37. Kapitel

Es war eiskalt draußen und Eliza beeilte sich zum Haus zu kommen. Sie war direkt vor den Fuchsbau appariert und stapfte durch den Schnee zu dem sonderbaren Haus. Ihre Finger waren schon gefroren, als sie gegen die Tür klopfte und zum Glück öffnete ihr Molly kurz darauf.

„Hier ist sie ja! Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht!", rief sie und holte die frierende Liza schnell ins mollig warme Haus, „Konstantin wollte schon nach dir sehen."

„Ich bin nur noch einmal von einem Patienten aufgehalten worden und ich kann leider auch nicht lange bleiben. Heute Nacht herrscht wieder Ausnahmezustand in unserer Abteilung."

„Aber doch nicht etwa immer noch wegen Black, oder?", fragte Molly erschrocken.

„Nein, es ist Vollmond", erklärte Liza ruhig und Molly nickte und sah weg. Das Thema Vollmond und Werwolf war für sie wie auch für viele andere Zauberer und Hexen ein eher angespanntes Thema.

„Liza!", rief Konstantin, als sie das Wohnzimmer betrat, wo auch die anderen Weasleys Platz gefunden hatten.

„Lizzy!", Fred und George sprangen auf und rannten zu ihr, um sie schnell zu umarmen.

„Oh du meine Güte, ihr werdet auch immer größer", keuchte Liza auf, als die beiden sie beinahe zu Boden rissen. Tatsächlich hatten Fred und George sie schon längt in der Größe überholt, wie auch der jüngere Bruder, Ron, der aber über Weihnachten in Hogwarts geblieben war, um Harry Potter Gesellschaft zu leisten. Auch Bill und Charlie fehlten natürlich, aber vielleicht genau deswegen hatte Molly Konstantin und Eliza eingeladen Weihnachten bei ihnen zu verbringen. Immerhin lebten die Eltern der beiden in Florida, Amerika und außer über Briefe sah sich die Familie kaum noch.

„Setz dich zu uns, Eliza", bot Arthur an und das ließ Liza sich nicht zweimal sagen, sie hatte aber nicht viel Auswahlmöglichkeit, da Fred und George sie auf ein Sofa zwischen sich zogen.

„Ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass du vergisst, dass heute Weihnachten ist", scherzte Konstantin.

„Ha, ha", grummelte Liza weniger amüsiert, „Mrs Wilson sind nur wieder Tentakel gesprossen und wir haben sie noch unter Kontrolle bringen müssen, bevor diese Augustus erwürgt hätten, aber das nächste Mal lasse ich alles stehen und liegen, um hierher zu kommen."

„Keine Einzelheiten! Ich will keine Einzelheiten hören!", rief Konstantin und hielt sich mit seinen Händen die Ohren zu, wie ein kleines Kind.

„Du benimmst dich kindisch", zeigte Eliza unbeeindruckt auf, „Apropos kindisch – Mom und Dad haben geschrieben."

„Wie nett!", bemerkte Molly als erstes, „Wie geht es Iwana und Noah? Sie leben noch in Florida?"

„Oh ja", bestätigte Konstantin, „Dad fühlt sich pudelwohl, Mom ist es zu heiß aber es geht ihnen beiden gut und sie unterhalten sich prächtig. Insgeheim glaube ich, sie sind froh, dass wir so schnell ausgezogen sind und so weit entfernt wohnen."

„Unsinn", widersprach Molly ihm, „Eltern freuen sich doch nicht über so etwas! Was soll ich sagen? Es ist Weihnachten und weder Bill noch Charlie sind hier."

Tränen sammelten sich in den Augen der Mutter und Arthur war schnell an ihrer Seite, um sie zu trösten.

„Verzweifle nicht, Mom", wollten auch Fred und George sie aufmuntern, „Wir haben ja gute Ersätze hier – Lizzy und Konnie sind doch auch ganz passabel."

„Ganz passabel?", wiederholte Liza ungläubig, „Was soll das schon wieder heißen. Dieser ganz passable Ersatz steht gleich auf und geht zu den Leuten, die ihn wirklich zu schätzen wissen."

