13. Kapitel

„Da ist Lizzy!", rief jemand quer über den Bahnsteig und Eliza begann breit zu grinsen, als auch schon zwei rothaarige Jungen auf sie zu rannten, dicht gefolgt von einem etwas älteren, ebenfalls rothaarigen Charlie, der sich bemühte, seine beiden Brüder einzuholen, aber es gelang ihm natürlich nicht – es war unmöglich Fred und George aufzuhalten, sobald sie einmal losgerannt waren.

Liza stellte ihre Taschen ab, bevor sie ihre Arme ausbreitete und auf den Aufprall wartete, der kurz darauf kam, als die Zwillinge in die hineinrannten und sie beinahe umrissen, aber Liza konnte gerade noch so auf den Beinen bleiben.

„Hui, ihr habt mich aber vermisst", kicherte sie, als die beiden Jungen sie fest umarmten. Mittlerweile waren Fred und George schon zehn, nächstes Jahr würden sie das erste Mal nach Hogwarts fahren, während auch Charlie und Eliza älter geworden waren. Das fünfte Jahr stand ihnen bevor und damit auch die ZAGs, die sie dieses Jahr schreiben würden.

Die erste Hürde, die zwischen Eliza und ihrem Traumberuf als Heilerin stand, aber sie sah dem allem entspannt entgegen – sie wusste, dass sie eventuell mit ein wenig Lernen die Prüfungen bestehen würde.

„Warum bist du diesen Sommer nicht zu uns gekommen?", fragte Fred (Eliza glaubte, dass es Fred war).

„Du bist bis jetzt immer bei uns gewesen!" fügte George (zu ungefähr 56% war es wirklich George) mit einem anklagenden Blick hinzu.

„Mindestens für ein paar Tage vor dem neuen Schuljahr!", bemerkte Fred (wahrscheinlich Fred).

„Dieses Jahr habe ich leider keine Zeit gehabt", Eliza sah die beiden entschuldigend an und schob sie ein wenig von sich weg, aber noch immer hielten sie ihre Hände, „Ich habe Familie besucht – die ganzen Ferien über."

„Ist Charlie etwa keine Familie?", fragte Fred (oder auch George?) und Charlie hatte sich einen guten Moment ausgesucht, um hinzu zu kommen. Als er das hörte, wurde er knallrot und hüstelte, aber Eliza lächelte.

„Ich sehe Charlie das ganze Jahr", sagte Eliza lachend.

„Aber unsnicht!", erinnerte sie George (oder Fred? Eliza wusste es nicht) und ließ ihre Hand los, um seine Hände in die Hüften zu stemmen. Sein Zwilling ahmte ihn nach und nun standen zwei putzige, leicht verärgert aussehende Jungen vor Eliza, die sich bemühte nicht zu kichern.

„Kommt, lasst Liza in Ruhe", rettete Charlie sie endlich und nahm ihre Hand, um sie an den Zwillingen vorbei zu ziehen, „Tonks wartet schon im Zug – sie besetzt einen Platz für uns."

„Aber zuerst begrüßt Liza alle", verlangte auch Mrs Weasley, die wie auch ihre beiden jüngeren Söhne davor die Hände in die Hüften gestemmt hatte, aber um einiges liebevoller aussah.

„Hallo, Mrs Weasley!", lächelte Eliza und hielt ihre Hand hin, wurde aber im nächsten Moment in eine Umarmung gezogen, „Ist das etwa ein Vertrauenssschülerabzeichen?"

„Vertrauensschüler? Eliza? Wirklich?", fragte Bill ungläubig, aber Charlie grinste breit, als er sein eigenes Abzeichen stolz präsentierte.

„Ich bin auch Vertrauensschüler!", rief er laut und grinste breit.

„Liza und Vertrauensschüler", schnaubte Bill fassungslos, „Die stellen ja mittlerweile wirklich jeden ein."

„Wäre dir Tonks lieber gewesen?", fragte Liza mit einer hochgezogenen Augenbraue. Darauf wusste Bill keine Antwort.

„Wie waren deine Ferien, Liebes? Wir haben dich dieses Jahr vermisst", bemerkte auch Mrs Weasley, als sie das Mädchen noch in einer Umarmung gefangen hatte, aber es war eine angenehme Umarmung, keine gezwungene, seltsame.

„Aufregend", gestand Liza, „Aber auch anstrengend. Wir sind wirklich dauerhaft unterwegs gewesen, aber ich wette, für Konnie war es noch anstrengender!"

