138. Kapitel

Liza wehrte einen Zauber von einem maskierten Todesser ab und revanchierte sich mit einem Entwaffnungszauber, der aber wiederum von ihrem Gegner abgewehrt wurde. Zum Glück war da auch noch Molly, die ihren eigenen Gegner gerade mit einem wirklich gut gezielten Lähmzauber mehrere Meter nach hinten warf und nun Liza helfen konnte und zu zweit überwältigten sie ihn schnell und der Todesser fiel rückwärts durch ein Fenster.

„Nicht schlecht, Mum!", grinste George und wischte sich Schweißt von der Stirn. Es war so viel Staub und Dreck in der Luft, dass man schon langsam Schwierigkeiten mit dem Atmen bekam und Georges Gesicht war voller Dreck, aber trotzdem grinste er. Es sah nicht schlecht für sie aus – jedenfalls kam das Liza so vor.

Molly und Liza hatten zuvor zwar eine Leiche von einem jungen Mädchen in Sicherheit bringen müssen und sie hatten sich auch um ein paar Verletzte gekümmert, aber noch standen sie aufrecht und kämpften.

„Geht es euch beiden gut?", fragte Molly George und Liza besorgt.

„Klar doch, alles super", winkte George ab, „Wollen wir weiter, ich glaube da hinten –"

George wurde unterbrochen und zwar noch niemand anderen als Voldemort selbst, der wieder in ihren Köpfen zu ihnen sprach und Liza schlug instinktiv die Hände über die Ohren, aber sie konnte die Stimme nicht aussperren.

„Ihr habt gekämpft, heldenhaft gekämpft. Lord Voldemort weiß Tapferkeit zu schätzen. Doch ihr habt schwere Verluste erlitten. Wenn ihr mir weiterhin Widerstand leistet, werdet ihr alle sterben, einer nach dem anderen. Ich will nicht, dass dies geschieht. Jeder Tropfen magisches Blut, der vergossen wird, ist ein Verlust und eine Verschwendung. Lord Voldemort ist gnädig. Ich befehle meinen Streitkräften, sich sofort zurückzuziehen. Ihr habt eine Stunde. Schafft eure Toten mit Würde fort. Versorgt eure Verletzten. Harry Potter, ich spreche nun direkt zu dir. Du hast deine Freunde für dich sterben lassen, anstatt mir selbst entgegenzutreten. Ich werde eine Stunde lang im Verbotenen Wald warten. Wenn du nach Ablauf dieser Stunde nicht zu mir gekommen bist, dich nicht ergeben hast, dann beginnt die Schlacht von neuem. Diesmal werde ich selbst in den Kampf ziehen, Harry Potter, und ich werde dich finden, und ich werde jeden Einzelnen, ob Mann, Frau oder Kind, bestrafen, der versucht hat, dich vor mir zu verstecken. Eine Stunde!"

Voldemort verstummte wieder und Liza verzog das Gesicht, als sie die Hände von ihren Ohren nahm – es war ein seltsames Gefühl, jemanden in seinem Kopf sprechen zu hören.

„Gut, dass er uns verraten hat, wo er ist", spottete George und Liza sah in seinen Augen, dass ihm auch unwohl war, aber wie immer versuchte er es mit Witz zu überspielen, „Was denkt ihr, können wir alle zusammen die restlichen Todesser und Prinzesschen Nasenlos besiegen?"

„George!", tadelte Molly ihren Sohn erschrocken, „Spotte nicht über deinen Feind, sonst –"

„Liza!" Charlie hatte Liza endlich gefunden, nachdem er schon lange nach ihr um Schloss suchte und mit der Minute, die verging, war ihm unwohler geworden, aber nun hatte er sie endlich entdeckt.

„Charlie!", atmete Liza erleichtert aus – sie hatte sich schon Sorgen um ihn gemacht, nachdem sie ihn nicht gefunden hatte und sie umarmten sich, aber dann fiel Charlie wieder ein, warum er Liza überhaupt erst gesucht hatte und auch George.

„George! Liza! Mum!", er sah erschrocken zwischen den beiden hin und her, „Es sind... Fred und Kon... sie..."

Mehr musste er nicht sagen und George und Liza sahen sich erschrocken an, bevor sie zusammen in die Große Halle eilten.



