20. Kapitel
Eliza fühlte sich müde nach einer langen Nachtschicht. Die Nächte in St. Mungos waren meist ruhig, man sah nur hin und wieder nach ein paar Patienten, aber diese Nacht war es nicht gewesen.
Es war eine Vollmondnacht gewesen und überall anders im Krankenhaus war das eine Nacht wie jede andere, aber Eliza war Lernheilerin in der Abteilung für Verletzungen durch Tierwesen und ein Patient, der bei ihnen stationär behandelt wurde, war beim letzten Vollmond von einem Werwolf angegriffen und verletzt worden.
Dieser Patient wurde unter Aufsicht von einigen Auroren in einen speziellen Raum gebracht worden, ihm war Wolfsbanntrank verabreicht worden und er hatte die Nacht als Werwolf dort verbracht, eingesperrt in einem Wolfskörper mit den Gedanken eines Menschen.
Der Fall an sich war für Eliza aufregend gewesen – leider waren Werwolfbisse nicht allzu selten, aber bei diesem Fall hatte Eliza gelernt, den Wolfsbanntrank zu brauen, hatte viel Kontakt zu dem Patienten gehabt und hatte von dem Heiler, eingewiesen worden, wie man Leute in so einer Situation behandeln sollte.
Und so war sie die ganze Nacht zusammen mit Hippocrates wach geblieben, hatte Kaffee getrunken, in Büchern gelesen und hin und wieder den Werwolf-Patienten beobachtet und Eliza hatte gelernt, dass ein Werwolf zu sein wirklich nicht so lustig war.
Die Verwandlung schien schmerzvoll, besonders wenn man unter dem Wolfsbanntrank stand und in der Zeit nach der eigentlichen Verwandlung zum Wolf war man aggressiver.
Als der Morgen graute, verwandelte sich der Mann zurück und Hippocrates und Eliza halfen ihm in einige Kleider und zurück in sein Bett, bevor sie seine Verletzungen behandelten, die er sich selbst zugefügt hatte im Wahn.
Danach war es ihr erlaubt, sich ein wenig hinzulegen, aber nur im Pausenraum des Krankenhauses, also behielt sie ihren limonengrünen Umhang an – die Farbe der Umhänge von Heilern, und machte sich auf den Weg zum Pausenraum mit einem kleinen Umweg bei einem Café, aber als sie in der Eingangshalle ankam, apparierte jemand direkt vor ihr.
Erschrocken sprang sie einen Schritt zurück und zückte ihren Zauberstab, aber schon bald erkannte sie, dass es ein Mann und eine Frau waren – die Frau war blutüberströmt und bewusstlos, der Mann war bei Bewusstsein und war wohl derjenige gewesen, der appariert war, doch auch er hatte einige Verletzungen.
„Hilfe", keuchte er, offenbar war die Frau schwer und er konnte sie nur mit Mühe auf den Beinen halten.
Sofort löste Eliza sich aus ihrer Erstarrung und vergaß, dass es eigentlich ihre Pause war, bevor sie dem Mann half und die Bewusstlose auf den Boden legte.
Andere Heiler rannten herbei, blieben aber auf Abstand und beobachteten nur, um Eliza ein wenig Platz zu lassen, obwohl sie erst Lernheilerin war.
„Was ist passiert", fragte sie ernst.
„Ich- ich war es nicht. Ich kann es nicht gewesen sein. Ich kann einfach nicht –"
„Hey!", unterbrach Liza ihn streng, „Reden Sie! Was genau ist passiert? Reden Sie jetzt, sonst verblutet sie!"
„Werwolfangriff", würgte der Mann hervor und sofort verstanden die herumstehenden Heiler.
„Informiert Heiler Smethwyk! Er sollte noch oben sein, aber ich bin mir nicht sicher! Und bereitet zwei Betten vor!", befahl Eliza, bevor sie aufstand und ihren Zauberstab zückte.