„Das kannst du laut sagen!", rief Konstantin, der sich gerade mit Bill unterhielt, „Entweder man spricht mit Russen, die kein Wort Englisch können oder mit Amerikanern – und das kann man auch nicht wirklich als Englisch bezeichnen! Warum können sie nicht einfach normal sprechen?"

Eliza kicherte und schüttelte den Kopf.

„Wo sind denn Iwana und Noah? Haben sie euch dieses Jahr gar nicht begleitet?", fragte Bill und sah sich um, um eventuell die Eltern der beiden Geschwister doch noch zu sehen.

„Die sind noch eine Woche in Florida", bemerkte Konstantin, „Zum Glück kann ich jetzt Apparieren!"

„Er sagt, dass er Apparieren kann, aber vertraut mir – das kann er nicht", versprach Eliza ihnen ernst.

„Du magst doch das Gefühl generell nicht – das hat nichts mit mir zu tun!", beschwerte sich Konstantin sofort.

„Vielleicht hast du da ja auch Recht, aber vielleicht solltest du auch mit dem Stück von meinem Arm reden, das du irgendwo auf dem Weg verloren hast, vielleicht hat das eine andere Meinung!"

„Das war das erste Mal, dass ich Seit-an-Seit appariert habe! Sei froh, dass es nur ein kleines Stück war!"

„Es war riesig! Wenn ich nicht zufällig Diptam-Essenz dabeigehabt hätte, dann wäre ich vielleicht verblutet!"

„Du übertreibst!"

„Okay, ich denke, wir haben es verstanden", Bill trat dazwischen und schob Konstantin ein wenig hinter sich, um als Barriere zwischen ihm und Liza zu dienen.

„Schade", seufzte Fred (oder George?).

„Es ist gerade spannend geworden", grinste George (vielleicht auch Fred).

„Charles, warum bringst du nicht Elizas Gepäck in den Zug, ich habe noch ein Wort mit ihr zu sprechen", fragte Mrs Weasley freundlich, aber an ihrem Ton hörte man heraus, dass es mehr ein Befehl war, als eine Bitte.

Charlie und Eliza tauschten verwirrte Blicke aus, aber Liza zuckte mit den Schultern und Charlie befolgte die Anweisungen seiner Mutter mit einem letzten Lächeln zu Eliza.

Mrs Weasley zog Liza in der Zwischenzeit ein wenig zur Seite, damit niemand mithören konnte und lächelte sie freundlich an, legte aber auch ihre Hände auf die Schultern des Mädchens.

„Liza, mach dir keine Sorgen, du steckst nicht in Schwierigkeiten", versicherte Mrs Weasley ihr.

„Das beruhigt mich", lachte Liza auf, „Diese Worte beruhigen mich wirklich!" Der Sarkasmus in ihrer Stimme war gut herauszuhören, aber wenn Mrs Weasley ihn bemerkte, ignorierte sie es.

„Es geht um Charlie", begann seine Mutter, „Er hat sich diesen Sommer seltsam benommen und denke nicht, ich kenne diesen Blick nicht. In diesem Fall ist er seinem Vater wohl sehr ähnlich – sie haben dann denselben Gesichtsausdruck."

„Mrs Weasley, ich bin mir nicht sicher, worauf sie hinauswollen", gab Eliza ehrlich zu, „Was ist mit Charlie?"

„Ich glaube, er ist verliebt."

Eliza verschluckte sich und begann zu husten, aber sie hatte sich schon bald darauf wieder beruhigt und keuchte: „Wirklich?"

„Oh, ja", Mrs Weasley nickte, „Ich weiß so etwas – ich bin seine Mutter. Ich habe schon mit Bill gesprochen, aber er weiß nicht, in wen. Charlie hängt doch nicht mit so vielen Leuten ab, oder? Nur du und Tonks. Bill hat erzählt, dass er schon beliebt ist, aber er hat nicht wirklich mit vielen Leuten Kontakt, aber da habe ich mir gedacht, vielleicht weißt duwer es sein könnte?"

„Oh, ja", Eliza nickte, „Ich weiß es."

Mrs Weasley riss überrascht die Augen auf und trat noch einen Schritt näher.

„Wirklich?", fragte sie, „Kannst... kannst du es mir sagen oder ist das zu privat?"

