135. Kapitel
„Ich hasse es, wenn es so still ist", gestand Konstantin ruhig.
Kingsley stand neben ihm und starrte ebenso angespannt mit dem Zauberstab in der Hand in die Dunkelheit. Die anderen aus ihrem Team hatten sich aufgeteilt und waren ebenfalls irgendwo in der Nähe der Brücke, die in Richtung Quidditchfeld führte, aber die Nacht hatte sie vollkommen verschluckt.
Konstantin wünschte sich den Kampf, einfach nur, damit diese erdrückende Stille und diese unerträgliche Anspannung verschwand.
In seinem Kopf zitierte er schon einen von Professor Binns alten Vorträgen in Geschichte der Zauberei (Internationales Statut zur Geheimhaltung) und zählte rückwärts von zweihundert hinunter, aber trotzdem war es um ihn herum noch zu leise und er hasste das.
Viel lieber hätte er es hinter sich gebracht und hätte sich direkt in den Kampf gestürzt.
Er hatte schon seit Monaten nicht mehr duelliert und seine Finger juckten geradezu, einen Abwehrzauber zu benutzen oder einen Lähmzauber gegen seinen Angreifer. Er sehnte sich so sehr nach dem Adrenalin eines Kampfes.
Es schlug Mitternacht und man konnte Voldemort viel vorwerfen, aber er war pünktlich.
Die Dunkelheit verhinderte, dass sie sie sofort sahen, aber Konstantin hörte Schritte und dann plötzlich Schreie von Links – sie kamen wohl von Dädalus Diggel oder einem der anderen Kinder, die in ihrer Einheit gewesen waren.
„Es hat begonnen", bemerkte Kingsley aufgeregt, „Kon, du bewachst die Brücke – ich helfe den anderen!"
Konstantin wollte noch widersprechen, dass er sich nur allzu gerne in die Schlacht gestürzt hätte, aber Kingsley war schon von der Dunkelheit verschluckt worden und Konstantin blieb nichts anderes übrig, als die Brücke selbst zu bewachen. Wie sehr wünschte er sich, jemand würde die Brücke betreten, aber so, wie er sein Glück kannte, würde das noch dauern. Er hielt diese Stille nicht mehr aus...
Liza balancierte mehrere Tränke in ihren Armen und hielt auch noch welche mit einem Zauber in der Luft. Sie half Madam Pomfrey dabei, den Krankenflügel für Verletzte vorzubereiten und Liza war froh, dass sie etwas zu tun hatte.
Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es wäre, einfach nur da draußen zu sein und darauf zu warten, dass die Angriffe begannen. Sie hatte es schon immer gehasst, ihre Zeit zu verschwenden und sie nutzte diese Ruhe vor dem Sturm viel lieber, um alles für den schlimmsten Fall vorzubereiten, als darüber nachzudenken, was der schlimmste Fall überhaupt war.
Immer wieder griff sie nach ihrem Verlobungsring an ihrem Ringfinger, der wohl auch ihr Hochzeitsring werden würde. Charlie hatte ihn ihr nach der Hochzeit noch einmal neu angesteckt und sie hatte dasselbe mit seinem gemacht. Es war nicht viel gewesen, aber es war trotzdem perfekt für Liza gewesen und sie wollte gar keine andere Hochzeit mehr haben.
Sie konnte noch immer nicht glauben, dass sie nun „Mrs Weasley" war, obwohl Charlie keine Möglichkeit ausgelassen hatte, sie so zu nennen und sie hatte es jedes Mal genossen. Sie hoffte nur, dass sie die Möglichkeit haben würde, sich anderen auch noch als „Mrs Weasley" vorzustellen.
„Liza!", rief Fleur sie zu sich und Lizas Schwägerin stand an einem der Fenster und starrte mit weit geöffneten Augen wie erstarrt nach draußen auf das Geländer und Liza zögerte nicht, zu ihr zu gehen.
Lichtblitze von Zauber waren in der Dunkelheit zu sehen – grüne, rote und welche in anderen Farben.
Es hatte begonnen.
„Madam Pomfrey, ich schließe mich den Kämpfern an!", rief sie der Schwester zu und sie klopfte Fleur noch einmal auf die Schulter, bevor sie die Tränke in ihren Armen abstellte und ihren Zauberstab ergriff.
Die Kämpfe hatten begonnen und Liza würde nicht nur daneben stehen und zusehen.
Fleur sah sie einen Moment lang erschrocken an. Sie hatte Angst, aber diese Angst wurde zu Entschlossenheit und Fleur nickte selbstsicher.
„Und isch folge dir!"
Konstantin seufzte.
Er hörte die Kämpfer und er sah die Zauber in der Dunkelheit, aber bei ihm war alles ruhig.
