28. Kapitel
Nachdem Charlie wieder nach Rumänien reiste, wurde es wieder leise im Elizas Wohnung. Sie fiel wieder in ihr altes Muster und verbrachte mehr Zeit in ihrer Arbeit, als zu Hause, wenn sie ihre Wohnung überhaupt jemals sah. Aber etwas hatte sich verändert, denn sie hatte nicht nur mit Tonks mehr Kontakt, sondern auch mit Molly.
Im Sommer hatte sie Prüfungen, die sie eher mit Leichtigkeit, aber nachdem dieser Stressfaktor hinter ihr lag, lud Molly sie ein, einige Tage bei ihnen zu verbringen.
Charlie würde nicht dort sein und auch nicht Bill, aber Fred und George hatten sie seit einem Jahr nicht mehr gesehen und auch Ron und Ginny wollten sie sehen. Percy war noch nie ein so großer Fan von Eliza gewesen, wie seine Geschwister, obwohl er schon ein wenig auf sie aufgeblickt hatte, weil sie anscheinend mit Leichtigkeit gute Noten und später einen angesehenen Job bekam. Trotzdem war er über die Ferien eher seltsam gewesen und verbrachte viel Zeit in seinem Zimmer, aber wirklich stören tat das seinen Geschwistern nicht. Außerdem war Liza für Molly und Arthur schon Teil der Familie, obwohl nur Arthur wirklich glaubte, dass sie mit Charlie zusammen war.
„Mom, Harry antwortet immer noch nicht", die Familie saß beim Frühstück und obwohl Eliza mit ihren Haaren auffiel, war sie ansonsten ein voller Teil der Familie.
„Bestimmt macht Errol Probleme, oder er ist gerade im Urlaub", schlug Molly vor, „Er wird dir schon noch antworten." Molly und Arthur tauschten Blicke aus, die aber niemand außer Eliza mitbekam. Anscheinend glaubten nicht einmal sie, dass mit Harry alles in Ordnung war.
„Ich appariere in zehn Minuten", verkündete Eliza, „Kommst du mit, Arthur?"
Arthur sah auf die Uhr und nickte. „Es wird langsam Zeit. Ich trinke nur noch meinen Tee."
„Nimmst du uns auch mit, Lizzy?", fragte Fred (oder auch George).
„Wir müssen in die Winkelgasse einige Sachen besorgen", fügte George hinzu (oder auch Fred).
„Habt ihr das mit eurer Mutter abgesprochen?", fragte Eliza, die genau wusste, was die Antwort sein würde.
„Nein, haben sie nicht", meldete sich Molly, „Und bevor ihr beide allein in der Winkelgasse herumstromert, sorge ich dafür, dass ihr den Sommer lang nicht mehr das Haus verlässt!"
Liza lächelte die Zwillinge feixend an, bevor sie aufstand, ihren Tee in einem Zug leerte und ihre Sachen zusammensuchte. Ihre Uniform trug sie schon und sie hatte ihre Tasche schon am Vortag gepackt, sodass sie diese nur noch holte. Als sie wieder herunterkam, war auch Arthur bereit und zu zweit verließen sie das Haus.
Am Abend saß Liza noch mit Arthur und Molly zusammen am Küchentisch. Molly wischte nervös die ganze Zeit am selben Fleck den Tisch ab und Arthur trommelte mit den Fingern auf den Tisch.
„Ich mache mir ernsthafte Sorgen", meinte Molly, „Der Junge hat letztes Jahr am Bahnhof so dünn und klein ausgesehen. Was ist, wenn diese Familie von ihm ihn wirklich schlecht behandelt? Wir sollten etwas unternehmen."
„Wir sind nicht seine Familie", widersprach Arthur ihr, „Was ist, wenn wir nur überreagieren?"
„Man kann ja einmal nachsehen", schlug Liza vor, „Aber mir kommt das alles auch ein bisschen suspekt vor."
„Wie wäre es mit einem Mittelweg? Wenn Harry sich bis Freitag nicht bei Ron meldet, gehen wir hin und sehen nach", schlug Arthur vor.
„Arthur? Bist du noch wach?", erklang es plötzlich aus dem Kamin und sofort sprang Arthur auf und rannte hin. Aus dem Feuer des Kamins ragte das Gesicht eines Mannes, den Eliza als Perkins erkannte, den Mitarbeiter von Arthur.
„Was gibt's, Perkins?", fragte Arthur und kniete sich vor das Feuer.
„Es hat einen Notfall gegeben. Hast du Zeit, jetzt ins Büro zu kommen?"
„Ich bin schon unterwegs", versprach Arthur, „Wir sehen uns."
