19. Kapitel

Konstantin Gregorovich liebte seinen Job. Eigentlich liebte er es, Sachen zu machen, die er gut konnte und keiner konnte widersprechen, dass er nicht außergewöhnlich gut in seinem Job war. Jeder Auftrag ein Erfolg, jede Festnahme ein Verbrecher weniger in der Welt und schon bald nach seiner abgeschlossenen Ausbildung als Auror bekam er andere Aufträge als nur die langweiligen Straßenhändler, die jeden Tag versuchten illegale Objekte zu verkaufen.

Mit hoch erhobenem Kopf schritt er durch die Gänge des Ministeriums, Leute grüßten ihn mit einem Lächeln, einem Kopfnicken und hin und wieder (was ihn am meisten störte) mit einem überwältigten Blick, als wäre er ein Superstar.

Er hatte es geschafft – vom Muggelgeborenen ohne jegliche Ahnung von Magie zu einem der angesehensten Auroren im englischen Ministerium.

„Kon!", rief jemand und Konstantin drehte sich um und er lächelte, als Kingsley Shacklebolt zu ihm kam – ebenfalls ein Auror, aber schon etwas länger tätig, als er. Kingsley besaß diese Ausstrahlung, die nur Leute wie er besaßen – etwas... einschüchterndes. Seine Haut war dunkel und er trug einen goldenen Ohrring und bunte Roben und stand damit ein wenig heraus – wie auch Konstantin. Kingsley war schnell ein enger Vertrauter von Konstantin während dessen Ausbildung geworden und selbst danach blieben die beiden in Kontakt – wie denn auch nicht, immerhin waren die beiden Auroren, die häufig gemeinsam zu Aufträgen gingen.

„Kingsley!", begrüßte Konstantin ihn mit einem Lächeln – es war ein hübsches Lächeln. Eines dieser Lächeln, bei dem Frauen kurz der Atem wegblieb (und vielleicht auch einigen Männern). Zusammen mit diesen blauen Augen und den längeren, goldenen Locken, die er noch immer etwas länger zusammengebunden trug und seiner selbstbewussten Haltung war er häufiger Gesprächsthema von jungen Frauen.

„Scrimgeour will mit dir sprechen", informierte Kingsley ihn und kurz verschwand Konstantins Lächeln. Er war gerade mit einem Auftrag beschäftigt, also rief der Leiter des Aurorenbüros ihn nicht, um ihn über einen Auftrag aufzuklären. Oder vielleicht tat er das doch, aber in diesem Fall wäre der Auftrag schwerwiegender, als sonst, sonst hätte er auch jeden anderen Auror einberufen können.

Konstantin konnte sich auch nicht daran erinnern, einen Fehler gemacht zu haben – er machte keine Fehler, also war er sich sicher, dass das auch nicht das Problem sein konnte.

„Ich werde sofort zu ihm gehen", versprach Kon, „Du weißt nicht zufällig, was er will?"

Kingsley zuckte mit den Schultern und ging wieder, während Konstantin ebenfalls umdrehte und zurück zum Büro des Leiters des Aurorenbüros ging.

Er klopfte höflich an der Tür, wartete einen kurzen Moment, bevor er eintrat. Das Büro sah anders aus, als das von anderen Leitern der verschiedenen Abteilungen im Ministerium.

In Scrimgeours Büro hingen an den Wänden Fahndungsfotos von verschiedenen Verbrechern, auf einer Tafel war mit einem roten Faden mehrere Hinweise verbunden, in den Schränken standen die Akten der aktuellsten Fälle und sie wechselten häufig – ein gutes Zeichen.

Scrimgeour selbst saß an seinem Schreibtisch und sah so aus wie immer. Konstantin kannte ihn schon lange und konnte sich nicht daran erinnern, dass er jemals anders ausgesehen hatte. Er hatte sich gar nicht verändert. Noch immer hatte er dieses Aussehen eines Löwen – gelb-braune Haare mit einigen grauen Strähnen, gelbliche Augen und diese Drahtbrille. Auch er besaß diese eine Aura – ein wenig einschüchternd, aber Konstantin wurde davon nicht eingeschüchtert.

„Sie haben nach mir gerufen, Sir?", fragte Konstantin, als er eintrat.

Scrimgeour sah auf. „Setzen Sie sich, Mr Gregorovich."

Kon tat, wie befohlen und setzte sich Scrimgeour gegenüber auf den Stuhl an den Schreibtisch.