Sie hatten Konstantin auf einem provisorischen Bett aus Decken und Polster gelegt, um es für ihn so bequem wie möglich zu machen.

Madam Pomfrey hatte schon nach ihm gesehen und während er noch bewusstlos gewesen war, verschiedene Tränke an ihm angewandt und mit Zauber und Sprechgesängen hatte sie verzweifelt versucht, die Vergiftung durch den Zauber in Griff zu bekommen, aber es war schon zu spät gewesen.

Keiner sprach es aus, aber jeder wusste es, der Konstantin gesehen hatte.

Hätte Konstantin die Wunde behandeln lassen, hätte er vielleicht eine Chance gehabt. Allein die Tatsache, dass er vielleicht den Arm verloren hätte, aber sein Leben hätte behalten können war unvorstellbar, aber als Madam Pomfrey endlich zu ihm kam, war das Gift schon zu ausgebreitet. Die grünlichen Narben erstreckten sich nun auch zu seinem Herzen, seinen Lungen, seinem Bauch und seinen Hals hinauf. Dünner Äderchen in Grün und Schwarz waren auch in seinem Gesicht zu sehen, wie hässliche, tödliche Spinnweben.

Madam Pomfrey hatte ihm Schmerzmittel gegeben, die die Schmerzen wenigstens ein bisschen erleichterten und sie hatte geschafft, dass die Vergiftung etwas zurückging und Konstantin war wieder aufgewacht, aber er war kaum bei Bewusstsein und es sah nicht gut für ihn aus.

Es sprach mehr als tausend Worte, als Madam Pomfrey Sirius eine Hand auf die Schulter gelegt, den Kopf geschüttelt hatte und sich um andere Patienten gekümmert hatte.

Sirius bemühte sich, nicht zu weinen, aber es fiel ihm schwer. Ein dicker Kloß hatte sich in seinem Hals gebildet und er redete kaum, aus Angst, er könnte doch noch weinen, aber Konstantin würde nicht wollen, dass er weinte.

Konstantin selbst war schwach. Sirius hatte ihn noch nie so müde und schwach gesehen, aber trotzdem schaffte er es irgendwie zu lächeln und Sirius' Hand zu halten, während das Leben ihn langsam und schmerzvoll verließ.

„Als du weg warst –", sagte Konstantin leise – seine Stimme war kaum mehr als ein gequältes Wispern.

„Sag nichts, Kon! Spare dir deine Kraft", bat Sirius ihn, obwohl er wusste, dass für Konstantin Gregorovich keine Hoffnung mehr bestand und vielleicht war das noch viel schlimmer, als ein plötzlicher Tod.

James und Lily waren von einem Tag auf den anderen Tag einfach fort gewesen. Sirius hatte ihnen nicht dabei zugesehen, wie sie litten oder ihren Todeskampf führten. Aber bei Konstantin war das anders.

Man konnte regelrecht beobachten, wie die Farbe aus seinem Gesicht wich, wie seine Haut kalt wurde und wie seine Augen an Glanz verloren. Sirius hatte nie gedacht, dass sterben so schrecklich sein konnte und er wünschte sich, es wäre schnell vorbei gewesen, wie bei Fred.

Stattdessen war Konstantin zu stur, um einfach zu sterben und zögerte das Unvermeidliche einfach nur hinaus.

„Nein", krächzte Konstantin schwach und hustete, „Nein... ich muss das jetzt sagen..."

Sirius sagte nichts dazu, drückte aber Konstantins kühle Hand, aber Konstantin machte keine Anstalten, dass er das spürte oder er war zu schwach, um diese Geste zurück zu geben.

„Als ich gedacht habe, dass du tot bist, Sirius, da habe ich selbst an den Tod gedacht. Es hat Tage gegeben, an denen ich einfach nur bei dir sein wollte und sterben wollte, aber ich habe weitergemacht", gestand Konstantin leise.

„Gut für dich", Sirius lachte trocken auf und wischte sich schnell eine Träne aus dem Augenwinkel, „Sonst hättest du wohl nicht bemerkt, dass ich eigentlich lebe."

„Ich wollte sterben, aber jetzt, wo es soweit ist, will ich es nicht mehr."

„Du wirst nicht sterben."

„Doch, das werde ich. Ich weiß es. Ich fühle es." Konstantin hustete und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Brust, aber er sprach weiter – leiser und schwächer. „Jetzt, wo ich weiß, dass ich sterben werde, habe ich Angst davor."