Schnell zog er sich seinen Umhang an und küsste Molly schnell. „Ich bin hoffentlich noch heute zurück, aber er hat nicht gesagt, was es genau ist", entschuldigte er sich bei seiner Frau.
„Das ist schon in Ordnung", versicherte Molly ihm, „Ich lass die Tür für dich offen. Ich werde jetzt sowieso ins Bett gehen."
„Ich auch, morgen ist ein langer Tag", erinnerte sich Liza, nachdem sie morgen den ganzen Tag arbeiten müsste und vielleicht sogar auch noch eine Nachtschicht einlegen musste, da sie derzeit relativ viele Patienten hatten – sogar in der Notfallstation. Hippocrates und sie waren dauerhaft auf den Beinen und einsatzbereit, also war wahrscheinlich gut, dass Eliza bei den Weasley derzeit lebte, so sorgte wenigstens einer dafür, dass sie schlief und aß.
Sie ging hoch in ihr Zimmer – das alte Zimmer von Charlie, in dem noch immer einiger seiner Sachen herumstanden, die er noch nie nach Rumänien mitgenommen hatte. Zu ihrem Glück auch einiger seiner alten Kleider, weswegen sie zum Schlafen immer etwas von ihm trug. Nachdem Charlie nicht sonderlich groß war, waren ihr die Kleidungsstücke auch nicht wirklich zu groß, aber bequem und vielleicht rochen sie auch ein wenig nach Charlie und vielleicht fühlte sie sich ihm näher, wenn sie sie trug. Sie konnte immerhin nicht abstreiten, dass sie ihn wirklich vermisste, aber es war ein angenehmes vermissen. Die Vorfreude, die sie hatte, bis sie ihn wiedersah.
Sie schlief friedlich und träumte nicht, bis sie plötzlich wachgerüttelt wurde.
Erschrocken schreckte sie hoch mit der Erwartung im Krankenhaus zu sein, weil sie normalerweise nur dort mitten in der Nacht geweckt wurde, wenn es einen Notfall gab, aber stattdessen stand Molly über ihr.
„Elizaveta", wisperte sie, „Fred, George und Ron sind weg! Und der Wagen von Arthur!"
„Was?", murmelte Eliza verschlafen, „Was ist los?"
„Sie sind weg. Ihre Betten sind leer und kalt und ich weiß nicht, wohin sie sind!"
Endlich verstand Eliza, was Molly ihr sagen wollte und sie stand sofort auf. „Beruhig dich erst einmal. Vielleicht ist es nur ein Zufall. Hat vielleicht Arthur den Wagen mitgenommen und die drei sind einfach nur irgendwo draußen unterwegs? Vielleicht spielen sie wieder Nacht-Quidditch?"
„Arthur ist appariert – es war ein Notfall", war Molly sich sicher, „Was mache ich jetzt? Was ist, wenn sie einen Unfall haben? Was ist, wenn sie jemand sieht? Ich sage Arthur schon lange, dass dieser Wagen zu riskant ist – was ist, wenn er seinen Job verliert? Woher soll ich das Geld für die Schule beschaffen? Was ist –"
„Molly, beruhige dich erst einmal", befahl Liza ihr streng, „Ich koche dir einen Tee und wenn sie bis zum Morgen nicht zurück sind, suchen wir zusammen."
„Aber deine Arbeit und –"
„Molly, die Arbeit steht auf der zweiten Stelle, wenn es um euch geht. Außerdem glaube ich nicht, dass ihnen etwas passiert ist. Du wirst schon sehen – Ron ist mit Fred und George unterwegs."
„Das macht mir ja die meisten Sorgen."
Die beiden Frauen setzten sich wieder hinunter und Liza kochte müde einen Tee und schenkte sich selbst und Molly eine Tasse ein.
Dann saßen sie da, still und horchten, ob draußen etwas passieren würde, als sie tatsächlich irgendwann zu Morgengrauen das Geräusch eines Automotors hörten. Molly eilte zum Fenster und Liza folgte ihr kurz darauf, nur um zu beobachten, wie ein blauer Ford Angelina langsam aus dem Himmel herabstieg und auf dem Boden landete.
Aus dem Auto stiegen drei rothaarige Junge – Ron, Fred und George, sowie ein schwarzhaariger mit Brille, von dem Liza vermutete, dass es Harry Potter sein musste, der Junge, der lebte. Als Muggelgeborene war sie zwar nicht mit den Geschichten aufgewachsen vom Dunklen Lord und seinen Todessern, aber in der Schule hatte sie einiges davon mitbekommen.
Molly zögerte nicht und stürmte aus dem Haus heraus. Liza folgte ihr eher belustigt, nachdem sie sah, wie erschrocken und geschockt die Jungs waren, als sie ihre Mutter sahen.
