatte sie von den Drachen-Gehegen entdeckt. „Bleib ja dahinten stehen, Hagrid! Sie können im Umkreis von sieben Metern Feuer speien! Und ich hab gesehen, wie dieser Hornschwanz es doppelt so weit geschafft hat!", rief er ihm warnend, „Du auch, Liza! Bleib genau da!"
„Er macht sich zu viele Sorgen", seufzte Liza, aber sie lächelte, „Er sollte sich lieber auf seine Arbeit konzentrieren, anstatt sich um mich Sorgen zu machen."
„Sind sie nicht schön?", Hagrid blickte verträumt zu den Drachen, als wären es Hundebabys.
Liza sah den Wärtern zu, aber sie schienen nicht weiter zu kommen.
„So kommen wir nicht weiter!", rief der Zauberer, der diese Mission leitete und den Charlie ihr als Neto vorgestellt hatte laut über den Lärm, den die Drachen verursachten hinweg, „Schockzauber, ich zähle bis drei!"
Da Drachen so riesig waren und einen schützenden Panzer besaßen, brauchte es mehr als nur einen Schockzauber, um die Tiere umzuhauen. Es brauchte die sieben Wärter bei jedem der Drachen, um sie außer Gefecht zu setzen.
„Stupor!", riefen die Zauberer zeitgleich und die Zauber trafen auf die Panzer der Echsenwesen. Es waren genügend Zauber gewesen, denn sie begannen zu wanken und kippten schlafend um. Als sie auf dem Erdboden auftrafen, erzitterte scheinbar alles in ihrer Nähe und Liza machte sich ein wenig Sorgen um sie, aber sie war sich sicher, dass diese riesigen Wesen das schon aushielten.
Schockzauber waren zwar um einiges weniger elegant, als ein Schlaftrunk, aber genauso effektiv.
Jetzt konnte sie wenigstens gefahrlos nähergehen, was Hagrid sofort ausnutzte.
„Woll'n wir näher rangehen?", schlug er aufgeregt vor, während Madam Maxime weniger begeistert wirkte, aber sie folgte ihm trotzdem. Liza folgte ihnen, aber nicht zu den Drachen, sondern Charlie entgegen, der ihnen ebenfalls entgegenkam.
„Sehr spektakulär", grinste sie, als er in Hörweite gekommen war, „Wirklich sehr eindrucksvoll."
„Ich weiß schon – ich bin schon ziemlich heiß", Charlie schnippte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus seinem Zopf gelöst hatte.
„Heiß wäre es gewesen, wenn Elli dich erwischt hätte", konterte Eliza frech.
„Ich habe schon befürchtet, dass du dich mit ihr zusammenschließen würdest", meinte er, „ich hätte euch nicht vorstellen sollen... Wie geht's, Hagrid?" Charlie wandte sich an Hagrid mit einem übertriebenen Lächeln und er wandte sich demonstrativ von Liza ab. „Jetzt müssten sie sich langsam beruhigt haben – wir hatten ihnen für den Weg hierher ein Schlafelixier verpasst und dachten, es wäre besser für sie, wenn sie nachts und in aller Ruhe aufwachen – aber wir du gesehen hast, waren sie nicht glücklich, überhaupt nicht glücklich –"
„Welche Arten hast du denn hier, Charlie?", fragte Hagrid und schien sich in die Drachen genauso zu verlieben, wie Liza es vor wenigen Stunden getan hatte.
„Das ist ein Ungarischer Hornschwanz", stellte Charlie als erstes Jacinta vor, „Dort drüben ist ein Gemeiner Walisischer Grünling, der kleine da – dieser blaugraue – ist ein Schwedischer Kurzschnäuzler und der rote dort ist ein Chinesischer Feuerball."
Madame Maxime schiene ebenfalls zu bemerken, dass die Drachen in diesem geschockten Zustand keine Gefahr mehr darstellten und nutzte das aus, um etwas näher zu kommen.
„Ich wusste nicht, dass du sie mitbringen würdest, Hagrid", meinte Charlie stirnrunzelnd, „Die Champions sollen nicht wissen, was sie erwartet – sie erzählt es sicher ihrer Schülerin, oder?"
Liza befürchtete auch, dass Madame Maxime sofort Fleur verraten würde, was hier vor sich ging.
„Dachte mir nur, sie würd sie gern sehen", gab Hagrid zu, und schien zu vergessen, dass nicht jeder so viel für Drachen übrighatte, wie er.
„Wirklich 'ne romantische Verabredung, Hagrid", lachte Charlie kopfschüttelnd, aber Liza stieß ihm in die Seite.
„Als ob du mir nicht ganz stolz die Drachen vorgestellt hättest", erinnerte sie ihn und Charlie wurde rot.
„Du bist anders", meinte er leise und Liza stemmte die Hände in die Hüften.
„Anders? Was soll das schon wieder heißen?", meckerte sie künstlich beleidigt, aber zum Glück rettete Hagrid Charlie vor einem Vortrag von ihr.