Sie wirkte einen stummen Zauber und die Frau begann zu schweben, nur ein wenig über den Boden, aber es war um einiges leichter, Personen zu transportieren, als sie zu tragen und es war einer der ersten Zauber gewesen, die Eliza gelernt hatte.
„Können Sie gehen?", fragte sie den Mann.
„Wa- was?", stammelte er.
„Ob Sie gehen können? Die Abteilung für Verletzungen durch Tierwesen ist im ersten Stock – folgen Sie mir!", Eliza ging voraus, ihren Blick auf die Frau gerichtet, die bewusstlos in der Luft schwebte. In der Abteilung angekommen erwartete Hippocrates sie schon.
„Liza, hier hin mit ihr", wies er ihr auf und Eliza ließ die Frau auf ein Bett sinken. Sofort kümmerte sich Hippocrates sich um sie, während der Mann ein wenig schüchtern noch im Eingang stand, die Augen weit aufgerissen, ein wenig bleich im Gesicht und offenbar unsicher, was er tun sollte mit einem besorgten Blick auf die Frau.
Hippocrates sah Eliza an und nickte ihr zu – sie verstand und ging auf den Mann zu.
„Kommen Sie mit – trinken Sie Tee?", fragte sie den Mann, „Ich habe frische Kleider für Sie – diese hier sind voller Blut."
„Ihr Blut", krächzte der Mann und Eliza diagnostizierte einen Schock.
Vorsichtig berührte sie den Mann am Arm und er zuckte zusammen, wandte seinen Blick aber endlich von der Frau ab und sah Eliza an.
„Ist alles in Ordnung? Wollen Sie sich setzen? Sich hinlegen?"
„J-Ja... ich denke schon", murmelte der Mann, er war wirklich bleich.
„Dann kommen Sie", vorsichtig und geduldig führte sie den Mann in ein Nebenzimmer, einem kleinen Pausenraum für die Heiler dieser Station.
„Heiler Smethwyk wird sich um ihre Freundin kümmern", versprach Eliza, als sie den Mann dazu brachte, sich hinzusetzen und sie setzte Wasser auf den kleinen Herd für einen Tee.
„Sie ist nicht meine Freundin", gestand der Mann, „Ich kenne sie eigentlich gar nicht. Ich habe sie nur gefunden."
Überrascht hob Eliza eine Augenbraue. „Woher wissen Sie, dass es ein Werwolfangriff gewesen ist? Haben Sie den Werwolf gesehen?"
„Ich kenne diese Art von Verletzung", seufzte der Mann, „Ich... ich habe sie schon häufig gesehen. Außerdem ist sie in einem Werwolfgebiet unterwegs gewesen – zu Vollmond."
„Woher wissen Sie das?"
Der Mann zögerte. Er vermied Augenkontakt und erst jetzt fiel Eliza auf, wie bleich und müde er selbst aussah. In seinem Gesicht waren Narben – alte Narben, die schon lange verheilt waren. Seine Kleidung war zerlumpt und alt – mehrmals geflickt und wurde wohl nur noch von Flicken zusammengehalten – sie war auch voller Blut. Und plötzlich verstand Eliza, woher der Mann das wusste. Plötzlich ergab vieles Sinn.
„Wissen Sie was, warum ziehen Sie sich nicht erst einmal aus?", schlug sie vor. Sie bemerkte ihren Fehler zu spät – der Mann sah verwirrt auf und lief rot an und Liza schlug sich gegen die Stirn; sie verfluchte sich selbst für ihre Routine.
„Entschuldigen Sie – ich arbeite nur schon länger in dieser Abteilung – also, noch nicht so lange, aber lange genug, dass es... normal ist. Ich habe es auf gar keinen Fall in diesem Sinne gemeint – ich meine damit nur, dass ihre Kleidung dreckig ist und ich sie waschen kann, aber dafür müssen Sie sie erst einmal ausziehen und –"
Egal, wie viel Liza redete, es wurde irgendwie nicht besser, aber irgendwann hob der Mann die Hand.
