31. Kapitel
Konstantins Kopf pochte und sein Mund war trocken, als er aufwachte, aber er quälte trotzdem seine Augen auf. Das helle Sonnenlicht blendete ihn und ein stechender Schmerz schoss in seinen Kopf, sodass er schnell einen Arm über die Augen legte, aber nachdem er sich ein wenig an die Helligkeit gewöhnt hatte, sah er sich um.
Zuerst war er so verwirrt, dass er nicht einmal wusste, wo genau er sich überhaupt befand, bis seine Erinnerungen an den letzten Abend zurückkamen, also war er offensichtlich in der Wohnung seiner Schwester.
Auf dem Couchtisch neben ihm stand ein großes Glas mit Wasser und er lächelte, als er danach griff. Eliza hatte noch an ihn gedacht. Er leerte es mit einem Zug und fühlte sich schon etwas besser und langsam kamen auch die Erinnerungen zurück. Hatte er sich wirklich vor Dumbledore betrunken? Ja – offensichtlich, aber daran konnte er jetzt auch nichts mehr ändern. Woran er sich noch erinnerte war der Auftrag, den Dumbledore ihm übertragen hatte und es schoss ihm durch den Kopf, was der Schulleiter sich wohl dabei gedacht hatte, ihndamit zu beauftragen. Konstantin hatte Kontakte überall – nicht nur dank seiner Arbeit als Auror, sondern auch wegen seiner Sonderposition an der Seite des Zaubereiministers, aber er war sich dennoch sicher, dass es viele weitaus kompetentere gegeben hätte.
Und trotzdem freute er sich, dass Dumbledore ihn gewählt hatte und beschloss erst einmal aufzustehen.
Auf dem Küchentisch lag ein Zettel, der sagte, dass Eliza bei der Arbeit war und wieder lächelte Konstantin, weil sie sich auch in der Früh lange genug Zeit gelassen hatte, um ihm Bescheid zu geben.
Er war froh, dass sie nicht auch noch Frühstück gemacht hatte – das letzte Mal, als Liza versucht hatte, Frühstück zu machen, hatte das nicht gut geendet und Konstantin holte sich jetzt lieber keine Lebensmittelvergiftung.
Plötzlich hörte er ein Klopfen am Fenster und fast schon erwartete er, Pictor, Elizas und Charlies Eule zu sehen, aber es war eine andere, ihm fremde Eule. Verwirrt ging er, das Fenster zu öffnen und ließ die Eule hinein. Diese flog eine Runde durch den kleinen Raum, bevor sie bei Pictors Futterschüssel landete und sich bediente.
Konstantin war sich nicht sicher, ob der Brief, der die Eule bei sich trug für ihn bestimmt war oder für Eliza, aber dann dachte er daran, dass sie Geschwister waren und es bestimmt nicht allzu schlimm wäre, sollte er doch für Liza sein.
Er band den Brief vom Bein der Eule los und bemerkte, dass er von Dumbledore war, also war er wohl für ihn bestimmt.
Neugierig öffnete er ihn und zog ein Stück Pergament hervor, auf dem mehrere Namen standen – elf um genau zu sein.
Er brauchte erstaunlich lange, bis ihm auffiel, dass das wohl die Namen der Schulräte waren, mit denen er im Namen von Dumbledore sprechen sollte.
Er sah auf seine Taschenuhr und bemerkte, dass es noch nicht so spät war, also hatte er noch Zeit, mindestens einen der Besuche hinter sich zu bringen.
„Dann wollen wir Mal – persönlicher Arbeiter vom Zaubereiminister und von Dumbledore" sagte Konstantin schon beinahe stolz auf sich selbst, „Das waren wohl eher nicht deine Zukunftspläne, aber mir gefällt's. Daran könnte ich mich schon beinahe gewöhnen."
Konstantin war auf dem Weg in Dumbledores Büro. Zuerst hatte er gehört, dass eine Schülerin vom Monster in Hogwarts entführt worden war, was das gesamte Aurorenbüro in Aufruhr gebracht hatte; dann hatte er gehört, dass diese Schülerin niemand anderer als Ginny Weasley gewesen war, ein Mädchen, mit dem er mehr oder weniger aufgewachsen war; dann hatte er die Nachricht erhalten, dass alles wieder in Ordnung war – jemand hatte Ginny gefunden und gerettet, das Monster erledigt und alles wieder gerade gebogen, bevor die Auroren im Ministerium überhaupt organisiert gewesen waren. Und dann, als Entwarnung gegeben worden war und alle Auroren wieder weggeschickt worden waren, hatte Konstantin ein Brief von Dumbledore erreicht, der besagte, dass er sofort kommen sollte – nach Hogwarts in sein Büro.
Dann hatte sich seine Arbeit also doch ausgezahlt, nachdem er jeden einzelnen Schulrat besucht hatte, um ihnen zu versichern, dass sie keine Angst vor Malfoy haben mussten. Aus irgendwelchen Gründen waren sie schnell bereit, dem charismatischen, gutaussehenden Konstantin das zu glauben.