Sirius hielt Konstantins Hand. Er hielt sie ganz fest und hoffte, dass Konstantin den Druck, den er darauf ausübte zurückgeben würde, aber stattdessen fühlte er, wie Konstantin immer schwächer wurde und seine Haut immer kälter zu werden schien. Sirius wusste auch, dass Konstantin sterben würde. Das Gift hatte sich in seinem Körper verbreitet und es würde das Durchhaltevermögen eines Gregorovich' werden, das ihn letztendlich umbrachte. Sirius wusste es einfach. Er sah es in Konstantins Augen, die immer glasiger wurden und in seinem Blick – Konstantin hatte Angst und wollte nicht sterben.

„Es gibt keinen Grund, Angst zu haben", sagte Sirius sanft und bemühte sich, dass seine Stimme nicht zitterte, „Es gibt keinen Grund, sich vor dem Leben danach zu fürchten."

„Woher willst du das wissen?", keuchte Konstantin schwach und hustete wieder in den Ärmel seines zerrissenen, lapislazuliblauen Umhangs. Als er ihn wegnahm, klebte Blut daran und auch an seiner Lippe, aber Sirius sprach ihn nicht darauf an.

„Ich bin dort gewesen", erzählte Sirius, „Ich war im nächsten Leben – nur ganz kurz."

„Wie ist es dort?", fragte Konstantin, „Was erwartet mich?"

Sirius zögerte einen Moment lang. „Eine Wiese", wisperte Sirius mit Tränen in den Augen, „Eine weite, unendliche Wiese. Und dahinter – der Verbotene Wald. Meine Freunde haben dort auf mich gewartet und die Sonne war warm. Ich glaube, Vögel haben gezwitschert und in der Ferne – da war ein Meer."

„Der Verbotene Wald?", hinterfragte Konstantin und schwache Belustigung lag in seiner Stimme.

„Auf dich wartet vermutlich Arbeit", scherzte Sirius und eine Träne rann über seine Wange und tropfte auf Konstantins Umhang, „Unendliche Arbeit."

„Hört sich toll an."

„Aber es schien für einen Moment alles in Ordnung zu sein. Die dicke Luft ist verschwunden, die Dunkelheit wurde durch Licht ausgetauscht. Ich habe das Gefühl gehabt, als würde die Sonne dort nie untergehen. Alles, was schlecht war, ist mit einem Moment gut geworden."

„Warum bist du nicht geblieben?", fragte Konstantin.

Sirius war nicht geblieben, weil er zu Konstantin wollte. Weil er noch bereit für den Tod gewesen war. Weil er noch nicht bereit dazu gewesen war, das Leben zu verlassen.

Aber Konstantin war bereit dafür. Ihn sollte nichts hier halten. Das Leben war nicht immer gut zu ihm gewesen, das wusste Sirius. Er musste ihn gehen lassen.

Also beantwortete Sirius ihm die Frage nicht.

„Ich werde zu dir kommen, wenn meine Zeit gekommen ist", versprach Sirius stattdessen, „Du wartest einfach dort auf mich und wenn es Zeit für mich ist, komme ich zu dir. Dieses Mal werde ich derjenige sein, der dir folgen muss."

„Aber nicht zu früh, Sirius", bat Konstantin ihn, „Finde dein Leben hier – zu viele Jahre sind dir genommen worden. Folge mir erst, wenn das Schicksal dich zu mir bringt. Wenn der Tod an deiner Tür klopft –"

„– und ich ihm mit Freuden diese öffne", beendete Sirius den Satz für ihn, „Versprochen."

„Konstantin!", kreischte Liza, sobald sie ihn in der Großen Halle erblickte. Sie hatte sich so daran gewöhnt, nach goldenen Haaren Ausschau zu halten, dass sie ihn sofort und beinahe schon instinktiv fand. Charlie wollte sie zurückhalten, aber Liza tauchte einfach unter seinem Arm hindurch und rannte direkt an Konstantins Seite.

Sirius wich zurück, damit Liza Platz hatte und Liza warf sich auf den Boden und schlug sich dabei die Knie auf, aber in diesem Moment war ihr das egal.