„Ich habe schon verstanden. Fragt man nicht zuerst einmal nach dem Namen, bevor man sich auszieht?" Der Mann lächelte – er sah noch immer müde aus, aber es war das erste Mal, dass er lächelte. Was konnte man auch anderes erwarten? Er hatte eine blutige Frau ins Krankenhaus gebracht.
„Ich will Ihren Namen nicht wissen, Sir", gestand Eliza, „Und ich denke nicht, dass Sie wollen, dass ich den Namen weiß."
Das Lächeln des Mannes verschwand sofort. „Oh", machte er, „Sie sind klüger, als gedacht."
„Ich nehme das als Kompliment", hüstelte Liza, „Immerhin wird nicht jeder hier Heiler! Ich bin Lernheilerin Gregorovich, wenn es Sie interessiert und wenn Sie sich dann besser fühlen."
Der Mann nickte, bevor er seine Kleidung auszog, bis auf seine Unterwäsche. Auch in diesem Fall hatte Liza schon alles erlebt – Leute, die sich geweigert hatten, auch nur ihre Socken auszuziehen und Leute, die sofort ihre Kleider vom Körper wortwörtlich vom Körper gerissen hatten. Leute wie der Mann waren Eliza am liebsten – unkomplizierte Leute.
Eliza gab dem Mann einen Bademantel, damit er nicht so entblößt dasitzen musste, goss ihm Tee ein, während sie die Kleidung wusch – mit Magie funktionierte das alles um einiges schneller, als in Muggel-Art wie ihre Eltern das immer getan hatten.
Er beobachtete sie, wandte seinen Blick nur ab, wenn sie zu ihm sah und Liza bemerkte das, aber es war ihr egal.
Als sie fertig war, legte sie die Kleidung fein säuberlich zusammen und wandte sich wieder dem Mann zu – er hatte den Tee ausgetrunken.
„Darf ich mir Ihre Verletzungen ansehen?", fragte sie vorsichtig.
„Sie heilen immer von selbst", winkte er ab, „Es ist nichts Neues für mich – aber das wissen Sie ja schon..."
„Und trotzdem kann es nicht schaden, oder?", fragte Liza und nach kurzem Zögern nickte der Mann und ließ Liza Cremen auf die Wunden schmieren und diese verbinden.
Es waren nicht viele Kratzspuren – der Mann, der sich diese Nacht hier im Krankenhaus verwandelt hatte, hatte um einiges mehr Kratzspuren gehabt und er hatte unter Wolfsbanntrank gestanden.
Dafür hatte dieser Mann hier andere Verletzungen – Prellungen oder Quetschungen um Brust und Bauch wie von engen Ketten.
„Was genau ist passiert?", fragte Eliza, während sie die Verletzungen mit einer anderen Salbe bestrich.
„Ich weiß es nicht", gab der Mann leise zu, „Ich... ich lebe... oder lebte mit einigen anderen meiner Art in diesem einen Gebiet abseits von Zivilisation. Wir sind uns sicher gewesen, dass mitten in der Nacht niemand dort sein würde und für einige Monate war das auch der Fall, aber ich habe mich trotzdem jede Nacht festgekettet. Die anderen wollten das nicht – sie sind die Nächte frei herumgelaufen."
„Also haben nicht Sie die Frau angegriffen?", fragte Eliza vorsichtig.
„Heute Morgen bin ich noch angekettet gewesen – also nein. Ich habe ihren Körper gefunden, da hatte sie schon die Verletzungen."
„Das ändert alles", murmelte Eliza, „Warten Sie bitte hier – ich muss mit Heiler Smethwyk sprechen."
Eliza hatte alle sichtbaren Verletzungen versorgt, hatte ihm seine Kleidung wieder in die Hand gedrückt und eilte zum Raum, in dem Hippocrates die Frau behandelte.
