4. Kapitel

„Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?", fragte Tonks, aber sie klang nicht wirklich unsicher, sondern wollte nur noch einmal sichergehen, dass sie das wirklich durchzogen.

„Natürlich – ich habe gelesen, dass es in diesem Wald Einhörner gibt. Wenn das stimmt, dann werde ich sie auch finden!"

„Eigentlich heißt er nicht ohne Grund „Verbotener Wald". Wenn wir erwischt werden, haben wir ein ernsthaftes Problem", erinnerte Tonks ihre Freundin.

„Tonks, wir haben immer ernsthafte Probleme, aber das hindert uns nicht daran, Unsinn anzustellen, oder?"

„Nein."

„Genau! Nein! Wir machen, was wir wollen! Tonks und Liza – das dynamische Duo von Hogwarts!"

„Du meinst wohl Tonks und Marta", erinnerte Tonks sie und die beiden Mädchen kicherten, bevor sie vorsichtig den Verbotenen Wald betraten.

Zuerst war es noch ganz nett und es erinnerte Liza an einen ganz normalen Wald, aber je weiter sie in sein Inneres gingen, desto dunkler und gruseliger wurde es. Nicht, dass die beiden sich gefürchtet hätten, aber sie wurden doch leiser und leise und achteten auf ihre Schritte, als würden sie durch ein Mienenfeld gehen.

Nach einer Stunde war ihnen beiden kalt – der Oktober kam mit Kälte und Wind, und der schattige Wald schien noch mehr Kälte auszustrahlen. Auch Maurice in Elizas Manteltasche war herausgekrochen und Liza hatte ihn unter ihren Mantel versteckt, damit er möglichst viel von ihrer Körperwärme abbekam. Die alte Kröte würde die Kälte sonst nicht aushalten und Liza bereute es, dass sie ihn nicht im Schloss zurückgelassen hatte.

„Marta, vielleicht sollten wir zurück – ich bin mir nicht sicher, ob wir wirklich Einhörner finden werden", meinte Tonks, „Und mir ist wirklich kalt."

„Mir auch", bibberte Liza und tatsächlich zitterte sie am ganzen Leib, „Aber, wenn wir zurückgehen, kommen wir ein anderes Mal zurück, okay?"

„Versprochen, aber jetzt hätte ich gerne eine warme Tasse Tee", versprach Tonks.

Sie wollten gerade umdrehen, als Liza etwas sah. Zuerst meinte sie, es wäre einfach nur ein Stein am Boden, aber dann bemerkte sie ziemlich schnell, dass dieses Etwas sich bewegte.

Misstrauisch, aber auch neugierig kam Liza dem Geschöpf am Boden näher.

„Was ist?", fragte Tonks, die es noch nicht gesehen hatte, aber Liza antwortete ihr nicht. Je näher sie kam, desto genauer sah sie, was es war und als sie direkt darüberstand, konnte sie nicht glauben, wie klein und unschuldig Baby-Eulen aussehen konnten.

Der winzige Vogel lag am Boden, fiepte nur noch schwach und schien verletzt zu sein. Sofort sah Eliza sich um und sah sogar nach oben, aber es schien so, als wäre die kleine Eule wir aus dem Nichts aufgetaucht.

„Das ist seltsam", meinte Eliza und Tonks kam näher und stieß einen überraschten Laut aus, als sie die Eule sah.

„Oh, ist die süß!", freute Tonks sich, „Aber sollte sie nicht in einem Nest sein?"

„Diese Eule ist noch viel zu jung. Eigentlich brüten Eulen im Frühjahr, aber jetzt ist schon Herbst. Außerdem scheint sie verletzt zu sein", erinnerte sich Eliza.

„Woher weißt du das?", fragte Tonks überrascht, „Seit wann bist du eine Spezialistin für Eulen?"

„Hin und wieder lese ich doch ein Buch", verteidigte sich Eliza, „Und sie interessieren mich eben. Ich meine, wir sind tagtäglich von Eulen umgeben, aber die meisten wissen kein bisschen über sie!"

„Ich weiß auch nichts über sie – sind doch nur Eulen", gab Tonks zu und Eliza schüttelte den Kopf.

Vorsichtig kniete sie sich auf den kalten Boden und streckte vorsichtig die Hände aus, um die Eule aufzuheben, aber diese war zu schwach, um sich dagegen zu wehren und Liza hatte keine Probleme damit.

„Sie ist eiskalt", keuchte Eliza erschrocken, „Zu kalt – wir sollten sie ins Schloss mitnehmen, sonst stirbt sie!"