„Kon! Ich bin hier! Ich bin da!", schluchzte Liza und hielt Konstantins Hand, aber ihr wurde übel, als sie spürte, wie kalt er schon war und wie schwach er aussah. Trotzdem schaffte Konstantin es, sie anzulächeln.

„Liza", wisperte er schwach, „Es tut mir so leid."

„Alles wird gut, ich kümmere mich jetzt um dich!", versprach Liza panisch und untersuchte seine Wunde und einen Moment lang wechselte sie in ihren Heiler-Modus und sie erkannte, dass es schon zu spät war, aber der irrationale Teil in ihr wollte das nicht glauben, „Keine Sorge, Kon, wir bringen dich schon noch auf die Beine. Wo ist Madam Pomfrey, wenn man sie braucht?"

„Ist schon in Ordnung, Lizzy", flüsterte Konstantin schwach, „Es ist in Ordnung!"

„Du bist so eine dämliche Baby-Robbe!", schluchzte Liza und Tränen verschwommen ihre Sicht, „Hör auf, das zu sagen! Wie ist das passiert, vielleicht gibt es einen Gegenzauber!"

„Leto Davies", brachte Konstantin heraus und Liza hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen.

„Wa-was?", stammelte sie und wischte sich Tränen aus den Augen, „Warum hast du nichts gesagt?"

„Wie oft haben sie uns schon gesagt, dass die Arbeit uns umbringen wird?", fragte Konstantin humorvoll, aber er klang so schwach, dass Liza nicht lachen konnte, „Scheint so, als hätten sie Recht gehabt... ich habe gedacht, ich könnte es aushalten, bis ich Zeit habe und jetzt habe ich gar keine Zeit mehr..."

„Hör auf zu reden, du Idiot", Tränen sammelten sich in Elizas Augen, als sie ihren Bruder untersuchte, aber sie sah selbst, dass er nicht viele Hoffnungen hatte. Magie konnte viel Heilen, aber es war ein Wunder, dass Konstantin noch bei Bewusstsein war. Er musste schreckliche Schmerzen leiden, aber er wollte noch ein letztes Mal mit seiner Schwester sprechen.

„Werden deine letzten Worte an mich etwa diese sein?", fragte Konstantin und versuchte zu lachen, aber stattdessen hüstelte er schwach.

„Natürlich nicht", schluchzte Liza, „Du wirst das überstehen."

„Du bist eine talentierte Heilerin, Liz – wir wissen beide, dass die Wunden nicht heilen", Konstantin holte pfeifend Luft.

Liza wusste darauf keine Antwort, sondern nahm nur seine eiskalte Hand in die ihre. Blut klebte an seinen Händen.

„Du bist unmöglich, du Baby-Robbe", schluchzte Liza und Tränen liefen ihr über die Wangen.

„Baby-Robbe", wiederholte Konstantin schwach lächelnd, „So hast du mich nicht mehr genannt, seit du elf gewesen bist."

„Weil ich dann verstanden habe, dass du kein Heuler bist", erklärte Liza traurig.

Konstantin lächelte und blickte in die Ferne.

„Weißt du noch", Konstantins Stimme wurde immer schwächer, „wie wir damals Leto Davies und ihre Handlanger in einem Duell besiegt haben?"

„Wie kann ich das vergessen?", lächelte Liza traurig, „Du solltest eigentlich nur mein Sekundant sein..."

„Wir sind schon ein gutes Team gewesen."

„Wir sind ein gutes Team", verbesserte Liza ihn. Konstantin antwortete ihr nicht, sondern hob nur zitternd die Hand für einen letzten Handschlag.

„Wir haben uns schon zu oft verabschiedet – es ist langsam Zeit gewesen, dass es das letzte Mal ist", brachte Konstantin leise heraus und Liza legte ihre Hand in die seine und einen Moment fühlten sie sich ruhig. Dann fiel Konstantins Hand auf den Boden und er schloss seine Augen.

„Kon?", fragte Liza und immer mehr Tränen benetzten ihre Wangen, „Konnie? Konstantin. Kon. Bleib bei mir, Kon. Komm schon. Geh nicht. Lass mich nicht allein. Halte durch! Verlass mich nicht! Lass mich nicht alleine zurück!"

Aber Konstantin antwortete und nicht alle wurden furchtbar still, als ihr schmerzerfüllter Schrei die Stille durchbrach.

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