Er wollte sich den Kämpfern anschließen und ihnen helfen, aber Kingsley hatte ihm gesagt, dass er die Brücke bewachen sollte und tatsächlich konnte es sein, dass sich welche über sie aufs Geländer schlichen. Die Brücke war eine der Schwachstellen, wobei Hogwarts gleichzeitig viele und gar keine Schwachstellen hatte.
Konstantin und das Rudel hatten bewiesen, dass es gar nicht so schwer war, sich ins Schloss zu schleichen und obwohl Konstantin und Liza dabei in Hogwarts beinahe gestorben waren und Tia, Sirius und Agnes im Schloss beinahe gestorben waren, so war es ihnen doch gelungen, die Leute vom Widerstand einzuschleusen.
Gleichzeitig war Hogwarts aber ein altes Schloss und die waren teilweise so erbaut worden, dass sie Angriffe standhalten sollten. Die Mauern waren dick und stabil und es brauchte bestimmt mächtige Zauber, um diese einzureißen. Konstantin hatte aber gehört, dass es Agnes gelungen war, eine Decke einzureißen, also war das Schloss wohl auch nicht unverwundbar.
Die scheinbar unendlichen Geheimgänge auf das Gelände und auch nach Hogsmeade boten viele Angriffsflächen und die vielen Stockwerke mit den Treppenabsätzen, die sich bewegten, waren unübersichtlich.
Zusammengefasst: Konstantin fand es schrecklich, dass in Hogwarts eine Schlacht stattfand und es war noch schlimmer, als im Ministerium (dort hätten sie wenigstens nur den Aufzug bewachen müssen), aber sie mussten eben mit dem arbeiten, das sie hatten.
Da hörte Konstantin plötzlich Schritte auf Holz. Jemand war auf der Brücke und obwohl sie versuchten, leise zu sein, so hatte Konstantin sie doch gehört und er hob seinen Zauberstab und lauschte in die Dunkelheit.
Die Schritte kamen näher und Konstantin war sich nicht ganz sicher, ob das Freunde oder Feinde waren, aber sie befanden sich im Krieg, also musste er wohl oder übel das Risiko eingehen.
Er schloss einen Moment lang die Augen und lauschte, woher die Schritte genau kamen, aber die Brücke war nicht sonderlich breit. Die Chance, dass er denjenigen, der sich anschlich traf, war ziemlich hoch.
Der Nachteil war nur, dass sich da offenbar nicht nur eine Person näherte.
Konstantin wünschte sich, Tia (oder, wenn es sein muss, auch Agnes) wären hier, die beiden hatten ein besseres Gehör, als er und er konnte nicht genau sagen, wie viele Menschen sich näherten und deswegen wusste er auch nicht, ob es weise war, sich zu zeigen. Tia (oder, wenn es sein muss, auch Agnes) hätten auch riechen können, ob es Angreifer waren oder Freunde.
Konstantin hatte sich mittlerweile schon so an das Rudel und dessen Vorteile gewöhnt, dass ihm jetzt nur noch Pläne einfielen, die mit deren Stärken zu tun hatten. Sirius hätte sich zum Beispiel auch in einen schwarzen Hund verwandeln und die Sache auskundschaften können. Mit seinem schwarzen Fell wäre er wohl in der Dunkelheit unsichtbar gewesen.
Nachdem Konstantin aber alleine war (und er zum Teil auch die Gefahr brauchte), entscheid er sich wohl für einen ziemlich leichtsinnigen und dämlichen Plan und schoss einfach blind einen Lähmzauber in die Dunkelheit.
Zu seiner Überraschung traf der Zauber tatsächlich jemanden und er hörte einen Menschen aufkeuchen und auf die hölzerne Brücke fallen – jetzt wäre nur noch praktisch zu wissen, ob es Freunde oder Feinde waren.
Konstantin wollte aber seine Position nicht riskieren, um nachzusehen, aber das war auch gar nicht nötig.
„Da ist jemand! Verdammt! Ich habe gedacht, sie wären alle weg!", fluchte jemand der Feinde. Konstantin wusste jetzt, dass es Angreifer waren, immerhin kannte er die Stimme und diejenige, die gesprochen hatte, war ganz sicher ein Feind. Leto Davies.
Konstantin wollte jetzt nicht so kindisch behaupten, dass sie die Erzfeindin der (ehemaligen) Gregorovich-Geschwister war (Liza, du Weasley-Verräterin), aber ihm fiel kein besseres Wort dafür ein, außer ein paar Schimpfwörter, die zwar Leto Davies sehr gut beschrieben hätten, aber nicht ihre Beziehung zu Konstantin und Liza.
„Tja", sagte Konstantin locker, „Falsch gedacht!"
„Avada Kadavra!"
Zugegeben, der Zauber schoss ziemlich knapp an Konstantin vorbei für das, dass auch Leto in die Dunkelheit gezielt hatte, aber das durfte Konstantin sich natürlich nicht anmerken lassen.