Auch er ging gerade einen Schritt von ihr zurück, musterte sie, aber alle ihre Wunden schienen behandelt.
„Hippocrates", Eliza ging zu ihm, damit sie leiser reden konnte – auch, wenn die Frau noch bewusstlos war, hieß das nicht, dass sie nicht vielleicht doch etwas hörte, „Der Mann, der sie hergebracht hat ist selbst ein Werwolf. Er kennt sie nicht, er hat sie nur gefunden."
„Wenigstens ist er unschuldig – oder sagt es zumindest", brummte Hippocrates.
„Er hat Verletzungen von Ketten", informierte Liza ihn, „Ich habe ihn behandelt."
„Name?"
„Ich habe nicht gefragt, ich– Sie wissen, wie das Ministerium bei Werwölfen ist. Ich wollte so wenig Informationen haben, wie möglich."
„Er kennt vermutlich auch nicht den Namen dieser Frau?", vermutete Hippocrates nachdenklich mit einem Blick auf die Bewusstlose.
„Nein, er kennt sie überhaupt nicht", sagte Liza, „Wir können uns nicht einmal sicher sein, ob sie eine Hexe ist. Vielleicht ist sie ein Muggel."
„Ich spreche mit ihm", beschloss Hippocrates, „Sehen Sie nach der Frau und dann nach Mr Garcia – er dürfte auch irgendwann aufwachen."
Liza nickte, als ihr Mentor den Raum verließ und sie sah nach Mr Garcia, dem Werwolf der Station, der schon einen Monat bei ihnen war und sich diese Nacht auch hier verwandelt hatte, doch er schlief noch unruhig. Liza stellte ihm ein Glas Wasser bereit und ging dann zurück zu der Frau.
Auch ihre Augen waren noch geschlossen und ihre Verletzungen bluteten nicht durch die Verbände, wie Eliza bemerkte, also mischte sie einen blutbildenden Zaubertrank für später – nach einem Werwolfangriff sollte man ihn so bald wie möglich verabreichen.
Sie stellte ihn bereit auf das Nachtkästchen und beschloss nach Hippocrates und dem mysteriösen Mann zu sehen. Sie zupfte nur noch die Bettdecke der Frau ein bisschen zurecht, als diese plötzlich die Augen aufriss. Eliza sprang zurück, riss sich aber wieder zusammen.
„Hallo", sie lächelte sanft, „Wie fühlen Sie sich?"
Die Frau starrte sie an – sie hatte warme, braune Augen. Eliza fragte sich, ob sie wohl noch unter Schock stand oder noch gar nicht richtig wach war, aber dann sagte sie doch: „Wo bin ich?"
„Im St. Mungos Krankenhaus", erklärte Eliza geduldig, „Man hat Sie hierhergebracht."
„St. Mungos? Was ist das für ein Krankenhaus? Wo ist das?"
Liza stockte. Sie war also ein Muggel. Zauberer in England kannte St. Mungos normalerweise und der Akzent der Frau klang englisch – und Eliza kannte sich mit Akzenten aus.
Liza war sich nicht sicher, wie viel sie verraten durfte und beschloss auf Hippocrates zu warten, bis der zurückkam.
„Können Sie mir sagen, wie Sie heißen?", fragte Liza ruhig.
„Olivia Patel", die Frau lächelte, „Und Sie? Bestimmt haben Sie einen wunderschönen Namen."
„Ich bin Lernheilerin Gregorovich", stellte Liza sich vor.
„Lernheilerin?", wiederholte Oliver Patel, „Bin ich bei einer seltsamen Sekte gelandet? Heißt das nicht Arzt?"
„Das ist ein wenig komplizierter", gestand Eliza, „Wollen Sie mir sagen, was passiert ist? Woran können Sie sich erinnern?"