„Ich weiß nicht, Marta... natürliche Selektion?", fragte Tonks ein wenig unsicher.

„Sag so etwas nicht, Tonks!", rief Liza empört, „Wenn wir die Chance haben, die kleine zu retten, dann werden wir das auch tun!"

„Du hast ja Recht", seufzte Tonks, „Aber was sollen wir jetzt machen."

„Wir bringen es zu Hagrid", beschloss Liza spontan und verwunderte damit auch Tonks.

„Hagrid? Warum Hagrid?"

„Hagrid ist Wildhüter von Hogwarts und außerdem kennt er sich bestimm gut mit Tieren aus! Zu wem sollen wir sonst gehen – Madam Pomfrey?"

„Nein, das wäre keine gute Idee – Hagrid ist gut", bemerkte Tonks nachdenklich.

Liza wickelte die kleine, schwache Eule in ihren Mantel ein und drückte sie an ihren Körper, um sie mit ihrer eigenen Körperwärme ein wenig aufzuheizen, wie sie auch schon mit Maurice tat. Die Kröte störte es nicht, dass auf einmal eine kleine Eule bei ihm war – diese war noch zu klein, um eine Gefahr für ihn darzustellen.

Der Rückweg verging schneller, als der Hinweg, da Eliza es besonders eilig hatte, die kleine Eule in Sicherheit zu bringen und Tonks wollte nicht allein zurückbleiben.

Keuchend und vollkommen außer Atmen kamen sie zu Hagrids Hütte und ohne zu zögern klopfte Eliza an der Tür.

Zuerst hörten beide gar nichts und Liza machte sich schon Sorgen, dass Hagrid gar nicht zu Hause war, aber dann vernahm sie die schweren, stampfenden Schritte von Hagrid.

Er öffnete die Tür und ein kleiner, schwarzer Wirbelwind flitze heraus. Erschrocken sprang Tonks zurück, aber Eliza erkannte dieses schwarze Etwas bald schon als einen Hundewelpen. Sie hatte gar nicht gewusst, dass Hagrid einen Welpen aufzog, aber im Moment machte sie sich um ihr eigenes Baby sorgen.

„Hagrid, gut, dass du da bist", keuchte Eliza, „Wir brauchen deine Hilfe."

„Meine Hilfe? Wobei denn? Ist etwas passiert?", fragte Hagrid sofort.

„Wir haben eine Eule gefunden", erklärte Liza schnell und schob ihren Mantel ein wenig zur Seite, sodass die kleine Eule zum Vorschein kam. Sie schien noch immer schwach zu sein, aber sie lebte noch.

„Wo habt ihr sie gefunden?", fragte Hagrid misstrauisch und Tonks und Eliza tauschten Blicke aus.

„Das... das ist im Moment nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass sie eiskalt war, als ich sie gefunden habe und sie wird sterben, wenn wir nichts unternehmen!", meinte Eliza schnell, „Bitte!"

„Natürlich! Natürlich! Da braucht ihr nicht zweimal fragen – kommt rein!", Hagrid ging einen Schritt zur Seite, damit die beiden Mädchen in seine Hütte gehen konnten und zu Elizas Verwunderungen schienen sie nicht die einzigen Gäste zu sein, denn am Tisch saß schon ein rothaariger Junge, den Liza bis jetzt nur vom Namen und Sehen her kannte.

Charlie Weasley war ein Gryffindor und damit nicht häufig mit den Hufflepuffs unterwegs, da sie getrennte Stunden hatten, aber nachdem Konstantin mit Bill, Charlies Bruder befreundet war, konnte Eliza es nicht verhindern, ihn ebenfalls schon einmal gesehen zu haben.

Er saß ein wenig verwirrt mit einem großen Buch am Tisch, das Eliza als das bekannte Buch von Newton Scamander kannte, in dem er über diverse magische Tierwesen schrieb. Das Buch war auf einer Seite mit Drachen aufgeschlagen.

„Legt die Kleine auf den Tisch, ich glaube, ich habe noch ein wenig Aufpäppeltrank von Fang hier, wartet kurz!", wies Hagrid ihnen an und Eliza ließ sich das nicht zweimal sagen.

Behutsam legte sie die kleine Eule auf den Tisch und zog ihren Mantel aus, um das Küken darin eingewickelt zu lassen. Maurice war darüber eher weniger begeistert, aber er krabbelte einfach ebenfalls heraus aus dem Mantel und näher an das prasselnde Feuer im Kamin. Liza hoffte, er würde nicht zu nahe herankrabbeln und als ein französisches Gericht enden – sie war nicht wirklich ein Fan von Froschschenkeln.