„Uhh! Du hast mich getroffen!", rief er dramatisch, „Nur Spaß – sonst wäre ist ja tot. Ha!"
„Das war das Ziel!", zischte Leto, „Lumos!"
Es wurden drei Todesser erhellt und sie alle trugen Masken, aber Konstantin erkannte Leto, nachdem sie einen erhellten Zauberstab in der Hand hielt.
Konstantin kreischte wie ein Mädchen auf und die Todesser zuckten tatsächlich erschrocken zusammen. „Ahhh! Ihr seid so hässlich!", kreischte Konstantin und Leto knurrte schon beinahe animalisch.
„Ich will dich schon lange umbringen, Gregorovich", drohte sie, „Schon seit Hogwarts! Endlich habe ich die Chance dazu!"
„Dafür muss du mich wohl erst einmal –", Leto schoss einen stummen Zauber auf ihn und Konstantin mussten tatsächlich zur Seite ausweichen, damit er nicht getroffen wurde, „Hey! Ich rede hier gerade mit dir!"
„Und du hörst auch nie auf zu reden, Schlammblut!", zischte Leto, „Ich mach dich fertig!"
„Davies, ich habe kaum drei Stunden geschlafen", gestand Konstantin grinsend, „Ich bin schon ziemlich fertig!"
Leto kreischte auf. Konstantin hatte sie wohl verärgert.
Liza übersah die letzte Stufe und fiel die Länge nach auf den Boden.
Stöhnend blieb sie einen Moment länger einfach liegen und fragte sich, warum sie nicht schon längst wegen einem solchen Unfall gestorben war. Jeden Tag fielen Menschen über Treppen und brachen sich ihr Genick oder etwas ähnliches, aber Liza hatte bisher schon jeden Sturz überlebt.
Sie sah im Augenwinkel Bewegung und ein Todesser mit Maske und Todesser-Mantel kam um die Ecke.
Liza zögerte nicht lange, sondern richtete ihren Zauberstab auf ihn. „Stupor", stöhnte sie und der Zauber traf den Todesser und er fiel ebenfalls bewusstlos auf den Boden.
Liza blieb noch drei Sekunden länger liegen, bevor sie sich aufrappelte und zum Todesser ging.
Sie wollte ihm in die Rippen treten, stolperte dabei über ihn und fiel wieder auf den Boden.
Sie stöhnte genervt, kam dieses Mal schneller auf die Beine und erkannte erleichtert, dass sie sich ihr linkes Handgelenk nur verstaucht hatte – auf jeden Fall konnte sie ihre Hand noch bewegen und es tat zwar weh, aber nicht so weh, wie ein Bruch.
Sie musste Konstantin suchen – wo hatte er gesagt ging er hin?
Mit Kingsley bei der Brücke – jetzt wusste sie es wieder.
Sie ging den Gang entlang, den der Todesser gekommen war und entdeckte ein zerbrochenes Fenster, durch das er wohl gekommen war.
Liza brauchte nur einen Moment, um auf die dümmste Idee seit zwei Minuten zu kommen und sie kletterte einfach durch das Fenster und stand nun draußen auf einem Fensterbrett mit Sicht auf das Hogwarts-Gelände.
Liza mochte Höhen nicht sonderlich gerne und sie erinnerte sich an ihren ersten Besenflug zurück – das war ein Chaos gewesen.
Aber jetzt war sie schon draußen, jetzt konnte sie es auch durchziehen.
Es waren nur sieben Stockwerke – kein Problem!
Liza sprang und einen Moment lang genoss sie den Fall tatsächlich, bevor ihr einfiel, dass sie diesen auch irgendwie abbremsen musste.
„Arresto Momentum!", schrie sie im letzten Moment und sie bleib nur Zentimeter über dem Gras stehen, bevor sie die letzten Zentimeter ebenfalls hinunterfiel und mit dem Gesicht voraus auf dem Boden landete.
Sie stöhnte wieder und fragte sich, ob sie nicht einfach so tun konnte, als wäre sie schon tot, damit sie noch etwas länger liegenbleiben konnte, aber dann erinnerte sie sich daran, dass Konstantin ohne sie sterben würde (so leichtsinnig wie er war) und deswegen kämpfte sie sich wieder auf die Beine und stolperte in Richtung Brücke.
Grüne, rote und andersfarbige Lichter erhellten hin und wieder die Kämpfenden in der absoluten Dunkelheit und dort, direkt bei der Brücke entdeckte sie ihn.
Er kämpfte im Moment gegen drei Todesser gleichzeitig und es sah nicht gut für ihn aus, aber nun waren sie zu zweit und sie hatten schon mehr zusammen erlebt, als drei Todesser.
Ein Kinderspiel.
Liza griff ihren Zauberstab fester und rannte etwas schneller zu ihrem Bruder.
Sie musste Konstantin zur Seite stehen und sie würden Seite an Seite kämpfen, wie sie es schon immer getan hatten.
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