25. Kapitel
„Da seid ihr ja endlich! Warum habt ihr so lange gebraucht?"
Tonks stemmte die Hände in die Hüften und sah ihre Freunde streng an, die Hand in Hand gemütlich die Straße hinuntergeschlendert kamen und die letzten Sonnenstrahlen genossen.
Eliza sah auf ihre Uhr und bemerkte, dass sie tatsächlich schon ein paar Minuten zu spät waren, lächelte aber ihre Freundin nur entschuldigend an.
„Sorry?", es klang mehr nah einer Frage, als wirklich einer Entschuldigung, aber Tonks schaffte es nicht, ihr erstes Gesicht lange zu behalten und begann langsam zu grinsen, bevor die beiden jungen Frauen wie auf ein stummes Zeichen hin sich entgegenkamen und sich umarmten.
Charlie stand einen Moment daneben, bevor er selbst mit seinen kräftigen Armen die beiden umarmte.
„Ich hab euch vermisst, ihr Idioten", Tonks' Stimme war gedämpft, weil ihr Gesicht von Charlie in Elizas Schulter gedrückte wurde.
Der Umarmungsknödel löste sich auf, was aber nicht bedeutete, dass die Freunde sich nicht noch weiterhin festhielten. Eliza hatte Charlies Hand in der einen und die von Tonks in der anderen.
„Uns gleich Idioten nennen ist etwas übertrieben", bemerkte Charlie leicht beleidigt.
„Ihr seid doch meineIdioten, ihr Idioten", beruhigte Tonks ihn, „Gehen wir etwas trinken – ich wollte schon lange mit euch beiden etwas trinken gehen."
„Ich mag nicht, wie das klingt", murmelte Charlie, aber Tonks zog die beiden schon hinter sich her.
Die Winkelgasse war voller Einkäufer, die ebenfalls das schöne Wetter nutzten, um einige Besorgungen zu machen und tatsächlich wurden die drei Freunde von einigen Passanten seltsam angesehen. Nicht nur wegen Tonks, deren Haare auffällig bunt waren, sondern auch, weil sie so laut und ausgelassen miteinander sprachen, dass man sie schon von Weitem hörte.
Sie setzten sich in den Tropfenden Kessel und während Charlie und Eliza gingen, um einen Tisch zu besetzten, besorgte Tonks die Getränke.
Der Pub war ziemlich voll, aber das Paar schaffte es dennoch, einen letzten freien Tisch für sich zu beanspruchen und kurz darauf kam Tonks mit einem Tablett mit drei Butterbier, sowie drei kleinen Gläsern mit Feuerwiskey zurück.
„Auf uns", prostete sie und hob ihr Gläschen.
„Auf uns", wiederholte Charlie.
„Und auf unsere Zukunft", fügte Eliza hinzu und sie stießen an, bevor sie das Getränk mit einem Schluck leerten.
Charlie verzog das Gesicht, während Eliza und Tonks kaum Notiz von dem starken Getränk nahmen.
„Wie ist es euch so ergangen?", fragte Tonks die beiden, „In den Briefen habt ihr sicher nicht alles geschrieben."
„Bei uns in Rumänien ist eigentlich gerade Schlüpfzeit – überall kleine Drachenbabys – tödliche, gefährliche Drachenbabys, aber immer noch niedlich!", erzählte Charlie mit glänzenden Augen.
„Unsere letzte Patientin hat sich auf mich fixiert, aber ich bin sie losgeworden." Eliza klang so, als würde sie etwas komplett Nebensächliches erzählen, aber sowohl Tonks, als auch Charlie sahen sie erschrocken an.
„Doch nicht etwa die Werwölfin?", fragte Tonks leise.
Eliza nickte und ihre Freunde sogen scharf Luft ein.
„Warum hast du das nicht früher erzählt? Du solltest das im Ministerium melden", bat Charlie sie besorgt.
„Einen Werwolf auf den Fersen zu haben ist nicht ohne. Woher willst du wissen, dass sie dich nicht verfolgt hat?", fragte Tonks aufgeregt.
„Ich bin appariert und woher sollte sie wissen, wo ich wohne oder wo ich jetzt gerade bin?", Eliza verstand nicht wirklich, warum sich ihre Freunde solchen Sorgen machten. Sie arbeitete zwar nicht in der Janus Thickes-Station, wo Langzeitpatienten unter anderem geistigen Krankheiten behandelt wurden, aber das bedeutete nicht, dass sie es nicht auch mit leicht seltsamen Leuten zu tun hatte. Ein Krankenhaus war eben kein Ort für gesunde Leute.