Jetzt sprang er immer zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppen hoch, als plötzlich jemand direkt vor ihn fiel.
„Mr Malfoy", begrüßte er den Mann zu seinen Füßen lächelnd, „Sie wissen, dass Sie vor mir nicht im Boden kriechen müssen? Von mir aus reicht eine einfache Verbeugung."
„Gregorovich", knurrte Malfoy, aber im Moment schien er besseres zu tun haben, als sich mit Konstantin zu streiten, denn als er aufstand, zeigte er die Treppen hoch. Konstantin folgte seinem Blick und sah dort einen schwarzhaarigen Jungen mit Brille und neben ihm eine Hauselfe.
„Sie werden jetzt gehen", verlangte die Hauselfe empört, „Sie werden Harry Potter nicht anrühren. Sie werden jetzt gehen!"
Erst jetzt fiel Konstantin auf, dass der Junge wohl Harry Potter sein musste und er war sich nicht sicher, wie er darauf reagieren sollte.
Malfoy sah zwar nicht wirklich zufrieden aus, aber er verzog sich doch wie ein geschlagener Hund und Konstantin pfiff beeindruckt.
„Nicht schlecht", kommentierte er die Situation und sprang die letzten Treppen hoch zu Harry Potter und dem Hauself, „Egal, was gerade passiert ist – bestimmt war es cool. Gut gemacht."
Er hob seine Hand und Harry Potter starrte verwirrt darauf, bevor er verstand und versuchshalber und etwas unsicher einschlug.
„Sehr cool", Konstantin zeigte mit Fingerpistolen auf ihn, „Gut gemacht. Malfoy ist wirklich das letzte. Und du auch – gut gemacht." Er zeigte auch auf den Hauself, der die Augen weit aufriss und ihm traten beinahe schon Freudentränen in die Augen.
„D-danke, Sir!", meinte der Hauself.
„Ich muss weiter – wir sehen uns", wieder zeigte Konstantin mit Fingerpistolen auf die beiden, bevor er endlich weiter zu Dumbledores Büro ging.
Er klopfte an der Tür, nachdem er auch die Wendeltreppe hochgegangen war und ging sofort in das Büro.
„Guten Abend, Professor", begrüßte er ihn fröhlich.
„Konstantin, schön, dass du kommen konntest", Dumbledore stand auf, „Ich wollte mich bei dir bedanken."
„Wofür?", fragte Konstantin verwirrt. Dumbledore antwortete ihm nicht, sondern hielt ihm ein Pack Briefe hin. Mit einem verwirrten Blick nahm Konstantin sie entgegen und überflog sie kurz. Es waren Briefe von den Schulräten, in denen gebeichtet wurde, was Konstantin schon wusste – Malfoy hatte sie dazu gezwungen, die Verfügung gegen Dumbledore zu unterschreiben und hatte gedroht, ihre Familien zu verletzen. In den Briefen wurde auch er gelobt – seine beruhigende Art, sein zuvorkommendes Verhalten und seine ernsthafte Sorge.
Konstantin fühlte sich schon beinahe stolz.
„Das ist freundlich von Ihnen, danke", lächelte Konstantin.
„Oh, nein, ich sollte mich bei dir bedanken", widersprach Dumbledore, „Und bei dieser Gelegenheit fragen, ob du interessiert daran bist, weiterhin kleine Aufgaben für mich zu erledigen."
Konstantin musterte ihn durchdringend. Er hätte am liebsten seine Gedanken gelesen, aber Legilimentik an jemanden ohne dessen Erlaubnis anzuwenden galt als unhöflich. Konstantin lehnte sich vor.
„Vielleicht", antwortete er schließlich entspannt, „Meine Arbeit als Auror und als persönlicher Begleiter von Fudge gehen aber vor."
„Natürlich", bestätigte Dumbledore, „Aber ich bin mir sicher, wir können beide Vorteile darauf ziehen."
„Woher wollen Sie wissen, was ich will?", fragte Konstantin interessiert.
„Wenn ich mich nicht irre, sind es Informationen", überraschte Dumbledore ihn mit der korrekten Antwort, „Du bist doch gerne immer an der Quelle von Informationen, oder nicht? Dasselbe gilt wohl für mich. Wir können uns gegenseitig dabei behilflich sein? Nicht häufig – nur hin und wieder, wenn es nötig ist."
„Klingt nach einem guten Geschäft für mich", bemerkte Konstantin.
„Dann melde ich mich, wenn es Zeit dafür ist", versprach Dumbledore, „Aber hoffen wir, dass es niemals so weit kommen wird..."
Konstantin hatte noch die Chance, im Krankenflügel Ginny zu besuchen und natürlich nutzte er diese Chance.
Molly und Arthur standen auch bei ihrem Bett, aber Ginny selbst schien es den Umständen entsprechend gut zu gehen.
„Kon!", rief sie begeistert, als sie ihn erblickte und auch ihre Eltern sahen verwundert auf. Wer hätte schon erwartet, dass Konstantin sie besuchen kommen würde.