Olivia runzelte die Stirn, als sie nachdachte. „Ich bin wandern gewesen", erzählte sie sofort und Liza war nur ein wenig erstaunt, dass die Frau ihr sofort genug vertraute, um es zu erzählen, „Ich habe die Zeit wohl übersehen und es ist dunkel geworden. Plötzlich habe ich Wölfe heulen gehört und dann hat mich- hat mich so ein riesiges Monster angegriffen! An mehr kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich wache in diesem Raum hier auf und schaue in das Gesicht eines Engels."
Liza ignorierte den letzten Kommentar und schrieb alles auf.
„Danke, Miss Patel. Ich werde Heiler Smethwyk holen, damit er sie noch einmal untersucht", versprach Liza und wollte schon gehen, aber Olivia hielt sie zurück: „Nein! Warte!"
Liza stockte und trat noch einmal an ihr Bett heran.
„Warum können Sie mich nicht untersuchen? Sie schienen auch sehr geeignet zu sein", fragte Olivia.
„Ich bin nur Lernheilerin. Heiler Smethwyk kennt sich besser aus, aber wenn es Sie beruhigt, werde ich immer in der Nähe sein."
„Danke", Olivia lächelte und Eliza zwang sich, zurück zu lächeln.
Menschen machten in Schockzuständen die seltsamsten Dinge – sie wurden zum Beispiel ziemlich anhänglich. Eliza hoffte, dass es schnell wieder abklang bei Olivia. Sie ging zu dem kleinen Pausenraum und klopfte, bevor sie eintrat. Hippocrates und der Mann saßen sich gegenüber, aber es schien keine angespannte Stimmung zu herrschen, also hoffte Eliza, dass das Gespräch bis jetzt gut verlaufen war.
„Hippocrates, die Frau ist wach", verkündete sich, „Ich habe sie noch nicht untersucht, aber sie scheint ein Muggel zu sein – ich weiß nicht genau, was ich machen soll."
„Ich komme sofort", meinte Hippocrates und stand auf.
„Ihr Name ist Olivia Patel, sie ist Wandern gewesen, als der Werwolf sie angegriffen hat", erklärte Liza die Kurzfassung ihrem Mentor.
„Bereiten Sie bitte noch einen Schlaftrunk zu – ich glaube, wir haben das letzte Fläschchen für Mr Garcia verwendet", bat Hippocrates sie.
„Miss Patel hat mich gebeten in der Nähe zu sein, wenn Sie sie untersuchen", erzählte Liza und Hippocrates wollte sie schon tadeln, aber dann fügte Eliza hinzu: „Bitte sagen Sie ihr einfach, dass ich wegen eines Notfalls nach Hause musste – ich würde lieber arbeiten, als wie eine Schaufensterpuppe danebenstehen. Ich glaube, sie hat sich nach dem Aufwachen auf mich fixiert."
„Mach ich", versprach Hippocrates, und Liza nickte ihm zu, bevor sie wieder umdrehte und zurück in den Pausenraum ging.
Dort befand sich auch ihre kleine Braustation – ein Zutatenschrank mit den wichtigsten Zutaten, damit die Heiler nicht immer wieder in die hauseigene Apotheke gehen mussten, um die alltäglichsten Dinge zu holen.
Als Eliza den Raum betrat, stand der Mann auf, setzte sich aber wieder, als er sah, dass es nur Liza war. Er sah besorgt aus.
„Es scheint ihr gut zu gehen", wollte Eliza ihn beruhigen, während sie Zutaten zusammensuchte und fügte etwas leiser hinzu „Jedenfalls gut genug, um zu flirten."
Der Mann schien es gehört zu haben, denn er lachte laut auf, versuchte das aber mit einem Husten zu überspielen.
„Warum sitze ich überhaupt hier?", fragte der Mann ratlos, „Sind das nicht die Räume für die Heiler? Bestimmt haben Sie auch Warteräume für Besucher."