„Ist das... eine Eule?", fragte Charlie neugierig und rückte ein wenig näher.

„Wir haben sie gefunden", erklärte Tonks ihm, „Eliza will sie gesundpflegen."

„Wow", staunte Charlie nur, „Aber das ist seltsam – sie ist so jung. Normalerweise sind Eulen in dieser Jahreszeit schon erwachsen."

„Siehst du, Tonks, andere Leute erkundigen sich ebenfalls über Eulen", zeigte Liza auf und Tonks zeigte ihr die Zunge.

„Charlie kennt sich mit einer Menge Tierwesen aus", meinte Hagrid, der mit einem kleinen Fläschchen zurückkam.

„Ist das der Aufpäppeltrank?", fragte Liza eilig.

„Jaah", bestätigte Hagrid, „Aber ich weiß nicht, wie viel die Kleine hier braucht. Ist schwer einzuschätzen."

„Ich werde es ihr einfach tropfenweise verabreichen", beschloss Eliza, „Ich weiß, eine Überdosis führt zu Überhitzung, aber wir sollten es riskieren."

„Woher weißt du das?", fragte Charlie überrascht.

„Wenn Marta hier irgendetwas weiß, dann die Anwendungen von allen Tränken und Mitteln, die im Krankenflügel zu finden sind", kicherte Tonks.

„Wenn ich eine Nacht dort verbringen muss, dann lese ich eben Madam Pomfreys Bücher – das würde jeder tun!", beschwerte sich Eliza schnell.

„Nein, Marta, das tut niemand", sagte Tonks ernst.

Liza schüttelte nur den Kopf und nahm die winzige Eule behutsam in die Hände. Sie war so vorsichtig und ruhig, dass alle Anwesenden einfach nur erstaunt dabei zusahen.

Liza tunkte ihren Finger in den Trank und wollte ihn der Eule einflößen, aber diese öffnete ihren Schnabel nicht.

„Komm schon – Mund auf", gurrte sie leise, aber die Eule hörte natürlich nicht auf sie.

Mit ihrem kleinen Finger begann sie, das weiche Federkleid der Eule am Bauch zu kraulen und schließlich öffnete die Eule doch ihren Schnabel, sodass Liza ihr schnell einen Tropfen einflößen konnte.

Sofort zeigte sich die Wirkung des Trankes, als aus den Ohren der kleinen Eule Dampf herausschoss und die Kleine ihre Augen weit aufriss.

Kurz darauf sprang sie schon wieder herum und Liza freute sich.

„Seht ihr – es hat funktioniert", meinte sie stolz auf sich, „Bald wird es ihr besser gehen."

„Solange sich jemand täglich um sie kümmert", bemerkte Hagrid und sofort sank die Stimmung.

„Oh, stimmt", meinte Liza, die vollkommen vergessen hatte, dass jetzt ein hilfloses Eulenbaby vor ihr saß. Es sprang zwar fröhlich und neugierig herum, aber das bedeutete noch lange nicht, dass es sich selbst Fressen besorgen oder auch nur fliegen konnte.

„Jemand muss es immer warmhalten, es füttern, wenn es Hunger hat – und das auch in der Nacht", zählte Hagrid auf, „Bist du dir sicher, dass du das schaffen wirst, Elizaveta?"

Einen kurzen Moment zögerte Liza, aber dann stolperte das niedliche Küken über seine eigenen Krallen und fiel auf den Tisch, strampelte dort kurz hilflos herum, bevor er sich umdrehen konnte und mühsam wieder auf die Beine kam. Es war einfach so niedlich, da konnte Eliza einfach nicht „Nein" sagen.

„Ja, ich werde es schaffen", meinte sie selbstsicher und nahm das Küken behutsam auf ihre Hand, bevor sie es an ihren Körper drückte und sich auch Maurice schnappte, der noch immer näher ans Feuer gekrochen war und schon beinahe in eine eher gefährliche Nähe gekommen war, „Ich bringe es wohl schnell wieder zurück ins Schloss. Danke Hagrid, dass du ihr Leben gerettet hast!"

„Keine Ursache – es ist übrigens ein Männchen", korrigierte Hagrid sie und wie zur Bestätigung fiepte das Küken, „Ich habe hier noch einige tote Mäuse, die du ihm füttern kannst."