„Vier... also einen für jeden Champion? Was müssen sie tun – gegen sie kämpfen?", fragte Hagrid.
„Nur an ihnen vorbeikommen, glaub ich", vermutete Charlie.
„Immer noch schlimm genug", maulte Liza, „Alle werden verletzt – die Menschen werden knusprig gebraten, die Drachen werden angegriffen und werden gestresst... ich weiß nicht, was sich die Zuständigen dabei gedacht haben, Drachen für dieses Turnier einzusetzen!"
„Wir sind dabei, falls es ernst werden sollte, und halten die Feuerlöschzauber ständig bereit", wollte Charlie seine Freundin beruhigen, „Sie wollten brütende Weibchen haben, ich weiß nicht, warum... aber ich sag dir, wer es mit dem Hornschwanz zu tun kriegt, der ist nicht zu beneiden. Bösartiges Vieh. Sein Hinterteil ist genauso gefährlich wie die Schnauze."
„Redest du häufig so über die Hintern von anderen Frauen?", fragte Liza grinsend und Charlie schubste sie verspielt von sich.
„Du bist so doof. Hör auf, mich vor Hagrid zu blamieren", beschwerte sich Charlie.
„Tu ich doch nicht! Warte – du hast da etwas Dreck!", Liza begann mit dem Finger in Charlies Gesicht herumzuschmieren, wo er natürlich keinen Dreck hatte, aber Liza nutzte diese Ausrede, um ihn wirklich zu blamieren.
„Ihh! Lass das!", rief er und duckte sich weg. Liza kicherte, ließ ihn aber wirklich in Ruhe.
Hagrid hatte sich in der Zwischenzeit die Drachen angesehen und sie beobachteten, wie Baelfire mit einigen anderen Wärtern die Eier von Jacinta, dem Hornschwanz-Weibchen an den Bauch legten, damit sie sich hoffentlich beruhigte, wenn sie wieder aufwachte.
Hagrid beobachtete sie sehnsüchtig dabei und Charlie fing seinen Blick auf.
„Ich hab sie zählen lassen, Hagrid", warnte Charlie streng.
„Schade, sonst wären wir noch einmal Eltern geworden", grinste Liza.
Charlie lächelte und seufzte sehnsüchtig. „Ich weiß, Liza, aber du weißt ja –"
„– das Ausbrüten von Drachen ist 1709 von der Zaubereibehörde verboten worden", beendete Liza den Satz, „Ich weiß..."
Charlie hob eine Augenbraue, war aber amüsiert von ihr, bevor er sich wieder an Hagrid wandte: „Wie geht's eigentlich Harry?"
„Gut", Hagrids Antwort war gut und Liza hoffte, dass nicht mehr dahintersteckte.
„Ich hoffe nur, es geht ihm auch noch gut, nachdem er sich mit dieser Meute hier herumgeschlagen hat", hoffte Charlie grimmig und Liza umarmte ihn von der Seite. Sie beide machten sich große Sorgen um Harry, nachdem sie beiden wussten, wie gefährlich Drachen werden konnten.
„Ich hab mich nicht mal getraut, Mom zu sagen, was er bei der ersten Aufgabe tun muss, sie kriegt ohnehin Zustände, wenn sie an ihn denkt", Charlie begann Mollys Stimme nachzuahmen, „Wie konnten sie es nur zulassen, dass er an diesem Turnier teilnimmt, er ist noch viel zu jung! Ich dachte, sie wären davor sicher, es gab doch eine Altersbegrenzung!Nachdem sie diesen Artikel über ihn im Tagesprophetengelesen hatte, war sie vollkommen aufgelöst. Er weint immer noch wegen seiner Eltern! Oh, der Arme, wenn ich das gewusst hätte!"
Liza wusste, von was für einem Artikel Charlie sprach. Rita Kimmkorn hatte nicht nur über sie einen Artikel veröffentlicht, sondern auch über Harry selbst und Liza wollte gar nicht wissen, wie viel davon die Journalistin selbst dazu gedichtet hatte, wie es auch bei ihr gewesen war.
„Wenn Molly alles glaubt, was diese Schreckschraube schreibt, dann bin ich wohl mein Name seit Neuestem ‚Elisafeta'", schnaubte Liza unzufrieden und dieses Mal war es Charlie, der sie besänftigend von der Seite umarmte.
„Wir wissen alle, dass du alles andere, als unsicher und voller Selbstzweifel bist", beruhigte Charlie sie.
„Das will ich doch hoffen", schnaubte Liza, „Diese Frau hat meinen Ruf jetzt schon versaut. Ich will gar nicht wissen, was Tonks dazu sagen wird, wenn wir sie das nächste Mal sehen."
„Ich will generell nicht wissen, was sie sagen wird, wenn wir sie wiedersehen", gab Charlie nachdenklich zu, „Wir haben sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen... bestimmt wird sie beleidigt sein."