Molly stürmte auf sie zu wie ein unaufhaltsamer Tsunami und die vier schrumpften zusammen. Liza bemühte sich hinter Molly nicht zu lachen. Die Mutter blieb vor ihren Söhnen und Harry stehen und stemmte die Hände in die Hüften.
„So", begann sie und es gelang ihr wirklich streng und wirklich böse auszusehen, obwohl sie die halbe Nacht wachgeblieben ist, um besorgt auf ihre Söhne zu warten.
„Morgen, Mom", begrüßte George (oder Fred) sie und Liza schnaubte, weil er versuchte unschuldig zu klingen. Wenn die Zwillinge versuchten unschuldig zu wirken, sahen sie immer eher so aus, als würden sie schon den nächsten Streich planen.
„Könnt ihr euch vorstellen, was für Sorgen ich mir gemacht habe", zischte Molly flüsternd.
„Tut uns Leid, Mom, aber wir mussten –"
Molly ließ ihn nicht ausreden, sondern ihr Zorn brach über die Jungen zusammen.
„Die Betten leer! Keine Nachricht! Der Wagen weg, vielleicht gegen einen Baum gefahren, ich wird fast verrückt vor Sorgen, bin die halbe Nacht wach geblieben, um auch euch zu warten, daran habt ihr wohl nicht gedacht? – Meiner Lebtage ist mir das noch nicht – wartet nur, bis euer Vater nach Hause kommt, nie haben uns Bill oder Charlie oder Percy solchen Kummer gemacht –"
„Perfekter Percy", murmelte Fred verbittert.
„VON PERCY KÖNNTET IHR EUCH GERN EINE SCHEIBE ABSCHNEIDEN!", schrie Molly und bohrte ihren Zeigefinger in Freds (oder Georges) Brust, „Ihr hättest sterbenkönnen, man hätte euch sehenkönnen, euer Vater hätte entlassen werden können, Eliza ist extra wachgeblieben, obwohl sie bald zur Arbeit muss –"
Molly zeterte und schimpfte noch weiter. Fred (oder George) nach hilfesuchend zu Liza, die mit den Schultern zuckte.
Als Molly ihre Wut halbwegs ausgelassen hatte, wandte sie sich an Harry. „Ich freue mich sehr, dich zu sehen, Harry, mein Lieber. Komm doch rein zum Frühstück."
Harry wirkte unsicher, aber Ron nickte ihm zu und der wirklich dünne Junge folgte Molly ins Haus. Ron, Fred und George folgten mit Liza.
„Du hättest uns ruhig helfen können, Lizzy", beschwerte sich Fred, „Wenn du etwas gegen Mom gesagt hättest, dann hätten wir sie abgemurkst, bevor sie sich so heiß geschrien hätte."
„Oh, tut mir ja wirklich leid, aber ich bin leider zu müde, weil ich die halbe Nacht auf euch gewartet habe und ich spare mir meine Energie lieber für meine Arbeit", konterte Liza.
„Ich verstehe das nicht – Harry wäre verhungert, wenn wir nicht gewesen wären", grummelte Ron.
„Eure Mutter hat sich eben Sorgen gemacht", verteidigte Liza sie, „Sie wird sich schon wieder beruhigen."
Harry saß schon am Küchentisch und Ron, Fred und George gesellten sich zu ihm, während Liza beschloss, Molly in der Küche zu helfen. Sie war zwar nicht sonderlich gut in Zauber für den Haushalt, also war sie auch in der Küche kaum zu gebrauchen und kochte dementsprechend wenig, aber sie wollte Molly nicht allein lassen.
„Weiß nicht, was ihr euch eigentlich dabei gedacht habt", murmelte sie, „Das hätte ich nievon euch erwartet." Liza glaubte ihr nicht ganz, immerhin war sie die Mutter von Fred und George und egal, ob sie gesagt hatte, dass Charlie und Bill immer so brav waren, so waren auch sie in einigen Streichen verwickelt – als Weasley kam man kaum ohne Späße und Streiche durchs Leben, außer man war Percy.
„Dir mache ich keinen Vorwurf", versicherte Molly Harry und füllte seinen Teller mit Würstchen, „Arthur, Elizaveta und ich haben uns genauso um dich Sorgen gemacht. Letzte Nacht noch haben wir uns gesagt, wir gehen hin und holen dich persönlich, wenn er Ron bis Freitag nicht geantwortet hat. Aber hört mal – einen nicht zugelassenen Wagen übers halbe Land zu fliegen! Hinz und Kunz hätten euch sehen können –"
Molly schöpfte auch noch Spiegeleier auf Harrys Teller und füllte auch Lizas Teller mit Essen, bevor sie mit ihrem Zauberstab auf das Geschirr tippte und dieses begann sich selbst abzuwaschen. „Musst du dich nicht fertig für die Arbeit machen, Eliza? Ich komme hier schon allein zurecht."