„Hey, Kleine", begrüßte er sie und kam zu ihr ans Bett, „Du hast uns allen einen ziemlichen Schrecken eingejagt. Scrimgeour hat alle Auroren ins Büro zitiert, um nach dir zu suchen, aber dann ist ja doch noch alles gut gegangen, oder nicht?"
„Tschuldigung. Das wollte ich alles nicht", Tränen traten wieder in Ginnys Augen.
„Hey, so habe ich das gar nicht gemeint", beruhigte Konstantin sie, „Wir haben uns nur Sorgen gemacht. Ich würde jederzeit wieder für dich so lange aufbleiben, wenn ich dich dann retten kann."
Ginny wurde rot und es wurde noch schlimmer, als Konstantin sie umarmte.
„Warum ruhst du dich nicht ein wenig aus?", fragte er sie.
„Bleibst du hier?", fragte sie ihn und Konstantin sah fragend zu Molly und Arthur, die nickten.
„Klar doch, Kleine", versprach er, „Gleich hier neben dir, und wenn du aufwachst, habe ich gehört, unten findet ein Fest statt."
Ginny gähnte und rieb sich die Augen, aber sie zog Konstantin noch einmal zu sich herunter und wisperte in sein Ohr: „George wird sich freuen, dass Tia wieder lebendig ist. Er mag sie."
Konstantin nickte lächelnd und Ginny schlief ein.
Sie wachte erst Stunden danach wieder auf und Konstantin bot an, sie noch hinunter in die Große Halle zu bringen.
So kam es, dass Konstantin mit Ginny auf den Schultern in die Große Halle ging und natürlich schauten die Schüler und auch die Lehrer, aber Dumbledore lächelte ihm vom Lehrertisch aus zu.
„Endstation – Gryffindortisch", verkündete Konstantin und hob Ginny von seinen Schultern.
„Konstantin, ich glaube, die Mädchen dort finden dich heiß", wisperte sie leise und Konstantin sah in die Richtung, in die Ginny zeigte. Tatsächlich saßen dort am Gryffindortisch einige Siebtklässlerinnen, die rot wurden und miteinander zu tuscheln begannen, als Konstantin in ihre Richtung sah und sie kicherten, als er ihnen ein Lächeln schenkte.
„Natürlich tun sie das, Ginny", meinte Konstantin, als wäre es etwas ganz Normales, „Immerhin binich schon ziemlich heiß."
Er wollte gerade gehen – unter all den Schülern fühlte er sich alt, aber gerade als er aus der Tür treten wollte, kam jemand in die Große Halle, dem er auf gar keinen Fall begegnen wollte.
„Konstantin", Hagrid sah ebenfalls so aus, als wüsste er nicht, wie er darauf reagieren sollte.
„Hagrid", Konstantin klang gekünstelt begeistert, „Schön, dass du wieder frei bist!"
„Ja", brummte Hagrid nickend, „Ja, is toll..."
Kurz herrschte Stille zwischen ihnen, aber dann holte Konstantin doch noch tief Luft und entschuldigte sich bei Hagrid: „Hagrid, es tut mir leid, dass das passiert ist. Wenn ich in irgendeiner Position gewesen wäre, dir zu helfen, dann –"
„Is schon in Ordnung", unterbrach Hagrid ihn, „Du hast nur deinen Job gemacht. Ich verstehe das."
„Und trotzdem – es tut mir leid", meinte Konstantin ernst, „Ich hoffe, ich kann mich irgendwann dafür revanchieren."
„Nich' nötig", winkte Hagrid ab und spontan zog er Konstantin in eine Umarmung. Er war überrascht und wusste nicht genau, wie er reagieren sollte, also klopfte er Hagrid auf den Rücken, denn viel höher reichten seine Arme nicht.
Als Hagrid ihn losließ, brauchte Konstantin erst einmal einen Moment, um Luft zu holen.
„Danke, Hagrid", keuchte er und streckte sich, sodass seine Wirbelsäule knackte, „Das habe ich jetzt wohl gebracht."
„Keine Ursache", Hagrid verstand offensichtlich den Sarkasmus nicht, aber vielleicht war das auch besser so, „Und wenn du deine Schwester siehst, richte ihr einen schönen Gruß von mir aus. Sie und Charlie haben ja so wenig Zeit."
„Sie beide sind ziemliche Workaholics", stimmte Konstantin ihm zu, „Aber ich darf mich nicht beschweren – bin ich doch selbst!"
„Das is nicht gesund – junge Leute wie ihr solltet nicht dauernd arbeiten, sondern das Leben genießen", meinte Hagrid ernst.
„Arbeit kann auch ein Hobby sein", zeigte Konstantin auf und sah auf seine Uhr, „Aber ich sollte jetzt gehen. Eigentlich sollte ich schon längst im Bett sein – morgen habe ich eine Tag- und eine Nachtschicht. Gute Nacht, Hagrid."
„Nacht", brummte Hagrid, und Konstantin ging schnell und verließ das Schloss.
So ein Ausflug außerhalb seiner Arbeit ist schon ganz nett gewesen, aber letztendlich ist seine Leidenschaft doch seine Arbeit, egal, wie anstrengend es auch sein mag.
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