„Doch nicht etwa Percy?", fragte George (oder Fred) grinsend und Percy, der in einem Buch las sah verwirrt auf.

„Was ist?", fragte er und sah sich verwirrt um, aber keiner antwortete ihm.

„Jedenfalls", unterbrach Konstantin den beginnenden Streit, „Was haben Mom und Dad geschrieben?"

„Sie wollten in den Ferien uns einmal besuchen kommen", erzählte Liza und Konstantin, der gerade einen Schluck Tee getrunken hatte spuckte diesen prustend wieder aus, direkt auf Liza, Fred und George, die ihn alle drei unbeeindruckt ansahen. Schnell zückte Liza ihren Zauberstab und trocknete sich selbst.

„Was ist mit uns?", beschwerte sich Fred (wahrscheinlich war es Fred) empört.

„Dieser ganz passable Ersatz kann nicht gut genug zaubern, um euch zu trocknen – ich bin mir sicher, Bill oder Charlie könnten das besser", bemerkte Liza zickig und alle bis auf die Zwillinge lachten, was eher selten vorkam.

„Sie verbringen eine Woche in London", erzählte Eliza nach dieser kurzen Unterbrechung weiter, „Und sie verlangen von uns, dass wir uns als Familie einmal treffen."

„Das kann etwas werden", murmelte Konstantin, „Wir haben es kaum geschafft, dass wir zwei einen Termin finden, an dem wir beide frei haben. Mit Black noch immer auf freiem Fuß habe ich kaum Zeit, um in meine eigene Wohnung zu apparieren und du lebst auch im Krankenhaus."

„Natürlich findet ihr zwei Zeit, eure Eltern zu treffen!", tadelte Molly sie, „Trefft euch zum Tee."

„Wir lassen sie aber nicht in meine Wohnung", verlangte Liza ernst und zeigte auf Konstantin mit einer Fingerpistole, „Ich habe dort seit Wochen nicht mehr aufgeräumt."

„Dito", stimmte Konstantin ihr zu, „Wenn sie fragen, sagen wir, wir sind Obdachlose."

„Eine Masterplan", Eliza nickte stolz.

„Ihr beide habt so einen Knall", murmelte Fred neben Liza.

„Hey! Die ganz passablen Ersätze reden hier!", unterbracht Eliza ihn laut, „Kein Platz für unwichtige Personen."

„Und ihr müsst immer so übertreiben! Es tut uns leid, dass wir das gesagt haben, okay!", rief George laut und warf die Hände in die Luft.

„Ich weiß nicht, ob wir euch so schnell verzeihen können", seufzte Konstantin, „Ich meine... Bill und Charlie hätten euch bestimmt verziehen, aber wir sind ja nur passable Ersätze von ihnen."

„Warum übertreiben Ravenclaws immer so sehr? Warum können sie nicht einfach normal sein?", murmelte Fred.

„Liegt in unseren Genen, Fred", meinte Konstantin lächelnd.

„Ich bin George."



Eliza hatte sich sogar halbwegs elegante Kleidung angelegt, um nicht ganz so jämmerlich und gestresst vor ihren Eltern auszusehen. Sie hatte sich am Nachmittag mit Konstantin getroffen, der angezogen war wie immer, aber er war immer elegant und perfekt angezogen, also bemerkte man nicht viel Unterschied zu sonst.

Sie würden ihre Eltern in einem Café in London treffen und hatten beschlossen, sich schon etwas früher zu treffen, um einen Schlachtplan durchzugehen, also hatte Liza schon drei Espresso getrunken, als Iwana und Noah Hand in Hand das Café betraten.

Sie sahen glücklich aus, lächelten und waren beide gebräunt, obwohl Iwana normalerweise eine edle bleiche Haut besaß. Noahs Haare schienen noch goldener und blonder von der Sonne geworden zu sein, aber im kalten England war seine Nase knallrot und seine Wangen gerötet, während Iwana vollkommen zufrieden mit der Kälte war und sich schon beinahe wohlzufühlen schien.