„Oh, nein", versicherte Eliza ihr schnell, „Eigentlich haben wir nie ein Geheimnis daraus gemacht – bestimmt hätte Charlie es Ihnen auch gesagt, wenn Sie ihn gefragt hätten. Immerhin sind wir schon seit beinahe fünf Jahren zusammen."

„Was?"

„Das wissen Sie noch nicht? Charlie und ich sind eigentlich schon seit unserem ersten Jahr in Hogwarts ein Paar – ziemlich fixe Sache", erzählte Eliza, aber Mrs Weasley seufzte.

„Ich verstehe – du willst es mir also auch nicht sagen", murmelte sie, „Das verstehe ich – ich hätte meinen Eltern auch nie verraten, in wen ich verliebt war."

„Was?", dieses Mal war es Eliza, die verwirrt war, aber in diesem Moment ertönte der Warnpfiff.

„Beeil dich besser, sonst fährt er ohne dich ab", rief Mrs Weasley und schubste Eliza in Richtung Zug, „Und habt noch ein schönes Jahr! Wir sehen uns im Winter!"

„Natürlich, Mrs Weasley!", versprach Eliza und rannte zum Zug. Charlie hielt ihr die Tür auf und hielt ihr eine Hand hin, die sie ergriff. Er half ihr schnell in den Zug und sie winkten noch Charlies Familie.

Als der Zug losfuhr, gab Eliza ihm einen kurzen Kuss – etwas, das unter den beiden schon Alltag geworden war, während sie im ersten Jahr noch angeekelt voneinander weggesprungen waren und sich danach stundenlang den Mund ausgewaschen hatten, rissen sie sich nun zusammen.

„Was wollte sie von dir?", fragte Charlie grinsend.

„Oh, es ist ein interessantes Gespräch mit deiner Mutter gewesen", gestand Eliza, als die beiden mit ihrem Gepäck den Gang des Zuges hinuntergingen, „Sie hat mich gefragt, in wen du verliebt bist?"

Charlie blieb mitten im Weg stehen und Eliza bemerkte es erst, als sie schon ein paar Meter weitergegangen war.

„Wirklich?", Charlie grinste, „Was hast du gesagt?"

„Die Wahrheit natürlich", kicherte Liza, „Ob sie mir geglaubt hat ist eine andere Frage."

„Das wird immer besser und besser", lachte Charlie laut, „Bill hat mich auch schon gefragt – kein Wort hat er mir geglaubt."

Sie kamen zu dem Abteil, in dem Tonks schon saß und Charlie hielt Liza die Tür auf, als sie eintraten.

„Marta!", rief Tonks, sprang von ihrem Sitz auf, um ihre erste Freundin in Hogwarts entgegenzukommen und sie wild zu umarmen.

„Tonks!", rief auch Liza und umarmte sie zurück, „Ich habe dich so vermisst!"

„Was sollen wir sagen? Den ganzen Sommer über keine Briefe, keine Nachrichten –"

„Ich hab euch doch gewarnt, dass ich keine Eulen schicken kann, wenn ich bei meiner Muggel-Familie bin", verteidigte sich Eliza.

„Apropos Eule", nutze Charlie die Gelegenheit, um einen Käfig hervorzuholen.

„Mein Baby!", rief Liza und öffnete sofort die Käfigtür. Heraus schwebte eine kleine Eule, die sich sofort auf Lizas Schulter setzte und liebevoll an ihrem Ohr knabberte. Er war größer und älter geworden, wie auch seine „Eltern" – Pictor war vielleicht nicht mehr das hilflose Vogelbaby von damals, aber er bliebt Elizas Liebling.

„Noch immer bin ich mir nicht sicher, wen sie lieber mag – uns oder die Eule", schnaubte Tonks, aber auch sie lächelte.

„Ich glaube, er hat dich auch vermisst. Jedenfalls hat er mich immer gepickt, wenn ich ihn mit einem Brief weggeschickt habe und dieser nicht für dich war."

„Ich habe dich auch vermisst, Pictor", Eliza streichelte sanft seine Federn.

„Was hast du jetzt die ganzen Ferien über gemacht? Spann uns nicht länger auf die Folter!", verlangte Tonks.

„Na gut, rück zusammen und lauscht Oma Lizas Geschichten von damals", lächelte Eliza.

„Du meinst wohl Oma Marta", verbesserte Tonks sie, „Und so alt sind wir jetzt auch wieder nicht!"

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top