„Außerdem war sie ein Muggel, bevor sie angegriffen worden ist", erklärte Eliza, „Sie kennt sich kaum mit Zauberei aus, hat das Krankenhaus oder die Station eigentlich nie verlassen und viel Hokuspokus benutzen wir auch nicht, also bezweifle, ich, dass sie wirklich versteht, was abgeht. Entspannt euch."
„Wenn du das sagst", Tonks klang überhaupt nicht überzeugt, aber die Unterhaltung hatte für alle eine unangenehme Richtung eingeschlagen.
„Ich hole uns noch etwas zum Trinken", schlug Charlie vor und schnappte sich die leeren Butterbierkrüge, bevor jemand widersprechen konnte und verschwand in Richtung Bar.
Tonks und Eliza saßen sich allein gegenüber und beide Frauen sahen ihm hinterher – Liza ein wenig sehnsüchtig, während Tonks eher sicherging, dass er wirklich weg war, bevor sie sich an Eliza wandte mit einem erwartungsvollen Blick.
„Ihr beide seid ja immer noch zusammen", bemerkte sie, obwohl das offensichtlich war, „Hätte nicht gedacht, dass die Liebe die Entfernung übersteht."
„Sie hat sie wohl eher verstärkt", meinte Eliza und wurde ein wenig rot, „Manchmal ist es vielleicht doch so, dass man das am liebsten haben will, das man im Moment nicht erreichen kann, oder nicht? Und so ist das bei Charlie und mir. Wir haben uns monatelang nicht gesehen und als wir uns wiedergesehen haben – du glaubst nicht, was für ein Gefühl das gewesen ist. Als wären wir nie getrennt gewesen."
Tonks seufzte verträumt und lächelte. „Ich hätte auch gerne einmal so etwas", seufzte sie sehnsüchtig, „Aber wie soll ich Leute kennenlernen, wenn ich den ganzen Tag arbeite oder lerne?"
„Tonks, hör sofort auf so zu reden", tadelte Eliza sie, „Wir sind jung. Du hast noch eine Menge Zeit! Keine Eile! Nur, weil Charlie und ich uns so früh kennengelernt haben, bedeutet das nicht, dass jeder das so machen muss!"
„Ich weiß, ich weiß", Tonks deutete Eliza, leiser zu sprechen, „Es ist nur – manchmal ist es ein wenig einsam. Ich meine, ich habe Freunde in der Arbeit und ich verstehe mich eigentlich mit allen gut, aber... aber sie sind nicht du und Charlie."
Eliza wusste einen Moment nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie hatte eigentlich nie wirklich daran gedacht, wie Tonks sich dabei fühlen würde, dass sich die Freunde nie sahen. Dass sie Charlie nicht häufig zu Gesicht bekamen, war klar, denn er arbeitete in einem anderen Land und konnte nicht einfach so zum Nachmittagstee vorbeikommen, aber Tonks lebte in London, wie auch Eliza.
Liza legte ihre Hand auf die von Tonks, die sie fragend ansah.
„Es tut mir leid", meinte Eliza ernst, „Ich habe nicht gewusst, dass du so denkst."
„Natürlich denke ich so! Ihr beide seid meine besten Freunde! Das sind wir doch noch, oder?", fragte Tonks schon beinahe ein wenig unsicher.
„Natürlich", Eliza musste nicht einmal über ihre Antwort nachdenken und sie hatte auch nicht das Gefühl, als würde sie lügen. Noch immer waren Tonks und Charlie für sie ihre besten Freunde und im Gegensatz zu Tonks hatte sie auch im Krankenhaus nicht viele Freunde, also waren die beiden auch noch so ziemlich ihre einzigen wahren Freunde.
„Wir könnten uns häufiger treffen, wenn du willst", schlug Eliza vorsichtig vor, immerhin waren die beiden jetzt erwachsen und es gab bestimmt Gründe, warum Tonks genauso häufig länger in der Arbeit blieb.
„Wirklich?", Tonks reagierte eindeutig nicht so, wie Eliza erwartet hatte. Sie wirkte ebenfalls begeistert von der Idee.
„Ich meine, wenn du Zeit hast, kann ich jederzeit ausnahmsweise einmal pünktlich aus der Arbeit gehen. Ich muss nicht immer Überstunden machen. Und wenn du Zeit, dann können wir so etwas doch öfter machen!"
„Ja!", rief Tonks so laut, dass einige Leute zu ihnen sahen, aber Eliza war die letzte, die sie zur Stille gezwungen hätte. Stattdessen begann sie breit zu grinsen.