Ohne wirkliche Vorwarnung drückte der riesige Mann Liza ein Sack mit etwas in die Hand, von dem sie eigentlich nicht wissen wollte, was es war, aber sie hatte beschlossen, dass sie dem Eulenbaby alles füttern würde, solange es überlebte.

„Danke, Hagrid", meinte Liza noch einmal strahlend, „Ohne dich wäre er gestorben."

„Weißt du schon, wie du ihn nennen willst?", fragte Tonks sie.

„Mir gefällt Pictor, nach dem Sternbild des Malers", beschloss Liza.

„Uh, toller Name", meinte Charlie begeistert und alle Blicke wandten sich zu ihm, sodass er schnell wieder verstummte und auf einmal seine Finger ziemlich interessant fand.

„Dann soll es Pictor sein – Pictor die Eule", freute sich Hagrid.

Liza grinste breit. „Wohl eher Pictor, der Zerstörer!"



Eliza hatte sich Eulenaufziehen um einiges einfacher vorgestellt.

Sie hatte zum einen nicht erwartet, dass Pictor sie mitten in der Nacht wecken würde, weil er Hunger hatte und auch im Unterricht störte er immer wieder, sodass sich Liza manchmal gar nicht konzentrieren konnte.

Müde und erledigt kam sie mit Pictor auf der Schulter in die Große Halle, um dort noch schnell zu Mittag zu essen, um dann gleich ins Bett zu fallen, sobald sie Pictor gefüttert hatte. Tonks saß schon dort und erwartete sie mit einem breiten Grinsen.

„Jetzt bist du wohl nicht mehr so zufrieden mit Pictor, oder?", fragte sie schelmisch.

„Ich hätte ihn noch immer nicht zurückgelassen", rief Liza empört, „Aber ich wünsche mir nur, ich könnte eine Nacht lang durchschlafen."

„So muss sich wohl meine Mutter gefühlt haben, als ich noch klein war", überlegte Tonks, „Ich glaube, sie hat immer noch Augenringe aus dieser Zeit."

Liza schöpfte sich Essen, als sich plötzlich jemand neben sie setzte.

Müde wandte sie ihren Blick vom Essen ab und erblickte Charlie Weasley, der ein wenig unsicher und schüchtern neben ihr saß und Augenkontakt zu vermeiden schien.

„Ich kann ihn auch einmal übernehmen", schlug er vor, aber nachdem er Elizas und Tonks verwirrte Blicke gesehen hatte, fügte er noch schnell hinzu, „Ich meine, Pictor. Ich habe gesehen, wie müde du aussiehst und ich habe gelesen, dass Eulen besonders in der Nacht viel Nahrung zu sich nehmen. Wenn du einmal eine Nacht durchschlafen willst, dann bin ich bereit, ihn dir einmal abzunehmen."

„Wirklich?", fragte Liza unsicher, „Ich weiß nicht. Pictor ist wie mein Sohn und –"

„Charlie könnte sein Papa sein!", rief Tonks aus und einige andere Schüler schauten verwirrt in ihre Richtung, „Marta, du bist die Mama, Charlie ist der Papa, Pictor ist euer verzogener Sohn und ich bin die seltsame Tante!"

„Nein, Tonks! Das ist eine grauenvolle Idee!", rief Liza aus und Charlie war ganz rot geworden.

„Dann eben nicht", grinsend stand Tonks auf, „Wir sehen uns dann im Gemeinschaftsraum, wenn ihr beide euch über das Besuchsrecht geeinigt habt, okay?"

Tonks verschwand tatsächlich und ließ die beiden knallroten Schüler am Hufflepufftisch zurück.

„Ich... ich...", stammelte Charlie, bevor er schluckte, „Ich könnte wirklich sein... sein Vater sein? Ich meine, ich habe nichts dagegen..."

„Aber wir... wir sind doch gar nicht zusammen", wisperte Liza, als wäre das das größte Problem bei ihrem Plan, „Können wir auch beide seine Eltern sein, ohne dass wir zusammen sind? Ich weiß nur, dass meine Eltern sich... sich sogar küssen!"

Charlie verzog angeekelt das Gesicht. „Ich denke, wir müssen nicht zusammen sein, aber wenn es dich wohler fühlen lässt, Pictor in meine Obhut zu lassen, dann... dann können wir auch zusammen sein, wenn du das willst..."

„Bist du dir sicher?", wisperte Liza ganz leise, damit sonst niemand sie hören konnte, „Das würdest du für Pictor tun?"