„Darüber machen wir uns Sorgen, wenn es soweit ist", beschloss Liza.
Gerade in dem Moment kam Madame Maxime zurück zu ihnen geschlendert.
„Grauenvolle Tiere", bemerkte sie schaudernd, „So riesig und gefä'rlisch! Mademoiselle Gregorovich, was tun Sie eigentlisch 'ier? Das ist kein Ort für eine junge Dame!"
„Ich komme schon zurecht, Madame Maxime", winkte Eliza ab.
„Machen Sie sich um Liza keine Sorgen – Sie sollten sich eher um die Drachen Sorgen machen, wenn Eliza in der Nähe ist!", scherzte Charlie.
„Das ist nicht wahr!", beschwerte sich Liza laut, „Ich finde sie nett! Die Ladies sind nur etwas aufgebracht!"
„Aber Sie arbeiten dosch nischt mit Draschen, oder?", fragte Maxime erschrocken.
„Nein, noch nicht", seufzte Liza unzufrieden, „Aber hoffentlich nach dem Turnier."
„Das wäre nischts für misch", vermutete Madame Maxime betroffen, „Viel zu gruselig!"
„Vielleicht solltet ihr zurückgehen, bevor sie wieder aufwachen", bemerkte Charlie, weil sie die Weibchen schon langsam wieder zu bewegen begannen, „Und Sie wissen ja, Madame Maxime – Sie dürfen Miss Delacour nichts verraten."
„Natürlisch nischt!", rief Madame Maxime auf, als wäre diese Anschuldigung vollkommen ohne Grund gewesen, „Von mir wird sie nischts 'ören!"
Liza und Charlie tauschten Blicke aus und stumm wussten sie beide, dass Maxime auf jeden Fall die Informationen an Fleur weitergeben würde, aber was sollten sie dagegen tun? Ein Vergessenszauber erschien beiden ein wenig extrem und Hagrid unfair gegenüber. Vielleicht konnten sie die Aufgabe ja noch immer so interpretieren, dass die Champions auch Freundschaft und Partnerschaft getestet bekamen, indem sie ihre Schulleiter dazu brachten, dass sie Geheimnisse verrieten, obwohl die Regeln des Turniers dagegensprachen. Schade nur, dass Harry und Cedric bestimmt keinen Vorteil hatten, weil Dumbledore ihnen bestimmt nichts verraten würde. Es würde Liza auch nicht wundern, wenn Karkaroff nicht auch einen Weg gefunden hatte, von den Drachen zu erfahren, unbedingt leise waren die Ladies ja nicht.
„Wir sollten wirklich zurück", brummte Hagrid ein bisschen traurig, „Wird auch schon spät."
„Es ist ja nicht das letzte Mal, dass du sie siehst, Hagrid", tröstete Charlie ihn, „Am Dienstag wirst du sie in Aktion erleben und ich kann euch sagen – mit weiblichen Drachen legt man sich am besten noch seltener an, als mit weiblichen Menschen."
„Oh, wow, danke, Charlie", schnaubte Liza, „Ich liebe dich auch."
„Seht ihr", wisperte Charlie Hagrid und Maxime zu, die beide von dem Paar belustigt schienen.
Als sie sie verabschiedeten, sahen die beiden Hagrid und Maxime noch zu, wie sie im Wald verschwanden.
„Jetzt weiß Fleur alles", bemerkte Liza.
„Aber Harry hoffentlich auch. Ich zählte ehrlich gesagt darauf, dass Hagrid es ihm erzählt", gestand Charlie.
„Oh, gut, ich auch", seufzte Eliza erleichtert, „Und ich habe schon Angst gehabt, dass wir ausnahmsweise einmal nicht dieselben Gedanken haben."
„Wäre ja eine Katastrophe gewesen", lachte Charlie, „Aber jetzt sollten wir uns um wichtigere Dinge kümmern –"
„– und zwar, wie wir Fred und Agnes zusammen bekommen", beendete Liza seinen Satz.
„Du nimmst mir die Worte aus dem Mund, Darling", Charlie fächelte sich mit der Hand Luft zu und blinzelte übertrieben, „Ich habe auch schon einen Plan."
„Wenn dein Plan der ist, ihm einen Brief zu schicken und ihm zu drohen, sollte er sich nicht langsam Eier wachsen lassen und dieses Mädchen ansprechen, dann habe ich den auch schon gehabt."
„Wir sind einfach auf derselben Wellenlänge", Charlie grinste sie schief an. Einen Moment blieben sie stumm nebeneinanderstehen, bevor Charlie sie in einen leidenschaftlichen Kuss zog.
„Sucht euch ein Zimmer", rief Baelfire ihnen vom Lager aus zu, aber Charlie machte nur eine unhöfliche Geste in seine Richtung und ließ sich sonst auch nicht stören. Dieser Moment gehörte ihnen.
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