„Cool, cool", meinte sie, „Ich habe nicht gewusst, dass... egal. Dann machen wir das so!"
In diesem Moment kam Charlie mit drei Krügen Butterbier zurück und stellte sie auf den Tisch.
„Ich merke jetzt schon, ich sollte eigentlich nicht mehr trinken", meinte er grinsend, „Gerade gehen kann ich jetzt schon nicht mehr!"
„Pussy", grinste Liza und stupste ihm in die Seite, „Ich spüre noch gar nichts!"
„Warum verträgst du auch noch mehr Alkohol als ich?", fragte Charlie schon beinahe beleidigt. Sein Gesicht war ein wenig rot (vermutlich, weil er ein wenig angetrunken war), aber seine vielen Sommersprossen standen nur noch mehr hervor.
„Vermutlich, weil ich in allem besser bin, als du?", schlug Eliza vor.
„Das sind die russischen Wurzeln! Ganz sicher!", versicherte Tonks ihnen.
„Auf jeden Fall finde ich das unfair", bemerkte Charlie und hob seinen Krug, „Darauf stoßen wir an!"
Eliza lächelte und schüttelte den Kopf, aber die drei Freunde prosteten sich wieder zu und tranken.
„Charlie?" Als Charlie die Stimme hörte, spuckte er sein Getränk fast wieder aus, verschluckte sich stattdessen nur und Eliza klopfte ihm auf den Rücken, damit er nicht erstickte. In der Zwischenzeit kam eine rothaarige, etwas dickliche Frau zu ihnen an den Tisch und als sie bei den drei angekommen war, konnte Charlie wieder normal atmen.
„Mom", begrüßte er sie und rieb sich nervös den Nacken, „Was machst du denn hier?"
„Ich war einige Sachen einkaufen und wollte jetzt wieder zurück. Was machst du hier? Du wolltest doch erst morgen kommen!", erinnerte sich Molly Weasley und sowohl Eliza, als auch Tonks versteckten ihr Grinsen, indem sie so taten, als würden sie trinken, während Charlie hochrot wurde.
„Nun, weißt du... ich habe einen Tag früher frei bekommen und dann habe ich Liza getroffen und Tonks und...", stammelte Charlie, aber Molly sah überhaupt nicht überzeugt aus.
„Wenn du eine Eule vorgeschickt hättest, dann hätte ich deinen Raum schon vorbereitet! Wo wirst du heute schlafen?", fragte Molly, als wären das ihre größten Sorgen.
Charlie schien auch erleichtert, dass Molly anscheinend nicht auf die Idee gekommen war, dass ihr eigener Sohn den ersten Tag eigentlich geplant nur mit Eliza und Tonks verbringen wollte.
„Mach dir darum keine Sorgen", winkte Charlie ab, „Ich bin bei Liza untergekommen. Habe ich dir nicht gesagt, dass ich die Woche bei ihr schlafen werde?"
Molly sah so aus, als hätte er es ihr nicht gesagt – vielleicht hatte sie es auch nur verdrängt.
„Du kannst doch keine ganze Woche auf einem Sofa schlafen, wenn bei uns noch ein Bett frei ist!", warf Molly erschrocken ein und sowohl Charlie als auch Eliza wurden rot, während Tonks leise kicherte, es aber mit einem Husten versteckte.
„Mom, wir... also...", stammelte Charlie, aber er war sich nicht sicher, wie er es formulieren sollte.
„Papperlapapp! Kein Aber!", unterbrach Molly ihn, „Das ist doch nicht gesund!"
„Ich habe ein Doppelbett", warf Liza ein und Tonks konnte sich nicht mehr zurückhalten und brach in lautes Gelächter aus. Sie hämmerte mit der Faust auf den Tisch, während Charlie und Eliza ihr vernichtende Blicke zuwarfen.
„Was hat das damit zu –", wollte Molly fragen, aber dieses Mal unterbrach Charlie sie.
„Mom, Liza und ich sind zusammen. Und das schon ziemlich lange. Wir sind erwachsen, haben Jobs und haben uns seit Monaten nicht mehr gesehen. Es ist uns erlaubt, ein Bett zu teilen!"
Wahrscheinlich hatte er es ein wenig zu laut gesagt, aber wenn die Leute um sie herum ihnen zuhörten, ließen sie es sich höflicherweise nicht anmerken.
Tonks hatte sich wieder halbwegs beruhig und wischte sich Lachtränen aus dem Augenwinkel.