„Oh, natürlich", Eliza blickte auf die Uhr und sie hatte zwar noch ein bisschen Zeit, aber sie ging trotzdem schnell hoch, um sich ihre Uniform anzuziehen und sich für den Tag fertig zu machen, aber sie kam kurz darauf wieder in ihrer limonengrünen Kleidung zurück.
Sie kam gerade in die Küche, als Ginny schnell an ihr vorbeihuschte, offenbar erschrocken über etwas – vermutlich über den unerwarteten Besuch von Harry Potter persönlich, für den sie ja so schwärmte.
„Tja, sie wird ein Autogramm von dir wollen, Harry", neckte Fred ihn.
„Hör auf, sie zu ärgern", tadelte Liza ihn und sie fing Harrys verwirrten Blick auf und lächelte ihn an, „Wir kennen uns noch gar nicht – ich bin Elizaveta Gregorovich – nenn mich Eliza, oder Liza."
„Oder Lizzy", schlug George vor.
„Nur die beiden nennen mich so", widersprach Liza ihm schnell, „Freut mich, dich kennen zu lernen."
„Harry, Harry Potter", stellte Harry sich vor und schien etwas rot zu werden. Seine Stimme brach zum Schluss hin und er räusperte sich.
„Liza ist mit Charlie befreundet und verbringt einige Tage hier bei uns, damit sie nicht in Arbeit erstickt", erklärte Molly Harry freundlich, während sie ihre Söhne kaum mit einem bösen Blick beachtete.
„Eigentlich sind wir zusammen, aber keiner glaubt es uns", widersprach Eliza ihr und Molly rollte mit den Augen, sagte aber nichts.
„Liza ist Heilerin in St. Mungo Krankenhaus", fügte Ron hinzu, „Also... Lernheilerin."
„Iss etwas, Elizaveta, bevor du zur Arbeit gehst", wies Molly sie an und stellte einen vollen Teller vor ihr hin.
„Molly denkt, ich esse zu wenig, weil ich immer arbeite", seufzte Eliza, nahm aber trotzdem ihre Gabel in die Hand und begann zu essen.
„Mensch, bin ich müde", gähnte Fred, „Ich glaube, ich geh ins Bett und –"
„Das wirst du nicht", fuhr Molly ihn scharf an, „Wenn Elizaveta jetzt nicht schlafen gehen kann, dann du auch nicht! Es ist dein Problem, dass du die ganze Nacht auf gewesen bist. Du wirst jetzt den Garten für mich entgnomen, die spielen mal wieder völlig verrückt –"
„Ach, Mom –"
„Und ihr auch", Molly wandte sich an Ron und George, „Du kannst nach oben ins Bett, mein Lieber", sagte sie zu Harry mit wieder freundlicher Stimme, „du hast sie ja nicht angestiftet, diesen verkorksten Wagen zu fliegen."
„Ich helfe Ron, ich hab noch nie beim Entgnomen –", widersprach Harry schnell, aber Molly wandte ein: „Das ist sehr lieb von dir, Harry, aber es ist eine stumpfsinnige Arbeit."
„Ich sollte jetzt gehen, sonst komme ich noch zu spät, und Hippocrates benötigt bestimmt meine Hilfe", Eliza stand auf und legte ihren Teller und Besteck zur Spüle, „Wir sehen uns wieder morgen in der Früh und übermorgen ziehe ich wieder in meine eigene Wohnung."
„Schau darauf, dass du etwas isst und ein wenig schläfst", verlangte Molly und küsste sie auf die Wange, „Pass auf dich auf und du bist immer bei uns willkommen."
„Mach ich", versprach Liza, bevor sie zum Tisch ging und Fred und George durch die Haare wuschelte. „Benimmt euch."
„Immer doch", grinste Fred und versuchte seine Haare wieder anzulegen, was ihm nicht gelang.
Liza klopfte Ron und Harry auf die Schulter, schulterte ihre Tasche und rief Ginny noch einen Abschiedsgruß hoch, bevor sie ging. Mit etwas Abstand zum Haus apparierte sie nach London und ging ins Krankenhaus.
Es tat gut, hin und wieder einmal wieder Teil einer Familie zu sein, auch wenn Eliza sich manchmal wünschte, diese Familie könnte ihre eigene sein, aber ihre Mutter und ihr Vater lebten mittlerweile in Amerika, Konstantin arbeitete scheinbar immer dann, wenn sie es nicht tat, Tonks war mitten in der Prüfungszeit und Charlie war in Rumänien. Wenigstens hatte sie bei den Weasleys ein wenig eine Ersatzfamilie gefunden.
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