„Wir haben zurzeit nicht viele Patienten – was gut ist, aber das bedeutet auch, dass es ziemlich leer ist", erklärte Liza, „Wenn man warten muss, aber es gleichzeitig so leise und einsam ist – das ist nicht gut für die menschliche Psyche, also rufen wir zurzeit Wartende in diesen Pausenraum. Hier können sie auch nichts anstellen – die Patientenakten werden woanders gelagert, der Zutatenschrank ist versperrt und wir haben hier auch keine persönlichen Gegenstände herumstehen. Das wertvollste, das Sie stehlen könnten, wäre Carly, die Topfpflanze."
Der Mann lachte wieder auf – dieses Mal überspielte er es nicht.
Es herrschte Stille, während Eliza den Schlaftrunk zubereitete – ein eher einfacher Zaubertrank, den sie mittlerweile schon beinahe im Schlaf brauen konnte.
Sie füllte ihn gerade in Fläschchen ab, als Hippocrates in den Pausenraum kam.
„Liza, ich brauche einen Schlaftrunk für Miss Patel – ist er schon fertig?"
Liza reichte ihm ein frisch abgefülltes Fläschchen und Hippocrates untersuchte es schnell, indem er es gegen das Licht der Lampen hielt, war aber damit zufrieden und nickte, bevor er sich an den Mann wandte: „Sie können gehen. Wir werden Sie nicht im Bericht erwähnen, also sollten Sie keine Verfolgung befürchten."
„Danke", murmelte der Mann.
„Eliza, bitte begleiten Sie ihn noch hinunter zum Ausgang", bat Hippocrates sie und Liza nickte.
„Kommen Sie mit", sie ging vor und der Mann folgte, er stockte aber noch einmal. „Danke, Heiler Smethwyk", bedankte er sich noch einmal, bevor er Eliza folgte, die schon bei den Treppen war.
Als sie hinuntergingen, konnte sich der Mann eine letzte Frage nicht verkneifen: „Ist sie... ist sie gebissen worden?"
Liza blieb mitten auf den Stufen stehen und stockte. „Ja", meinte sie ernst, „Soweit ich gesehen habe, hat sie auch mindestens eine Bisswunde. Ich bin mir noch nicht sicher, ob sie sich mit Lykanthropie angesteckt hat, das zeigt sich dann wohl erst nächsten Vollmond. Solange wird sie vermutlich hier auf der Station bleiben, aber es ist nicht Ihre schuld."
Der Mann nickte. „Mein Name ist Remus – Remus Lupin", stellte er sich leise vor, „Ich denke, jetzt können Sie es ruhig erfahren..."
„Freut mich, Mr Lupin", lächelte Eliza, „Und machen Sie sich keine Sorgen. Wir behandeln... wir behandeln häufiger Werwölfe."
„Das beruhigt mich nicht", Lupin lachte nervös und rieb sich den Nacken.
Eliza lächelte ihn verständnisvoll an. „Wollen wir?", fragte sie vorsichtig, bevor sie weitergingen. Bei der letzten Stufe stolperte sie, aber sie fing sich noch auf, bevor sie auf die Nase fallen konnte und ging weiter, als wäre nichts passiert und brachte Remus Lupin zum Eingang.
„Auf Wiedersehen, Mr Lupin", meinte Eliza lächelnd.
„Auf Wiedersehen", murmelte Lupin, er vermied Augenkontakt. Dann drehte er sich um und ging Richtung Ausgang. Gerade als er durch eine Tür gehen wollte, kam ein junger Mann hinein und einen Moment war Remus Lupin geschockt. Der Mann, goldenes Haar und blaue Augen, hielt ihm die Tür auf und Remus wurde rot, bevor er an ihm vorbeieilte. Das war dann wohl einer dieser Momente in seinem Leben gewesen, wo man einfach einen Moment innehalten musste, um die Schönheit einer anderen Person zu bewundern. Ein winziger Moment, in dem man sich fragt, ob man hingehen sollte und diese eine Person ansprechen sollte, aber Remus entschied sich dagegen und ging weiter, während Konstantin Gregorovich auch an ihm vorbeiging, ohne ihn groß zu bemerken.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top