Konstantin stand auf und winkte ihren Eltern, die ihn schnell erblickten und in ihre Richtung kamen.

„Und so begann die Schlacht", murmelte Eliza leise, aber wenn Konstantin sie gehört hatte, ließ er sich das nicht anmerken und lächelte einfach weiter.

„Da sind sie ja!", sowohl Noah, als auch Iwana begrüßten die beiden mit Küsschen auf die Wangen, bevor sie sich setzten.

„Wir sehen uns viel zu selten", Iwanas starker russischer Akzent klang für die Geschwister so vertraut und plötzlich waren sie nicht mehr über das Treffen nervös, sondern freuten sich einfach nur noch, dass sie diesen Tag mit ihren Eltern verbringen konnten.

„Wer ist denn nach Amerika gezogen?", fragte Konstantin lächelnd und Noah sah unschuldig in die Luft.

„Ich würde ja gerne sagen, ich würde es bereuen, aber das tue ich nicht – besonders jetzt nicht mehr, wo ich mich wieder daran erinnere, wie kalt es in England immer ist!"

„Es ist auch Winter!", verteidigte Liza das Land.

„Papperlapapp! Das hier nenne ich nicht mehr Winter, sondern Eiszeit!", rief Noah laut und Iwana verdrehte neben ihm die Augen.

„Kümmert euch nicht um ihn – er ist das nicht mehr gewohnt. Wärme macht die Leute weich, aber ich spüre sie noch und ich überlebe sie, wie eine echte Frau."

„Wie geht es euch in Florida?", wechselte Liza schnell das Thema.

„Es ist heiß", antworteten Noah und Iwana zeitgleich, aber Noah klang verträumt und glücklich, während Iwana eher verbittert und unzufrieden klang. Es war eindeutig, wer von den beiden gerne in dem heißen Land lebte.

„Und ihr? Ihr seht beide furchtbar müde aus", erklärte Iwana besorgt und legte eine Hand auf Lizas Hand.

„Schon in Ordnung – nur die Arbeit", winkte Liza ab.

„Wir haben zurzeit viel zu tun", fügte Konstantin hinzu.

„Das haben sie sicher nicht von dir", kommentierte Iwana mit einem missbilligenden Blick zu Noah, der abwehrend die Hände hob.

„Hey! Aber von dir auch nicht! Workaholics sind wir beide nicht!"

„Wir lieben unsere Jobs nur", winkte Liza ab, „Was sollen wir sonst tun?"

„Partner suchen?", schlug Noah vor und hustete, wohl um seine Antwort zu überspielen, während Liza und Konstantin ihre Eltern erschrocken ansahen.

„Was?", fragte Konstantin verwirrt, „Nein. Ich habe keine Zeit dafür. Außerdem habe ich noch nicht den... den traumhaften Engel gefunden, den ich einmal meine Frau nennen will – ihr wisst schon... eine Frau." Konstantin vermied Augenkontakt, aber während Liza neben ihm die Augen verdrehte, schienen die Eltern nicht zu vermuten, was ihr Sohn eigentlich sagen wollte und wandten sich zu Liza.

„Und was ist mit dir, Liza?", fragte Iwana schon beinahe hoffnungsvoll, „Enkel?"

„Wenn ihr Kinder wollt, hättet ihr selbst noch welche bekommen können", bemerkte Liza trocken, „Ihr seid noch ziemlich jung gewesen, als wir in die Schule gekommen sind."

„Es ist nur so leise ohne Kinder im Haus", verteidigte sich Iwana, „Warum bekommt ihr beide nicht einfach Kinder, und Noah und ich kümmern uns dann um sie."

„Nein", antworteten die Geschwister gleichzeitig und so sicher, dass Iwana und Noah verstanden, dass das wohl keine Option war.

„Mom, Dad, ich beende dieses Jahr erst einmal meine Ausbildung. Ich habe mein ganzes Leben noch vor mir", wollte Liza ihre Eltern davon überzeugen, dass es für sie im Moment keine Option war, schwanger zu werden, „Und dann ziehe ich nach Rumänien und –"

„Warum denn Rumänien?", fragte Iwana verwirrt.