Einen Moment musterte der Leiter des Aurorenbüros ihn nur eindringlich, aber Kon hielt dem Blick stand und ließ sich nicht einschüchtern – warum sollte er auch?

„Wo liegt ihre Loyalität?", fragte Scrimgeour ihn plötzlich überraschte Konstatin damit tatsächlich. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit dieser Frage.

Kurz war er still, bevor er vorsichtig meinte: „Ich denke, ich verstehe dir Frage nicht genau – wo sollte sie liegen, wenn nicht bei meinem Ministerium, Sir?"

„Gute Antwort", lobte Scrimgeour, aber Konstantin wusste, dass diese Frage nur die Einleitung zu einem anderen Thema gewesen war – er fragte sich, worauf sein Boss wirklich hinauswollte, aber die beiden Männer musterten sich nur gegenseitig.

„Wie wohl fühlen Sie sich in der Öffentlichkeit?"

„Wie bitte?", Konstantin konnte sich die überraschte Frage nicht verkneifen.

„Die Öffentlichkeit", wiederholte Scrimgeour, als wäre es eine alltägliche Frage, „Sie wissen schon – Zeitung, Fotos, Journalisten..."

„Um ehrlich zu sein, ich habe bisher noch nicht wirklich viel mit ihnen zu tun gehabt", gestand Konstantin, „Ich bin mir nicht sicher, worauf Sie hinauswollen, Sir. Hat es irgendwelche Probleme oder Beschwerden gegeben, denn das bezweifle ich und –"

„Sie sind selbstbewusst", unterbracht Scrimgeour ihn. Einen Moment überlegte Konstantin, ob das ein Kompliment gewesen war oder nicht. Bei Scrimgeour konnte man sich da nie wirklich sicher sein.

„Danke, Sir?", es klang ein wenig wie eine Frage, aber doch sagte Konstantin das mit Selbstbewusstsein – wenn sein Boss es schon angesprochen hatte, dann konnte er es auch durchziehen.

„Und beliebt. Leute mögen Sie. Sie scheinen diese Ausstrahlung zu haben", ab diesem Moment wusste Kon nicht mehr, ob sein Chef nur noch mit sich selbst laut sprach, oder noch immer mit ihm, denn Scrimgeour murmelte es nur.

„Danke, Sir."

„Worauf ich eigentlich hinauswill", Konstantin horchte auf – endlich, „Zaubereiminister Fudge hat mich gebeten, mich nach einer Leibwache umzusehen."

„Eine Leibwache? Für den Minister?", wiederholte Kon ein wenig verwirrt, „Hat es Drohungen gegeben? Ist er in unmittelbarer Gefahr?"

„Nein", widersprach Scrimgeour und verzog das Gesicht, als wäre er selbst nicht ganz so zufrieden mit dem, was er als nächstes sagte, „Der Minister empfindet es als notwendig, einen Auror an seiner Seite zu haben, wenn er das Ministerium verlässt. Es wäre also kein durchgehender Auftrag – eher ein Nebenauftrag, den Sie immer wieder ausführen würden, wenn der Minister es verlangt."

„Ich?"

„Natürlich würden Sie noch immer Aurorenjobs erledigen, aber Sie müssten jederzeit erreichbar sein, um dem Minister jederzeit zur Seite zu stehen", erklärte Scrimgeour weiter und achtete nicht auf das teils verwirrte teils überraschte Gesicht von Konstantin, „Was sagen Sie, Gregorovich? Fühlen Sie sich der Aufgabe gewachsen?"

Konstantin ließ es sich noch einmal durch den Kopf gehen. Es klang nach Abwechslung, ihn störte das Rampenlicht nicht, er würde bestimmt eine Menge interessante Personen treffen, wenn er den Minister begleitete. Natürlich müsste er dann immer erreichbar sein, aber das war er als Auror sowieso schon, außerdem hatte er nicht wirklich ein Privatleben außerhalb seines Berufs. Bill war in Ägypten und schrieben sich noch Briefe, Elizaveta arbeitete in St. Mungos und hatte ebenfalls kaum Zeit, seit sie ihre Karriere als aufstrebende Heilerin begonnen hatte und mitten in der Ausbildung steckte – er hatte sonst auch keine Freundin oder Familie, zu der er nach Hause müsste.

„Ich nehme an, Sir", versprach Konstantin, „Wann fange ich an?"

„Sofort."

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