„Charles, langsam reicht es mir mit euch beiden! Ihr mögt zwei talentierte Zauberer sein, aber das bedeutet noch lange nicht, dass man alle anderen zum Narren halten muss!", schimpfte Molly streng.
„Und ich bin dann wohl der erbärmliche dritte Freund", fiel Tonks trocken auf, aber sie grinste.
„Das habe ich nicht gemeint, Nymphadora, Liebes. Du veralberst auch nicht alle anderen – ich habe nur mir den beiden gesprochen", widersprach Molly ihr sanft.
„Mein Name ist Tonks", murmelte Tonks leise, aber Molly hörte es nicht oder ignorierte es.
„Ich weiß nicht, wie lange ihr beide das noch durchziehen wollt, aber ich würde mich schnell entscheiden, Charles, oder du schläfst wirklich diese Woche wohl auf Elizavetas Sofa", warnte Molly.
„Ich wähle wohl die unerwähnte dritte Version: Ich bin wirklich mir Liza zusammen und ich habe ein Bett zum Schlafen", bemerkte Charlie grinsend und Molly sah zwar nicht wirklich zufrieden aus, aber sie war der Meinung, dass sie ihrem Sohn eine Lektion erteilte.
„Wie auch immer", schnaubte sie, „Ich muss nach Hause – dein Vater ist mit Ginny allein zu Hause geblieben und ich sollte ihn nicht zu lange mit ihr allein lassen. Das Mädchen kommt dann immer auf seltsame Ideen, die immer etwas mit Muggeln zu tun haben."
„Aber morgen das Mittagessen steht noch, oder?", fragte Eliza sicherheitshalber und Molly sah schon beinahe überrascht aus.
„Ja, ja natürlich", Molly lächelte breit, „Ihr seid immer bei mir Willkommen. Auch ohne Charlie. Wenn du nach der Arbeit nicht kochen willst, steht dir unsere Tür immer offen. Und dir auch, Nymphadora. Ich weiß doch, dass neben der Arbeit manchmal wenig Zeit zum Kochen bleibt, aber ihr müsst doch essen! Ihr beide seit sowieso nur noch Haut und Knochen."
„Und ich bin dann wohl fett", bemerkte Charlie, und Eliza stupste ihm in die Seite.
„Natürlich nicht! Du bist muskulös", verbesserte sie ihren Freund und Charlie wurde ein wenig rot.
„Danke, Liza!", Charlie betonte die Worte übertrieben, „Du bist wirklich eine tolle Freundin!"
„Wenn ich nicht wüsste, was ihr beide vorhabt, würde ich das schon beinahe süß finden", meinte Molly, „Aber ich bin nicht Arthur. Ich habe euch durchschaut!"
„Ja, Mom", seufzte Charlie. Er gab es wohl auf, sie verbessern zu wollen.
„Ich muss jetzt los. Ihr kommt morgen zum Essen. Nymphadora, kommst du auch?", fragte Molly an die rosahaarige Frau gerichtet.
„Ich habe den ganzen Tag Dienst", lehnte Tonks ab, „Danke, Mrs Weasley."
„Nenn mich doch Molly, Liebes. Und du kannst dann zum Abendessen vorbeikommen", schlug Molly vor.
„Sehr gerne", Tonks lächelte.
Molly küsste die drei noch auf die Wangen und disapparierte. Sobald sie weg war, warfen sich die drei vielsagende Blicke zu.
„Wie wäre es mit einer Wette?", schlug Tonks grinsend vor, „Wie lange glaubt ihr, werden alle brauchen, bis sie verstehen, dass ihr beide wirklich ein Paar seid?"
„In ein paar Jahren, wenn ich meine Ausbildung beendet habe", schlug Eliza vor, „Ich ziehe nach Rumänien zu Charlie, wie wir es besprochen haben und vielleicht verstehen sie dann, dass ich diesen rothaarigen Idioten liebe."
„Hey!", beschwerte sich Charlie laut, „Ich glaube, wir könnten heiraten und sie würden es immer noch nicht glauben."
Liza wurde bei seinen Worten rot und nahm lächelnd seine Hand.
„Ich wette, sie verstehen es erst, wenn die Kinder kommen", schlug Tonks vor und sofort wandten sowohl Charlie als auch Liza sich zu ihr mit erschrockenen, beschämten Blicken.
„Halt die Klappe, Nymphadora", warnte Liza drohend.
„Du liebst mich doch auch, Marta. Ich sage doch nur die Wahrheit!", kicherte Tonks, während Charlie und Eliza so rot waren, wie Charlies Haare und Tonks die einzige war, die darüber lachen konnte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top