„Charlie arbeitet dort in einem Drachen-Sanktuarium und ich kann dort als Heilerin arbeiten, die suchen dort immer Leute und wenn ich meine Ausbildung abgeschlossen habe –"

„Drachen?", unterbrach Noah sie und sein Gesichtsausdruck verriet nichts darüber, ob er das cool oder erschreckend fand.

„Ja, Drachen. Jedenfalls haben wir dann beide keine Zeit für Kinder und wir haben auch schon darüber gesprochen", beendete Eliza ihren Vortrag.

„Ihr seid zusammen?", fragte Iwana, und ihre Augen leuchteten auf. Sie hatte Charlie schon immer leiden können und die Tatsache, dass ihre Tochter mit ihm zusammen war schien ihr zu gefallen. „Ihr seid ein Paar? Wie lange schon? Warum hast du uns das nie gesagt?"

„Habe ich doch!", rief Eliza frustriert auf, „Wir sind schon seit Jahren zusammen – seit wir uns in Hogwarts kennengelernt haben! Das habe ich euch doch gesagt!"

„Wir haben gedacht, ihr würdet Witze machen", gab Noah zu.

„Das glauben die meisten immer noch", unterbrach Konstantin sie, „Sie sind nicht zusammen – das sagen sie nur allen, aber eigentlich machen sie das, damit die Leute sie nicht mit anderen verkuppeln wollen, aber wir haben sie durchschaut."

„Wir sind ja alle so stolz auf euch", bemerkte Liza trocken und unbeeindruckt.

„Nein, nein", Iwana schüttelte den Kopf, „Ich kenne diesen Blick. Liza ist verliebt."

„– in ihre Arbeit", fügte Konstantin hinzu.

„Gebt es auf. Charlie und ich wollen ihnen schon seit Jahren weismachen, dass wir ein Paar sind, aber sie glauben uns einfach nicht. Wahrscheinlich glauben sie uns erst bei unserer Hochzeit."

„Eine Hochzeit? Wann?", fragte Iwana aufgeregt und Liza stöhnte auf und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.

„Nur, weil ihr so jung gewesen seid, als ihr Kinder bekommen habt, heißt das noch lange nicht, dass wir das auch sein müssen", erinnerte Konstantin ihre Eltern, als er sah, wie frustriert Eliza mit diesem Thema schon war.

„Ihr seid ja jung, aber wir werden nicht jünger!", rief Noah, „Wir wollen Enkel sehen!"

„Alles zu seiner Zeit", beruhigte Liza sie, „Jetzt beende ich erst einmal meine Ausbildung und dann sehen wir weiter."

„Hmpf", machte Iwana, aber sie beendeten das Thema zum Glück.

Das restliche Treffen verlief gut, aber es herrschte auch eine unangenehme Stimmung zwischen den Eltern und den Geschwistern. Abends verabschiedeten sich alle, aber während Iwana und Noah zurück in ihr Hotel gingen, suchten Eliza und Konstantin sich noch eine Bar, um etwas zu trinken und wählten, weil es sowieso nahe lag, den Tropfeden Kessel.

„Zwei Feuerwhiskey", bestellte Konstantin und Tom der Wirt nickte ihnen zu, bevor sich die beiden an die Bar setzten.

„Das lief ja super", sagte Konstantin sarkastisch.

„Es war... seltsam", stimmte Eliza ihm zu, „Ich bin mir nicht sicher, ob wir sagen können, dass das gut gelaufen ist."

„Jetzt haben wir es hinter uns", seufzte Konstantin, „Und nächste Woche fliegen die beiden zurück nach Amerika und wir können wieder die angenehme Entfernung zwischen uns genießen, Briefe schreiben und keine solch unangenehmen Themen besprechen."

„Wahre Worte", ihre Getränke kamen und sie stießen an, bevor sie die Gläser leerten. Iwana und Noah waren liebende Eltern und Konstantin und Liza liebten sie, aber manchmal war Abstand auch gut.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top