„Ja... ich denke schon", meinte Charlie schüchtern, „Ich würde mich nur wirklich gerne um ihn kümmern – wir haben zu Hause nur eine ganz alte Eule. Ich habe noch nie ein Baby aufgezogen und ich glaube, dass das eine gute Übung für später sein könnte."

„Später?", hinterfragte Liza verwirrt.

„In Rumänien gibt es eine Brutstätte für Drachen", erklärte Charlie begeistert, „Eigentlich ist es ein sicherer Ort für Drachen und die Leute dort können sie erforschen. Wenn ich groß bin, will ich dorthin ziehen und auch Drachen erforschen. Auch die Baby-Drachen."

„Cool", staunte Liza begeistert und ihre Augen glitzerten, „Dann... dann glaube ich, können wir schon zusammen sein. Aber... aber wenn wir zusammen sein sollen, dann... dann müssen wir uns küssen, oder?"

„Ich glaube, ich würde dich auch küssen", bestimmte Charlie leise, „Du hast doch keinen Mundgeruch, oder?"

Versuchshalber atmete Liza in ihre Hand und versuchte ihren eigenen Atem zu riechen, aber sie war sich trotzdem nicht sicher, ob sie Mundgeruch hatte und schnappte sich lieber zur Sicherheit noch ein paar Pfefferminzbonbons.

„Ich habe noch nie jemanden geküsst", gab Liza schüchtern zu, „Wie macht man das?"

„Am besten, wir verschwinden aus der Großen Halle – ich will nicht, dass Bill mich sieht", Charlie war einen Blick auf Bill, der am Ravenclawtisch neben Konstantin saß und nicht in ihre Richtung blickte.

„Dann gehen wir wohl besser", bestimmte Liza und stand auf. Charlie folgte ihrem Beispiel und die beiden verließen die Große Halle.

Sie gingen stumm nebeneinander und sahen immer wieder zum anderen, blickten aber wieder schnell weg, wenn der andere hersah. Liza kannte einen Ort, der auf dem Weg zum Hufflepuff-Gemeinschaftsraum war und dorthin führte sie Charlie. Es war kaum mehr als eine versteckte Nische, aber von dort aus sah man immer, ob jemand kam.

„Okay", Liza atmete tief durch, „Machen wir es, bevor ich es mir anders überlege."

„Was ich nicht alles dafür tu, um auf Pictor aufzupassen", schnaubte Charlie und wie zur Bestätigung fiepte Pictor auf Lizas Schulter.

„Pfefferminz?", Liza hielt Charlie die Bonbons hin und er nahm sich schnell eins und stopfte es in seinen Mund.

„Okay, kann losgehen", meinte er sicher. Er schloss ganz fest die Augen und spitze die Lippen, aber dabei sah er eher gequält aus, als wirklich bereit für einen Kuss. Da Charlie wohl nicht derjenige sein würde, der die Initiative ergriff, atmete Liza noch einmal tief durch, bevor sie ebenfalls die Lippen spitzte und die Augen schloss.

Langsam näherten sie sich, aber sobald sich ihre Lippen berührten, sprangen die beiden elfjährigen erschrocken zurück.

„Üäh!", rief Liza auf und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund.

„War es wirklich so schlecht?", fragte Charlie und er wusste selbst nicht, ob er enttäuscht sein sollte oder nicht. Eigentlich war auch er froh, dass es vorbei war.

Liza zögerte einen Moment und dachte über ihre Antwort nach. „Nein, ich denke nicht", meinte sie schließlich und wurde rot, „Aber... aber ich habe gerade einen Jungen geküsst."

„Darf ich mich jetzt auch um Pictor kümmern? Jetzt bin ich ja sein Vater, oder?"

„Wir wechseln uns ab, okay? Einen Tag bekommst du ihn, den nächsten ich?", schlug Liza vor.

„Abgemacht", Charlie spuckte in seine Hand und Liza zögerte seinen Moment und machte es ihm nach, bevor sie einen feuchten Händedruck austauschten.

„Cool", freute sich Charlie, „Komm her, Pictor!"

Er lockte das Küken so vorsichtig und behutsam an, dass Pictor überhaupt nicht zögerte und sofort in seine Hände sprang. Vorsichtig platzierte Charlie ihn auf seine eigene Schulter und Liza grinste ihn breit an.

„Jetzt bist du ein Vater", meinte sie stolz, „Herzlichen Glückwunsch."

„Und du bist seine Mutter", erinnerte Charlie sie, „Und danke, dass ich dir helfen darf."

„Solange wir uns an die Abmachung halten, ist alles okay", winkte Liza ab, „Immerhin ist er wohl auch mein Sohn..."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top